Sicher stehen und keine Fehler machen – das klappte bei Überraschungs-Semifinalist Peru gegen Favorit Uruguay 52 Minuten lang wunderbar. Einmal im Rückstand, fehlte aber die Klasse, das Spiel zu drehen. Weshalb die beiden Tore von Suárez den Finaleinzug für Uruguay bedeuten!
In ihrer ersten Partie bei dieser Copa América standen sich diese beiden Mannschaften schon einmal gegenüber. Da trotzte Peru mit einer starken Defensivleistung dem Favoriten ein 1:1 ab, weil es gelang, die Flügel der Urus auszuschalten – das war auch in diesem Halbfinale, in welches das Team von Sergio Markarián sensationell schaffte, die Marschroute.
Gegenseitige Blockade
Erstaunlicherweise war es zunächst nicht das Team aus Peru, welches sich zurückzog. Nein, Uruguay zwang mit einer recht passiven Anfangsphase und zwei tief stehenden Viererketten dem Außenseiter das Spiel auf – und dieser war damit auch einigermaßen überfordert. Weil Uruguay eben so tief stand und mit Vargas und Guerrero die Spitzen in Sergio Markariáns 4-4-1-1 im Getümmel untergingen, blieb oft nur die Option „Langer Ball“, diese wurden aber leichte Beute der Uru-Defensive.
Besonders kreativ war aber auch die Celeste nicht, als sie sich nach einigen Minuten entschied, doch am Spiel teilzunehmen. Weil beide Mannschaften in einem sehr ähnlichen System spielten, standen sich zwei recht defensive Mittelfeld-Zentralen gegenüber, die sich gegenseitig blockierten. Dennoch versuchte es auch Uruguay vermehrt über die Mitte – Forlán und vor allem Suárez gingen kaum auf die Flügeln, wie das in den vergangenen Spielen noch der Fall gewesen war. Vor allem Suárez steigerte sich früh in Frust hinein: In den ersten fünf Minuten legte er sich zweimal mit den Referees an (einmal zu Recht, einmal zu Unrecht) und kassierte nach einem eher dämlichen Foul auch gleich die gelbe Karte.
Action auf den rechten Flügeln
So fehlte es auch an der Breite im Spiel beider Teams. Lediglich auf den jeweiligen rechten Flügeln kam so etwas wie Action auf: Maxi Pereira preschte bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach vorne, weil er vom früh verwarnten Yotún wenig zu befürchtet hatte und auch defensiv vom jungen Peruaner kaum gestört wurde. In diesem Fällen blieb Martín Cáceres hinten, wodurch im Bellbesitz bei Uruguay hinten eine Dreierkette entstand. Allerdings schaffte es Maxi Pereira nicht oft, Bälle auch wirklich in die Mitte zu bringen.
Der sehr aktive Luís Advíncula auf peruanischer Seite drückte den sonst sehr gefährlichen Álvaro Pereira nach Kräften zurück und verwickelte ihn in viele Zweikämpfe, aber spätestens beim starken Martín Cáceres war auch bei ihm Schluss: Oft kam Advíncula gar nicht dazu, Flanken zu schlagen oder nach innen zu ziehen. So ging es mit einem logischen 0:0 in die Halbzeit.
Wer den ersten Fehler macht…
Die zweite Hälfte schickte sich an, ähnlich zu verlaufen wie die erste – bis Peru-Goalie Fernández einen Weitschuss von Forlán nach vorne abprallen ließ. Suárez ließ sich nicht zweimal bitten und versenkte den Ball zum 1:0. Ein individueller Fehler warf die ganze, an sich gut funktionierende Marschroute der Peruaner über den Haufen.
Der Außenseiter musste nun natürlich aufmachen, selbst aktiver werden und höher stehen. Und genau das nützte wiederm Suárez nur wenige Minuten später: Die Abseitsfalle überlistend, nützte er nach einem langen Ball von hinten den vielen Platz hinter der peruanischen Defensive und besorgte somit aus einem Konter das 2:0 – die Vorentscheidung.
…und nicht für Druck sorgen kann…
Markarián brachte mit Chiroque (für Advíncula) einen neuen Mann für die rechte Seite. Der wuselige Chiroque sollte dringend benötigtes Tempo in die ansonsten nicht gerade mit übertriebener Schnelligkeit gesegnete Mannschaft bringen, um die nun naturgemäß wiederum sehr dichte uruguayanische Defensive zu knacken. Zudem kam mit Lobatón (statt Yotún) ein zusätzlicher Mann für das Mittelfeldzentrum, um dort Überzahl herzustellen und die Kontrolle zu erhalten.
Die Formation hatte nun aber deutliche Schlagseite nach rechts, weil es links am Flügelspieler fehlte: Nach dem Austausch von Yotún musste Linksverteidiger Vílchez die komplette Seite übernehmen; Vargas und Guerrero wichen zwar immer wieder dorthin aus, aber Druck kam über die Flanke, die er weiterhin recht umtriebige Maxi Pereira verteidige, nicht.
…fliegt raus
Endgültig geschlagen war Peru, als sich Vargas zwanzig Minuten vor dem Ende zu einem Ellbogen-Schlag ins Gesicht von Coates hinreißen ließ. Der Referee stand nur einen Meter daneben und zögerte keine Sekunde, Vargas die korrekte rote Karte zu zeigen.
Von einer Szene abgesehen, in der Torhüter Muslera nicht ganz auf der Höhe war, spielte Uruguay den Vorsprung nun trocken über die Zeit. Peru fehlten ohne Vargas und mit einem Mann weniger schlichtweg die Mittel, um das Team aus Uruguay noch wirklich zu gefährden.
Fazit: Höhere Klasse setzt sich durch
Spektakulär war es wahrlich nicht: Etwa 50 Minuten kam Uruguay nur schwer durch und sorgte auch Peru nicht für großen Druck, dann zwei schnelle Tore, und die letzte halbe Stunde wurde verwaltet. Am Ende setzte sich mit Uruguay aber die klar besser besetzte Mannschaft durch, weil Peru einen Fehler zu viel machte. Es lässt sich aber dennoch nicht leugnen, dass bei Uruguay zu viel über die Mitte ging und es einen individuellen Fehler beim Gegner brauchte, um zum Torerfolg zu kommen.
Peru stand mit ganz wenigen Ausnahmen defensiv wieder einmal sehr diszipliniert und ließ vor allem Suárez aus dem Spiel heraus kaum zur Geltung kommen, weil man das Zentrum gut zumachte und der Favorit es versäumten, über die Flügel mehr Druck auszuüben. Um selbst das Spiel in die Hand nehmen zu können, fehlte neben der individuellen Klasse einen Pizarro oder Farfán vor allem die Schnelligkeit, welche diese beiden gegen die ebenso sehr sichere Hintermannschaft der Urus bringen hätten können
Internationale Klasseleistung war das von Uruguay eher nicht – aber manchmal reicht es ja auch aus, die wenigen Fehler des Gegnern zu nützen.
(phe)