Britische Analysten halten das 0:1 zwischen Tabellenführer SV Grödig und dem Kapfenberger SV im Hauptabendspiel der Heute-für-Morgen-Erste-Liga für ein manipuliertes Ergebnis. Zu Spielbeginn hätte es sehr verdächtige Bewegungen bei Livewetten auf den asiatischen Märkten gegeben.
Felix Wagner vom in London ansässigen Analyse-Unternehmen SmartOdds sagte gegenüber ballverliebt.eu: „Das Spiel sieht für jeden Kenner der Szene eindeutig gefixt aus – das hat lediglich mit den Kursänderungen auf dem Markt zu tun und nicht wie das Spiel gelaufen ist“. Der Markt habe sich in etwa verändert, als hätte Grödig mit einem Mann weniger gespielt. Das war zwar tatsächlich der Fall, allerdings erst nach 94 Minuten.
Chris Galley, der Chefanalyst der selben Firma, twitterte schon kurz nach dem Anpfiff: „Gute Chancen auf ein manipuliertes Spiel. Kapfenberg dürfte mindestens einen Punkt holen“. Nach dem 1:0 in der 11. Minute sah er sich bestätigt: „Eine Manipulation sieht im Moment wahrscheinlich aus“.
Wette gegen Grödig-Sieg
Konkret wurden ungewöhnlich viele Beträge gegen einen Sieg von Grödig gesetzt. Wagner im Fachdeutsch über die Bewegungen bei der größten Wettbörse: „Gleich nach Anpfiff sind soviele Wetten auf Kapfenberg eingegangen, dass der Preis im Asiatischen Handicap ‚-0.25 Grödig‘ innerhalb von weniger als einer Minute von 197 auf 385 gestiegen ist“. Eine Veränderung um 188 Punkte. Eine Wette mit 50.000 Pfund hätte lediglich etwa eine Veränderung um zehn Punkte bewirkt, erklärt der Analyst. Manche Wettbörsen in Asien sollen das Match während es lief aus dem Wettprogramm genommen haben.
Er findet den Move so auffällig, das er „eigentlich keinen Raum für Zweideutigkeiten lässt“. Wagner: „Selbst die einfachsten Frühwarnsysteme sollten gestern bei dem Spiel angeschlagen haben“. Das letzte Spiel in Österreich, dass so auffällig gewesen sei, wäre Kapfenberg gegen Salzburg im März 2012 gewesen. Diese Bundesliga-Begegnung wird im Zusammenhang mit manipulierten Spielen in Österreich praktisch immer angeführt.
Keine Auffälligkeiten in Europa
Werner Becher vom Wettanbieter Interwetten ließ uns nach einer Kurzanalyse seiner Firma wissen: „Die Einsätze waren bei uns nicht sehr hoch“. Auch am sonstigen europäischen Markt sei der Quotenverlauf anscheinend nicht auffällig gewesen.
Allerdings würde ein nicht auszuschließender Betrug sehr wahrscheinlich über asiatische Wettbörsen abgewickelt werden. Diese beobachte man selbst nicht, „weil das mittlerweile ein eigener krimineller Markt und Geldwäscheparadies ohne jede Compliance und Governance geworden ist“. Die uns von SmartOdds vorgelegten Analysedaten beurteilt Becher so: „Ein Move in dieser Dimension ist jedenfalls ungewöhnlich und erscheint auch mir sehr verdächtig“.
Behörden und Verbände gefragt
Wir haben uns die Begegnung noch einmal angesehen, nachdem wir vom Verdacht erfahren haben. Im Spielverlauf gab es tatsächlich zahlreiche Szenen zu beobachten, bei denen sich Spieler und Schiedsrichter nicht glücklich anstellten. Andererseits ist man an derartige Fehler in österreichischen Zweitligaspielen durchaus gewöhnt. Ob jemand und wer in einen möglichen Wettbetrug verwickelt sein könnte, wäre aus unserer Sicht pure Spekulation. Von persönlichen Anschuldigungen nehmen wir deshalb Abstand.
Diese Fragen müssten vielmehr Gegenstand behördlicher Ermittlungen werden. „Leider ist das Interesse der Verbände in dieser Hinsicht zu ermitteln zumeist nicht groß. Und in Österreich gibts ja wahrlich eine Vorgeschichte“, weiß Wagner.
ÖFB will Sache nachgehen
Der ÖFB wusste auf Anfrage am Samstagabend noch nichts von dem Verdacht. In einer gemeinsamen Aussendung mit der Bundesliga bekräftigte man, dass das eigene Monitoring-System nicht angeschlagen hat. Man will die Sache weiterverfolgen.
Der SV Grödig reagierte auf eine Anfrage mit der Feststellung, dass man erst aus den Medien von den Vorwürfen erfahren habe. Man habe im Spiel gesehen, dass die Spieler alles getan hätten, um die Niederlage abzuwenden. „Der SV Scholz Grödig ist davon überzeugt, dass auf keinen seiner Spieler der Verdacht der Manipulation oder des Betruges zutrifft und aus diesem Grund werden wir diesbezüglich auch keine weiteren Schritte einleiten.“ Man distanziere sich „komplett von derartigen Manipulations-Spekulationen“.
KSV-Vertreter zeigten sich empört über angebliche Anschludigungen. Spieler sollten davor geschützt werden. (tsc, red)
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