Das „Trainingscamp“ knapp geschlagen

Patrice Evra hatte Arsenal vorm Gipfeltreffen als „Trainingscamp“ verspottet – letztlich gab es einen 1:0-Sieg für Manchester United. Und das, obwohl die Gunners erst lange stark in der Defensive standen und nach der Pause United ziemlich hinten reinpressten. Ein Tor von Park Ji-Sung, eine gesunde Mischung aus Skill und Glück, sicherte Sir Alex die drei Punkte.

Man Utd - Arsenal 1:0

Arsenal spielte von Beginn an ein ungewohnt defensives Spiel. Schlüsselfiguren waren hierbei Alex Song und Jack Wilshere – denn an diesen beiden war es, Anderson und Fletcher aus derm Spiel zu nehmen. Vor allem Song war dabei sehr gewissenhaft und nahm Anderson praktisch in Manndeckung. Etwas mehr Zug nach vorne hatte Wilshere, der oft auch in die Mittelfeldkette aufrückte. Dort spielte Rosický zumeist zentral und Nasri kam über die linke Seite. Arshavin startete nominell auf rechts, zog aber (wie gewohnt) immer wieder in die Mitte, ohne dabei aber einen Effekt zu erzielen. Der Russe ist komplett außer Form.

Dass Arsenal-Linksverteidiger Clichy nicht wie sonst üblich den nach innen ziehenden Arshavin hinterlief, lag an seiner diesmal recht streng defensiven Rolle. Nani kam gegen Clichy ebenso wenig zur Geltung wie Park Ji-Sung auf der anderen Seite gegen Sagna. Arsenal konnte also sowohl die Außenstürmer als auch die beiden Kreativspieler in der Zentrale gut kontrollieren und hielt so United sehr effektiv vom eigenen Strafraum weg.

Manchester versuchte es viel zu selten, Rooney steil auf die beiden als Unsicherheitsfaktoren geltenden Innenverteidiger Squillaci und Koscielny zu schicken. Einmal passierte das duch einen Ausschuss von Van der Sar in der 9. Minute; einmal köpfte Koscielny genau Nani an (22.) – dessen Reflex-Schuss strich nur knapp am Tor den sicheren Arsenal-Schlussmannes Szczęsny vorbei. Sonst war nicht viel zu sehen von United – zwar hatte das Team von Sir Alex 60% Ballbesitz, aber daraus etwas zu machen schaffte man nicht.

Arsenal hatte den Spielstand also eigentlich recht sicher im Griff, bis kurz vor der Halbzeit die Glücksgöttin dem Team aus Manchester hold war: Halb im Fallen erwischte Park eine abgefälschte Nani-Flanke, die sich über Szczęsny zum 1:0 ins Tor senkte – ein Glückstor, das mit gefinkelten Spielzügen und offensichtlicher Spielintelligenz rein gar nichts zu tun hatte; dafür umso mehr mit herausragender Körperkontrolle von Park Ji-Sung.

Arsenal dreht Spielanteile

In die zweite Hälfte startete Arsenal, wie man das fast erwarten konnte, völlig verwandelt. Clichy und Sagna hatten ganz offenbar grünes Licht zum Angreifen bekommen und mit den so neugewonnen personellen Möglichkeiten drückten die Gunners den Gegner sofort in die Defensive. Alleine, der Ausgleich wollte nicht gelingen – obwohl United durchaus die eine oder andere brenzlige Situation zu überstehen hatte.

Aber United behielt stets die Ruhe und hatte durch einen schnellen Konter über Nani in der 59. Minute gleich zweimal die riesige Chance, mitten hinein in die Druckphase von Arsenal das 2:0 zu erzielen – aber weder der erste Versuch saß, noch der zweite, den ihm Clichy ermöglicht hatte. Wenger nahm kurz danach Rosický und Wilshere vom Feld, um mit Fàbregas und Van Persie mehr für die Offensive zu tun. Van Persie spielte nun hinter bzw. neben Chamakh, und Fàbregas kam (wie Wilshere) aus der Etappe, hatte aber natürlich mehr Drang nach vorne. Doch anstatt das Spiel von Arsenal zu beleben, machte es einen zunehmend fahrigen Eindruck.

So wäre es mit Sicherheit der endgültige Stoß für Arsenal gewesen, hätte nicht Rooney einen Elfmeter (eine harte Entscheidung) in der 74. Minute äußerst eindrucksvoll über das Tor des sehr soliden Wojciech Szczęsny gedroschen. Wenger wechselte danach wiederum: Walcott kam für den schwachen Arshavin und ging auf die linke Seite, Nasri dafür auf rechts.

Aber aus dem Spiel von Arsenal wich zunehmend der Zug zum Tor, die Passgenauigkeit und die Ruhe. Walcott machte einen extrem hibbeligen Eindruck und konnte so kaum Konstruktives beitragen, eine gute Torchance versiebte er zudem. So konnte das Team von Manchester United, das sich in der zweiten Hälfte sehr diszipliniert verhielt und geduldig verteidigte, den Sieg letztlich über die Zeit bringen.

Fazit: United agiert cooler, Sieg ist korrekt

Arsenal machte in der ersten Hälfte vieles richtig: Mit konsequenter Deckung wurden die Kreativspieler von United recht gut unter Kontrolle gehalten, den Red Devils fiel sehr lange sehr wenig ein, um sich der defensiven Umklammerung zu befreien. Durch ein – Parks starken Kopfball in allen Ehren – Zufallstor war Arsenal nach der Pause gezwungen, aufzumachen. United verlegte sich auf das Lauern auf Konter, Arsenal fehlte es aber ein wenig an den Mitteln und auch an der Kaltschnäuigkeit, das Spiel noch auszugleichen.

So gesehen ist der 1:0-Sieg von Manchester United nicht unverdient.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.