Was in den Tabellen des Grunddurchgangs auffällt

Blau-Weiß Linz oben, der LASK unten: Mit diesem Ausgang des Grunddurchgangs war vor dieser Bundesliga-Saison nicht zu rechnen. Davon abgesehen gibt es bei der Verteilung, wer in der Meister- und wer in der Qualifikationsrunde die letzten zehn Saisonspiele absolviert, keine große Überraschungen.

Nur: Wie war der Weg dorthin?

Riesentöter und Eurofighter-Schreck Blau-Weiß

Mit einem 4:1 über Hartberg hat Blau-Weiß Linz in der letzten Runde doch noch den zeitgleich bei Tabellenführer Sturm Graz unterlegenen großen Stadtrivalen überholt und damit aus den Top-6 geboxt. Basis dafür waren vier Punkte aus den beiden Derbies (ein 1:0 im Donaupark und ein 0:0 auf der Gugl) und die Stärke gegen die Starken.

In den Spielen der Top-6 untereinander hat nur Salzburg eine noch bessere Bilanz als die Koksstierler. Es gab zwei Siege gegen Rapid, dazu Erfolge gegen Salzburg und die Austria plus ein 2:1 beim WAC.

Und, besonders lustiges Detail: Blau-Weiß hat viermal gegen Mannschaften gespielt, die wenige Tage zuvor Europacup gespielt haben. Bilanz: 4 Spiele, 4 Siege, 7:0 Tore.

Dafür hat Blau-Weiß die schlechteste Bilanz gegen jene sechs Teams, gegen die man (von einem etwaigen Europacup-Playoff abgesehen) nicht mehr ran muss. Ein gutes Omen? Abwarten. In erster Linie bedeutet der Einzug in die Meistergruppe, dass das blau-weiße Saisonziel namens Klassenerhalt schon Mitte März eingesackt ist.

Sturm Graz, ein Flat Track Bully?

Auffällig ist ebenso, dass Sturm Graz gegen die „Kleinen“ 34 von 36 möglichen Punkten geholt hat – wenn der Meister Mitte November nicht in Altach noch in der 88. Minute den 1:1-Ausgleich gefangen hätte, wäre es sogar eine perfekte Bilanz gewesen. Die andere Seite der Medaille: Es gab neben der 5:0-Gala gegen Salzburg nur zwei weitere Siege gegen die Meisterrunden-Teams – beide gegen Blau-Weiß.

Zweimal 2:2 gegen die Austria, 1:3 in Salzburg, 0:1 und 1:1 gegen Rapid und, besonders unangenehm, zwei 0:3-Ohrfeigen gegen den WAC. Sturm trat bisher also eher als Flat Track Bully auf: Erbarmungslos gegen die Schwachen, meist zahnlos gegen stärkere Kontrahenten. Da gibt es Nachholbedarf, will man den Meistertitel verteidigen.

Die Säumel-Tabelle

Sturm ist mühsam aus der Winterpause gekommen, hat nur eines der ersten vier Liga-Spiele gewonnen und ist im Cup ausgeschieden. In der Tabelle, seit Jürgen Säumel den von Andi Schicker zu Hoffenheim abgeworbenen Christian Ilzer als Trainer ersetzt hat, ist Sturm „nur“ Vierter – wobei Salzburg beide in dieser Zeit ausgetragenen Nachtragsspiele gewonnen hat.

Dennoch, die Austria ist bisher mit der wesentlich stabileren Form im neuen Kalenderjahr unterwegs.

Rapid ohne Burgstaller?

Der Vorfall um Guido Burgstaller im Dezember ist vor allem menschlich ein Wahnsinn, gottlob befindet sich der Ex-Teamkicker auf dem Weg der gesundheitlichen Genesung und der Plan ist, dass er sogar in der aktuellen Saison noch ein paar Minuten Bundesliga bekommen will.

Auffällig ist, dass es bei Rapid seither so richtig bescheiden läuft. In den sechs Spieltagen seit der Winterpause haben nur der GAK (4) und Wattens (3) weniger Punkte als die Hütteldorfer (6) geholt, die einen starken Herbst gespielt und als Dritter überwintert haben. Rapid musste bis somit zum letzten Spiel – einem letztlich völlig ungefährdeten 3:0 gegen den GAK – um die Teilnahme an der Meistergruppe zittern.

Der LASK hat’s im August verloren – und im Derby

Rückblende: Der LASK hat nicht nur das Europa-League-Playoff gegen FCSB Bukarest versemmelt, sondern auch vier der ersten fünf Bundesliga-Spiele verloren. Thomas Darazs, der im Frühjahr eine entgleisende Saison gerettet hat und mit dem Weitermachen belohnt wurde, musste doch seinen Trainersessel räumen. Der Rückstand auf Platz sechs betrug nur vier Punkte, als Markus Schopp seinen fliegenden Wechsel von Hartberg nach Linz vollzog.

Und doch hatte der LASK im Nachhinein betrachtet schon hier den vorentscheidenden Boden im Kampf um die letztlich verpassten Top-6 verloren.

Die Tabelle, seit Markus Schopp LASK-Trainer ist

Denn auch wenn der LASK-Kader immer noch nicht zusammen passt und viele Spiele vor allem gegen spielerisch limitierte Teams, die den LASK zum Aufbau zwangen, kaum anzusehen waren: Rechnet man die ersten fünf Spieltage weg, wäre der LASK zwar immer noch kein echtes Spitzenteam, die Meisterrunde wäre aber souverän erreicht worden.

Hinzu kommt: Ja, die Linzer haben Salzburg im Cup eliminiert haben und auch in der Liga besiegt, zudem gab es zuletzt einen Heimsieg gegen Rapid. Ansonsten war gegen die Top-6 aber nicht viel zu holen – sechs Pleiten in sechs Spielen gegen Sturm, die Austria und den WAC. Schmerzhaft (und mit-entscheidend) waren aber vor allem die Duelle gegen Blau-Weiß.

Um das Playoff und gegen den Abstieg

Der LASK hat selbstredend dennoch die besten Karten, wenn es um den Sieg in der Qualifikationsgruppe geht – zwei Punkte plus Vorreihungs-Sternchen Vorsprung gegenüber Hartberg, dazu die mit Abstand beste Bilanz gegen die Konkurrenten.

Die Qualifikationsrunde als Ganzes und vor allem der Kampf gegen den Abstieg verspricht ein Hauen und Stechen zu werden, bei dem spielerisch nicht viel los ist. Logisch, Abstiegskampf ist kein Nährboden für Schönspielerei. Erstaunlich ist aber, dass in den Duellen untereinander ausschließlich Hartberg daheim mehr Punkte einfahren konnte als auswärts. Dabei ist Hartberg auswärts in diesen Partien ungeschlagen. Dass sich der LASK und Hartberg die beiden ersten Plätze untereinander ausmachen, darf man als gesetzt betrachten.

Altach und der GAK gehen punktgleich am Tabellenende in die entscheidende Phase, auch Wattens (seit sieben Spielen ohne Sieg) und Klagenfurt (nur eines der letzten zehn Spiele gewonnen) kommen nicht gerade aus einer Position der Stärke daher.

Die Zuschauer

Vergleicht man die Zuschauerzahlen mit dem Grunddurchgang der letzten Saison, so steht ein Schnitt von knapp 8.200 Zuschauern zu Buche, was gegenüber dem Grunddurchgang 2023/24 ein kleines Plus von zwei Prozent darstellt. Das meiste dieses Gewinns ist der Unterschied zwischen Lustenau (3.900 letzte Saison) und dem GAK (6.600 in der laufenden Spielzeit).

Ansonsten wird das satte Minus bei Salzburg von den moderaten Zuwächsen der anderen vier Großklubs aufgefangen, die Swings bei den kleineren Teams fallen nicht so massiv ins Gewicht: Altach geht diesbezüglich das Derby gegen Lustenau ab, Klagenfurt die Ergebnisse und Wattens hat zwar ein paar hundert Leute mehr als letztes Jahr – aber der exakte Schnitt (2.277) ist geringer als jener von Wacker Innsbruck (2.312) im selben Stadion, aber in der vierten Liga.

Mit den rund 8.200 Zusehern liegt Österreich im Ranking der höchsten europäischen Ligen auf Platz 16 und insgesamt auf Platz 22 (die zweiten Ligen von Deutschland, England, Frankreich und knapp Italien sowie die dritten Ligen von Deutschland und England haben auch noch mehr). Im österreichischen Kontext bedeutet das den Weg zum höchsten Zuseherschnitt seit der Saison 2008/09 – damals gab es auch nur zehn Klubs und entsprechend zwei Vereine weniger, die im unteren Besucherbereich anzusiedeln sind.

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.