Kroatien, Vize-Weltmeister von 2018 und WM-Dritte von 2022 – weg. Zwei Viertelfinalisten der WM 2021, Tschechien und die Ukraine – weg. Serbien, Junioren-Weltmeister von 2015 – weg. Ungarn, bei der letzten Nations League beinahe Gruppensieger gegen Italien, Deutschland und England – weg. Sieben der acht Länder, deren Teams die EM-Vorrunde nicht überstanden haben, werden geographisch und/oder politisch Osteuropa zugeordnet.
Wie ist aus ihrer Sicht die EM 2024 zu bilanzieren? Hier Teil 1 unseres gewohnten Turnier-Roundups.
Kroatien: Diesmal Weg verbaut statt Weg gefunden
Die beiden Gegentore in der Nachspielzeit gegen Albanien und Italien haben den Kroaten insgesamt vier Punkte gekostet, ohne die sie locker Gruppenzweiter geworden wären. War es also Pech beim ersten kroatischen Vorrunden-Aus seit zehn Jahren, der WM in Brasilien? Ja, auch. Aber nicht nur.
Ein druckvolles Pressing-Spiel mit hoher Linie geht sich mit dem Personal in der Abwehr, vor allem dem nicht sonderlich schnellen Marin Pongračić, nicht aus – und wohl auch nicht mit dem zunehmend betagten Personal im Mittelfeld. Damit sind die Kroaten darauf angewiesen, selbst zu gestalten. Das gilt vor allem, wenn die Gegner (wie bei dieser EM) sie das lassen, dabei ist der Dreieraufbau mit den Innenverteidigern plus Brozović oder Stanišić aber zuweilen zu verwundbar. Sie haben aber auch keine Nummer neun von echtem internationalem Format, der sich mit seiner Klasse gegen eine vielbeinige Abwehr auf engem Raum durchsetzen könnte.
Die Spanier haben die Kroaten nach dem 1:0 hoch angelaufen, sind aber nicht auf Ballgewinne gegangen, sondern haben sich damit begnügt, die Gegenspieler zu hetzen und für Stress zu sorgen – eine klare kroatische 0:3-Niederlage war die Folge. Albanien hat es danach geschafft, jede Luft aus dem kroatischen Neuner- und Zehnerraum zu saugen und im entscheidenden Match gegen Italien kreierte Kroatien bis auf den Elfmeter und das direkt folgende Tor von Modrić nicht eine einzige echte Torchance.
Die Stärken und auch die Schwächen im kroatischen Spiel sind seit Jahren bekannt und ebenso sind sie seit Jahren dafür bekannt, dann doch fast immer irgendwie einen Weg zu finden, ein Spiel erfolgreich zu bestreiten. Das wäre gegen Albanien und Italien auch bei dieser WM so gewesen, grundsätzlich – wenn sie nicht in beiden Matches den Sieg in der Nachspielzeit noch hergegeben hätten.
Kroatien hat sich in den letzten zehn Jahren einen echten Nimbus erarbeitet – diese Truppe hast du wirklich erst dann besiegt, wenn der Referee abpfeift, und wenn du noch so viel besser warst. Die dahinter liegende Realität ist aber: Mehr als gehobener Durchschnitt ist die Mannschaft eigentlich nicht, vor allem wenn Luka Modrić doch irgendwann nicht mehr da ist.
Serbien: Plan- und ideenloser Katastrophen-Kick
„Gehobener Durchschnitt“ müsste eigentlich auch für Serbien die Mindestanforderung sein. Den U-20-Weltmeister von 2015 hat das Potenzial aber seither nie ausgeschöpft und so katastrophal wie bei diesem Turnier war es in diesem Zeitraum überhaupt noch nie. Im Grunde geht es nur noch bergab, seit der Verband im Herbst 2017 im streit um Sergej Milinković-Savić den damaligen Teamchef Slavoljub Muslin entlassen hat.
Unter Muslin war Serbien eine wunderbar aufeinander eingestimmte Truppe, ein Rädchen griff ins andere, man wurde in der Quali zur WM 2018 überlegen Gruppensieger, aber eben ohne „SMS“, den Golden Boy – zum Unmut des Verbandes. Unter Mladen Krstajić wurde die WM 2018 verhackt, unter Ljubiša Tumbaković die Quali für die EM 2021 und nun unter Dragan Stojković nach der WM 2022 auch die EM 2024. Am Potenzial lag es nicht, dass Serbien in der wirklich schwachen Gruppe Letzter wurde. Eher an fehlender Spielidee, fehlender Abstimmung, fehlenden gruppentaktischen Vorgaben und fehlender Chemie zwischen Trainer und Team.
Was Serbien zeigte, war im Grunde Foda-Ball ohne Pressing. Die Mittelfeld-Kette im 5-4-1 schien nie zu wissen, wann sie sich hinten anbieten und wann sie vorne draufgehen soll. Im serbischen Spiel wurde weder vorne gepresst, noch gab es irgendeinen erkennbaren Plan des eigenen Aufbaus. Jeder war sein eigener Chef, alle spielten aneinander vorbei, man wartete nur auf einen individuellen Einfall. Dušan Tadić hätte kaum nach dem ersten Match seinen offenen Verbalangriff auf Stojković geritten, wenn alles in Ordnung gewesen wäre.
Natürlich hat es nicht geholfen, dass sich Filip Kostić schon im ersten Spiel verletzt hat, aber mehr als ein „Ich laufe mal die Seitenlinie entlang nach vorne und schaue, was sich ergibt“ war es ja bei ihm auch nicht. Die Weltmeister von 2015 sind nun alle an die 30 Jahre alt, der Zenit ist erreicht bzw. überschritten, und im Grunde haben die Serben damit nichts produziert, was irgendwie im positiven Sinne erinnerungswürdig wäre.
Ukraine: Unausgegoren in allen Phasen
Ach ja, U-20-Weltmeister. Die Ukraine war das im Jahr 2019, zwei Jahre später waren die Großen im EM-Viertelfinale. Das war damals mehr, als dem Team zugestanden ist (man kam als Gruppendritter hinter Österreich in die K.o.-Phase und besiegte dort schwache Schweden). Nun hat die Ukraine mehr Vorrunden-Punkte gesammelt als damals (vier statt drei), um keinen weniger als Gruppensieger Rumänien – und doch ist das frühe Aus für das Team aus dem kriegsgebeutelten Land sportlich durchaus korrekt.
Die Absurdität der Gruppe E: Die Ukraine war um nichts schlechter als Rumänien, sehr wohl aber signifikant weniger gut als die Slowakei – das einzige Team, gegen das die Ukraine gewann. Im Ganzen wirkte das ukrainische Spiel sehr unausgegoren. Als sich Rumänien im ersten Match knallhart hinten einbunkerte, fehlte der Ukraine jede spielerische Idee, man fummelte sich um den Strafraum herum, aber kam nicht rein und in den drei Situationen, in denen Rumänien vorne drauf ging, klingelte es – 0:3 verloren.
Die Slowakei machte dann genau das Gegenteil, zeigte ein zielgenaues Angriffspressing, mit dem die Ukrainer überhaupt nicht zurecht kamen, sie wurden von einer Verlegenheit in die nächste gehetzt – zwei Halbchancen nützte die Ukraine aber zum extrem schmeichelhaften 2:1-Sieg. Und dann wusste man lange nichts mit der seltsamen belgischen Passivität und der Zerrissenheit des Kontrahenten anzufangen, schien der Einladung nicht zu trauen. Rebrovs Truppe verharrte (zu) lange in der Fünferkette, aus der nur ein Wing-Back nach vorne schob, bespielte die Löcher nicht und als man verstand, dass die Belgier fällig wären, fehlte wiederum die Idee.
Zinchenko war ein Nicht-Faktor, der junge Sechser Brashko war als Zerstörer eingeteilt und kaum involviert, Dovbyk wirkte nach seiner überragenden Saison bei Spaniens Überraschungs-Team Girona ausgebrannt und Mudryk ist, wie bei Chelsea, ein kaum ins taktische Gesamt-Konstrukt zu integrierender Einzelkämpfer.
Von den U-20-Weltmeistern waren nur drei im EM-Kader (Lunin, Bondar, Konoplya) und nur Matvienko, der damals kurz vor dem Turnier verletzt passen musste, spielte bei der EM als Stammkraft; Tsitaishvili ist nun für Georgien aktiv. Neben Real-Keeper Lunin haben es nur fünf zu Stammkräften bei den ukrainischen Großklubs geschafft. Dass man einige Spieler in den Ligen von England und Spanien hat, wird helfen, das Team über Wasser zu halten, und auch ohne die Weltmeister sind einige junge Spieler auf dem Feld.
Nur, natürlich: Das Land hat ganz andere Probleme als den Fußball.
Tschechien: Taugliche Idee, unglückliche Spielverläufe
Grundsätzlich war das schon tauglich, was die Tschechen da gezeigt haben. In ihrem 5-4-1 haben sie sich im Ballbesitz gar nicht lange damit aufgehalten, hintenrum den Ball zu halten und abzuwarten: Sehr zügig folgte der Pass nach vorne, und zwar durchaus variabel, zumeist auf die Wing-Backs, gerne aber auch in den Sechserraum. Auch dort trachteten die Tschechen danach, rasch eine Linie weiter nach vorne zu kommen. Der Weg sollte schnörkellos und zielstrebig nach vorne gehen, aber nicht plump.
Gegen Portugal hätte man beinahe das 1:1 runterverteidigt, ehe es ganz spät doch noch das 1:2 setzte. Im zweiten Match gegen Georgien konnten die Tschechien ihr Spiel an sich ganz gut durchziehen, nur machte man aus den Chancen zu wenig und musste am Ende sogar froh sein, nicht noch verloren zu haben. Denn zur Wahrheit gehört auch: Im Rücken der vorderen Linie, hinter den aufrückenden Mittelfeld-Außen, bot man zuweilen etwas gar viel Raum an, den Gegner bespielen konnten.
So war Tschechien gegen die Türkei unter Siegzwang, aber nach 20 Minuten ein Mann weniger. Sie hackten den Rhythmus aus dem Spiel, nervten den Gegner, glichen in Unterzahl aus und hatten einen mental bröselnden Kontrahenten am Haken, ganz reichte es aber nicht, und wie gegen Portugal wurde in der Nachspielzeit aus dem Remis noch eine Niederlage, fast wie es eben auch gegen Georgien passiert wäre.
Anders als einige andere Mannschaften, die nach der Vorrunde die Segel streichen mussten, hatten die Tschechen zumindest eine klare Spielidee, die das Team gut und gerne ins Achtelfinale tragen hätte können. Die individuelle Qualität im Kader ist nur längst nicht so hoch, wie man das früher von Tschechien gewohnt war, und wenn im entscheidenden Moment dann auch noch ein Patrik Schick verletzt ausfällt, merkt man das dann halt umso mehr.
Polen: Was kommt nach Lewandowski?
Bei der WM kam man ins Achtelfinale, ohne es verdient zu haben und in der EM-Quali reihte sich bei Polen ein Tiefschlag an den nächsten (0:2 nach drei Minuten in Tschechien, Niederlage in Moldawien, Niederlage in Albanien, daheim auch nur Remis gegen Moldawien). Immerhin hat sich Polen durch das Playoff gekämpft (gegen Estland und im Elferschießen in Wales), man hat das fünfte Turnier in Folge erreicht und sich nicht blamiert, viel mehr war es aber nicht.
Natürlich stand alles im Zeichen der Muskelverletzung von Robert Lewandowski. Teamchef Michał Probierz war nun gezwungen, ohne ihn zu spielen, und sowohl gegen die Niederlande (späte 1:2-Niederlage) als auch gegen Österreich (bis zu Lewandowskis Einwechslung ein bis dahin verdientes 1:1 haltend) kämpfte man auch mit den eigenen Limits, war aber grundsätzlich bei der Musik dabei und beim abschließenden 1:1 gegen ein französisches Team, das einmal mehr nicht vor Spielfreude sprühte, gab es sogar noch einen Punkt.
Ohne Lewandowski musste vor allem Piotr Zieliński das Spiel schultern, auf der Acht im 5-3-2. Man versuchte sich, den überlegenen Gegnern defensiv zu wehren und Nadelstiche zu setzen, und mit zwei mobilen Spitzen konnte man auch ganz vorne die Spieleröffnung der Kontrahenten anlaufen, schon gegen Holland zu sehen, in längeren Phasen auch gegen Österreich. Mit dem deutlich nicht ganz fitten Lewandowski ging sich das aber nicht mehr aus. Paradox, aber wahr: Ohne Lewandowski verbreiteten die Polen mehr Gefahr als mit ihm.
So ist es der gleiche Befund wie vor anderthalb Jahren bei der WM und vor drei Jahren bei der EM. Es fehlt am kreativen Aufbau und man klammert sich immer noch an einen Lewandowski, der in der abgelaufenen Saison schon selbst sinngemäß zugab, dass er merke, nicht mehr der Alte zu sein, sondern sich zunehmend alt zu fühlen. Es wird eine schmerzhafte Umstellung auf eine Zukunft ohne den demnächst 36 Jahre alten Stürmer. Aber sicher keine aussichtslose.
Albanien: Mit Übersicht und Ruhe die Favoriten genervt.
Schon nach 25 Sekunden im ersten Spiel war klar, dass sich Albanien mit einem lachenden Auge an diese EM erinnern wird – auch wenn man das Match gegen Italien noch 1:2 verlor. Wie schon 2016 versuchte Albanien alles, einen positiven Eindruck zu hinterlassen und nicht einfach nur dabei zu sein und dreimal gegen auf dem Papier deutlich überlegene Gegner die Stimmung zu genießen.
Der Underdog ging es sehr wohl grundsätzlich defensiv an, keine Frage. Aber man machte es sehr aktiv: Sobald der Gegner Richtung Strafraum spielte, wurde gedoppelt, die Strukturen passten und jeder wusste, was wann zu tun ist. Hatte man den Ball erobert, wurde er nicht schnell nach vorne gedroschen, sondern mit großer Sicherheit und Stressresitenz am Ball herausgespielt. Vor allem Kristjan Asllani von Inter Mailand erwies sich hier als großes Asset, der 22-Jährige hat ein großartiges Turnier gespielt, er fungierte als Tempo- und Taktgeber.
Die Stressresistenz am Ball war auch eine Stressresistenz im Spielverlauf: Lange hielt man die 1:0-Führung gegen Kroatien fest und auch nach dem Doppelschlag zum 1:2 steckten die Albaner nicht auf und belohnten sich sogar noch mit dem 2:2-Ausgleich. In dieser Gruppe mit Spanien, Italien und Kroatien einen Punkt zu holen und die anderen Spiele nur knapp (1:2 und 0:1) zu verlieren, ist aller Ehren wert. Teamchef Sylvinho hat ganze Arbeit geleistet.
Realistischerweise ist für Albanien (etwa so viele Einwohner wie der Großraum Wien) jede Teilnahme an einem Turnier ein großer Erfolg und das Erreichte hier (ähnlich wie der dritte Gruppenplatz mit einem Sieg gegen Rumänien vor acht Jahren) der Plafond.
Ungarn: Aus der Defensive in die Passivität gekippt
Dass Ungarn es defensiv angeht, ist bekannt. So konterte sich die Truppe von Teamchef Marco Rossi im Sommer 2022 auf den zweiten Platz der Nations-League-Gruppe mit Spanien, Deutschland und England, einem geschichtsträchtigen 4:0-Sieg in Wolverhampton inklusive. In diesem Turnier waren die Ungarn immer noch defensiv unterwegs, allerdings nun geradezu verstörend, und zumeist ohne jedes Bemühen, tatsächlich selbst ein Tor zu erzielen.
Das war gegen Deutschland noch irgendwo verständlich und das 0:2 nichts, wofür man sich schämen müsste. Aber kaum 30 Prozent Ballbesitz in den ersten Hälften gegen die Schweizer und vor allem gegen die wirklich schlechten Schotten? Sehr seltsam war das. Gegen die Schweiz ergatterte man nach dem 0:2-Pausenrückstand Kontrolle über das Match zurück, indem man Szoboszlai und Sallai situativ die selbe Seite überladen ließ, man schnupperte am Ausgleich, aber es war too little, too late.
Und gegen Schottland wurde es nach der langen Unterbrechung für die Behandlung des übel verletzten Barnabas Varga ein wilder, aber niveauloser Schlagabtausch, bei dem es die Ungarn waren, die tief in der Nachspielzeit – natürlich per Konter – den Lucky Punch setzten. Man war Gruppendritter, aber es reichte dann doch nicht für das Achtelfinale, und das wäre auch wirklich nicht verdient gewesen.
Und jetzt? Premierminister Viktor Orbán pumpt viel Geld in seinen geliebten Fußball, das von Verband und Stützpunkten mit wenig Plan ziemlich uneffektiv verpulvert wird. Es kommen schon immer wieder junge Talente nach, aber selten kann das ungarische Nachwuchs-System viel dafür: Kerkez kommt aus der Rapid-Jugend, Dardai ist in Deutschland aufgewachsen, Szoboszlai ist durch die Red-Bull-Schule gegangen. Ungarn war nach 2016 und 2021 wieder bei der EM dabei und hat in der Nations League gute Chancen, die A-Liga zu halten. Aber auf wie stabilen Füßen der Aufschwung der letzten Jahr wirklich steht? Ungarns Auftritte bei dieser EM waren jedenfalls kein Mutmacher.
Schottland: Taktisch naiv, spielerisch katastrophal
Ojemine, diese Schotten. Man muss ihre Konsequenz, einfach immer in der Vorrunde zu scheitern, egal ob mit einem guten oder einem weniger guten Team, ja eigentlich bewundern. Diesmal hätten sie es tatsächlich fast geschafft: Hätten sie im letzten Spiel gegen Ungarn eine ihre späten Halbchancen über die Linie genudelt, stünden sie tatsächlich im Achtelfinale. So stehen die Schotten mit der schlechtesten Bilanz aller 24 Teilnehmer da.
Die Herangehensweise im Eröffnungsspiel gegen Deutschland war erschütternd naiv, man verteidigte so halb-hoch, ging nicht drauf, machte die Tiefe nicht zu und war in Person von Ryan Porteous auch noch patschert im Zweikampf – es endete in einem 1:5-Debakel, der eigene Treffer war ein deutsches Eigentor und Porteous war die restliche Vorrunde gesperrt. Gegen die Schweizer hielt man so halb mit und ergatterte tatsächlich ein 1:1, ehe man von den Ungarn den Ball aufgedrängt bekam und so überhaupt gar nichts damit anzufangen wusste, dass es schon weh tat.
Rechtsverteidiger Ralston war auf diesem Niveau heillos überfordert, ohne den im zweiten Spiel verletzten Tierney fehlte jede Passfähigkeit aus der letzten Linie heraus, McTominay (der gegen die Schweizer als falsche Neun als am höchsten platzierter Spieler agieren musste) ist wie McGregor und auch McGinn kein Gestalter. In der Premier League hätte dieses Team vermutlich in etwa die Bilanz von Sheffield United aufzuweisen (drei Siege, 35:105 Tore) und auch, wenn auf dem Platz nicht viel zum Achtelfinale gefehlt hat: Man kann tatsächlich argumentieren, dass dies die schlechteste Mannschaft des Turniers war.
Mehr als drei, vier international einigermaßen konkurrenzfähige Spieler hat Schottland nun mal nicht. Ist es nun also ein Erfolg, nach zwei Jahrzehnten des Zuschauenmüssens bei zwei EM-Endrunden hintereinander dabei gewesen zu sein? Vor zwei Jahren stieg man gegenüber der Ukraine in die A-Liga der Nations League auf, letztes Jahr distanzierte man Norwegen mit Håland und Ødegård in der EM-Quali deutlich. Das spricht eher gegen die Ukraine und Norwegen als für Schottland, wie es aussieht.