RedZac-Verkleinerung: Bundesliga peinlich!

Hier ein Artikel der Kollegen von ostliga.at zum leidigen Thema RedZac-Verkleinerung.

Der Tod einer Legende

Legenden sind nette, lehrreiche Geschichterln. Die beliebtesten unter ihnen sind die hartnäckigen Legenden. Sie leben davon, dass ihr Wahrheitsgehalt so gut wie unüberprüfbar ist und dass man sie ganz einfach glauben muss (oder nicht). Anders verhält es sich mit den kurzlebigen Legenden, deren sehr beschränkte Lebensdauer meist daraus resultiert, dass ihr Wahrheitsgehalt nun mal leider überprüfbar ist. Gerade wie bei der Legende von der starken Bundesliga und den schwachen Regionalligen, die – kaum ins Leben gerufen – schon wieder gestorben ist.

Worum geht es? Eines der Argumente der Bundesliga für die Reduktion der Zweiten Liga auf eine Zehnerliga und die Einziehung einer „Dritten Liga“, einer Sechzehnerliga zwischen Bundesliga und Regionalligen, besteht darin, dass das Gefälle zwischen Bundesliga und Regionalliga einfach zu groß sei. Daher müsse zwischen der zweiten und der dritten Leistungsstufe gleichsam eine Quarantänestation eingezogen werden, in der erst die Trennung der Starken von den Schwachen stattfindet, bevor die Starken in die Bundesliga dürfen.

Ein kurzer Blick auf die Ergebnisse der letzten 10 Jahre zeigt, dass daran kein Wort wahr ist.

  • In diesen 10 Jahren gab es in der Zweiten Bundesliga siebenmal einen Meister, der aus der Regionalliga kam – nur dreimal konnte hingegen ein Absteiger aus der Ersten Bundesliga den Meistertitel erringen.

  • Von den 21 Vereinen, die in diesen 10 Jahren aus einer Regionalliga kamen, hat also ein Drittel den Sprung in Österreichs oberste Liga geschafft. Und das offenbar ohne größere Probleme.

  • Diese Meister, die aus der Regionalliga kamen, brauchten im Durchschnitt nämlich keine 2,5 Jahre um aus der dritten Leistungsstufe in die erste aufzusteigen.

  • In den letzten 10 Jahren schaffte gleich zweimal ein Regionalligameister den Durchmarsch schon im Aufstiegsjahr, zweimal dauerte es 2 Jahre und zweimal 3 Jahre. Einzig der heurige Meister, der SV Kapfenberg, trübt diese tolle Bilanz ein bisschen, denn er verbrachte – na ja, auch nur 5 Jahre in der ungeliebten Zweiten Liga, bevor das Ziel erreicht war…

  • Aber wie sieht es mit den Aufsteigern aus, die den Meistertitel nicht holten? Waren die vielleicht zu schwach für die Zweite Liga? Nein, ganz und gar nicht! Die Durchschnittsplatzierung der Regionalliga-Aufsteiger im ersten Bundesligajahr beträgt immerhin, gerechnet über diese letzten 10 Jahre, knapp unter 6 – auch nicht gerade das was man landläufig unter Misserfolg versteht…

  • Von den derzeit 10 Vereinen in Österreichs oberster Liga sind übrigens nicht weniger als 4, also immerhin vierzig Prozent, in diesen letzten 10 Jahren aus einer der Regionalligen gekommen.

Angesichts dieser Fakten muss man sich fragen: Was bitte, will die Bundesliga eigentlich? Sie müsste doch froh und dankbar für jeden möglichen Aufsteiger aus der Regionalliga sein. Und vor allem fragt man sich: Kennt die Bundesliga eigentlich ihre eigenen Eckdaten nicht oder wird hier ganz bewusst mit falschen Behauptungen agiert, frei nach dem Motto „wird schon keiner nachprüfen“?

Es findet sich gegen die von vielen verlangte – und sicherlich zweckmäßige – Aufstockung der Zweiten Liga auf 16 Vereine offensichtlich kaum ein anderes Argument, als das eine altbekannte, das öffentlich natürlich niemals kommuniziert wird, nämlich jenes von der Aufteilung der Fernsehgelder. Ein Zehntel ist nun mal bedeutend mehr als ein Sechzehntel.

Um einen solch schmerzhaften Verlust zu verhindern, soll die Zweite Bundesliga sogar bereit sein, einer neu zu schaffenden Dritten Liga jährlich 600.000 Euro zu spendieren. Dass das ziemlich genau zwei Zwölfteln des derzeitigen Fernsehkuchens entspricht, also gerade jenem Betrag, der durch die Reduzierung der Zweiten Liga von 12 auf 10 Vereine neu zur Verteilung gelangen würde, ist sicher reiner Zufall.

So ganz nebenbei liefert dieser Zufall dem Ligasponsor allerdings ein Superargument, sein nächstes Angebot, falls es ein solches gibt, von vorneherein gleich einmal auf zehn Zwölftel zu reduzieren. Oder will man ihm die neue Dritte Liga gleich im Kombiangebot gratis draufpacken?

Wie auch immer – die Legende vom Gefälle zwischen Bundesliga und Regionalligen kann schon wieder begraben werden. Möge sie in Frieden ruhen! Darum wird es sicher nicht lange dauern, bis ein neues Argument für die geplante Un-Reform kommt. Wahrscheinlich werden wir bald hören, dass „die Deutschen“ nun auch drei Bundesligen haben und was im kleinen Deutschland recht ist, kann doch im großen Österreich nur billig sein…

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.