Im Vorfeld des heutigen WM-Qualifikationsspiels zwischen Österreich und Deutschland haben wir noch einmal zurück zur Europameisterschaft 2012 geblickt, um rauszufinden, wo Deutschland seine Tore in den Pflichtspielen der jüngsten Vergangenheit erzielt und bekommt – und auch von wo die Schlüsselpässe kamen. Mithilfe von Videos und der Four Four Two Statszone sind wir dabei zu folgenden Erkenntnissen gelangt.
Deutschland erzielte in den sechs Spielen zehn Tore und erhielt sechs. Je ein Treffer ging auf das Konto eines Elfmeters. Aus dem Spiel heraus bleibt also eine Tordifferenz von 9:5. Das sind recht wenige Treffer, um statistisch konkrete Muster auszumachen, trotzdem genügt es zu einigen Erkenntnissen.
Wie Deutschland Tore erzielte:
- Kein deutscher Treffer entstand aus Zuspielen von der linken Flanke.
- Deutschland erzielt seine Tore aus der naturgemäß gefährlichsten Zone, zentral im Strafraum. Man war nur einmal auf einen Weitschuss angewiesen.
- Ein Drittel aller Tore entstand aus vertikalen Zuspielen von vor dem Strafraum in eben diesen.
- Vier Tore entstanden aus einem Cross-Zuspiel von der rechten Seite, drei davon aus weit vorgezogenen Positionen.
Bemerkenswert für das Spiel gegen Österreich. Vorlagenkönig Mesut Özil (3) wird dabei sein, Co-Vorleger Bastian Schweinsteiger (2) aber nicht. Die Erkenntnis ist natürlich banal, aber Özil aus dem Spiel zu nehmen, dürfte damit tatsächlich ein Schlüsselelement für einen Punktegewinn zu sein. Gut für Österreich ist: Auch der Turnier-Co-Rekordtorschütze Mario Gomez (3) fehlt, ansonsten ist immerhin keinem Deutschen mehr als ein Treffer beim Turnier gelungen.
Wie man Deutschland Tore schoß:
Weniger sagt uns die Europameisterschaft naturgemäß darüber, wie man Deutschland ein Tor schießt. Auffällig ist, dass kein Zuspiel zu den Toren die aus Positionen in der besagten gefährlichen Zone erzielt wurden von außerhalb des Strafraums gekommen ist. Die Gegner mussten also Personal in den Strafraum bringen und zumindest die Außenverteidiger überwinden. Das weist darauf hin, dass die deutsche Abwehr bei Flanken und Querpässen gut eingestellt war.
Lediglich Van Persies Weitschuss und Balotellis Hammerkonter bekamen das letzte Zuspiel von außerhalb, dann aber gleich tief aus dem Raum heraus. Es gibt ansonsten kein erkennbares Muster, wie Mannschaften erfolgreich zum Abschluss gekommen sind.
Eine aus dieser Analyse geborene Devise könnte für das ÖFB-Team lauten:
1. Aus allen Lagen schießen.
2. Kompakt auf die deutsche Zentrale ausgerichtet kontern.
Dazu kommt die aus den vergangenen EM-Quali-Spielen gewonnene Erkenntnis (Heim/Auswärts von Philipp, Heim/Auswärts von mir), dass man gegen Deutschland keinesfalls auf häufiges Pressing verzichten darf. Wer Deutschland sein Spiel aus der Abwehr heraus aufziehen lässt, hat den Ball ganz schnell in den hier markierten empfindlichen Zonen, wer sie mit kollektiven Attacken stört, kann den Ball hingegen erobern und zum schnellen Gegenangriff umschalten.
(tsc)