Es war Minute 31, es stand 0:1 für Salzburg, als ich zu dieser Partie einschaltete, hatte ich mich doch in der Uhrzeit geirrt. Und ich sah bis knapp vor die Pause zehn Minuten lang eine Partie, in der Salzburg das Geschehen am Feld mit guter Organisation im Offensivspiel dominierte, während die Wiener nur phasenweise nach vorn stießen. Die letzten fünf Minuten vor der Halbzeitpause schließlich drückte Salzburg ganz klar auf einen zweiten Treffer. Als Sinnbild eines verunsicherten Heimteams legte Torwart Almer dem Red Bull Stürmer Janko den Ball beinahe zu einem Treffer auf.
Austria mit Zweiersturm, Salzburg wieder erfolgreich
Ähnlich, jedoch wieder einen Gang drunter, ging es nach dem Wiederanpfiff weiter. Als sich keine Besserung bei den Violetten abzeichnete, reagierte Coach Daxbacher. Für den nicht übermässig auffälligen Chinesen Sun kam Sulimani, Krammer verließ für Rubin Okotie den Rasen. Der FAK stand fortan mit zwei Spitzen am Feld.
Unmittelbar nach diesem Umbau konnte das Team von Co Adriaanse die temporäre Unordnung nutzen: Nach schneller Überbrückung des Mittelfelds ließ Vonlanthen seinen Gegenspieler mit einem schönen Haken aussteigen und spielte Janko an, der seinen abgerissenen Schuss nach drei Schritten in den Maschen versenkte (0:2). Als direkte Reaktion versuchten es auch die Wiener mit einer schnellen Attacke, die jedoch nur einen Freistoß einbrachte, den Acimovic etwa 2 Meter neben den Kasten setzte.
Die Einwechslungen ermöglichten es der Austria an Tempo zuzulegen, doch die flotten Angriffe scheiterten vorerst an zu ungenauem Spiel. Ständig landeten weite Passversuche im vorderen Mittelfeld beim Gegner. Der RBS Trainer sah die Führung offenbar als gute Ausgangsposition und brachte Traoui für Patrick Jezek.
Austria-Comeback
Ein weiterer Freistoß für die immer stärker werdenden Gastgeber brachte schließlich den Anschlußtreffer. Boussaidi schrammte knapp an der Ampelkarte vorbei, den Standard verwertete Bazina ins kurze, linke Kreuzeck (1:2). Zu diesem Zeitpunkt war der Anschluß noch eher schmeichelhaft. Kurz darauf holte sich Sekagya seine erste gelbe Karte ab, die nachträglich gesehen viel zu hart war, hatte es sich doch schlimmstenfalls um ein „normales“ Foul gehandelt. Eher sogar war es ein normales Tackling mit Ballspiel.
Minute 66 frischte Adriaanse die Offensivkräfte auf und ersetzte den Schweizer Youngster Vonlanthen mit Mahop. Defensiv kamen die Bullen kaum mehr zur Ruhe, mitte-links hatte sich Acimovic zur wichtigsten Offensivschaltstelle entwickelt, stieß oft vor und verteilte fleißig Bälle, die nun auch wesentlich präziser gespielt wurde. Minute 70 brachte das Ergebnis der violetten Wiederauferstehung: Eine Flanke in den Sechzehner landete über Zwischenstation mit etwas Glück bei Okotie, der ihn aus kurzer Distanz vorbei an Timo Ochs vorbei brachte: 2 zu 2.
Salzburgs Matchbälle
Fünf Minuten ging es weiter mit rollenden Angriffen der Lokalmatadoren, die sich ihre Dominanz vor allem über schnelles und solides Zuspiel im und übers Mittelfeld erarbeiteten. Kurz darauf riß dann aus unerfindlichen Gründen der Faden, und die in weiß-rot spielenden Gäste konnten sich langsam befreien und erstmals seit einer Viertelstunde wieder ernsthaftes Offensivspiel bieten. Plötzlich bot sich ein völlig gewandeltes Bild, und Salzburg schaltete auf Daueroffensive. In der 78. war es Öbster, der den Ball zu Ilic flankte. Sein Schussversuch sah jedoch in höchstem Maße unglücklich auf, landete aber bei Janko, der – von Schiemer bedrängt – den Ball aus wenigen Metern über das Tor setzte.
Vier Minuten später führte flottes Kombinationsspiel zu einer quasi hundertprozentigen Chance für besagten Sasa Illic. Der schob den Ball zwar an Austria-Goalie Almer vorbei, jedoch nicht energisch genug um Schiemer an einer Last-Minute Rettung an der Linie zu hindern. Für ein paar Minuten verlagerte sich die Partie wieder ins Mittelfeld, die Austria kam langsam wieder auf.
Salzburg mit Krassnitzer-Hilfe zum Last-Minute-Goal
Sehr gelegen kam den Hausherren in dieser Phase der Ausschluß des Salzburger Abwehrhirns Sekagya. Seine Attacke an Acimovic war, so die Zeitlupe, allerdings nicht gelbwürdig, und wie schon bei seiner ersten Karte maximal ein „normales“ Foul, da es kaum zu einer Berührung kam. Sekagya zu verlieren erwieß sich als spürbare Schwächung für die Bullen, denn in den nächsten Minuten folgten Großchancen für ihre Gegnere als Konsequenz einer zerfallenden Defensivabteilung. Eine Eckenvorlage an Sulimani parierte Ochs in höchster Not, Timo Ochs verhinderte durch kluges Mitspielen einen Erfolg von Okotie. Die zwischenzeitlichen Angriffe der Gäste aus Salzburg waren trotz allem erstaunlich gefährlich, wirklich sicher wirkte die violette Defensive über die ganze Partie über, und speziell nach der Herausnahme von Sun, nicht.
Schon nach dem Ende der dreiminütigen Nachspielzeit, im letzten Angriff des Spiels (der sich aus der Unfähigkeit der Salzburger ergab, den Ball wegzubekommen) knallte es dann doch noch einmal. Mit einer Täuschung kam Acimovic links durch, seine kurze Flanke erreichte Bazina, der mutterseelenallein den Ball aus der Drehung vor das lange, rechte Eck hob, wo ihn Diabang per Kopf versenkte (3:2).
Fazit
In der Tat war es ein erstaunlich flottes Spiel, über weite Phasen auf durchaus internationalem Niveau. Taktisch lässt sich eigentlich nur festhalten, dass Acimovic heute der wichtigste Anspielpartner der Austria war, deren Spiel in Folge viel über linsk lief. Salzburg hingegen war recht dynamisch unterwegs und schien keine Seite wirklich zu bevorzugen. Trotz des flotten Kicks präsentierte sich keine der zwei Mannschaften wirklich stabil, denn es ging rege hin und her, jeweils bedingt durch Überlegenheit im Mittelfeld und dessen Überbrückung. Speziell gegen Ende der ersten und Beginn der zweiten Halbzeit war das Spiel oft geprägt durch wenig durchdachte, weite Bälle vor den Strafraum, was das Entstehen gefährlicher Chancen oft zu einer Sache des Zufalls machte.
Nichtsdestotrotz war es hübsch anzusehen und spannend. Ein Unentschieden wäre wohl gerecht gewesen, der Sieg der Austria letztendlich eher ein Glücksfall, unterstützt von einem ungerechtfertigen Ausschluß des Salzburgers Sekagya. Die Leistung von Schiri Krassnitzer war auch abseits dieser Fehlentscheidung höchstens unterdurchschnittlich und wenig routiniert.