Wie wichtig die Europacup-Saison 2013/14 für Österreich ist

Für Österreich starten im Herbst fünf Teams in die Europapokalsaison. Noch steht nicht fest, welche das sein werden, trotzdem kann man bereits einige Aussagen über den Herbst treffen. Was für Erwartungen kann und darf man haben? Was muss und was darf nicht passieren? Unsere Analyse.

Österreich hat in der kommenden Saison kaum Punkte für das UEFA-Fünf-Jahres-Ranking zu verteidigen. In der im nächsten Jahr wegfallenden Saison 2008/09 wurden lediglich 2,250 Punkte für die Länderwertung erzielt. Schafft man ungefähr eine gleich gute Saison wie die konkurrierenden Länder, die im Ranking rund um Österreich liegen (Tschechien, Israel, Rumänien und Zypern sollten einigermaßen in Schach gehalten werden), ist eine Rückkehr in die Top 15 und damit ein fünfter Startplatz (mit zwei in der CL) in der Saison 2014/15 nahezu unvermeidbar.

Das ändert sich allerdings im Jahr darauf. In der Saison 2009/10 waren alle vier großen Klubs des Landes in der Europa League vertreten, Salzburg überstand bravourös die Gruppenphase. 9,375 Länderpunkte wurden gesammelt – man war damals damit die achtbeste Nation Europas auf Klubebene. In der kommenden Saison gilt es also den Wegfall dieser herausragenden Leistung zumindest teilweise mit einer überdurchschnittlichen Wertung zu kompensieren, ansonsten droht 2015/16 sogar der Sturz aus den Top 20 und mit ihm ein riesiger Abstand auf die Top 15. Erschwerend wirkt hierbei, dass Österreich fünf Starter hat. Das gibt zwar Meister und Vizemeister gute Chancen auf eine EL-Gruppenphase, heißt aber andererseits, dass die Länderpunkte auch durch fünf dividiert werden.

Verpasst Sturm außerdem den Sprung nach Europa, „drohen“ mit dem WAC und Ried Teams auf die internationale Bühne geschwemmt zu werden, die wenig bis keine internationale Erfahrung und auch keine Chance auf machbare Aufgaben haben. (Nicht falsch verstehen: Nichts gegen die Arbeit dieser Klubs, konstante internationale Starter sind sie aber nicht und für die UEFA-Wertung braucht ein Land bis zu einem gewissen Grad genau solche.) Österreich muss also unter erschwerten Bedingungen umso mehr punkten. Acht Siege in der EL-Gruppenphase wären bei drei qualifizierten Klubs (Austria und Salzburg haben gute Chancen, es in die EL zu schaffen, Rapid und Sturm müssten einen guten Herbststart erwischen, für den WAC oder Ried wäre die Quali ein Wunder) schon ziemlich okay, aber nur etwa 3,2 Länderpunkte und ein paar Peanuts aus der Qualifikation wert.

Im nächsten Jahr wird das Punktesammeln aus nationaler Sicht leichter, weil Österreich nur vier Startplätze haben wird (acht Siege in der Gruppenphase wären dann nationale 4 Punkte). Allerdings müssen die entsprechenden Klubs sich schon heuer mit eifrigem Punktesammeln gute Startbedingungen dafür schaffen, sonst wird schon der Weg in die Europa League 2014/15 enorm steil.

Wollen die Klubs wachsen, muss ein Top-Herbst her

Für die großen Klubs selbst ist es deshalb ein wichtiges Jahr, wollen sie im Team-Ranking nach oben klettern, um künftig einfachere Gegner in der Qualifikation zu ziehen.

Derzeit darf man mit folgenden Punkten auf eine Setzung hoffen:

  • Q2 der Meister in der Champions League: 5 Punkte
  • Q3 der Meister in der Champions League: 13-15 Punkte
  • Meister-Playoff der Champions League: 25-40 Punkte
  • Q3/Runde 1 der Nicht-Meister in der Champions League: 40-50
  • Nicht-Meister-Playoff der Champions League: 60+ Punkte
  • Q2 der Eruopa League: 5 Punkte
  • Q3 der Europa League: 10 Punkte
  • Playoff der Europa League: 15 Punkte

2008/09 war das letzte Jahr des „UEFA-Pokals“. Rapid scheiterte an Famagusta in der CL-Quali, Sturm am FC Zürich in der UC-Quali, Salzburg blieb in der 1. UC-Runde ohne Puntkegewinn gegen Sevilla – sie alle haben nur je 0,450 Punkte zu verteidigen. Die Austria schied zwar auch in der 1. UC-Runde aus, gewann dort gegen Lech Posen aber zumindest einmal und verteidigt deshalb 2,45 Punkte. Diese Saison hat man 2012 mit einem katastrophalen Herbst wiederholt, noch einmal kann man sich das im Rahmen einer Fünfjahreswertung nicht leisten.

Derzeit liegen die Klubs auf folgenden UEFA-Plätzen:
75. Salzburg (08/9: 0.4500 – 09/10: 14.8750 – 10/11: 2.8750 – 11/12: 8.4250 – 12/13: 1.4500 | Gesamtkoeffizient: 28.075)
114. Austria (2.4500 – 3.8750 – 2.3750 – 7.4250 – 0.4500 | 16.575)
133. Rapid (0.4500 – 5.8750 – 2.8750 – 1.4250 – 2.4500 | 13.075)
142. Sturm (0.4500 – 4.8750 – 2.3750 – 3.4250 – 0.4500 | 11.575)
191. Ried (0.4500 – 1.8750 – 0.8750 – 2.9250 – 1.4500 | 7.575)
219. Admira (0.4500 – 1.8750 – 0.8750 – 1.4250 – 1.4500 | 6.075)
(240 Mindestkoeffizient Österreich: 0.4500 – 1.8750 – 0.8750 – 1.4250 – 0.4500 | 5.075) (Quelle)

Erreichen diese Klubs hingegen im kommenden Herbst die Gruppenphase der Europa League und gewinnen dort ein paar Spiele, wäre ein größerer Sprung für sie möglich. Auch hier gilt aber: Besonders Salzburg steht unter Zugzwang (die Austria darf zumindest nicht abstinken), denn in der folgenden Saison fällt wie erwähnt ein großer Erfolg raus. Gelingt es nicht, diesen zu kompensieren, würde man vom derzeitigen Platz 75 der Klubrangliste aus den Top 100 zu den anderen österreichischen Klubs purzeln und dürfte in den Folgesaisonen nicht mehr von durchgehender Setzung in der EL-Quali – schong ar nicht in der CL-Quali ausgehen. Neuerliche Peinlichkeiten wie das Düdelingen-Debakel würden allen Klubs über eine lange Zeit bei ihren europäischen Ambitionen schaden. Man muss sich endlich als Fixanwärter auf die EL-Gruppenphase etablieren. Das bedeutet in etwa die Wertung der Austria.

Fazit: Schlüsselherbst voraus

In einer Fünfjahreswertung ist freilich jede Saison wichtig, für Österreich ist die aktuelle aber aufgrund der erfolglosen 2008er-Saison ein echtes Fenster, um sich eine gute Ausgangslage in den nächsten Jahren zu schaffen. Eine Nation, die in den Top 15 sein will, muss etwa 6,5 Punkte durchschnittlich pro Jahr einfahren.

Eine gute Saison würde den fünften Startplatz über Jahre hinweg wahrscheinlicher machen. Eine durchschnittliche Saison würde den Status als „Fahrstuhlmannschaft“ der Top 15 einzementieren. Eine neuerlich schlechte Saison würde die Top 15 über längere Zeit in weiter Ferne rücken lassen.

(tsc)