Nun ist es also nach 47 Tagen Sommerpause wieder so weit: Die neue Saison der österreichischen Bundesliga wird eröffnet. Grund genug, die zehn Teams genauer unter die Lupe zu nehmen!
Red Bull Salzburg
Das fünfte Jahr, der vierte Trainer – so richtig Ruhe auf der Trainerbank kehte auch nach dem zweiten Titel in der Red-Bull-Ära nicht ein. Und das, obwohl Co Adriaanse die meisten Punkte in einer Saison einfahren konnte, verglichen mit seinen Vorgängern. Dennoch musste der oft spröde Adriaanse weichen. Seinem Landsmann Huub Stevens soll es nun endlich gelingen, nicht nur die Pflicht zu erfüllen (also natürlich die Meisterschaft zu verteidigen), sondern im vierten Anlauf nun doch einmal eine internationale Gruppenphase zu erreichen. Ersteres, also die Konkurrenzfähigkeit auf nationaler Ebene, steht außer Frage: Die Mannschaft ist nominell nicht schwächer geworden (Kovac, Janocko, Gercaliu und Meyer waren am Ende nur noch Reservisten, Ochs war lange verletzt) und es gelang Sportchef Hochhauser, einige vielversprechende Neuzugänge zu präsentieren. Das heißt: Der Titel führt auch in diesem Jahr einzig und allein über die Salzburger, die sich in der Bundesliga über das Jahr gesehen nur selbst schlagen können. Wie sich die Sache auf europäischem Parkett darstellt, ist wieder eine ganz andere Frage. Ja, der Weg in die Champions League ist nicht mehr ganz so schwer wie in den letzten Jahren. Doch was, wenn es auch diesmal nicht einmal mit der Europa-League-Gruppenphase etwas wird? Dann wäre die internationale Saison schon Ende August vorbei, und der zweifellos auf Doppelbelastung ausgelegte Kader wäre schnell wieder zu groß. Und gerade in diesem Fall muss sich Stevens vorsehen: Denn das peinliche Cup-Aus im Heimspiel gegen Austria Wien II letzten Herbst, als Adriaanse die Stammspieler schonte, hat seine Position alles andere als gestärkt. Natürlich sind die Bullen in der Favoritenrolle, wirklich gemessen wird Stevens aber an den Resultaten im Europapokal. Prognose: Salzburg ist der Favorit, muss sich aber vorsehen.
SK Rapid Wien
Es war von Anfang an klar, dass Rapid nur dann eine Chance auf den Titel haben würde, wenn Salzburg schwächelt. Und da die Bullen letzte Saison das nicht taten, blieb für Rapid der Vizemeistertitel – mit dem die Verantwortlichen nicht unzufrieden sind. Vor allem in der Offensive sind die Rapidler mit dem gefürchteten Sturmduo Maierhofer/Hoffer der Konkurrenz zum Teil recht deutlich überlegen gewesen. Nur hinten, da drückte Trainer Pacult der Schuh. Und wie – die Verteidigung wusste nicht nur nicht zu überzeugen, nein, sie patzte nicht selten eklatant. Kein Wunder, dass sich gerade für die Viererkette nach neuem Personal umgesehen wurde. Mit dem Montenegriner Milan Jovanovic ist die erste Planstelle schon einmal besetzt, ob die Talente Schösswendter und Schrammel die Unsicherheitsfaktoren Patocka und Eder verdrängen können, hängt vor allem von Pacults Sturheit ab. Und auch die defensiven Außenpositionen sind mit dem verletzungsanfälligen Katzer und dem mit seiner Doppelrolle als rechter Verteidiger UND Mittelfeldmann (wenn Hofmann diese Postion verwaisen lässt) oft überforderten Andi Dober noch lange nicht optimal besetzt. Was nichts daran ändert, dass die Qualifikation für den Europapokal – also ein Platz unter den ersten drei – ein Muss ist. Peter Pacult weiß das auch, und er weiß ebenfalls, dass seine Position bei Sportdirektor Hörtnagl nicht die allersicherste ist. Zu sturköpfig und engstirnig präsentiert sich Pacult nicht nur nach außen hin, das Absägen seiner bei der Mannschaft äußerst beliebten Co-Trainer Barisic und Zajicek sorgte beim Team für teils öffentliche Unmutsbekundungen. Diesen Unmut kann Pacult nur entgegenwirken, wenn es sporlich gut läuft. Prognose: Rapid kommt unter die ersten drei. Mehr ist nur möglich, wenn die eklatanten Abwehrschwächen abgestellt werden.
FK Austria Wien
Die Austria holte sich im Sommer acht Neue – beim Cupsieger nichts ungewöhnliches. Sechs davon sind Österreicher – das ist bemerkenswert. Vor allem für das Mittelfeld suchte Sportchef Parits einige Spieler zusammen, die allesamt den Anspruch stellen können, Stammspieler zu sein. Dieser Konkurrenzkampf wird sicher ein belebendes Element sein, denn Spieler wie U21-Teamkamptän Baumgartlinger, Altachs Frühjahrs-Mastermind Vorisek und LASK-Eigengewächs Klein (der somit zu seinem ehemaligen Trainer Daxbacher zurückkehrt) sind sicher nicht zur Austria gekommen, um die Bank zu wärmen. Gesetzt ist im Mittelfeld nur der neue Kapitän Acimovic, der die Binde vom hinauskomplimentierten Blanchard übernimmt. Vorne sieht die Besetzung der Violetten zwar etwas dünn aus, aber wenn Teamspieler Okotie und Neuzugang Tomas Jun, der Altach mit seinen Toren fast noch gerettet hätte, fit bleiben, sind sie sicherlich stark genug, um mit Maierhofer/Hoffer vom Lokalrivalen mithalten zu können. Ausfallen darf von den beiden aber keiner, denn mit den Sulimani-Brüdern und Eldar Topic gibt es keinen adäquaten Ersatz. Und auch in der Abwehr sieht die Besetzung der Austria nicht so schlecht aus, denn hinter Bak und dem 18-jährigen Jung-Teamspieler Dragovic stehen mit Mario Wallner und Michi Madl zwei talentierte Burschen, zudem kann Neuzugang Ortlechner sowohl in der Zentrale spielen, als auch auf der linken Seite. Für Markus Suttner, der sich auf links festgespielt hatte, brechen wohl harte Zeiten an. Was die Gesamtsituation betrifft, ist vor allem eines auffällig: Die demonstrative Ruhe und Gelassenheit, mit der die in den letzten Jahren oft als Panikorchester am Transfermarkt auffallende Austria glänzte. Keine Frage, die wilden Stronach-Jahre sind endgültig vorbei. Prognose: Die Austria kann ein ernsthafter Titelkandidat sein, wenn aus Reservisten keine Störenfriede werden.
SK Sturm Graz
Seit Sturm vor bald drei Jahren den Konkurs überlebt hat, ist es immer das Selbe: Die Mannschaft spielt schön, sie spielt gut, und sie hat das Potential, um die internationalen Plätze mitzuspielen. Wenn da nicht die fast schon traditionell dünne Kaderdecke wäre… Das zeigte sich auch in diesem Frühjahr wieder. Mit Samir Muratovic war das Hirn im Mittelfeld außer Form, und schon stand das Offensiv-Werk still. Keiner da, der Schlüsselspieler wie ihn, oder auch Haas und Feldhofer, ersetzen könnte. Ja, Daniel Beichler und Jakob Jantscher reiften zu Nationalspielern, aber es fehlt einfach an Druck von der Bank. Und daran wird sich auch in der neuen Saison kaum etwas ändern. Wenn Oldboy Mario Haas ausfällt, hat Franco Foda – dass er den Lockrufen aus Kaiserslautern widerstehen konnte, war wohl der größte Erfolg der Grazer in diesem Sommer – nur noch Jungspund Kreimer und das steckengebliebene Talent Hassler in der Reserve. Ähnlich die Situation im Mittelfeld, wiewohl Haris Bukva und Manuel Weber durchaus das Zeug haben, sich in die Mannschaft zu spielen. Aber wenn alle Stricke reißen, bleiben nur noch die 18-jährigen Burschen aus der Regionalliga-Mannschaft. Mit einem äußerst durchwachsenem Frühjahr büßte Sturm jegliche Titelchance ein, am Ende wurde gerade noch der Platz im internationalen Geschäft gesichert. Das ist zwar gerade für die jungen Spieler eine gute Chance, weiter dazuzulernen, aber der Kader ist nicht für eine Doppelbelastung ausgelegt. Das könnte nicht nur mit Fortdauer der Saison ein Problem werden, sondern schon ganz am Anfang, denn bis Mitte September stehen nicht nur neun Liga-Spiele an, sondern auch zwei Cup-Runden und bis zu sechs Spiele im Europapokal. Keine Frage, in der Mannschaft steckt Potential – aber sie wird es schwer haben. Prognose: Sturm sollte Vierter werden können, mehr wäre ein großer Erfolg und kann nur gelingen, wenn keine Schlüsselspieler ausfallen.
SV Ried
Georg Zellhofer ergriff letztes Jahr eine Woche vor Saisonstart die Flucht, weil ihm der Rieder Kader nicht gut genug erschien, um in der Liga bestehen zu können. Das Ende vom Lied: Zellhofer übernahm im Winter Altach und stieg ab – mit exakt halb so vielen Punkten wie die Rieder, die nur um zwei Törchen den Europapokal-Platz verpassten. Und wem haben sie’s zu verdanken? Paul Gludovatz! Der Trainerfuchs verpasste den Innviertlern Selbstvertrauen, taktisches Geschick und er belebte vor allem die Heimstärke wieder. Kein einziges der 18 Spiele im heimischen Schmuckkästchen wurde verloren, alle Großen mit teils derben Niederlagen wieder nach Hause geschickt. Wenn, ja wenn da nicht in ähnlichem Ausmaß die Auswärtsschwäche gewesen wäre… Tatsache ist aber: Erstmals seit vielen Jahren (wenn nicht erstmals überhaupt) steht Ried bei praktisch niemandem auf der Liste der potentiellen Abstiegskandidaten. Auch das ein Verdienst von Gludovatz, der sich die Latte für seine zweite Saison in der oberösterreichischen Provinz doch recht hoch gelegt hat. Nicht einmal 2007, als Ried Vizemeister war, wurden so viele Punkte eingefahren! Doch die Rieder haben genug Sinn für die Realität und wissen, dass sie mit einem Top-3-Platz nicht spekulieren sollten. Nein, wer Paul Gludovatz kennt, der weiß: Jetzt ist die Zeit der Jungen gekommen, die er schon im Frühjahr vermehrt in die funktionierende Mannschaft eingefügt wurden. Allen voran Philipp Huspek und Marcel Ziegl dürfen sich Hoffnungen machen, sich im Bundesliga-Kader festzuspielen. Praktisch ohne Druck – denn den Europacup erwartet niemand, und ein Abstieg sollte angesichts der guten Basis kein Thema sein. Prognose: Ried hat sicherlich das Zeug, auch diesmal im sicheren Mittelfeld zu landen.
SK Austria Kärnten
Wenn nicht alles so traurig wäre, müsste man über die Kärntner eigentlich lachen. Das Prestige-Objekt des in Kärnten de facto allein regierenden BZÖ drohte schon im Winter ungemach, als Präsident Canori, Intimus von Landesvater Jörg Haider bis zu dessen Tod, für die Landtagswahlen zur verfeindeten FPÖ überlief. Der Liebesentzug (also das Zudrehen des Geldhahns) schien sicher, bis Canori gar den Einzug in den Landtag verpasste. Alles rechnete mit einem schnellen Absägen des Präsidenten – aber Canori blieb im Amt. Wesentlich weniger überraschend war hingegen , dass die Lizenz erst in zweiter Instanz unter großzügiger Hilfe der öffentlichen Hand erteilt wurde. Kein Wunder, dass Austria Kärnten als der erste Bundesliga-Verein gilt, der zu 100% von Steuergeld finanziert wird… Und, ach ja, Fußball gespielt wurde auch noch. Zumindest, so weit das auf dem ob des Fehlens einer Rasenheizung (in einem brandneuen Stadion!) ramponierten Rasen möglich war. Abgesehen von den zwei Siegen in den Nachtragspartien holte Kärnten noch exakt drei Pünktchen nach der Winterpause, wegen des Chaos im Verein ergriff die halbe Mannschaft beim ersten brauchbaren Angebot den Verein. Übrig ist, wer nicht bei drei auf den Bäumen war: eine Rumpftruppe, die sich nur mit Restposten den Kader auffüllen konnte. Die größten Hoffnungen ruhen dabei auf dem langjährigen Austria-Kapitän Jocelyn Blanchard, der beim Cupsieger keinen neuen Vertrag mehr bekam. Alles andere riecht nach Abstiegskampf; vor allem die Offensive, in der noch keiner nachhaltig Bundesliga-Niveau beweisen konnte. Doch Frenkie Schinkels hat schon letztes Jahr gezeigt, dass er aus einer aussichtslos scheinenden Ausgangslage fast mehr als das Optimum heraus holen kann. Ewig wird der Tanz auf der Rasierklinge aber nicht gelingen – denn die nächten Troubles im Umfeld kommen bestimmt. Landeshauptmann Dörfler kündigte schon eine Volksabstimmung an, ob der Verein weiterhin von öffentlicher Hand gestützt werden soll. Und alle wissen: Ohne dieses Geld gehen innerhalb von Stunden die Lichter aus. Prognose: Sportlich zählt Kärnten zum Kreis der Abstiegskandidaten – wirtschaftlich sowieso.
LASK Linz
Er ist so etwas wie eine Wundertüte, der LASK. Nach dem Chaos-Jahr mit drei Trainern, serienweise Spielen ohne Torerfolg, Niederlagen am Stück und einem siebenten Platz, der das Jahr viel besser aussehen lässt als es tatsächlich war, steht nun auch personell ein Umbruch an. Langjährige Stützen wie die erfahrenen Leitwölfe Vastic und Baur haben die Fußballschuhe an den Nagel gehängt, Eigenbauspieler wie Hoheneder und Klein verließen den Verein ohne noch Geld einzubringen, und mit Matthias Hamann sitzt ein Jahr nach Andrej Panadic wieder ein weitgehend unbeschriebenes Blatt neu auf der Trainerbank. Der Deutsche, der vor einigen Jahren zu Zweitliga-Zeiten schon als Libero beim LASK aktiv war, kam von Hessen Kassel und schaffte in nur zwei Wochen, woran Heerscharen von Trainern und Funktionären in den Jahren davor gescheitert waren: Er redete dem allmächtigen Klub-Boss Reichel endlich die Strukturen aus dem Kreuz, die überall sonst schon Standard sind – sprich: Teamarzt, Physiotherapeut und Masseur. Hamann steht aber nicht nur neben dem Platz auf einer Baustelle, auch auf dem Feld muss er eine neue Mannschaft formen. Eine Mannschaft, in der es vor allem im Mittelfeld ein unglaubilches Überangebot gibt. Nicht weniger als zwölf Spieler rittern um vier bis fünf Plätze – darunter Panis und Wendel (die verletzte praktisch die komplette letzte Saison fehlten), mit Paul Bichelhuber ein hoffnungsvoller und trickreicher Neuzugang aus der Austria-Talenteschmiede, die Eigengewächse Hamdemir und Höltschl (die schon Talentproben abliefern konnten), mit Prager und Salmutter zwei Steckengebliebene mit ihrer letzten Chance, und auch der mittlerweile oft altersmüde wirkende Markus Weissenberger meldet noch Ansprüche an. Dafür gibt es zum Sturmduo Wallner/Mayrleb (das schon letztes Jahr keinerlei Angst und Schrecken in gegnerischen Strafräumen auslöste) nur regionalligataugliche Ersatzleute. Hinten soll U21-Teamspieler Margreitter mit dem ganzen Selbstvertrauen des Aufstiegs mit Wiener Neustadt gemeinsam mit dem erfahrenen Litauer Alunderis dichtmachen. Der LASK ist eine Wundertüte – und keiner weiß, wo die Linzer tatsächlich stehen. Und, wozu sie mit dem neuen Trainer (der deutlich Elan in die eingekrusteten LASK-Strukturen brachte) fähig sind. Prognose: Läuft es gut, ist der LASK im Mittelfeld zu finden. Aber auch der Abstiegskampf stellt keine Utopie dar.
Kapfenberger SV
Respekt vor Kapfenberg, denn damit haben nicht viele gerechnet: Nach einem schwachen Start kamen sie, entgegen der normalen Formkurve bei Aufsteigern, immer besser in der Liga zurecht, hielten diese vor allem Dank eines guten Frühjahrs recht sicher, und das alles vor allem ohne im Winter die im Sommer zuvor gemachten Fehler zu wiederholen, und blind in Panikkaufrausch zu verfallen. So gehen die Falken also tatsächlich in ein zweites Bundesliga-Jahr, in dem sie aber selbstredend wieder zum Kreis der Abstiegskandidaten gezählt werden müssen. Obwohl sie im Gegensatz zum letzten Jahr (wo der Kader mit allem aufgeblasen wurde, was irgendwie zu haben war) mit Augenmaß eingekauft zu haben scheinen. Vor allem die Verpflichtung des langjährigen tschechischen Teamspielers Marek Heinz, ein auch in der deutschen Bundesliga nicht ganz unbekannter Mann, darf man hingegen durchaus als eine der Transferbomben dieses Sommers bezeichnen. Er soll endlich der Stürmer sein, der regelmäßig Tore für die Kapfenberger erzielt. Denn daran fehlte es in der abgelaufenen Saison: Es gab einige Spieler, die für fünf, sechs Tore pro Saison gut sind, aber auf Dauer ist das im Abstiegskampf natürlich nicht genug. Da muss ein Mann mit Durchschlagskraft her. Und auch, wenn er nicht mehr der Jüngste ist und sich in Deutschland nie wirklich durchsetzen konnte, für die österreichsiche Liga erscheint ein Marek Heinz allemal stark genug. Der Aufsteigerbonus ist dafür nicht mehr ein Joker der Obersteirer. Die Konkurrenz weiß nun, wozu der KSV fähig ist. Und bei Trainer-Rumpelstielzchen Gregoritsch ist das nicht schwer zu erraten: „Gregerl“-Truppen zeichneten sich immer schon durch Kampfkraft aus. Und vor allem auf diese robuste Spiel wird Kapfenberg sicherlich auch in dieser Saison setzen. Ob es reicht? Nun, das wird sich zeigen. Prognose: Eigentlich wäre Kapfenberg der logische Absteiger. Aber das wären sie ja auch letztes Jahr schon gewesen.
SV Mattersburg
„Zitterpartie“ ist wohl das Wort, das die letzte Saison aus Mattersburger Sicht am allerbesten beschreibt. Nach einem beschämenden Herbst, einem mehr als bescheidenen Start in die Frühjahrssaison und zwischendurch sagenhafte 21 Spielen (!) ohne Sieg – noch nie schaffte ein Team mit einer derartigen Negativ-Serie den Klassenerhalt – war das große Glück der Burgenländer die Tatsache, dass sich Altach vor allem im Herbst noch dämlicher angestellt hatten und die Tatsache, dass sie beim direkten Duell mit dem späteren Absteiger auch den Schiedsrichter auf ihrer Seite hatten. Dass Mattersburg-Boss Pucher gleichzeitig auch Bundesliga-Vorstand ist hatte darauf zwar wohl keinen Einfluss, schiefe Optik hatte die Sache allerdings schon. Und so richtig viel gelernt aus vergangenen Fehlgriffen scheint man beim östlichsten Bundesliga-Verein aber dennoch nicht zu haben: Den 34-jährigen Jancker schickte man in Frühpension, um sich als Ersatz den 31-jährigen Ungarn Waltner zu holen, dessen Name selbst Insidern kein Begriff war. Selbiges gilt für den Tschechen Hamouz und den Slowaken Sedlak, die mit ihren 28 bzw. 26 Lenzen auch nicht mehr direkt unter die Kategorie „ausbaufähiges Talent“ fallen, aber dennoch noch keine Bäume ausgerissen haben. Mattersburg unternahm nicht gerade allergrößte Anstrengung, sich aus dem Kreis der Abstiegskandidaten zu verabschieden. Denn auch Trainer Franz Lederer, der (und das war vor allem in der letzten Saison überdeutlich zu erkennen) sogar mit der korrekten Aufstellung einer simplen Vierer-Abwehrkette überfordert ist, genießt weiterhin die Nibelungentreue seines persönlichen Freundes Martin Pucher. Es spricht wenig dafür, dass die Leistungen in der neuen Saison viel besser werden als in der alten. Das Problem dabei: Ein Prügelknabe wie es Altach vor der Winterpause war, zeichnet sich dieses Jahr nicht ab. Prognose: Mattersburg ist ein heißer Abstiegskandidat.
SC Magna Wiener Neustadt
Sie haben schon gezeigt, was sie leisten können. Mit ihrem Einzug ins Cup-Semifinale, wo nur knapp an der Wiener Austria der Kürzere gezogen wurde, haben die Wahl-Niederösterreicher schon aufzeigen können. Nur ein Jahr, nachdem der frühere Austria-Wien-Mäzen Frank Stronach den Zweitligisten SC Schwanenstadt übernahm, ihn nach Wiener Neustadt transferierte und ihn markengerecht umbenannte, darf sich der letztes Jahr schon mit einer astreinen Bundesliga-Mannschaft ausgestattete Klub in der höchsten Spielklasse versuchen – der Atem in der abgelaufenen Erste-Liga-Saison war am Ende länger als der von Konkurrent Admira (der auch das Cupfinale verlor). Bis auf das Supertalent Georg Margreitter, dessen Leihvertrag vom LASK endete, konnte auch nicht nur die komplette Meistermannschaft gehalten werden. Nein, mit Ronald Gercaliu (der Ex-Teamspieler war einer der großen Verlierer im Jahr nach der EM), dem erfahrenen Tschechen Kostal und Zweitliga-Torschützenkönig Diego Viana wurden gezielt neue Spieler geholt. Mit Augenmaß jedoch – ein Verdienst von Trainer Helmut Kraft, der den internen Machtkampf mit dem von nicht wenigen als größenwahnsinnig angesehenen Ex-Sportchef Peter Svetits gewann. Somit ist das Ziel für die erste Bundesliga-Saison nicht die sofortige Qualifikation für den Europapokal, wie Svetits das sicherlich geplant hätte, sondern vorerst einmal ein sicherer Mittelfeldplatz, um sich mittelfristig in der Liga etablieren zu können. Die Chancen dazu stehen nicht schlecht, denn der Kader ist in der Tat viel zu stark, um ernsthaft ein Abrutschen in den Abstiegskampf befürchten zu müssen. Wesentlich weniger klar als die sportliche Perspektive des Aufsteigers ist hingegen die wirtschaftliche – denn der mittlerweile 76-jährige Stonach ist bekannt dafür, nicht die Geduld für langfristige Entwicklungen zu haben. Prognose: Der Abstiegskampf ist kein Thema. Ein Platz in der oberen Tabellenhälfte wäre keine Sensation.
(phe)