Lech hatte einen Plan – Salzburg nicht

Mit einer einmal mehr unterdurchschnittlichen Leistung verliert Salzburg in Posen mit 0:2 – zwar konnten die Polen genauso wenig für spielerische Akzente sorgen wie die Bullen, aber eine klare Marschrichtung und gute Organisation ermöglichten einen verdienten Sieg.

Lech Posen - RB Salzburg 2:0

Den größten Unfug in der Formation hat Stevens erkannt und korrigiert, Švento wurde von der Position des Linksverteidigers erlöst. Turban-Mann und Defensiv-Allrounder Schiemer übernahm diese Rolle wie schon in den letzten beiden Bundesliga-Spielen. Vorne durfte Alan statt Ziegelstein Boghossian ran – ansonsten war es das gewohnte 4-1-4-1. Der polnische Meister lief in einem sehr konventionellen 4-2-3-1 auf, mit insgesamt sieben Legionären.

Schnell wurde klar, dass beiden Mannschaften das Gestalten des Spiels nicht in die Wiege gelegt worden war. Die Polen überließen Salzburg dieses Feld weitgehend, störten aber gleich auf zwei Arten: Während die offensive Dreierreihe mit Peszko, Štilić und Kikut gemeinsam mit Solo-Spitze Rudņevs in der gegnerischen Hälfte die Spieleröffnung von Mendes da Silva und der Vierer-Abwehrkette mit konsequentem Pressing erschwerten, stellte der Rest der Mannschaft in der eigenen Hälfte äußerst umsichtig die Passwege zu. Zudem war Švento bei Wojtkowiak in guten Händen, und von Schiemer kam nicht allzu viel Hilfe – der Innviertler konnte als Linksverteidiger keine Akzente setzen. Auch zog es ihn desöfteren in die Zentrale; jene Position, die er aus dem letzten Jahr noch kennt.

Wenn Salzburg den Ball verlor, war bei Posen schnelles Umschalten angesagt: Zu den vier Offensive stürmte in diesen Situationen vor allem Blondschopf Krivets von seiner Position im defensiven Mittelfeld mit hohem Tempo mit nach vorne. Die Folge: Salzburg hatte zwar viel Ballbesitz, aber im Konter schuf Lech immer wieder Überzahl. Dass die Polen das Spiel entweder nicht machen wollten, oder sie nicht dazu fähig waren, machte ihr Spiel nicht attraktiv. Aber Lech-Coach Jacek Zieliński hatte seiner Truppe eine klare Marschrichtung ausgegeben, an die sich die Mannschaft genau hielt.

Eine solche war bei Salzburg kaum auszumachen. Sekagya und Afolabi waren in der Spieleröffnung völlig unbrauchbar; Schiemer konnte zwar Kikut kontrollieren, brachte aber nach vorne auch nichts; Mendes da Silva war viel unterwegs, konnte der Zentrale aber keine Linie verleihen; Leitgeb und Cziommer rochierten viel, Zielstrebiges war aber nicht zu sehen. Alan vorne war wesentlich beweglicher als Boghossian, aber im Grunde ein armer Hund. Und Švento hatte zwar einige gute Aktionen und zeigte Zug zur Grundlinie, wurde aber zu selten ins Spiel eingebunden.

Zu Beginn der zweiten Hälfte gingen die Polen aus einem Eckball mit 1:0 in Führung (Sekagya hatte sich gegen Torschützen Arboleda sehr anfängerhaft verhalten) – was den Gastgebern natürlich zusätlich in die Hände spielte. Sie stellten nun das Pressing in der gegnerischen Hälfte ein und zogen sich zurück. Daran änderte sich auch nichts, als Švento-Gegenspieler Wojtkowiak verletzt raus musste und für ihn Kikut nach hinten ging, dafür der eingewechselte Kiełb ins Mittelfeld.

Stevens reagierte zehn Minuten nach dem Rückstand, indem er den unglücklichen Zárate durch Jantscher ersetzte. Der zuletzt in besonders schwacher Form agierende Nationalspieler konnte allerdings auch keine Akzente setzen. Was bei den Bullen in dieser Phase ganz eklatant war: Nicht nur der Mangel an Kreativität und die Unfähigkeit, ein Spiel selbst aufzuziehen – sondern auch die Organistation. Oder besser: Das Fehlen selbiger. Die Salzburger spielten nebeneinader her, ohne dass irgendjemand Anstalten machte, dem Spiel die nötige Richtung und schwer vermisse Struktur zu verleihen.

Um das lahmende Spiel der Bullen war es endgültig geschehen, als Stevens mit seinem Doppelwechsel in der 77. Minute einige eher abstruse Umstellungen vornahm. Für Leitgeb und Cziommer kamen Boghossian und Wallner. Es sollte nun Boghossian vorne spielen, Wallner über links und Jantscher über rechts, Alan und Schiemer (!) in der offensiven Zentrale und Švento wieder als Linksverteidiger. Wenige Augenblicke später gab’s dann aus einem Konter (Schwegler hatte geschlafen) das 0:2 – und die Salzburger waren nun endgültig am Boden.

Ob es die höchst seltsame Formation war, welche die Salzburger nun paralysierte, oder das wissen, dass das Spiel verloren war? Wahrscheinlich spielte beides mit. Denn in den letzten zehn Minuten gelang noch weniger als zuvor. Was die Polen, die sich ihres Sieges nun sicher sein konnten, zusätzlich beflügelte – beinahe hätte es noch das 3:0 gegeben, aber der Pfosten verhinderte das.

Fazit: Der polnische Meister holte sich einen verdienten Sieg. Zwar verfügt Lech sicherlich nicht über die klar besseren Spieler und zeigte sich in der Spielgestalgung ähnlich beschränkt wie die Bullen, aber die Polen ließen eine klare Taktik erkennen, an die sich die ganze Mannschaft konsequent hielt; außerdem war in Lech tatsächlich eine Mannschaft zu erkennen – das konnte man von Salzburg nicht behaupten.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.