Österreich probiert im Testspiel gegen Finnland einiges aus. Es wurde eine Halbzeit lang wieder im 3-4-3 gespielt, Schöpf durfte als Arnautovic-Ersatz versuchen. Beides klappte nicht ganz nach Wunsch. Am Ende steht ein 1:1, bei dem Österreich mehr vom Spiel hatte, aber wenig Konkretes zeigen konnte.
Grundsätzlich spielte Österreich wieder in jenem 3-4-3, das in ähnlicher Form auch bei 2:0-Sieg über Moldawien zum Einsatz kam. Durch die abweichende personelle Besetzung kam es aber natürlich auch zu einem etwas anderen Spiel. Änderungen gab es vor allem im Hinblick auf das Irland-Spiel im Juni, in dem Ilsanker und Arnautovic gelbgesperrt sein werden. Statt Arautovic spielte Schöpf als Linksaußen, statt Ilsanker spielte Alaba wieder im Zentrum.
Der Aufbau
Stefan Ilsanker hatte seine Rolle sehr defensiv angelegt und sich sehr nahe zur Dreierkette positioniert, David Alaba war nun sehr viel mehr Achter als Sechser. Das hatte zur Folge, dass das Aufbauspiel durch das Zentrum einen deutlich größeren Raum einnahm wie noch gegen Moldawien.
Alaba (der alleine in der ersten Hälfte 43 Ballkontakte verzeichnete, die Meisten von allen Österreichern) war der Dreh- und Angelpunkt. Er wurde im Aufbau gesucht, er hatte auch einen sehr großen Bewegungsradius. Er tauchte auf der rechten Außenbahn genauso auf wie ganz vorne. Auch wenn er wieder nicht die ganz große Wirkung entfaltete, wirkte auch Zlatko Junuzovic dadurch sicherer, dass er einen Nebenspieler vor sich hatte, der offensiver spielt als das Ilsanker getan hatte.
Im Gegenzug lahmte der Aufbau über die Flügeln aber etwas. Natürlich: Suttner hat nicht die technischen Fähigkeiten und die spielerischen Möglichkeiten wie Alaba. Er ist grundsolide, aber bietet nichts Überraschendes. Und Schöpf hat andere Qualitäten als ein Arnautovic. So blieb das Tandem Suttner/Schöpf auch eher blass. Und rechts bot sich das gleiche Problem wie gegen Moldawien.
So war Martin Harnik vorne so gut wie isoliert.
Gegen den Ball
Erstaunlich war die über weite Strecken der ersten Hälfte sehr zurückgezogene Positionierung der Wing-Backs Lazaro und Suttner. Nicht selten ergab sich so ein 5-4-1, selbst wenn der Ball noch weit in der gegnerischen Hälfte war. Auch in Pressing in schärferer Form gab es nur in einer kurzen Phase etwa zwischen 25. und 30. Minute zu sehen.
Der Aufbau von hinten aus dieser 5-4-1-Formation (in der die Flügelstürmer Schöpf und Sabitzer die Außenpositionen im Mittelfeld besetzten) erfolgte nicht selten über einen Pass der Außenspieler der Dreierkette (Dragovic bzw. Hinteregger) auf die zurückgezogenen Außenstürmer, welche den Ball dann auf die Achter bzw. die Wing-Backs ablegten. Da aber die Wing-Backs oft weit hinten standen, kam so nie wirklich Tempo rein.
Finnland zeigte sich als technisch und spielerisch recht limitiertes Team, das aber um diese Schwächen herumspielen wollte. Bälle, die man vorne erobert, muss man nicht selbst nach vorne bringen, so presste Sturmspitze Teemu Pukki im Verbund mit jeweils einem bis zwei Mitspielern aus der Mittelfeld-Kette auf die österreichische Verteidigung. Das sorgte zwar selten für echte Gefahr, bremste aber den Aufbau im ÖFB-Team durchaus.
Völlige Umstellung in 2. Halbzeit
Koller erklärte den 3-4-3- bzw. 5-4-1-Versuch in der Halbzeit für beendet und führte einige Wechsel durch. So stand in der zweiten Hälfte das gewohnte 4-2-3-1 auf dem Feld, nur halt mit einer eher ungewohnten personellen Besetzung. Lainer und Grillitsch durften ihr Länderspiel-Debüt geben.
Die signifikanteste Änderung war aber die Einwechslung von Arnautovic, während Alaba nicht mehr mit dabei war. Arnautovic zeigte sofort den Unterschied zwischen seiner Technik-Dribbling-Spielweise auf dem linken Flügel und jener des geradlinigeren Schöpf. Der Stoke-Legionär tanzte diverse finnische Gegenspieler aus, leitete gefährliche Aktionen ein und harmonierte auch ganz gut mit Aushilfs-Linksverteidiger Martin Hinteregger. Und dann markierte er auch noch aus einer Ecke (einer Ecke!!!) das Tor zum 1:0.
Finnland adaptierte das System nach rund einer Stunde, indem Nottingham-Legionär Thomas Lam etwas nach hinten rückte. So ergab sich ein 4-2-3-1 mit Debütant Fredrik Jensen auf der Zehn. Mit dem zweiten defensiven Mittelfeldspieler reagierte Finnlands Teamchef Kanerva auf die Formation von Österreich, in der es nun einen klaren Zehner gab (Schöpf).
Durch diese Maßnahme und angesichts des Umstandes, dass Junuzovic im Laufe der zweiten Hälfte fast völlig untertauchte – und Alaba gar nicht mehr dabei war – fehlten eklatant die Ideen. Das österreichische Zentrum schob nur noch quer, ein Eindringen in den Strafraum gab es nur durch Einzelaktionen. Ja, das war alles andere als die Einser-Besetzung, aber ein wenig besorgniserregend war dieser Ideenschwund schon.
Finnland bekam das Spielgeschehen schnell beruhigt und kam durch einen Weitschuss von Jensen zum 1:1-Ausgleich. Dieser war durchaus verdient, denn obwohl man wenig Kreativität versprühte, so setzte Suomi dennoch Maßnahmen, die Österreich recht effektiv bremsten.
Fazit: Nicht alle Personalien überzeugten
Was wollte Koller mit diesem Test? Ganz klar: In der ersten Hälfte austesten, ob Schöpf für die Arnautovic-Position in Frage kommt. Da man den direkten Vergleich schon in diesem Spiel selbst geliefert bekam, kann die Erkenntnis nur lauten: Ein Arnautovic in guter Form ist in Irland wohl nicht zu ersetzen.
Auch in der zweiten Halbzeit mit dem gewohnten System konnte es nur um personelle Tests gehen. Hinteregger als Linksverteidiger war ganz gut. Lainer als Rechtsverteidiger brachte wenig, machte beim Debüt aber auch nichts dramatisch falsch. Ebenso Grillitsch, der im Mittelfeld-Zentrum keine Anpassungs-Schwierigkeiten offenbarte.
Dass es das erste Tor nach einem Eckball seit Ewigkeiten gab, ist erfreulich – hatte aber weniger mit einer spannenden Variante zu tun, als mehr mit dem Genie eines Marko Arnautovic. Dass Finnland noch den Ausgleich erzielte, ist ärgerlich, aber das nackte Resultat war zweitrangig. Finnland ist zwar weit von europäischer Spitze entfernt, aber doch signifikant besser als es zuletzt Moldawien war.