Gegen Berti Vogts‘ Azeris muss heute, geht es nach der Papierform, ein Sieg für das österreichische Team her. Es sieht so aus, als sollte Constantini etwas offensiver Spielen lassen als gegen Kasachstan. Ein Geduldspiel droht es dennoch zu werden.
Nach der Katastrophe gegen Kasachstan geht es heute für das ÖFB-Team um den zweiten (und wohl letzten) Pflichtsieg dieser Qualifikation. Weswegen es so aussieht, als sollte der Teamchef diesmal tatsächlich nur auf einen Sechser bauern – Schiemer oder Scharner. Es bleibt zu hoffen, dass es Scharner sein wird, denn Turban-Schiemer ist im Spielaufbau deutlich schwächer als der West-Brom-Legionär.
Mangels eines echten Rechtsverteidigers (Dag ist verletzt, Garics zu intelligent für den Teamchef) wird wohl Flo Klein diese Position ausfüllen. Das muss nicht mal eine schlechte Wahl sein, denn zum einen ist Klein von seinem Naturell recht offensiv, zum anderen spielt er diese Position seit geraumer Zeit auch bei der Wiener Austria. Statt des verletzten Pogatetz wird wohl Aleks Dragovic sein Comeback im Team feiern und neben Basti Prödl zentral verteidigen, links natürlich der deutsche Tabellenführer Christian Fuchs. Wann gab’s das zum letzten Mal – eine Viererkette, in der alle Spielpraxis haben?
Über die Besetzung der Defesive sind sich alle einig. Doch wie es davor aussieht? Es geistern so viele Mittelfeldvarianten durch die Medien, wie es Beobachter gibt. Diesen Eindruck kann man zumindest gewinnen:
ORF: Macho – Klein, Prödl, Dragovic, Fuchs – Schiemer – Arnautovic, Junuzovic, Harnik, Hoffer – Maierhofer
Krone: Macho – Klein, Prödl, Dragovic, Fuchs – Scharner – Arnautovic, Junuzovic, Linz, Harnik – Maierhofer
Kurier: Macho – Klein, Prödl, Dragovic, Fuchs – Schiemer – Arnautovic, Junuzovic, Linz, Hoffer – Maierhofer
laola1: Macho – Klein, Prödl, Dragovic, Fuchs – Schiemer – Arnautovic, Junuzovic, Linz, Harnik – Maierhofer
Was alle als 4-1-4-1 interpretieren, sollte in der Praxis wohl eher ein 4-1-3-1-1 sein, wie es etwa die Austria zu Beginn der Saison praktiziert hat – denn dass Roland Linz wie gegen Kasachstan die hängende Spitze gibt, davon ist (seinen Startplatz vorausgesetzt) auszugehen; Maierhofer wird den nicht ganz fitten Kapitän Marc Janko ersetzen. Der Lange hat in Duisburg zuletzt einige Erfolgserlebnisse gehabt. Über die Flanken werden Arnautovic und einer aus dem Duo Harnik/Hoffer kommen. Praktikabler wäre natürlich die Variante mit Harnik (weil der das kann, auf den Seiten), aber dem Teamchef ist ja alles zuzutrauen. In der offensive Zentrale (juhu, es gibt sie wieder im ÖFB-Team!) wird aller Voraussicht nach Zlatko Junuzovic die Fäden ziehen.
Die Azeris sind gegen Deutschland mit einem 4-1-4-1 aufgelaufen und waren beim 1:6 in Köln ohne jede Chance. Das Team von Berti Vogts setzt sich fast ausschließlich aus Spielern aus der heimischen Meisterschaft zusammen (UEFA-Wertung auf Platz 37; die österreichische Bundesliga derzeit 18.), das Grundgerüst ist vom international derzeit erfolgreichsten Klub Qarabağ Ağdam – dieses Team ist zuletzt zweimal erst im Europa-League-Playoff gescheitert (diese Saison an Dortmund, letzte an Twente Enschede).
Zwei bis drei Legionäre wird Vogts aufbieten: Kapitän Rashid Sadigov in der Innenverteidigung (vom türkischen Mittelständler Eskişehirspor und den rechten Flügelspieler Mahir Shukurov (vom russischen Aufsteiger Anshi Makhatshkala). Ob der 18-jährige Aras Abdullayev, bei dem ein Winter-Transfer zu Everton kolportiert wird, in der Startformation steht, ist indes eher zweifelhaft. Es ist aber denkbar, dass das Offensiv-Talent im Laufe der Partie eingewechselt wird.
Vogts weiß zweifellos, dass sich das ÖFB-Team schwer mit der Spielgestaltung tut. Daher ist zu erwarten, dass die Azeris den Österreichern, ähnlich wie die Kasachen, viel Ballbesitz überlassen und ihr Heil im Konter suchen. Das Ziel, die Hausherren in ein Geduldsspiel zu verwickeln, ist für ein Team wie Aserbaidschan zweifellos die erfolgversprechendste Herangehensweise. Zumal das österreichische Publikum ja schon mal dazu neigt, das eigene Team auszupfeifen, wenn es nach eine halben Stunde immer noch 0:0 steht – in Wien nicht so extrem wie in Salzburg, aber eine Überraschung wäre das nicht.
Die letzten Länderspiele gegen Aserbaidschan:
WMQ in Baku, 7. September ’05, ein 0:0. Aufstellung: Schranz; Ibertsberger, Stranzl (49. Hieblinger), Pogatetz, Gercaliu (81. Säumel); Mörz, Kiesenebner, Ivanschitz, Amerhauser; Mayrleb (61. Kuljic), Linz. Teamchef Krankl.
WMQ in Wien, 8. September ’04, ein 2:0-Sieg (Stranzl 22, Kollmann 44). Aufstellung: Manninger; Standfest, Stranzl, Hiden, Pogatetz; Schopp (57. Dollinger), Kühbauer, Aufhauser, Ivanschitz; Kollmann (80. Linz), Haas (72. Glieder). Teamchef Krankl.
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Elswhere in Group A: Das größte Spiel der Österreich-Gruppe findet indes in Berlin statt, wo der WM-Dritte Deutschland auf Guus Hiddinks Türken trifft. Es werden bis zu 40.000 türkische Fans im Olympiastadion erwartet – somit also womöglich mehr als das halbe Stadion. Sportlich ist das DFB-Team der Favorit, ein Heimsieg wäre wohl schon die halbe Miete zum Gruppensieg. Die Türken haben allerdings ihre ersten beiden Spiele (in Kasachstan und gegen Belgien) gewonnen und ein Punktgewinn in Deutschland wäre ein gern genommener Bonus im Kampf um zumindest den zweiten Platz.
Belgien steht auf dem kasachischen Kunstrasen von Astana schon unter extremem Druck, nachdem die ersten beiden Partien gegen Deutschland und in der Türkei beide (knapp) verloren wurden. Zudem muss Teamchef George Leekens auf seine Verteidiger Vermaelen und Kompany sowie Kreativ-Spieler Démbélé (alle drei aus der Premier League) verzichten. Wird in Kasachstan nicht gewonnen, könnte es bei Leekens im Österreich-Spiel am Dienstag schon um den Job gehen.
Elswhere in Europe: Portugal empfängt nach dem Desaster-Start (4:4 gegen Zypern, 0:1 in Norwegen) und der Entlassung von Teamchef Queiroz in Porto Dänemark. Neben dem Deutschland-Spiel ist das Debüt des neuen Portugiesen-Frontmanns Paulo Bento wohl das meist beachtete Spiel in dieser Runde – die ansonsten nicht allzu viel hergibt.
Trapattonis Iren, die ihre ersten Spiele in Armenien und gegen Andorra in erschreckend biederer Manier für sich haben entscheiden können, sind gegen Russland krasser Außenseiter, zumal Letztere ihr Heimspiel gegen die Slowakei mit 0:1 verloren haben. Italien versucht, in Nordirland nicht gar so ins Zittern zu kommen wie beim 2:1 in Estland. Weltmeister Spanien (gegen Litauen) und Finalist Holland (in Moldawien) stehen vor Pflichtsiegen.
In der Spanien-Gruppe ist das Aufeinandertreffen zwischen Tschechien und Schottland im Prager Slavia-Stadion für die Gastgeber nach der peinlichen Heimpleite gegen Litauen im Kampf um den Playoff-Platz schon so etwas wie ein Spiel der letzten Chance. Kroatien hat bei Verfolger Israel hingegen die Möglichkeit, sich schon abzusetzen.
Während Bosnien nach der Niederlage gegen Frankreich in Albanien unbedingt gewinnen muss, um im Plansoll zu bleiben. Den französischen WM-Entertainern steht am Samstag ein heikles Heimspiel gegen Rumänien bevor. Spielfrei sind diesmal unter Anderem England und Schweden.
(phe)