Mazembe im Semifinale – mit Glück

Zum ersten Mal seit drei Jahren übersteht der afikanische Vertreter sein erstes Spiel bei der jährlichen Klub-WM – wenn auch TP Mazembe gegen die Mexikaner aus Pachuca eigentlich unterlegen war. Doch die rustikalen Kongolesen konnten das 1:0 über die Zeit zittern.

TP Mazembe - Pachuca CF 1:0

Die afrikanischen Vertreter haben in den letzten Jahren oft nicht überzeugen können und schieden zumeist schon im ersten Spiel aus. Auch TP Mazembe aus Lubumbashi (einer Grenzstadt zu Sambia), der Klub aus der DR Kongo, hat mit dem letztjährigen 1:2 gegen die Pohang Steelers aus Südkorea zu dieser Bilanz beigetragen. Weil das Team des senegalesischen Trainers Lamine N’Diaye (in diesem Spiel mit acht Kongolesen, zwei Sambiern und einem Kameruner) den Titel in der afrikanischen Champions League aber verteidigen konnte, kam es nun zur zweiten Chance. Und zwar gegen den mexianischen Verein aus Pachuca, der als Sieger der Concacaf-Champions-League an der Klub-WM teilnehmen darf – der argentinische Coach Pablo Marini setzte auf fünf Mexikaner, drei Argentinier, zwei Kolumbianer und einen US-Amerikaner.

Schnell wurde deutlich, dass die Mannschaft von Pachuca über die ausgeprägtere Spielkultur und die reifere Anlage verfügte. Die Mexianer waren um Ballkontrolle bemüht und versuchten von Beginn an, das Spiel unter Kontrolle zu bekommen. Nach einigen Minuten gelang das auch ganz gut, vor allem Damián Manso im zentralen Mittelfeld und der sehr offensivfreudige Linksverteidiger Braulio Luna taten sich dabei hervor. Generell war das Spiel von Pachuca so aufgebaut, dass ein Übergewicht auf der linken Seite entsteht: Wenn Luna aufrückte – was eben sehr oft der Fall war – rückte Torres vor ihm eher in die Mitte. Dort war er zusätzliche Anspielstation und band auch einen Gegenspieler. Vorne wurde er nicht gebraucht, denn dort hielt sich Linksaußen Franco Arizala auf. Wie es schon bei der WM einige Teams gemacht hatten, war auch die Formation von Pachuca quasi „schief“. Auf der anderen Seite war Paul Aguilár oft auf sich alleine gestellt, konnte mit dem sich bietenden Platz allerdings nicht wie gewünscht Bälle zur Mitte bringen.

Bei den Afrikanern variierte das System zwischen einem 4-1-4-1 im Ballbesitz und einem 4-2-3-1, wenn Pachuca den Ball hatte. Amia Ekanga war derjenige Spieler, der zwischen der Sechserposition und der im halblinken Mittelfeld pendelte. Erstaunlicherweise versuchte es Mazembe aber nicht über die Seite, die von den Mexikanern eher preisgegeben wurde, sondern zog seine Angriffe zumeist eher über Kabungu und Nkulukula auf – den direkten Gegenspielern von Braulio Luna. Die Kongolesen verlegten sich eher auf das Reagieren und setzten auf schnellstmögliches Umschalten bei Ballgewinn. Und zwar durchaus mit Erfolg: Denn abgesehen von einem Postenschoss von Damián Manso blieben die Mexikaner, zumindest aus dem Spiel heraus, eher harmlos.

Anders als Mazembe: Nach einem herausragenden Zuspiel von Kabungu konnte Mbenza Bedi in der 21. Minute auf 1:0 für die Kongolesen stellen, und nach einem Ballverlust von Manso in der Vorwärtsbewegung im Mittelfeld wäre aus einem schnellen Konter beinahe das 2:0 gefallen.

Pachuca drängt auf den Ausgleich

In der Pause wechselte der senegalesiche Mazembe-Trainer Lamine N’Diaye mit Ekanga seinen defensiveren Mann in der nominellen Mittelfeld-Viererkette aus und brachte statt seiner mit Ngandu Kasongo einen offensiver denkenden Spieler, der die halblinke Position einnahm. Er orientierte sich deutlich mehr nach vorne und so hatte Sunzu alleine die Agenden im defensiven Mittelfeld zu erfüllen. Ein Schuss, der nach hinten losging: Anstatt nach vorne den zusätzlichen Mann wirklich ins Spiel bringen zu können, nützte Pachuca – und hier vor allem Manso – den nun mehr vorhandenen Platz zwischen der Mittelfeld- und der Abwehrreihe von Mazembe.

Die Mexikaner drängen Mazembe mit wachsender Konsequenz hinten rein und kamen auch zu einigen guten Chancen. Doch Torwart der kongolesische Torhüter Muteba Kidiaba machte – obwohl er mit seiner eigenwilligen „Frisur“, seinem unkontrolliert zwinkernden Auge und seiner bulligen Figur einen eher eigentümlichen Eindruck machte – eine blitzsaubere Partie und entschärfte einige gute Torchancen; und wiederlegte somit das Klischee vom schlechten afrikanischen Torwart.

Nach einer Stunde stellte Pachuca-Trainer Pablo Marini dann um: Er nahm mit Carlos Peña seinen Rechtsverteidiger vom Feld und brachte Stürmer Edgar Benítez als Linksaußen. Arizala ging vor dort auf die rechte Seite, dafür hielt sich Aguilar etwas mehr zurück und orientierte sich ins defensive Mittelfeld, von wo aus er, wenn notwendig, die verwaiste Rechtsverteidiger-Position einnahm. Die Afrikaner brauchten zehn Minuten, um das so entstandene Loch ausnützen zu können – kein Wunder, war diese Seite mit Kasusula und Kaluyituka zuvor schon eher die schwächere.

Es blieb bei Mazembe allerdings so, dass den Angriffsbemühungen schnell die Luft ausging, wenn es nicht gelang, mit zwei bis maximal drei Pässen vor das Pachuca-Tor zu kommen. Die Abspiele wurden zunehmend ungenauer, dafür der Körpereinsatz immer rustikaler – dass Stoppila Sunzu in der 80. Minute mit Gelb-Rot vom Platz musste, war da beinahe die logische Folge.

Pachuca in der Schlussphase

Schon zuvor hatte Marini bei Pachuca sein Austauschkontigent erschöpft, und er warf alles nach vorne – die letzte Viertelstunde hatten die Mexikaner vier Stürmer (Cvitanich und Arizala zentral, die eingewechselten Gomez und Benítez rechts bzw. links), mit einem Dreiermittelfeld – Manso flankiert von Aguilar und dem ebenfalls neuen Brambila – und hinten den beiden Innenverteidigern, die von Sechser Martínez unterstützt wurden. Viel Struktur hatte das Spiel von der Mexikaner – die über das Spiel bei 60% Ballbesitz hatten – nicht, es war mehr von der Verzweiflung geprägt.

Auf der anderen Seite wurde das Spiel für Mazembe vor allem nach dem Ausschluss immer mehr zur Abwehrschlacht. Bei der es in der Schlussphase zwar auch einiges an Glück brauchte – das war den Kongolesen aber hold. Und so blieb es beim glücklichen 1:0.

Fazit: Mazembe mit glücklichem Sieg

Eigentlich waren die Mexikaner die bessere Mannschaft. Pachuca hatte die durchdachtere Spielanlage, war ballsicherer und spielerisch stärker. Allerdings mangelte es an der Chancenverwertung, denn genug Möglichkeiten, um den Ausgleich zu erzielen, wären absolut vorhanden gewesen.

So kommt mit TP Mazembe das glücklichere Team ins Semfinale gegen Internacional Porto Alegre. Die Kongolesen verteidigten durchdacht und durchaus mit Plan, wiewohl ihr Spiel in vor allen in der zweiten Halbzeit schon als „überhart“ bezeichnet werden kann. Mit dem Schachzug, zur Halbzeit den Achter Ekanga aus dem Spiel zu nehmen, hat sich Mazembe-Coach N’Diaye keinen Gefallen getan.

Die im Halbfinale wartenden Brasilianer werden sicherlich kein Problem mit diesem Resultat haben – denn Pachuca wäre wohl die härtere Nuss zu knacken gewesen.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.