ÖFB-Frauen mit Courage zu 2:4 in Deutschland

Die ÖFB-Frauen zeigten vor 9.452 Zusehern in Regensburg (neuer Rekord für das österreichische Team) eine couragierte Leistung und traute sich gegen den Olympiasieger durchaus auch etwas zu. Am Ende gab es eine verdiente 2:4-Niederlage, aber man hat sich alles andere als blamiert.

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Deutschland – Österreich 4:2 (2:0)

Deutschland ging merklich nicht unvorbereitet in das Spiel. Vertikalpässe aus der Tiefe auf die beiden Stürmerinnen zu sollten die Staffelung der österreichischen Innenverteidigung mit Kirchberger (statt der verletzten Schnaderbeck) neben Wenninger prüfen. Und tatsächlich hatten diese Pässe durchaus einige Unordnung in der österreichischen Hintermannschaft zur Folge – was dann auch zum frühen 1:0 genützt wurde. Aus einem Konter nach einem österreichischen Standard am anderen Spielfeld-Ende.

Andererseits schaffte es der Olympiasieger in der Anfangsphase gut, die österreichische Abwehr-Kette dazu zu zwingen, sich in der Mitte zu verdichten. Das kreierte wiederum Platz für die Deutschen auf den Außenbahnen, der aber nicht konsequent genützt wurde. Die Kulisse von fast 10.000 Zusehern tat das Übrige zu einer eher nervösen österreichischen Anfangsphase.

Mit dem Rhythmus kommt der Mut

dreierSobald man die Unsicherheiten abgelegt hatte, fand Österreich zu dem mutigen Spiel, das dieses Team auch auszeichnet. Ein-, zweimal rückte auch Sarah Puntigam von der Sechs nach hinten, so bildete sich im Aufbau ein 3-2-5 – nicht ganz unähnlich dem 3-1-6, mit dem man im Herbst 2013 schon in Finnland aufgetreten war.

Österreich rückte relativ hoch auf, auch das Pressing griff nun ein wenig besser – wiewohl Deutschland nicht ganz so leicht in die Pressingfallen hineinlief wie etwa Norwegen und Australien. „Auch das Timing war nicht immer optimal“, analyiserte Teamchef Dominik Thalhammer nach dem Spiel.

Gefahr im defensiven Umschalten

Deutschland hatte es durchaus erwartet, dass Österreich einigermaßen aggressiv spielt, das bestätigte auch die später eingewechselte Sara Däbritz nach dem Match. Dass Österreich aber die Innenverteidigung und sogar den deutschen Goalie anpresste und durchaus in Mannschaftsstärke – bis auf zwei, drei Spielerinnen zur Absicherung – die gegnerische Hälfte bearbeitete, war schon bemerkenswert.

Und es barg auch Gefahren (ganz analog wie damals in Turku). Denn so schneidig Österreich dabei agierte, öffente es Deutschland durchaus den Raum für Gegenstöße. Das war schon beim 0:1 so, das war auch in der Folge immer wieder der Fall. Vor allem Lina Magull, die ansonsten eher unscheinbar war, blühte immer wieder auf, wenn sie etwas Platz zwischen den Reihen vorfand. So auch kurz vor der Pause, als sie die Aktion zum 2:0 für Deutschland einleitete.

Diese Umschaltmomente konnte Deutschland auch deshalb so gut bespielen, weil die Formation zwischen 4-3-1-2 (im eigenen Aufbau) und 4-4-2 (gegen den Ball) pendelte – Marozsan (eigentlich Zehner, heute auf der Sechs) und Popp (eigentlich Stürmerin, heute auf der Zehn) agierten als Zentrales Mittelfeld-Duo, das im Ballgewinn kurze Passwege hatte und so von hinten heraus den Raum nützen konnte.

Angezogene Daumenschrauben

Nach dem Seitenwechsel büßte Österreich nichts von seiner Giftigkeit ein. Im Gegenteil: Noch konsequenter als in der ersten Hälfte wurde die deutsche Spieleröffnung angelaufen, und immer mehr Eindruck hinterließ das bei der deutschen Mannschaft. Aus so einem Ballgewinn resultierte das 1:2 durch Feiersinger (Abstauber nach einem Lattenpendler von Burger), ehe man bein 2:2 die Abseitsfalle aushebelte und Burger traf.

Österreich ließ aber nicht ab, sondern blieb giftig – vor der Pause hatte man sich von der Physis des deutschen Teams (eines der wenigen Teams, das eine noch bessere Athletik aufweist) einschüchtern, nun nicht mehr. Deutschland schaffte es nicht, sich aus dem Spiel heraus nach vorne zu spielen: Zu gut stellte Österreich die Anspielstationen zu, zu hoch war der Druck auf die Ballführende. Oft rückte Nici Billa aus dem Mittelfeld nach vorne, um in einem 4-4-2 noch effektivere Pressingwinkel ausspielen zu können.

Und wenn Deutschland kontrolliert in die österreichische Hälfte kam, machten die ÖFB-Frauen in einem 4-5-1 so geschickt die Räume dicht und die Passwege zu, dass es kein Durchkommen gab. Deutschland wurde nur dann gefährlich, wenn es Platz gab. Das nützten sie beim Tor zum 3:2 aus (Vorstoß über die rechte Offensivseite, auf halblinks steht Faißt völlig frei und donnert den Ball unter die Latte). Damit war das Spiel vorentschieden, und mit dem korrekten Elfmeter und dem daraus resultierenden 4:2 wenig später war alles durch.

Fazit: Verdient verloren, aber Respekt gewonnen

Wie das Spiel anders verlaufen wäre, hätte es in der 2. Minute Elfmeter für Österreich gegeben (Feiersinger: „Ich war schon durch, da hat mir eine Deutsche die Füße weggezogen“), ist Mutmaßung. So oder so aber zeigte Österreich vor allem ab der 15. Minute eine sehr couragierte Leistung, man forderte den Olympiasieger und man traute sich auch etwas zu. Selten wird Deutschland – vor allem daheim – von einem Team, das sich nicht auf Augenhöhe befindet, so mutig attackiert.

Dass Deutschland letztlich halt doch besser ist, ist kein Geheimnis und ein 2:4 ist absolut nichts, wofür man sich Schämen müsste. Zudem hat Steffi Jones zwar einiges an Positionierungen ausprobiert (Marozsan und Popp wurden erwähnt, dazu spielte etwa Maier im Mittelfeld statt hinten), aber bis auf die verletzte Lena Goeßling im Grunde ihre stärkste Formation aufgeboten.

Die anderen Topf-4-Teams bei der EM kommen nicht an Österreich heran. Russland hat sich zuletzt gegen Deutschland in der Quali so lange hinten reingestellt und gehofft, dass nix passiert, bis es 0:4 stand. Schottland ist zuletzt in ein 0:7 in einem Testspiel gegen Holland gelaufen. Und egal, wer sich aus dem Duo Portugal-Rumänien (Hinspiel 0:0) qualifiziert: Der Playoff-Sieger ist im Vergleich zu allen anderen das leichteste Leichtgewicht.

Ob Österreich spätestens mit diesem Auftritt das eine Topf-4-Team ist, das bei der EM-Auslosung am 8. November kein anderer haben will? „Weiß ich nicht“, sagte Dominik Thalhammer, „aber ich würde mir als Gegner nicht wünschen, Österreich zu bekommen!“

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.