„Ein Youtube-Video sorgt für Aufregung“, schreiben manche Medien derzeit. Eine verwackelte Aufnahme vom Penaltyschießen zwischen Argentinien und den Niederlanden soll eine Kontroverse auslösen, ob Ron Vlaars Elfmeter (der allererste der Serie) nicht vielleicht doch die Linie überquert hat, nachdem Sergio Romero in abgewehrt hat.
Hier eine unverwackelte Aufnahme.
Was für Aufregung sorgt, sind allerdings eher einige Medien, als diese Videos von Fans. Denn diese werfen erstmal nur eine Frage auf, die sich recht einfach klären lässt.
War das doch ein Tor?
Nein.
1. Der Ball war nicht über der Linie
Man kann es dem Fan im Stadion und dem Betrachter des obenstehenden Videos verzeiehen, wenn er glaubt, der Ball könnte mit seinem Drall über die Linie gerutscht sein. Nicht aber dem Journalisten zuhause, der Tage später darüber ergebnisoffen berichtet. Denn es gibt andere Videos. Zum Beispiel dieses, in dem ganz eindeutig zu sehen ist, dass der Ball nie über die Linie rollt.
2. Die Torlinientechnologie war an
Selbst wer seinen Augen nicht traut, kann zudem der Torlinientechnologie vertrauen. „Warum wurde die nicht bemüht?„, fragt die FAZ. Und man könnte jetzt bei der FIFA anfragen und diese Frage im Raum stehen lassen, aber die dahinterstehende These ist wahrscheinlich schon falsch. Es ist natürlich anzunehmen, dass die Torlinientechnologie während einem Elferschießen an ist.
Die Torlinientechnologie ist nämlich nicht nur an, wenn sie im Fernsehen animiert wird, sondern immer. Anders als zum Beispiel im Tennis wird sie nicht erst „bemüht“, sondern meldet sich. (Warum das im Tennis anders ist, verstehe wer will.) Wenn das Fernsehen die Bilder zeigt, gibt es im Fußball jedenfalls genau genommen trotz der zwecklosen Inszenierung als spannendem, alles aufklärendem Moment nichts mehr zu klären. War der Ball drinnen, hat der Schiedsrichter längst ein Signal erhalten und das Tor gegeben. War er nicht drinnen, dann wurde längst weitergespielt. Diskussionen sind sinnlos, auch wenn das bei der WM noch nicht jede Fernsehstation verstanden zu haben scheint und tatsächlich Debatten geführt wurden.
3. Ron Vlaar berührt den Ball ein zweites Mal
All das ist aber ohnehin nur von theoretischem Wert, denn die Szene war schon vorher vorbei. Es gibt noch ein weiteres Video aus einer Perspektive hinter dem Schützen. Aus dieser ist eindeutig zu erkennen: Ron Vlaar hat den Ball ein zweites Mal berührt und damit die Situation beendet. Es ist der Moment, bevor er sich an den Kopf fasst und während der Schiedsrichter sich wegdreht, der die Berührung also wohl auch gesehen und den Elfer für beendet befunden hat.
(Edit: Auf einem anderen, online leider überall bereits gesperrten Video aus der Kameraperspektive hinter Vlaar war die Berührung noch besser zu sehen)
Ob der dann noch über der Linie war, ist deshalb völlig uninteressant. Anders als hier:
PS: Um an dieser Stelle allgemeinem Bashing gegen Medien und Journalisten die Grundlage zu entziehen: Zahlreiche andere Medien haben ihre Aufgabe erfüllt und zwar über die Situation berichtet, sie allerdings auch aufgeklärt.