Gerade war der letzte Großkampftag für die laufende Saison – bis auf den Ozeanien-Cup geht das Rennen um die 31 freien Plätze für die WM-Endrunde in Russland erst im September wieder weiter. Bis auf Europa haben auch alle Kontinente längst losgelegt – und zum Teil sind auch schon ganze Gruppenphasen absolviert worden.
Darum hier unser Überblick, stand April 2016: So lief es bisher in der WM-Qualifikation, und so geht es weiter.
Asien
So lief es bisher: Die Favoriten in Asien gaben sich in der Zwischenrunde überwiegend keine nennenswerten Blöße. Es holte zwar niemand das Punktemaximum, aber Asienmeister Australien kam ebenso problemlos durch wie die weiteren WM-Teilnehmer von 2014, also Japan, Südkorea und der Iran. Usbekistan verlor zwar zum Auftakt in Nordkorea, zog dann aber souverän durch; die alte kontinentale Größe Saudi-Arabien blieb ungeschlagen. Etwas überraschend kommen nach dem peinlichen Auftritt beim ohnehin schwachen Asiencup letztes Jahr der klare Gruppensieg von Katar. Auch, dass sich Thailand erstmals seit 16 Jahren für die Finalrunde qualifizieren konnte, war nicht zu erwarten.
Die Halbfinalisten des letzten Asiencups, also die Emirate und der Irak, kamen als bessere Gruppenzweite ebenso weiter, genau wie Syrien. Mächtig Glück hatte China: Nach einer Pleite in Katar und zwei Remis gegen Hongkong brauchte es am letzten Spieltag Schützenhilfe. Und die kam: Nordkorea verlor sensationell auf den Philippinen und fällt damit zu Gusten der Chinesen raus.
Bemerkenswert: Palästina hat sich drei Chilenen eingebürgert und wurde damit locker Gruppendritter. Ein schöner Erfolg. Traurig auch, wie viele Länder wegen Kriegen ihre Heimspiele nicht daheim spielen können: Afghanistan etwa (mit dem ehemaligen Ried-, Sportklub- und Leoben-Coach Petar Segrt als Teamchef), auch der Irak und Syrien (die dennoch weiter kamen) und der Jemen sowie Myanmar. Auch Palästina musste zweimal auf neutralem Boden spielen. Ausschlüsse: Indonesien wurde schon vor dem Start der Zwischenrunde wegen Einmischung der Regierung in Verbandsangelegenheiten disqualifiziert, Kuwait traf dieses Schicksal nach fünf der acht Spiele auf Platz zwei liegend. Ob alle Ergebnisse der Kuwaitis gestrichen werden (eher unwahrscheinlich) oder die restlichen Partien mit 0:3 gewertet werden (vermutlich, schon das Spiel gegen Myanmar wurde so verifiziert), macht keinen Unterschied: So oder so würde der Libanon zwar Zweiter, aber nicht mit genug Punkten, um noch in die Finalrunde zu kommen.
So geht’s weiter: Die Finalrunde besteht aus zwei Gruppen zu je vier Teams, die Auslosung erfolgt am 12. April. Die ersten beiden jeder Gruppe werden fix für die WM-Endrunde in Russland qualifiziert sein, die beiden Dritten rittern um einen Platz im interkontinentalen Play-Off.
Südamerika
So lief es bisher: Von einer Vorentscheidung um die vier Fix- und den einen Playoff-Platz kann man nach einem Drittel in der Eliminatoria Sudamericana – zumindest vorne – natürlich noch nicht sprechen. Es lässt sich aber schon erkennen, dass die schon traditionellen Backmarker aus Peru (letztmals 1978 bei einer WM), Bolivien (1994 das einzige Mal dabei) und Venezuela (noch nie qualifiziert) auch dieses Mal keine Chance haben werden.
Uruguay führt die Tabelle schon jetzt an und bekommt auch noch Luis Suárez nach abgelaufener Sperre zurück, Ecuador profitiert wie immer von der Höhenlage daheim und einem überraschenden 2:0-Sieg in Argentinien zum Auftakt. Dahinter kommen die Big Guns des Kontinents: Argentinien schießt unter Tata Martino zwar kaum Tore, bekommt aber noch weniger; Chile (unter dem neuen Teamchef Pizzi) und Kolumbien haben sich nach einem holprigen Start etwas gefangen.
Brasilien kommt in der zweiten Amtszeit von Carlos Dunga nicht so recht vom Fleck, rettete zuletzt mit mörderisch Dusel tief in der Nachspielzeit ein 2:2 in Paraguay. Dort hat man in Ingolstadts Dario Lezcano (vier Tore in den letzten drei Spielen) auf einmal wieder einen gefährlichen Torjäger. Realistischerweise wird es für das in einem recht biederen 4-4-2 spielende Team aber sehr schwierig werden, auf den Zug nach Russland aufzuspringen.
So geht es weiter: Im Juni steht die Copa América Centenario am Programm, alle zehn südamerikanischen Teams werden sich in den USA mit der Konkurrenz aus Nord- und Mittelamerika (also Mexiko, den USA, Costa Rica, Jamaika, Panama und Haiti) messen. Mit der Qualifikation für die WM in Russland geht’s dann im September mit einem Doppel-Spieltag weiter – für Brasilien gehts da gegen Ecuador und Kolumbien, für Argentinien gegen Uruguay und Venezuela und für Chile gegen Paraguay und Bolivien.
Nord- und Mittelamerika
So lief’s bisher: Nach dem 0:2 in Guatemala schrillten bei den USA alle Alarmglocken; nach dem 4:0 ein paar Tage später sind die zwar verstummt – aber fix ist der Platz unter den ersten zwei der Zwischenrunden-Gruppe (diese kommen in die Finalrunde) für Klinsmanns Team auch noch lange nicht.
Mexiko hat sich bereits für die „Hexagonal“ genannte Finalrunde qualifiziert, Costa Rica (nachdem verunglückten Intermezzo mit Paulo Wanchope als Teamchef) so gut wie. Trinidad (2006 zum einzigen Mal bei einer WM) hat gute Karten, sollte aber auf jeden Fall den einen nötigen Punkt gegen Guatemala holen – sonst droht das Aus. Honduras (zuletzt zweimal qualifiziert) hat gegenüber Kanada die besseren Karten, dafür steht Gold-Cup-Finalist Jamaika unter Winnie Schäfer (1998 das einzige Mal dabei) nach der Auftakt-Heimniederlage gegen Panama schon vor dem Aus.
So geht’s weiter: Erstmal mit der Copa América Centenario im Juni, dann gibt es im September die letzten beiden Zwischenrunden-Spieltage. In der Folge wartet die Finalrunde mit sechs Teams, drei davon qualifizieren sich fix, ein vierter darf noch ins interkontinentale Playoff.
Afrika
So lief’s bisher: In zwei K.o.-Runden wurde das Teilnehmerfeld auf 20 Teams zusammen gestutzt. Erwischt hat es dabei nur semi-prominente Teams: So ist die wild aus allerhand Ländern zusammen gekaufte Truppe aus Äquatorialguinea (Semifinale beim letzten Afrikacup) an Marokko gescheitert; dazu Angola und Togo (beide WM-Teilnahme 2006) an Südafrika bzw. Uganda.
So geht’s weiter: Bis September regiert noch die Qualifikation für den Afrikacup, der im Jänner/Februar 2017 in Gabun stattfindet (fix ohne die komplett in der Versenkung verschwundenen Nigerianer und höchstwahrscheinlich ohne Südafrika). Für die WM werden am 24. Juni fünf Vierergruppen ausgelost, deren Gruppensieger sich für die Endrunde qualifizieren werden.
Welche Kriterien genau für die Setzliste herangezogen werden, ist noch nicht kommuniziert worden, die Verwendung der FIFA-Rangliste liegt aber nahe – nach dieser sind in der Grafik die Teilnehmer an der Finalrunde auch gereiht. Und durch schwache Performances von nominellen Top-Teams in der jüngeren Vergangenheit (Kamerun zweimal nicht beim Afrikacup dabei, Nigeria einmal, Ägypten gar dreimal) drohen da Monstergruppen.
Eine Staffel mit den Ivorern, Kamerun, Nigeria und Südafrika wäre da also durchaus möglich.
Ozeanien
Ab Ende Mai geht es in Ozeanien so richtig los: Da steigt die kontinentale Meisterschaft (für die sich Samoa in einer Quali-Gruppe gegen Tonga, US-Samoa und die Cook-Inseln das Ticket gesichert hat). Die letzte vor vier Jahren hat überraschend Tahiti gewonnen, was den Insel-Kickern eine Teilnahme am Confederations-Cup bescherte. Neben diesem Titel geht es bei dem Turnier in Papua-Neuguinea auch um die WM-Qualifikation.
Diese ist in Ozeanien diesmal absurd in die Länge gezogen. Die ersten drei jeder Gruppe ziehen in die WM-Quali-Finalrunde ein, wo dann zwei Dreiergruppen ausgespielt werden. Deren jeweiligen Sieger spielen dann noch einmal in Hin- und Rückspiel aus, wer ins interkontinentale Play-Off darf (um dort vermutlich keine Chance zu haben).
Es fällt schwer zu glauben, dass sich jemand anderer als Neuseeland den Playoff-Spot sichern wird.
Europa
Der einzige Kontinent, in dem noch kein einziges WM-Quali-Spiel absolviert wurde, ist Europa; dort steht man bis zum Sommer noch ganz im Zeichen der kontinentalen Meisterschaft in Frankreich.
Neben Russland werden sich in der im September startenden WM-Quali noch 13 weitere Teams qualifizieren. Das sind die neun Gruppensieger, dazu spielen die acht besseren Zweiten im Playoff um vier weitere Plätze. Es handelt sich also um exakt den selben Modus wie in der letzten WM-Quali für die Endrunde 2014 in Brasilien.