Wenn 96 Punkte nicht genug sind

Es ist vollbracht: Manuel Pellegrini ist der wahrscheinlich erste Coach der Fußballgeschichte, der nach einer Saison mit 96 Punkten aus 38 Spielen (also 2,53 Zählern pro Partie) wegen Erfolglosigkeit gehen muss. Dass sich Real Madrid nun José Mourinho holt, zeigt: Im Bernabéu ist jetzt Schluss mit Lustig.

Denn klar ist: Jeder Verein, der sich José Mourinho holt, der holt sich erfolgreichen Fußball. Aber keinen besonders attraktiven – das war noch bei jeder Stadion des „Special One“ so. Die Sache mit den „Galaktischen“, die mit Hacke-Spitze-Einszweidrei die Gegner einkochen und leichtfüßig von einem Titel zum nächsten schweben, ist nun einmal vorbei. Jetzt geht es beinhart nur noch um Resultate, umd Titel, um Zuwachs für die Trophäenvitrine. Wie das auf dem Platz aussieht, dürfte Präsident Florientino Perez mittlerweile also herzlich egal sein.

Natürlich ist Mourinho die richtige Wahl für jeden Verein, der Erfolg haben will und sich die entsprechenden Personen dafür an Bord holen will. Unter dem exzentrischen Portugiesen, der in seiner zehnjährigen Trainerkarriere erst ein einziges Liga-Heimspiel verloren hat (und die ist acht Jahre her), wird das Bernabéu zweifellos zu einer schier uneinnehmbaren Festung – auch für Barcelona. Denn neben dem enttäuschend frühen Aus in der Champions League war es vor allem die Tatsache, dass der große Rivale aus Katalonien eine noch bessere Saison spielte als Real Madrid, die Pellegrini den Job kostete.




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Es ist nicht anzunehmen, dass Mourinho nun, nur weil er bei Real ist, seinen kompletten Spielstil ändert. Das magische Element, dass von Real auszugehen hat, wird sich nun nur noch über Resultate manifestieren, weniger durch Feuerwerke auf dem Spielfeld. Und Real, davon ist auszugehen, wird genauso zum FC Mourinho, zu seiner persönlichen One-Man-Show, wie das schon bei Inter, bei Chelsea und beim FC Porto der Fall war. Warum auch ändern, was über Jahre funktioniert?

Vor allem aber ist der Zug von Real Madrid, sich Mourinho zu holen, ein untrügliches Zeichen dafür, wie tief der Stachel sitzt, den Barcelona den Königlichen in der abgelaufenen Saison verpasst hat. Praktisch sagend: Auch, wenn wir 38 Mal unansehnlich mit 1:0 gewinnen, hauptsache wir landen diesmal vor Barça! Natürlich, ganz so schlimm wird es nicht kommen und mit einem Team von der Offensivpower eines Real Madrid – mit Cristiano Ronaldo, Gonzalo Higuaín, auch einem Karim Benzema und nicht zuletzt natürlich Raúl, wird es ohne Zweifel auch einige Kantersiege geben.

Aber grundsätzlich ist es die Mission von Mourinho, Real Madrid nun zu einer Ergebnismaschine zu machen, die auch gegen die ganz großen bestehen muss. Also international ist ein erneutes Achtelfinale-Aus in der Champions League nicht akzeptabel, national muss Barcelona besiegt werden. Was im nächsten Jahr sicher nicht viel einfacher wird als im abgelaufenen, bedenkt man, dass bei Barcelona die Verpflichtung von David Villa schon fix ist und jene von Cesc Fàbregas nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint. Schwächer wird der große Konkurrent nicht werden. Womöglich reichen 96 Punkte auch nächste Saison nicht.

Umso spannender wird es, wie schnell sich Präsident Perez die Kontrolle über seinen Klub, vor allem in dessen medialem Erscheinungsbild, entreißen lassen wird. Denn bei Mourinho ist klar: Bei ihm gibt’s seinen Weg – oder gar keinen.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.