„Wir haben jetzt das letzte Spiel des Jahres, soll ich da alles umdrehen? Das Leistungsprinzip kann man bei jedem Spieler hinterfragen!“ – Dietmar Constantini, ÖFB-Teamchef.
Andi Ivanschitz, der aktuell dominierende Offensivspieler der deutschen Bundesliga, fehlt also auch im Testspiel gegen Spanien. Und Constantini hat endlich öffentlich durchklingen lassen, warum das so ist: Wenn ihm ein Spieler nicht passt, gilt das Leistungsprinzip nicht mehr. Und wenn er einen Spieler aber mag, wird es ebenso außer Kraft gesetzt. Danke, Teamchef, jetzt wissen wir’s endlich alle mit letzter Sicherheit: Sympathie geht vor Leistung.
Na, da haben wir uns einen Teamchef eingefangen. Die Schweinegrippe könnte im Nationalteam keinen größeren Schaden anrichten.
„Ich habe auch einige Tipps bekommen, den Andi spielen zu lassen, weil da ist eh nichts zu verlieren. Das ist aber nicht mein Stil. Bis zum Frühjahr ist das Thema erledigt. Der Hoffer ist zwar in Italien nicht im Kader, aber im Team jetzt mit dabe“, erklärte der Teamchef. Es ist also nicht sein Stil, In einem Testspiel etwas auszuprobieren. Und die Frage muss erlaubt sein: Wo und wann denn sonst? Natürlich gibt es bis zum Start in die EM-Qualifikation kommenden September noch das eine oder andere Spiel, aber worauf will er warten? Wenn er Ivanschitz möglicherweise eine Chance geben möchte, muss man ihm die Zeit geben, sich in das neue Team zu integrieren. Will er ihn auch weiterhin komplett außen vor lassen, soll er das jetzt ein für allemal sagen, damit die Spekulationen ein Ende haben können.
Aber zu sagen, „ich habe vor einem Monat gesagt, dass das Thema Ivanschitz für mich dieses Jahr erledigt ist“, hat etwas von: „Ich weiß, dass ich nicht recht habe, darf es aber öffentlich nicht eingestehen, weil ich sonst ein Weichei wäre. Und da ist mir mein Ego wichtiger als das Nationalteam!“
Wie sehr Constantini mit zweierlei Maß misst, ist vor allem an der Personalie Hoffer zu erkennen. Seine Bilanz für Napoli: 3 Minuten gegen Livorno, 18 Minuten gegen Udinese, ein paar Sekunden gegen Siena, und 21 Minuten bei der Roma; dazu eine Viertelstunde mit einem nicht mehr entscheidenden Tor im Cup. Der letzte Einsatz von Hoffer war am 4. Oktober – also vor einem Monat. Seit einem Monat nahm Hoffer an keinem einzigen Spiel seines Vereines teil. Und hat als Stürmer ein einziges Tor geschossen. Andererseits Ivanschitz: Sechs Tore erzielt, sechs Treffer aufgelegt, und das bei einem Abstiegskandidaten, als Mittelfeldspieler. Leistungsprinzip? Brauch ma net.
„Ich muss nicht jede Entscheidung rechtfertigen. Das Leben ist ungerecht. So ist das“, meint er. Und er will damit sagen: Ob richtig ist, was ich mache, oder nicht, ist komplett wurscht. Ich bin der Boss und mache, was ich will, weil ich nun mal der Boss bin. Und auch der Nachsatz, „mit Ivanschitz habe ich persönlich in den letzten Wochen nicht gesprochen“ passt wunderbar in das skurrile Weltbild Constantinis. Ivanschitz macht in einer der besten Ligen Europas (in der UEFA-Wertung liegte die deutsche Liga immerhin auf Platz 4 – Österreich ist 20.) ein tolles Spiel nach dem anderen, und der Teamchef findet es nicht einmal der Mühe wert, mit ihm zu sprechen? Kein Wunder, dass ihn in Deutschland im Allgemeinen und in Mainz im Speziellen alle auslachen…
„Leitgeb ist nicht dabei, weil andere dabei sind“, philosophiert Constantini über den in starker Form agierenden Salzburger Mittelfeld-Mann. Das ist eines der Highlights vernünftiger Argumentation. Auch den Satz „der Alaba ist dabei, weil er eine Zukunftsaktie ist“ kann man getrost als Blödsinn bezeichnen. Soll ich jemanden einberufen, weil er mal ein guter Spieler wird? Nein, wenn der Teamchef gesagt hätte, „er ist dabei, weil er in guter Form ist und in Paris gezeigt hat, dass er der Mannschaft helfen kann“, wäre das in Ordnung gewesen. Aber so?
Es ist aber zumindest tröstlich, dass die bei der Pressekonferenz anwesenden Journalisten der Meinung des Teamchefs offensichlich diametral gegenüber stehen und ihn, was man so mitbekommt, durchaus gelöchert haben. So könnte die Aussage „Dann verlieren wir gegen Spanien und Ivanschitz ist wieder der Buhmann“ womöglich weiterdenken:
Wenn wir gegen Spanien ohne Ivanschitz verlieren, ist der Buhmann derjenige, der auf ihn verzichtet hat…
(phe)
Ach ja, der Kader gegen Spanien:
TOR: Almer, Gratzei, Payer
ABWEHR: Dragovic, Fuchs, Garics, Ortlechner, Patocka, Scharner, Schiemer
MITTELFELD: Alaba, Baumgartlinger, Drazan, Hölzl, Jantscher, Junuzovic, Kavlak, Pehlivan
ANGRIFF: Beichler, Hoffer, Janko, Maierhofer, Wallner