Schweiz ist Europameister des Zufalls

Nein, als Methode für eine lukrative Tippspielteilnahme entpuppt sich das als ganz und gar unbrauchbar, sagt mir jedenfalls das Ergebnis und mein Gefühl. Soeben habe ich alle Spiele der EURO 2008 ausgewürfelt. Die Regeln dabei waren einfach: 1 bis 5 Würfelaugen ergeben für das jeweilige Team äquivalent viele Tore, ein 6er heisst „kein Tor“. Bei einem Unentschieden in der KO-Phase wird für die Verlängerung erneut gewürfelt, und das Team mit der höheren Augenzahl siegt dann mit einem Tor mehr. Bei einem erneuten Gleichstand wäre das Elfern ausgewürfelt worden, doch dazu kam es nicht. Diese Methode brachte einige interessante Gruppenergebnisse, und einen sehr überraschenden Europameister.

Beginnen wir in der Gruppe A: Laut Würfel haben die favorisierten Gruppengegner der Eidgenössen die Mitgastgeber maßlos unterschätzt, denn diese setzen sich mit 7 Punkten, ergo zwei Siegen und einem Remis klar an den Kopf ihrer Gruppe. Ihnen ins Viertelfinale folgen – mit einem Punkt weniger – die Mannen um Cristiano Ronaldo. Portugal.

In der Gruppe B bleiben Sensationen weitestgehend aus, es steigen zwei Teams auf denen man es durchaus zutrauen würde. Allerdings in der verkehrten Reihenfolge nach Papierform: Polen schießt alle drei Gruppengegner an die Wand und landet ohne Probleme im Viertelfinale, vor den Deutschen, die es gerade einmal auf 4 Punkte bringen. Für Österreich bleibt nach einem 4-4 gegen Kroatien, der Niederlage gegen übermächtige Polen ein Erfolg im entscheidenden Spiel gegen Allemagne verwehrt. Trotz Kampfgeist und Willen muss man sich in Wien mit 4-5 geschlagen geben und den EM-Traum gemeinsam mit den Kroaten begraben.

Ebenso überraschend holen sich Rumänien und Frankreich mit je 6 Zählern einen Aufstiegsplatz, die Osteuropäer liegen aufgrund des direkten Duells voran. Für Italien (wohl als Folge des Cannavaro-Ausfalls) und noch schlechtere Holländer hingegen reicht es klar nicht.

Im vierten Mannschaftskonglomerat, der in Salzburg und Innsbruck spielenden Gruppe D sterben die Favoriten in Schöhnheit. Aufgrund der besseren Tordifferenz kommt Russland als Tabellenführer in die Folgerunde, gefolgt von dem schwedischen Team und dem bestbezahlten Kicker dieser Erde, Zlatan Ibrahimovic. Für die Hellenen ist demnach Staatstrauer angesagt, ist das Unternehmen Titelverteidigung doch kläglich gescheitert. Ebenso unerfreulich sieht es nach dem Vorrunden-Auswürfeln für die stets von Turniergewinnen träumenden Spanier aus.

Im ersten Viertelfinalmatch treffen beflügelte Schweizer auf ausgepowerte Deutsche, die sie mit einem klaren 4-1 aus dem St. Jakob-Park in Basel schiessen. In der ersten Partie in Wien hingegen geht es deutlich knapper zu, als sich die Portugiesen mit 4-3 gegen Polen durchsetzen können. Partie zwo in Basel bring hingegen wieder einen klaren Sieger, mit fünf zu einem Zähler stellen die Schweden keinen wirklichen Gegner für Rumänien dar. Die Russen müssen Wien hingegen erst in die Verlängerung, in der sie sich mit 4-3 gegen Frankreich durchsetzen können.

Dem eidgenössischen Ballzauber können sich auch die Iberer, die portugiesische Selecao, nicht erwehren, und gehen mit 1-4 unter. Den zweiten Finalplatz krallt sich die Sbornaja im Ernst-Happel Stadion, mit einem 2-1 gegen die Rumänen.

Das führt uns zum Finalspiel, dass da Schweiz gegen Russland lautet. Neutral-romantische, mitunter geldbeladene Bergidylle gegen harte, pipelinedurchzogene, sibirische Ölwinter. Und was soll man sagen – die ausgewürfelte Version der Europameisterschaft 2008 bringt einen Heimsieg. Am 29. Juni, kurz nach halb elf stemm die „Nati“ von Köbi Kuhn nach einem hart umkämpften 2-1 Erfolg den Pokal vor tosendem Publikum in die Höhe.

Wir gratulieren herzlich, wenngleich nicht unbedingt zu einem sehr wertvollen Erfolg. Werte Nachbarn, unsere Würfel sind mit euch!

Cool? Sag das doch anderen!

Über Georg Pichler

Journalist und zumindest digitaler Superkicker. In echt hütet er meistens das Kastl und das recht gut. Zukünftiger ÖFB-Präsident. Kein Fan, mag aber Sturm Graz.