Österreich ist Gruppen-Zweiter! Das ist das erfreuliche Fazit zum Ende der Frauen-WM-Qualifikation für die Endrunde in Kanada nächstes Jahr. Dabei waren die letzten beiden Auftritte, obwohl es ein 4:3 gegen Ungarn und ein 5:1 gegen Kasachstan gab, alles andere als überzeugend. Das ist natürlich auch mit einigen Ausfällen und dem jungen Alter der Truppe (im Schnitt knapp 22 Jahre) zu erklären, muss aber natürlich dennoch ganz klar so angesprochen werden.
Dabei hat sich das im vorletzten Spiel gegen Ungarn so gut angelassen. Die Pressing-Formationen in der Angriffshälfte funktionierten, die Ungarinnen fanden dagegen überhaupt kein Mittel, die Abstände zwischen den Spielerinnen bei den Gästen waren zum Teil viel zu groß und nach 20 Minuten führte Österreich nach zwei Toren und einem Assist von Lisa Makas mit 3:0. Alles war auf Schiene für einen Kantersieg und diverse Chancen auf ein viertes und ein fünftes Tor wurden vergeben.
Bis das alles im Gefühl der haushohen Überlegenheit ordentlich ausfranzte. Neben Abwehrchefin Wenninger (Kreuzband) und der rechten Flügelspielerin Feiersinger (Schien- und Wadenbeinbruch) fehlten an diesem Doppelspieltag auch Linksverteidigerin Verena Aschauer (krankheitsbedingt) und mit Heike Manhart (Zerrung) eine jener Spielerinnen, die rechts hinten in Frage kommen.
Durch den fehlenden Zug nach vorne ihrer Vertreter auf den AV-Positionen, Schiechtl und Tieber, fand Ungarn Zugriff auf das Spiel und nützte individuelle Fehler zu Toren. Beim ersten kam Tieber zu spät, beim zweiten vertendelte Zadrazil nach einem etwas ungenauen Querpass in die Mitte. Mit einer ordentlichen Portion Verunsicherung ging’s dann in die zweite Hälfte, von beim dritten Gegentor Sarah Puntigam von Entstehung (Ballverlust in der Vorwärtsbewegung) bis zur Vollendung (in Übermotivation einen fast geklärten Ball der Ungarin vor die Füße gespielt) nicht besonders gut aussah.
In der Folge klappte das Mittelfeld-Zentrum bei Österreich völlig zusammen. Puntigam war durch den Wind, Zadrazil keine große Hilfe, so etwas wie Spielaufbau kam nur noch über erste Pässe aus der Innenverteidigung auf die Mittelfeld-Außen. Es brauchte eine abgefälschte Flanke und einen geschickten Drehschuss von Nina Burger, um für das 4:3 zu sorgen. Zittrig blieb das Spiel aber bis zum Ende, tief in der Nachspielzeit hatte Ungarn noch eine Riesen-Chance.
„Kaum ein Anbieten, kaum Kompaktheit, kaum ein wirkliches Zusammenspiel“, konstatierte Kapitänin Viktoria Schnaderbeck nach dem abschließenden 5:1 über Kasachstan. Vor allem in der ersten Stunde dieses Spiels war das eine ganz schlimme Vorstellung. Obwohl Österreich mit einem recht billigen Tor (Befreiungsschlag von Schnaderbeck zu Makas, die geht von links in den Strafraum und trifft aus spitzem Winkel) schon in der 4. Minute in Führung ging.
Kasachstan aber zeigte sich als zäher Kontrahent. Vor allem die Solo-Stürmerin Jalova lief ÖFB-Goalie Kristler jedesmal an, wenn es einen Rückpass auf diese gab. Und das war erstaunlich oft der Fall, und jedesmal kam Kristler unter Druck. Was nach der Pause in ihrem Patzer zum zwischenzeitlichen 1:2-Anschlusstreffer der Kasachinnen führte.
Aber wieder kam zu wenig von den Flügeln, wieder hatte die Innenverteidigung zu wenige Optionen zur Eröffnung, Puntigam brauchte bis zu ihrem Tor zum 3:1 nach einer Stunde, um sicherer zu werden. Sarah Zadrazil, die so geniale Pässe spielen kann, zeigte leider nur zwei, drei davon. Und vorne sorgte nur die unermüdliche Lisa Makas für Unruhe. Sie hat in diesen beiden Spielen vier Tore und drei Assists zu verbuchen – sprich, bei sieben von neun Toren war sie ursächlich dabei. Makas‘ fehlende Gefährlichkeit in Länderspielen? Das war einmal. Gut so.
Letztlich stocherte Burger kurz vor der Pause den Ball zum 2:0 ins Tor, wobei sich Kasachstan-Goalie Shelesnyuk verletzte und danach auch raus musste. Kristlers Touch zum 1:2 wurde schnell beantwortet, als Puntigam ihr Tor zum 3:1 selbst einleitete und nach Makas-Stanglpass verwertete. Damit war der kasachische Widerstand gebrochen und die Kraftvorteile machten sich bemerkbar. Billa traf nach einer Flanke von St.-Pölten-Sturmpartnerin Makas zum 4:1, ehe die Angreiferin von Österreichs Tabellenführer den 5:1 herstellte.
Erste Hälfte gar nix, dann so ein wenig, und am Ende es noch besser aussehen lassen als es war.
Fazit: Schwaches Ende, aber erfreulicher Zweiter
Dass es Frankreich im der Parallelpartie am letzten Spieltag fast noch verhagelte, gegen Finnland lange hinten lag und mit sehr viel Mühe 3:1 gewann, passte ins Bild. Und dass nach einer Attacke an Lisa Makas Hektik ausbrach, und es letztlich wilder aussah als es war, war auch irgendwie bezeichnend an einem Abschluss-Abend, der nicht rund lief, aber ein gutes Ergebnis brachte.
Österreich hat Finnland, immerhin Teilnehmer an den letzten beiden EM-Endrunden, hinter sich gelassen und beendet die Qualifikation als 13.-bestes Team Europas. Wenn in einem Jahr die Quali für die EM 2017 startet, wo 15 freie Plätze vergeben werden, wird Österreich ein mehr als ernsthafter Kandidat sein. Zumindest wenn es gelingt, gegen schwache Teams nicht so ins Zittern zu kommen wie nun gegen Ungarn und Kasachstan.