0:0 im letzten Spiel der EM-Qualifikation, dem letzten Spiel, bevor Marcel Koller sein Amt antritt. Das für die Gruppe bedeutungslose Spiel in Astana war zäh und mühsam, konnte nicht mit dem ordentlichen Auftritt in Baku mithalten und ließ die guten Attribute aus der letzten Partie vermissen.
Der vierte Gruppenplatz war schon vor dem Anpfiff abgesichert, was man grundsätzlich könnte, hat man in Baku schon angedeutet – und so hatte das Spiel der Österreicher in Astana schon so ein wenig den Flair von entwichener Luft. Sie versuchten zwar gleich, sich als die spielbestimmende Mannschaft zu etablieren, aber es fehlten einige Attribute, die beim 4:1 in Aserbaidschan gut geklappt haben.
Kein Vergleich zu Baku
Was in Baku schon nicht nach Wunsch funktioniert hat, war das Spiel über die Seiten. Das wurde in Astana nicht wirklich besser: Ivanschitz und vor allem Alaba zogen relativ früh nach innen, ihre Außenverteidiger hinter ihnen hinterliefen sie aber nicht. So blieb das Flankenspiel wiederum harmlos und die kasachische Defensive wurde nicht auseinander gezogen.
Vorne spielte Marko Arnautovic deutlich höher als in Baku, was aus dem 4-2-3-1 eher ein 4-4-1-1 machte. Der Bremen-Legionär kam zwar eher aus der Etappe hinter Marc Janko, fand sich aber nie so richtig ins Spiel eingebunden. Und weil im defensiven Mittelfeld die Präsenz von Julian Baumgartlinger fehlte (Kulovits ersetzte den Gelbgesperrten), gab es auch keine wirkliche Energie aus dem Zentrum.
So fehlte der Zug zum Tor, der auch nicht durch gezieltes Unter-Druck-Setzen der kasachischen Defensive erzeugt werden konnte. Es war alles ein wenig mühsam und ein wenig langsam. Das gedankenschnelle Nachsetzen bei Ballverlusten und das Antizipieren im Mittelfeld, was in Aserbaidschan gut war, konnte nie so richtig etabliert werden.
Mäßige Kasachen, harmlose Österreicher
Nicht falsch verstehen: Die Mannschaft aus Kasachstan war wirklich nichts Besonderes und sie hatte nur einen Weg, vor das österreichische Tor zu kommen: Langer Ball (zumeist von Kapitän Nurdauletov), den die österreichische Verteidigung locker abfing, und Ostapenko und Gridin setzten dann, unterstützt vor allem von Schmidtgal, den jeweils ballführenden Österreicher unter Druck. Mehr als ein elfmeterreifes Foul von Prödl (das vom estnischen Referee nicht geahndet wurde) schaute dabei nicht heraus.
Es hatte aber den Effekt, dass man das ÖFB-Team kaum Zeit zur Spieleröffnung gab und es so, bis auf einen Schuss von Alaba nach etwa zehn Minuten und einem von Dag nach rund einer halben Stunde keine wirkliche Gefahr entstand. Es sah zuweilen aus wie in der letzten halben Stunde vom U21-Spiel in Schottland: Viel Ballbesitz für Österreich, aber wenig Ideen aus dem Mittelfeld und kaum Zug zum Tor. Auch der Seitenwechsel Ivaschitz-Alaba nach etwa 20, 25 Minuten brachte da nichts
Zweite Halbzeit
In der Halbzeit dürfte von Marko Arnautovic aufgefordert worden sein, sich etwas mehr ins Spiel einzubringen – denn genau das tat er nämlich. Das tat dem Spiel durchaus gut, gab der Vorwärtsbewegung deutlich mehr Varianten und beschäftigte die kasachische Defensive durchaus. Außerdem versuchte nun auch David Alaba, sich mehr in Szene zu setzen, er hielt den Ball aber oft zu lange, verzettelte sich in Zweikämpfen und brachte den letzten Pass nur selten an. Er wollte ein wenig zu viel mit dem Kopf durch die Wand.
Die Hausherren konzentrierten sich nun darauf, die sich immer wieder bietenden Kontermöglichkeiten mit Tempo auszuspielen, anstatt den Ball lange nach vorne zu dreschen und zu versuchen, die ÖFB-Defensive anzupressen. Das war aus ihrer Sicht ein guter Schachzug, denn immer wieder konnten sie in den Raum zwischen Mittelfeld und der aufgerückten Abwehr stoßen. Einige gute Möglichkeiten entstanden so.
Wechselspiele
Miroslav Beranek, der tschechische Teamchef der Kasachen, wechselte nur innerhalb des Systems seine rechte Seite aus; bei den Österreichern kamen erst Junuzovic (für den diesmal eher diskreten Ivanschitz) und Kavlak (statt Kulovits, um Struktur ins Zentrum zu bekommen), dann noch Maierhofer für Arnautovic. Was die Verantwortlichen damit bezwecken wollten, ist allerdings eher ein Rätsel – denn so standen nun wie einst in Paris gegen Frankreich zwei Leuchttürme in einem flachen 4-4-2 vorne, die logischerweise wenig bis gar keine Bindung zum Spiel hatten.
In den verbleibenden etwa zehn Minuten nach diesem Wechsel gab es somit erst recht nur noch hohe Bälle und (vermehrt) Einzelaktionen von David Alaba, beinahe hätte es in der Nachspielzeit sogar doch noch das Siegtor gegeben (aber Janko wurde zurückgepfiffen). Verdient wäre ein Sieg für Österreich aber nicht so richtig gewesen, weil in der letzten halben Stunde auch die Kasachen einige gut Aktionen vorgebracht haben und einmal auch die Latte getroffen hatten.
Fazit: Komisch.
Auffällig: Pressing auf den gegnerische Defensive, schnelles und flüssiges Spiel im Mittelfeld und nach vorne, der Versuch, das Tempo hochzuhalten – all die Attribute, die das Spiel gegen Aserbaidschan als Schritt in die richtige Richtung erscheinen ließen, fehlten diesmal. Dafür gab’s in der Schlussphase den Wechsel zu einem flachen 4-4-2 mit zwei Leuchttürmen vorne, was wieder sehr an vergangene Zeiten erinnerte. Es klingt böse, ja, aber man konnte den Eindruck gewinnen, Manfred Zsak durfte sich mal austoben.
Letztlich ist das 0:0 ein durchaus logisches und auch nicht ungerechtes Ergebnis, ein eher enttäuschendes Ende einer insgesamt recht enttäuschenden Qualifikations-Kampagne. Letztlich macht es keinen wirklichen Unterschied mehr, aber dass die positiven Ansätze aus dem Spiel in Baku nicht so richtig mitgenommen werden konnten, ist wohl schmerzhafter als das Resultat an sich.
(phe)