Copa, Finale: Uruguay nach verdientem 3:0 wieder alleiniger Rekord-Champion

Es ist der 15. Titel für Uruguay bei der Copa América – und ein verdienter ist es obendrein. Das über’s Turnier stabilste und kompletteste Team presste auch Paraguay an die Wand und fuhr einen ungefährdeten 3:0-Sieg ein. Und der verhinderte Copa-Star Cavani durfte auch noch mal ran.

Uruguay - Paraguay 3:0

Mit der erwarteten Formation schickte Uruguays Tabarez sein Team auf’s Feld, der nach seinem erneuten Ausraster im Semfinale gesperrte paraguayanische Teamchef Gerardo Martino stellte allerdings ordentlich um: Zeballos war statt Santa Cruz oder Barrios der zweite Stürmer neben Valdez, Marecos ersetzte den angeschlagenen Linksverteidiger Torres. Und im Mittelfeld machte Paraguay, nachdem schon in den Spielen davor wenig bis gar kein Wille zum Spiel nach vorne zu erkennen war, endgültig zu.

Uruguay sofort klar überlegen

Mit Marcos Cáceres kam nämlich ein zusätzlicher Mann für die defensive Zentrale (er kümmerte sich hauptsächlich um Forlán), Riveros blieb allerdings in der Mannschaft und ging auf den linken Flügel (statt Estigarribia). Nominell zumindest – denn das paraguayanische Mittelfeld stand so dicht und eng, dass man im Grunde von vier zentralen Mittelfeldspielern sprechen musste.

Was aber doppelt nicht funktioniert hat – wenn weder kam man so auf die notwendige Breite, um das Spiel vernünftig aufzuziehen, noch gelang es, die Räume für Uruguay eng zu halten. Die spielten einfach außen herum oder wechselten schnell die Flanken. Nach zwei Minuten hatte Paraguay noch Glück, dass es weder den fälligen Ausschluss noch den klaren Elfmeter gab, als Ortigoza nach einer der zahllosen Eckbälle mit der Hand auf der Linie rettete.

Paraguay bringt nichts zusammen

Als nach zehn Minuten Suárez, wenn auch eher aus einem Zufallsprodukt von Angriff, das 1:0 erzielen konnte, war das bereits überfällig. Uruguay konnte sich nun etwas zurücklehnen und sich ansehen, was Paraguay zu bieten konnte. Und das war nicht viel. Die vier im Mittelfeld schafften es nicht, Arévalo und Pérez so unter Druck zu setzen, dass sie in die Spitze kamen, das Tempo war langsam und die Angriffe vorhersehbar.

Zudem stand Piris, der als einziger die rechte Flanke bediente, oftmals so hoch und wartete auf Anspiele, dass es Uruguay ein leichtes war, Pässe auf ihn abzufangen und den freien Platz in Piris‘ Rücken zu Kontern zu nützen. Muslera im uruguayanischen Tor musste kaum einmal eingreifen.

Gedanklich langsam gegen das Uru-Pressing

Auf der anderen Seite agierte das Mittelfeld aus Paraguay gerade defensiv nachlässig und, noch schlimmer, gegen das Pressing des Teams aus Uruguay gedanklich langsam. Anstatt selbst Pérez und Arévalo unter Druck zu setzen, war es kurz vor der Pause umgekehrt, Arévalo luchste Ortigoza den Ball ab, bediente Forlán, und der drückte zum 2:0 ab. Dem Spielverlauf nach korrekt, zumal Forlán zuvor schon einmal alleine auf Villar zulaufend gescheitert war.

Auch nach dem Seitenwechsel presste Uruguay sehr hoch, oft schon gegen die gegnerische Verteidigung und provizierte so permanent Ballverluste beim Gegner. Dieser verzeichnete durch Valdez zwar einen Lattenschuss aus 20 Metern, das Problem blieb aber bestehen: Keine Breite, um dem Pressing zu entgehen

Späte Reaktion

Es dauerte 65 Minuten, ehe mit Estigarribia und Hernán Pérez zwei echte Flügelspieler ins paraguayanische Team kamen. Sofort gelang es etwas besser, den Ball zu kontrollieren und sich der Uruguayer etwas zu erwehren, aber letztlich wurden die neu gekommen Flügel zu wenig eingesetzt, um wirklich Torgefahr erzeugen zu können. Und dann kam auch noch Pech dazu, als sich der ebenfalls eingewechselte Barrios eine Muskelverletzung zuzog, Paraguay mit zehn Mann zu Ende spielen musste.

Im Grunde hatte Uruguay weiterhin keine grundlegenden Probleme, den einigermaßen sicheren Vorsprung über die Zweit zu bringen und so konnte Tabarez in den Schlussphase auch noch Pechvogel Edinson Cavani bringen – der designierte Star der Copa verletzte sich schon im ersten Spiel und fehlte seither verletzt. Und das Tor zum 3:0-Endstand von Forlán kurz vor dem Schlusspfiff machte dann endgültig den Deckel drauf.

Fazit: Uruguay ein hochverdienter Sieger

Mit dem 15. Titel – auch wenn es erst der zweite in den letzten zehn Turnieren ist – darf sich die Celeste wieder alleiniger Rekord-Champion nennen. Dass der Erfolg gegen das biedere Team aus Paraguay, dessen Finalteilnahme an sich schon als äußerst glücklich zu bezeichnen ist, ein verdienter war, steht außer Frage. Aber auch über das Turnier gesehen war die Mannschaft aus Uruguay das stabilste Team und der frühe Ausfall von Edinson Cavani schon im ersten Spiel verschlechterte das Team nicht.

Mit einem gut aufgelegten Forlán und einem giftigen und in den entscheidenden Situationen eiskalten Suárez wurde dieser Verlust aufgefangen, außerdem stand Uruguay mit einem Vierer-Mittelfeld in der Defensive deutlich sicherer, als das mit einer zentralen Dreierreihe der Fall gewesen wäre. Die Mannschaft funktionierte in sich (anders als bei Argentinien und Brasilien) und zeigte kaum Schwächen, die ausgenützt werden hätten können (anders als die bei Standards anfälligen Chilenen).

Ohne Zweifel: Das kompletteste Team dieser Copa América nimmt korrekterweise den Pokal mit nach Hause.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.