Man kann über Jose Mourinho viele Dinge sagen, aber dass er nicht ganz genau weiß, wie man eine geölte Maschine ins Stottern bringt, ist keines dieser Dinge. Der Portugiese hat mit Chelsea am Montagabend bei Manchester City mit 1:0 gewonnen und damit einen wichtigen Erfolg im englischen Meisterkampf gefeiert. City war zuhause seit 2010 nicht mehr ohne Torerfolg geblieben und gilt nicht zu unrecht als eines der derzeit besten Teams des Kontinents.
Die Partie im Etihad Stadium war ein absolutes Spitzenspiel mit hochklassig agierenden Akteuren und zwei Top-Trainerfüchsen, insofern ist es etwas überraschend, dass es ein relativ offensichtliches taktisches Problem war, dass den Siegestreffer ermöglichte. Um das zu erörtern werfen wir einen kurzen Blick auf die Aufstellungen:
Manchester City spielte ein schiefes 4-4-2-System. Aufgrund zahlreicher Ausfälle stellte Pellegrini neben Toure den alternden Demichelis ins defensive Mittelfeld. Navas pickte rechts an der Seitenlinie, während Silva von links ständig ungehemmt zur Mitte zog. City machte das Spiel breit und ließ dafür seine Außenverteidiger stark mitgehen.
Chelsea kam im 4-2-3-1 angetanzt und machte stattdessen vor allem das Zentrum dicht. Zwei eher konservative Außenverteidiger, zwei echte Sechser (Matic und Luiz), ein erst etwas nach rechts tendierender und später defensiver werdender Willian als zentraler Mittelfeldspieler und nur ein echter Stürmer (Eto’o) waren die Features dieser Formation.
Das Silva-Loch
Soweit man das über Medien und Twitter mitbekommt geben viele Pellegrinis durch einige Verletzungen erzwungene Entscheidung für den behäbigen Demichelis die Schuld an der Niederlage (Milner und Rodwell waren noch nicht voll fit, Fernandinho und Garcia verletzt). Tatsächlich fehlte City mit ihm etwas der gewohnte offensive Drive und vielleicht wäre das der Grund gewesen, warum es nur zu einem Remis gereicht hätte. Aber schuld am entscheidenden Gegentor und damit der Niederlage war ein anderes Problem, nämlich die Entscheidung für zwei Stürmer.
Weder Dzeko noch Negredo ließen sich allzu weit zurückfallen, sondern orientierten sich an Chelseas Innenverteidigern. Dadurch entstand zwischen Mittelfeld und Sturm ein zu großes Loch im Spielaufbau, das Silva zu stopfen versuchte, indem er seine Position im linken Mittelfeld immer wieder für lange Zeit in Richtung Mitte oder noch weiter nach rechts verließ, um mit Navas und Toure zusammen das engmaschige Abwehrnetz zu durchbrechen.
Dadurch stand aber der an sich gar nicht allzu offensive Chelsea-AV Ivanovic immer wieder längere Strecken ohne Gegenspieler da. Gerade bei Ballgewinnen und schnellen Gegenstößen für Chelsea konnte sich der Serbe deshalb ziemlich sorglos nach vorne wagen (insbesondere, weil hinten rechts im Zweifelsfall mit Luiz und Cahill eh zwei Spieler die Lücke stopfen konnten, von denen höchstens einer mit einem Stürmer beschäftigt war).
Genau eine solche Situation erlaubte Ivanovic beim Gegentor, so weit aufzurücken, dass er erst einen unbedrängten Pass auf Ramires und nach dem Abpraller einen Schuss von der Strafraumgrenze nachsetzen konnte. Der Angriff von Chelsea war gar nicht besonders schnell vorgetragen(vom folgenden Bild bis zum Treffer dauert es über 35 Sekunden). Der Spanier hätte durchaus zurücklaufen können, verzichtete aber schlicht darauf. Ein zu leichtsinniger Fehler auf diesem Niveau.
Bei Chelsea ist auffällig, dass die Mannschaft wie jedes Mourinho-Team voll im stets ausgeklügelten Gameplan aufgeht. Niemand entzieht sich der Defensivarbeit. Mit drei Aluminiumtreffern ist es auch keine große Übertreibung zu sagen, dass die Belohnung dafür auch höher ausfallen hätte können. Die Mannschaft hat für die Meisterschaft eine gute Restauslosung und im CL-Achtelfinale mit Galatasaray einen sehr schlagbaren Gegner.
Manchester City muss nach dieser Niederlage nicht in kollektive Trauer stürzen. Es wird wenige Teams geben, die defensiv so konsequent gegen die Skyblues auftreten können, ohne dabei offensiv harmlos zu werden. CL-Gegner Barcelona ist eine solche Spielanlage jedenfalls eher nicht zuzutrauen, insofern darf man sich da wohl auf einen offensiven Leckerbissen freuen. (tsc/@schaffertom)