Ein Allzeit-Klassiker, von dem jeder, der ihn gesehen hat, noch seinen Enkelkindern erzählt, war das 3:0 von Österreich auf den Färöern ja nicht. Eher ein unterkühlte Vorstellung, die dafür gereicht hat, drei Punkte mitzunehmen um damit unbeschadet von dieser Insel wieder wegzukommen. Was angesichts der Lage in der damit zu Ende gegangenen WM-Quali verständlich ist, aber keinen hohen Entertainment-Faktor hatte.
Arnautovic gesperrt, Janko gesperrt, Almer angeschlagen: Teamchef Marcel Koller war beim Trip auf die Färöer-Inseln zum Umstellen gezwungen. Und nicht nur das Personal war ein anderes wie beim 1:2 in Schweden, sondern auch das System und natürlich, letztlich hatte das Spiel ja keine Auswirkungen mehr auf die WM-Quali, auch die Intensität.
Kavlak auf der Acht, Alaba auf der Zehn
Wie schon beim 0:6 in Wien stellte Färöer-Teamchef Lars Olsen auch im Heimspiel ein 4-4-1-1 auf, mit zwei grundsätzlich defensiven Viererketten. Die beiden Offensiv-Spieler übten keinerlei Druck auf die österreichischen Innenverteidiger aus, dahinter versuchten sich die restlichen acht Färinger darin, die Räume eng zu machen. Alles wie gehabt also.
Anders als in der Friends, als Dragovic den Solo-Sechser in einem 4-1-4-1 gegeben hatte, ließ Koller in Tórshavn in einem 4-2-3-1 spielen. Neben Dragovic kam Kavlak als Achter in die Mannschaft, dieser ging viel vertikal und konnte so aus dem freieren Raum heraus mit Anlauf in bzw. zwischen die färingischen Viererketten stoßen. Eine interessante Überlegung, der aber ein wenig die Unterstützung von Harnik und Klein fehlte.
Dragovic indes verschob hauptsächlich horizontal und sicherte mit den Innenverteidigern Prödl und Pogatetz ab. Alaba auf der Zehn spielte nicht die bei Koller übliche Rolle als Pressing-Maschine (wogegen hätte er auch pressen sollen?), sondern als Gestalter, der sich auch mal tiefer fallen ließ.
Links ganz okay, rechts ziemlich schlecht
Sobald Österreich den Ball im Bereich von Alaba und Kavlak hatte, also zwischen den Ketten der Färinger, doppelten diese auf den Ballführenden und aufgrund der fehlenden Bewegung der Mitspieler im ÖFB-Team stockte das Spiel nach vorne natürlich merklich; zumal sich die Gastgeber zwar schon etwas mehr zutrauten als noch bei der Verprügelungs-Aktion in Wien, aber sich nur selten dazu hinreißen ließen, aus der Grundordnung zu kommen. Wenn das doch einmal geschah, verabsäumte es Österreich, die Umschaltphase schneller und konsequenter auszunützen.
Das Auseinanderziehen es färingischen Abwehrverbundes wurde in erster Linie über die linke Seite von Fuchs und Ivanschitz probiert. Wenn auch selten in höherem Tempo, hinterlief Fuchs seinen Vordermann und bot sich an, sodass Ivanschitz im Idealfall zwei Anspiel-Optionen hätte, nämlich Alaba und eben Fuchs. Auf der rechten Seite aber passierte überhaupt nichts: Klein war ein offensiver Totalausfall und seine (wenigen) Flanken brachten nichts, Harnik war eigentlich kaum vorhanden.
Vertikalität prallt am Strafraum ab
Dem Geschenk von Färöer-Goalie Nielsen, der Andreas Ivanschitz an dessen 30. Geburtstag das Tor zum 1:0 ermgölichte, zum Trotz: Schwungvoll und konsequent war Österreich nicht. Auffallend war aber schon, dass vor allem Alaba aus dem Zentrum heraus versuchte, Vertikalität ins Spiel zu bringen und er band auch seine Nebenleute darin ein. Das ging auch im Ansatz oft gut, nur fehlte demjenigen, der mit dem Ball dann in den Strafraum kam, dort gegen die vielen Gegenspieler die Optionen. Derart auf sich alleine gestellt, rannten sich Hosiner und Co. oft fest.
So hatte Österreich das Spiel zwar grundsätzlich im Griff, es gelang aber viel zu selten, so viele Spieler im Aufbau mit entsprechendem Tempo vor den Ball zu bekommen, dass die Färinger damit existenzielle Probleme hatten. Es gab schon immer wieder Chancen, aber dass die Tore nach einer Stunde aus einem Eckball und einem (geschenkten) Elfmeter resultierten, war dann doch kein Zufall.
Mit dem Doppelschlag in den Minuten 64 und 67 im Rücken war das Spiel gelaufen, das wussten auch alle, und so spielten Österreich dann auch. Statt dem müden Fuchs und dem verletzten Harnik kamen Suttner und Sabitzer, aber natürlich änderte das nichts mehr am Spiel. Die Färinger kamen gegen eine immer desinterresierter wirkene österreichische Mannschaft noch zu ein paar Halbchancen. Diese blieben aber ungenützt.
Fazit: Gewonnen, aber aus dem Spiel kam zu wenig
Ein Tor aus einem Torwart-Fehler, eines aus einem Eckball und eines aus einem Elfmeter: Wenn das Ziel war, möglichst unbeschadet von dieser vermaledeiten Insel runter zu kommen, ist es gelungen. Überzeugend war der Auftritt aber nicht. Die Rolle von Kavlak, der aus der Tiefe heraus zwischen die zwei Ketten der Färinger stoßen konnte, war von der Überlegung her logisch, wurde aber zu wenig ausgenützt.
Die rechte Seite mit Klein und Harnik war ein Totalausfall, Hosiner konnte sich nicht empfehlen; die Pässe von Ivanschitz waren oft ungenau und erforderten Extra-Arbeit vom Empfänger, Pogatetz spielte einige erstaunliche Fehlpässe und Alaba rieb sich auf. Wieder wurden gegen einen defensiven Gegner wenige Chancen wirklich heraus-*gespielt*. Die Leistung reichte, um die bösen Geister der Vergangenheit nicht wieder auferstehen zu lassen und sich mit 17 Punkten und +10 Toren zu Europas bestem Gruppendritten zu machen. Mehr aber auch nicht.
(phe)