Hoch überlegen, aber dennoch 1:2 verloren – Senegal ist ausgeschieden!

Was für ein packendes Spiel! Tiefer und klatschnasser Boden, ein beherzt verteidigender Gastgeber und ein mit immer mehr Verzweiflung anrennender Favorit Senegal. Der genug Chancen für einen Kantersieg gehabt hätte, aber letztlich 1:2 verliert und damit sensationell schon in der Vorrunde rausfliegt. Fix weiter ist damit Äquatorialguinea – und so gut wie durch ist auch Sambia nach dem 2:2 im Wasserball-Spiel gegen Libyen.

Äquatorialguinea - Senegal 2:1

Äquatorialguinea – Senegal 2-1 (0-0). 1-0 Iyanga 62′ / 1-1 Sow 89′ / 2-1 David 94′

Die zweite Hälfte des Senegal beim 1:2 zum Start gegen Sambia war richtig gut – keine Überraschung, dass Teamchef Amara Traoré auf jene Mannschaft zurückgriff, die im Auftaktspiel nach der Pause fast noch einen Punkt gerettet hätte. Zumindest vom Personal her – denn mit einem klaren 4-2-4 zu starten, traute sich Traoré gegen den Co-Gastgeber dann doch nicht. So spielte Demba Ba hinter dem Strafraumstürmer Papiss Cissé, wenn man so will auf der Zehn in einem recht schiefen 4-2-3-1.

Seltsame Formation beim Senegal

In dem im Grunde alles über den starken Issia Dia von Fenerbahçe über die rechte Seite ging. Er narrte Kamisogo nach Belieben und schlug eine Flanke nach dem anderen in den Strafraum, wo Cissé und Ba oftmals auf die Anspiele warteten und diese auch bekamen. In vielen Szenen brauchten Rui Fernando und Laurence Doe in den Innenverteidigung von Äquatorialguinea mächtig Glück, damit es nicht einschlug.

Wie sehr Dia einen wunderbaren Tag hatte, merkte man am äußerst diskreten Spiel von Dame N’Doye auf der andere Seite – und das, obwohl er mit David Alvarez nur einen einzigen Gegenspieler auf der kompletten Seite hatte. An der fehlenden Unterstützung aus der Viererkette hinten lag es nicht, denn die hatte Dia auch nicht – die Abwehr des Senegal stand seltsam tief, obwohl man viel Ballbesitz hatte, sehr eng aneinander und die Außenverteidiger Sané und Mbengue machten sehr wenig nach vorne.

Seltsame Formation bei Äquatorialguinea

Was vom Gastgeber aber nicht wirklich genützt wurde: Praktisch nie wurde die Viererkette auf eine Seite gezogen, um mit einem schnellen Flankenwechsel den riesigen sich bietenden Raum auf der anderen Seite zu nützen. Was auch daran lag, dass eben auch der Gastgeber eine unorthodoxe Formation auf das Feld geschickt hatte. So rückte Javier Balboa, der gegen Libyen noch über die rechte Seite kam, in einer halblinken Position hinter dem Ex-Schwanenstädter Thierry Fidjeu-Tazemeta.

Was hieß, dass Rechtsverteidiger David Alvarez ganz alleine für die rechte Seite verantwortlich war. Das löste er gegen Dame N’Doye defensiv auch hervorragend, aber nach vorne kam gar nichts – natürlich weil es ihm auch massiv an Unterstützung fehlte.

Die Gastgeber kamen aber recht schnell dahinter, dass die senegalesische Abwehr in Eins-gegen-Eins-Situationen kaum zu bezwingen war, aber einen äußerst unsicheren Eindruck machte, wenn man mit hohen Bällen schnell auf sie zulief. So wurden dann die wenigen Entlastungsangriffe auch zumeist so gespielt – aber es gelang nicht, die offensichtlichen Schwächen beim Senegal in eigene Tore umzumünzen. Wäre auch des Guten zu viel gewesen, weil Senegal die deutlich torgefährlichere Mannschaft war.

Gastgeber wacht auf

Für die zweite Hälfte brachte Gilson Paulo, Teamchef des Gastgebers, mit Ekanga einen neuen Mann für den unsichtbaren Bolado, dieser ging wenn es nötig war auch auf die linke Seite – und so hatte Äquatorialguinea etwas mehr Optionen und stand nicht mehr ganz so eng da. Zudem ging bei Senegal dem so fleißigen Issia Dia merklich die Luft aus, kein Wunder auf dem vom Regen unglaublich tiefen Rasen.

Und die Unsicherheiten in der senegalesischen Defensive blieben weiterhin bestehen. Nach einer Stunde rettete Diawara noch in höchster Not gegen den einschussbereit stehenden Fidjeu, kurz darauf aber versenkte Iyanga eine Flanke vom aufgerückten David Alvarez erstaunlich unbedrängt zur 1:0-Führung. Auch, wenn sich das in den Minuten davor etwas abgezeichnet hatte, verdient war es ganz und gar nicht.

Senegal packt die Brechstange aus

Bei den Senegalesen hatte kurz zuvor Demba Ba für Deme N’Diaye den Platz verlassen, dieser sollte das etwas unterbesetzte Mittelfeld stärken. Aber mit dem Rückstand war Amara Traoré natürlich gezwungen, wenige Minuten später den Wechsel quasi wieder rückgänig zu machen, indem er Sow für Sechser Diamé brachte und N’Diaye aus dem Zentrum in die Position des rechten Flügelstürmers ging; wenig später kam auch Niang für Dia.

Die Devise lautete nun: Brechstange. Die zwei bis drei konstant im gegnerischen Strafraum stehenden senegalesischen Stürmer wurden nun mit hohen Bällen gefüttert, die entstehenden Chancen wurden aber weiterhin teils kläglich vergeben; oft konnte auch die äquatoguineanische Abwehr klären. Bis in der 89. Minute Moussa Sow (vermutlich aus Abseitsposition) doch noch einen Ball über die Linie nudeln konnte.

Mit einem Remis wäre der Senegal zumindest noch am Leben gewesen, aber die Gastgeber wachten nun wieder auf und David Alvarez, der schon das erste Tor vorbereitet hatte, ging unbedrängt durch und hielt in der 94. Minute aus 25 Metern drauf – Senegals Keeper Coundoul war (anders als beim ersten Tor) absolut machtlos, der Gastgeber hatte 2:1 gewonnen und der Turnier-Mitfavorit ist schon nach dem zweiten Spiel fix ausgeschieden.

Fazit: Senegal muss das Spiel klar gewinnen

Ganz klar: Die Mannschaft aus dem Senegal hatte über 90 Minuten das Spiel praktisch immer im Griff und fand genug Chancen für einen Kantersieg vor – und das, obwohl man mit der Rechtslastigkeit über Issia Dia in der ersten Hälfte und den hohen Bällen auf die lauernden Stürmer vor dem Tor in der zweiten Halbzeit eigentlich recht ausrechenbar war. Die mit nur einem Gegenspieler bestückte linke Angriffsseite wurde viel zu lange ignoriert.

Und doch scheiterte der Senegal in diesem mitreißenden, spannenden Spiel hauptsächlich an der unterirdischen Chancenverwertung. Der Gegner aus Äquatorialguinea machte es vor: Nur eine Handvoll echter Torchancen, aber in den entscheidenden Momenten war der Ball dann halt drin. Da braucht man gar keine Vorschwörungstheorien ersinnen – die Gastgeber waren vor dem Tor schlicht und einfach cleverer. Darum hat Äquatorialguinea das Viertelfinal-Ticket gebucht und Senegal den Heimflug.

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Sambia – Libyen 2-2 (1-1). 0-1 A. Osman 5′ / 1-1 Mayuka 29′ / 1-2 A. Osman 48′ /
2-2 C. Katongo 55′

Sambia - Libyen 2:2

Die Platzverhältnisse machten ein sinnvolles Spiel natürlich auch zwischen Sambia und Libyen nur schwer möglich. Erstaunlicherweise war es auch ein Flachpass in den Lauf von Ahmad Osman in die Schnittstelle der sambische Abwehr, die zum frühen 1:0 für die Libyer führte.

Und auch die Tatsache, dass es rund eine Viertelstunde dauerte, bis die Sambier mehr auf hohe Bälle setzten, statt auf flaches Spiel, bei dem der Ball unweigerlich im vom Wasser durchtränkten Boden hängen blieb, darf durchaus erstaunen. Als die Mannschaft von Hervé Renard sich dann allerdings auf die Verhältnisse eingestellt hatte, zeigte sich auch, dass die die klar bessere ist.

Natürlich war ein nach vorne kommen über die linke Seite der Sambier aufgrund der gerade dort besonders tiefen Pfützen kaum möglich. Das hieß, dass der dort an sich aufgestellte Rainford Kalaba sich recht mittig und auch recht weit nach vorne orientierte und dort auf hohe Zuspiele wartete.

Nasser Platz und Verletzung schadet Libyen

Es mag ein Klischee sein, aber die Libyer kamen mit dem Regen wohl von Natur aus nicht so gut klar. Weniger was die Ballbehandlung und die Passgenauigkeit anging, das klappte gar nicht so schlecht. Aber die Nordafrikaner verabsäumten es, in die Zweikämpfe zu gehen und den Sambiern so zumindest die Zeit zu nehmen, sich die Bälle ordentlich vor die Füße zu legen. So kam der Favorit in diesem Spiel immer besser rein und erzielte nach einer halben Stunde auch den verdienten Ausgleich – Kalaba flankte auf Mayuka, dieser verwertete volley.

Was den Libyern zusätzlich natürlich nicht geholfen hat war der verletzungsbedingte Austausch von Walid Elkhathroushi auf der rechten Angriffsseite. Er hatte sich, eben wegen der Pfützen auf seiner Seite, ebenfalls weiter ins Zentrum orientiert, kaum war er aber nicht mehr da, hatte das sambische Mittelfeld mehr Zeit am Ball und mehr Gelegenheit, punktgenaue lange Bälle nach vorne zu schlagen.

Nach tollem Start schläft zweite Hälfte ein

Kurz nach Anpfiff zur zweiten Halbzeit gingen die Libyer aber dennoch ein weiteres Mal in Führung, Ahmed Osman kämpfte sich durch und markierte sein zweites Tor. Die Sambier ließen sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen und nur wenige Minuten später nützten sie einen Fehler in der gegnerischen Raumaufteilung: Bei einem Fallrückzieher quer durch den Strafraum hatte die libysche Viererkette zu weit gegen den Ball verschoben und im Rücken von Linksverteidiger El Moghrabi stand Chris Katongo völlig frei – der Ausgleich.

Die Libyer hatten sich nun auch besser auf die Gegebenheiten eingestellt, zudem funktionierten nun auch wohl etwas abtrocknendem Feld auch die Flachpässe besser. Außerdem blieben die „Ritter vom Mittelmeer“ nun nicht mehr ganz so passiv von den Sambiern weg wie das noch in der ersten Hälfte der Fall gewesen war.

Dennoch schlief nach rund einer Stunde das Spiel immer mehr ein. Vor allem bei den Sambiern merkte man, wie schon im ersten Spiel gegen den Senegal, die schwindenen Kräfte. Die Laufleistung ging merklich zurück, die Passgenauigkeit auch, und die Libyer erkämpften sich immer mehr Spielanteile. Aber auch sie hatten, je näher es dem Schlusspfiff entgegen ging, mit schweren Beinen zu kämpfen. So tat sich auch nicht mehr so richtig viel und es blieb beim 2:2.

Fazit: Kaum echte Rückschlüsse möglich

Der nasse Boden verhinderte ein richtigen flüssiges Angriffsspiel, aber der große Einsatz der Beteiligten sorgte zumindest für eine Stunde dafür, dass es ein durchaus unterhaltsames Spiel war. Große Rückschlüsse auf die Fähigkeit der Sambier, selbst das Spiel zu gestalten, lassen sich daraus aber nicht ziehen: Sie waren gezwungen, eher auf hohe Bälle zu bauen und die beiden Tore entstanden aus Abstimmungsschwierigkeiten in der libyschen Abwehr bei Flanken. Immerhin, das Viertelfinale ist damit so gut wie fix.

Auffällig war aber, dass dem Team aus Sambia wie schon im ersten Spiel nach einer Stunde die Luft ausging und man am Ende durchaus froh sein musste, nicht noch ein entscheidendes Gegentor hinnehmen zu müssen. Die Libyer kämpften sich bei den für sie völlig ungewohnten Bedingungen beherzt die die Partie und holten einen verdienten Punkt. Der wird ihnen zwar im (eher aussichtslosen) Kampf um das Viertelfinale nicht viel nützen, aber sie haben in jedem Fall gezeigt, dass sie sich auch von widrigen Bedingungen nicht schlagen lassen.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.