Die Premier League 15/16: Die Jagd auf Chelsea, Gedränge im Abstieg

Am Wochenende beginnt mit der englischen Premier League endlich wieder der große Ligafußball. Die Saison 2015/16 beginnt mit vier Teams, die den Titel anvisieren können, einer großen Zahl an Klubs, die sich um die Europapokal-Startplätze drängeln und sechs Mannschaften, die primär gegen den Abstieg spielen.

Falls die PL noch Argumente braucht, um sich für sie zu interessieren: Mit Kevin Wimmer (Tottenham), Marko Arnautovic (Stoke), Christian Fuchs (Leicester) und Sebastian Prödl (Watford) und eher theoretisch noch Sinan Bytyqi (ManCity-Reserves) sind so viele ÖFB-Teamspieler wie noch nie in der größten Liga der Welt engagiert.

Norwich City

Die Saison wird hart für die Ostengländer unter der Fuchtel des jungen Trainers Alex Neil. Playoff-Aufsteiger Norwich vertraut im Prinzip auf die Mannschaft, mit der man aufgestiegen ist. Die wiederum nicht sehr unterschiedlich zu jener war, die davor abgestiegen ist. Die Canaries haben sich mit Mittelfeld-Dominator Youssouf Mulumbu und Graham Dorrans (beide West Brom) und Linksaußen Robbie Brady (Hull) verstärkt. Die beiden Erstgenannten könnten sich als wertvoll erweisen, weil Norwich wahrscheinlich eher den Ansatz verfolgen wird müssen, wenige Tore zu bekommen. Für Aufsteiger ist das prinzipiell aber nicht die schlechteste Option und ein kampfstarkes und PL-erfahrenes Mittelfeld-Duo kann dabei gar nicht schaden.

Prognose: 17-20

Watford

Sebastian Prödl wird im Londoner Umland in Hertfordshire spielen und zwar gegen den Abstieg. Er hat sich einen seltsamen Klub ausgesucht, um die Saison vor der Euro 2016 zu bestreiten. Watford hatte im Vorjahr vier Trainer, ehe im November der finale Mann gefunden wurde und einen späten Run auf den Aufstieg eingeleitet hat. Am Ende wurde Slavisa Jokanovic mit siner Mannschaft beinahe noch Meister, aber in allerletzter Minute verhinderte ein Gegentor dies. Der Coach pokerte gegen die Eigentümer (die auch bei Granada und Udinese ihre Finger im Spiel haben) im Anschluss um ein offenbar deutlich zu hohes Gehalt und wurde knallhart ersetzt. Quique Sacnchez Florez (Europa League- und UEFA-Supercup-Sieger mit Atletico 2010, danach zu Höherem bei Al Ahli und Al Ain berufen) ist der neue Trainer. Das Team der Vorsaison existiert nur noch als Rumpf und wurde durch eine Truppe internationaler Zweitreihenkicker ersetzt, die auf dem Papier aussehen, als könnten sie für das Liga-Mittelfeld taugen. Diese wilde Herummixerei kann irgendwie gut gehen – oder wie zuletzt etwa bei den Queens Park Rangers einfach voll in die Hose. Ich tippe auf Letzteres. Sich erstmal ein paar Monate lang zusammen zu raufen, kann für einen Abstiegskandidaten bereits zu viel sein. Schwierig zu sehen, wie das in Watford nicht nötig sein sollte.

Prognose: 17-20

AFC Bournemouth

Die Cherries haben einen unglaublichgen Aufstieg von der Fast-Pleite 2008, über den Viertliga-Abstiegskampf 2009 zum Premier League-Aufstieg 2015 hinter sich. Sie waren im Vorjahr zu jeder Zeit das beste Team der zweiten Liga, was ihnen auch in der PL realistische Chancen auf den Klassenerhalt gibt. Dass Bournemouth mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben, scheint aber nur schwer vorstellbar. In der Championship hat Bournemouth mit offensivem, aggressivem Fußball überzeugt, für kleinere Teams ist es immer schwierig, derartiges Qualitäten eine Liga höher beizubehalten.Der Schritt in die Premier League ist grundsätzlich kein leichter, besonders für so einen kleinen Klub, der trotz russischem Eigentümer finanziell ein kleines Licht im englischen Oberhaus bleiben wird. In der Infrastruktur werden nachhaltige Investitionen dringender benötigt. In den putzigen Dean Court passen derzeit gerade einmal 12.000 Menschen, damit kann man auf Dauer nicht einmal in der Championship für konkurrenzfähige Zusehereinnahmen sorgen. Der Kader des jungen, englischen Trainers Eddie Howe wurde folgerichtig nur stückweise und relativ günstig verstärkt – etwa mit dem 23-jährigen ghanaischen Teamspieler und Flügelstürmer Christian Atsu (23), den Bournemouth sich von Chelsea leiht, oder dem ablösefreien Everton-Innenverteidiger Sylvain Distin (37). Viel Verantwortung wird auf den Schultern des 23-jährigen englischen Stürmers Callum Wilson lasten, der nach zuletzt jeweils über 20 Saisontoren in der dritten und dann zweiten Liga nun in der Premier League zeigen kann, ob er für noch Höheres bestimmt ist.

Prognose: 15-18

Aston Villa

Topscorer Christian Benteke, Ex-Fanliebling Andreas Weimann, Kapitän Fabian Delph, Abwehrchef Ron Vlaar, Mittelfeldmotor Tom Cleverly: Gone, gone, gone, gone und gone. Und mit ihnen drei der fünf Top-Scorer der ohnehin schon grauenvollen Vorsaison. Obwohl man Teile der Benteke-Millionen beim finanziell ausgebluteten Traditionsverein recht okay reinvestiert hat (u.a. kamen Jordan Ayew, Jordan Amavi und Idrissa Guye aus Frankreich und Micah Richards (zuletzt Fiorentina)) steht Trainer Tim Sherwood im Normalfall erneut vor einem harten Kampf gegen den Abstieg. Sherwood muss sich im großen Geschäft immer noch beweisen. Er konnte nach seiner Ankunft in der Vorsaison ein kurzes, nicht ganz einfach erklärbares Feuer entfachen. Das brannte aber auch bald wieder ab und mündete in einer kompletten Kapitulation vor Arsenal im überraschend erreichten FA Cup-Finale. Nach diesem kündigte Sherwood an, ein Team rund um Benteke bauen zu wollen. Villas einziger echter Lichtblick hatte objektiv gesehen aber keinen wirklichen Grund in Birmingham zu bleiben und wechselte nach Liverpool. Villa soll seit geraumer Zeit verkauft werden, Randy Lerner findet aber keine Eigentümer-Nachfolger. Ähnlich uninspiriert zeigt sich die Mannschaft auch seit einigen Saisonen und genau so unaufregend bis desaströs war in dieser Zeit auch die Kaderpolitik.

Prognose: 17-20

AFC Sunderland

Die Black Cats kennen nach Jahren im unteren Tabellendrittel gar keinen anderen Wettbewerb mehr als die Jagd nach dem Drinnenbleiben. Dick Advocaat hat Sunderland in letzter Sekunde vor dem Abstiegskampf gerettet. Man wird dort froh sein, dass der Niederländer noch immer nicht in Pension geht, sondern ein weiteres Jahr im Stadium of Light bleibt. Das primäre Ziel ist, endlich einmal wieder nicht in höchste Not zu geraten. Neuzgänge (Sebastian Coates, Younes Kaboul, Jeremain Lens) sowie möglicherweise noch der ein oder andere ausständige Transfer (Yann M’Vila, Leroy Fer) sind nicht geeignet, um das Stadium of Light zum Träumen anzuregen, aber sie deuten zumindest darauf hin, dass im Klub die Aufgabe klar verstanden wurde: Sicherheit geht vor Glanz. Diese Saison zählt nur harte Arbeit. Wenn das auch bei den Spielern ankommt, sollte es auch klappen.

Prognose: 14-17

Newcastle United

Nach einem unglaublichen Sturzflug in der Vorsaison, der zwischenzeitlich schon wie eine unvermeidliche Katastrophe ausgesehen hat, muss Newcastle in dieser Saison wieder den Anschluss an des Mittelfeld finden. Die Aufgabe wurde Steve McClaren auf der Trainerbank übertragen, der ein biederes Team übernimmt, dessen beste Spieler der Verein oft kaum zu halten vermochte, weil der verhasste Klubeigentümer Mike Ashley einfach eher Geld mit dem Verein machen als welches in ihn intvestieren wollte. Vielleicht ist in dieser Frage ein Wendepunkt erreicht, denn man hat diesmal man für George Wijnaldum (PSV), Aleksandar Mitrovic und Chancel Mbemba (beide RSC Anderlecht) immerhin schon einiges Geld ausgegeben. Ansonsten wurde der Kader mit Leuten aufgefüllt, die zuletzt verliehen waren – zum Beispiel das Trio Haris Vukic, Gael Bigirimana und Shane Ferguson. Das diente zuletzt den Glasgow Rangers – Mike Ashleys anderem Spielzeug. Die Magpies werden einen Schritt nach vorne machen, wenn auch keinen unendlich großen.

Prognose: 10-13

Leicester City

Leicester galt in der Vorsaison als bereits hoffnungslos verloren, bevor aus den letzten neun Spielen plötzlich Meisterschafts-verdächtige 22 Punkte geholt wurden. Trainer Nigel Pearson musste nach mehreren Kontroversen um sich selbst und einen Skandal um seinen Sohn James trotzdem den Hut nehmen. Das kam nicht bei allen Fans besonders gut an und ist sicher eine Quelle für Unsicherheit in der kommenden Saison. Mit Claudio Ranieri, bei Griechenland nach der Heimniederlage gegen die Färöer entlassen, herrscht nun ein gänzlich anderer Ton bei den Foxes. Schon vor seiner Ankunft wurde ÖFB-Verteidiger Christian Fuchs verpflichtet, der sich trotz dem Trainerwechsel klar als Stammspieler etablieren wird. Zu seinem Vorteil scheint Ranieri die Dreierkette beizubehalten, was Fuchs seinen Stärken entsprechend mehr offensive Freiheiten geben dürfte. Shinji Ogazaki (Mainz) ist ein weiterer guter Neuzugang, auf der Abgangsseite steht nur Esteban Cambiasso (34) als signifikanter, aber langsam ausblassender Name. Am Papier sehen Abwehr und Sturm nun ganz okay aus, das Mittelfeld aber eher bieder. Der erneute Abstiegskampf scheint kaum zu vermeiden.

Prognose: 16-19

West Bromwich Albion

Tony Pulis ist seit dem Winter Trainer im Birminghamer Umland. Der Waliser ist nicht für aufregend innovativen Fußball bekannt, aber immerhin noch nie aus der Premier League abgestiegen und er hat auch WBA nach einer schlimmen ersten Saisonhälfte wieder stabilisiert und schwer zu schlagen gemacht. Und dann hat man am Ende der Saison sogar noch Chelsea besiegt und gezeigt, dass da vielleicht sogar noch mehr als Klassenerhalt geht. Die Baggies träumen deshalb von den Top 10. Das scheint ziemlich ambitioniert, aber wenn es irgendwie klappen soll, muss man bis zum Ende der Transferperiode jedenfalls den 22-jährigen englischen Angreifer Said Berahino halten. Ansonsten wurde der Kader dezent an Problemstellen bearbeitet. Ricky Lambert wird im Sturm nach seinem misslungenen Jahr in Liverpool für körperlich starke Attribute sorgen, der offensive 20-jährige Serge Gnabry wurde von Arsenal geliehen und der teuerste Neuzugang ist James Chester (Hull) in der Innenverteidigung. Ansonsten vertraut Pulis auf das Team der Vorjahres.

Prognose: 10-14

West Ham United

Ex-Spieler Slaven Bilic (Besiktas) ist bei den Hammers der neue Trainer nach den spielerisch eher simpel gestrickten Jahren unter Sam Allardyce. Man hat es ja irgendwie fast schon wieder vergessen, aber der Klub ist 2012 nur als Playoff-Sieger aufgestiegen. Seither rangiert man im Großen und Ganzen immer gerade so außerhalb des Abstiegskampfs. In Ostlondon will man aber – wie so viele – irgendwann doch mehr als biederes Mittelmaß sein. Das ist angesichts des harten Kampfes an der PL-Spitze ein schwieriges Unterfangen, für die Irons wird es aber jedenfalls noch ein bisserl dauern. In Malta in der zweiten Runde der Europa League-Quali (Fairplay-Startplatz) hat man sich fast blamiert, in der dritten Runde sich dann der Mehrbelastung gegen Astra Giurgiu souverän entledigt. Für das Ego ist das natürlich doof, für den nicht allzu breiten Kader eher kein Nachteil. Beobachter sind von der untypisch soliden und relativ preiswerten Einkaufstour positiv überrascht: Dimitri Payet (Marseille) ist der interessanteste Neuzugang, Pedro Obiang (Sampdoria) und Angelo Ogbonna (Juve) kommen aus Italien. Das Tabellen-Mittelfeld scheint das höchste der Gefühle. Aber was auch immer passiert, es ist verboten abzusteigen. Es ist die letzte Saison, in der Seifenblasen durch den wunderbaren Boleyn Ground geblasen werden (wo man meist auch recht einfach an Tickets kommt). Der Wechsel ins Olympiastadion folgt und soll dann mehr Einnahmen erzeugen.

Prognose: 9-13

Everton

Die Toffees erlitten in der vergangenen Saison einen kleinen Schock. David Moyes etablierte sie jahrelang im oberen Tabellendrittel, Roberto Martinez führte sie dann etwas sensationell sogar nah an die Top 4 herangeführt und plötzlich rutschte man eben unter diesem etwas unerklärlich aus den Top 10. Das muss diesmal besser werden, wenn der Spanier die Fans auf seiner Seite halten will. Um das zu erreichen, hat dieser den Kader nicht groß umgerührt, sondern punktuell verstärkt, während ältere Spieler abgegeben wurden. Die namhaften Neuzugänge sind Gerrard Deulofeu (21, Barça-Backup-Winger, war schon 2013/14 bei Everton) und Tom Cleverly (25, bei ManUnited ausgemustert, zuletzt Aston Villa). Der Rest des Kaders wird von Akademiespielern aufgefüllt. Everton ist finanziell etwas limitiert und bringt seit geraumer Zeit bei den eigenen Stadionplänen nichts weiter. Die größeren Sprünge nach vorne scheinen für den 9-fachen englischen Meister deshalb unwahrscheinlich und nur über langfristig gedachte, gute Arbeit möglich. Im oberen Tabellendrittel herrscht reger Betrieb, aber die Rückkehr unter die Top 10 sollte doch erwartbar sein.

Prognose: 7-10

Crystal Palace

Der sanierte Klub hat ein fanatisches, optimistisches Publikum im Selhurst Park hinter sich und ist vorerst wahrscheinlich langsam am oberen Ende seines Leistungsvermögens angekommen. Man benötigt das Geld aus dem im kommenden Jahr einsetztenden TV-Deal, um weiter zu wachsen. Nach zwei Saisonen im Mittelfeld der Premier League hat man sich bei Crystal Palace aber fast schon an diese Position gewöhnt. Vorbei scheinen die langen Zeiten, wo man bestenfalls als Fahrstuhlklub zwischen den Leistungsstufen pendelte. Die Eagles wirken auch diesmal überhaupt nicht wie ein Verein, der diesmal größere Probleme bekommen könnte. Trainer Alan Pardew hat im Sommer nicht nur die Chance bekommen, seine Mannschaft in der Breite zu stärken, sondern auch in der Spitze, wie die Verpflichtung des französischen Teamspielers Yohan Cabaye (PSG) beweisen sollte. Zwar ist die obere Tabellenhälfte ein dicht gedrängter Wettbewerb mit enorm viel fußballerischer Klasse, aber Crystal Palace hat die sportlichen Voraussetzungen, um ranzuschnuppern.

Prognose: 9-12

Stoke

Unauffällig und ruhig aber mit konstanter Entwicklung hat Mark Hughes die ehemalige Tretertruppe aus Stoke mit durchaus ansehnlichem Fußball zweimal in Folge unter die Top 10 geführt. Was in den Potteries getan wird, schreit nicht nach Großmannssucht, sondern ist auf eine nachhaltige Etablierung als Premier League-Mittelständler ausgerichtet. Diese Besonnenheit und ein Umfeld ohne den ganz großen medialen Druck scheint ein gutes Biotop für Spieler zu sein, die anderswo ihr Potential nicht ausreizen konnten. Einer davon ist Starspieler Bojan Krkic. Er wird nach langem Ausfall nach Saisonstart bald wieder fit. Ein anderer, Marko Arnautovic, dürfte neben dem Primgeiger wieder zum Stamm gehören, obwohl ihm ein weiterer – Ibrahim Afellay – Druck auf seiner Position machen wird. Gut dazu gepasst hätte wohl auch Xherdan Shaqiri, doch ein Rekordtransfer von 17 Mio. Euro scheint vorerst gescheitert zu sein.

Der schwerwiegendste Verlust ist ganz hinten zu suchen: Topkeeper Asmir Begovic hat mit Chelsea endlich den lange verdienten Wechsel zu einem Top-Klub bekommen (ÖFB-Nachwuchskeeper Daniel Bachmann gleichzeitig in die erste schottische Liga an Ross County verliehen). Auch Steven N’Zonzi (Sevilla) muss man im Zentrum erstmal ersetzen, aber dafür hat man sich wohl Marco van Ginkel von Chelsea geliehen. Außerdem hat man die Torhüter Shay Given (Aston Villa) und Jakob Haugaard (Midtjylland) und Stürmer Joselu (Hannover) geholt, mit Philipp Wollscheid einen deutschen Ersatz für Robert Huth und mit Moha aus der Barcelona-Jugend einen Außenstürmer für die Zukunft verpflichtet und mit Glen Johnson etwas für die offensive Qualität auf der rechten Außenbahn getan.

Prognose: 6-10

Swansea

Swansea ist ein Klub, den sich viele andere nur zum Vorbild nehmen können. Mit einer klaren Philosophie und unaufgeregter, guter Arbeit haben sich die Waliser trotz vieler Trainerwechsel und dem gelegentlichen Verkauf wichtiger Spieler als ein konstanter Mittelfeld-Verein in der Premier League etabliert, der zudem meist schön anzusehen ist. Das hat sich unter Trainer-Anfänger Garry Monk (davor noch Spieler im Klub) nicht geändert, auch nicht als im Winter Wilfried Bony auf die Ersatzbank eines anderen Klubs wechselte. Es wird gut eingekauft, allen voran diesmal Ghana-Offensivspieler Andre Ayew, normalerweise eben auf Basis von gekonntem Scouting statt effektvoller Namen. Ansonsten gibt es ein stabiles, funktionierendes Gerüst und Drumherum. Die Mannschaft hat sich auch recht erleichtert gezeigt, keine weitere Belastung aufgrund europäischer Bewerbe zu haben. So weit wäre man mit der Kaderbreite wohl nicht nicht. Es wäre überraschend, würden die Waliser nicht erneut in der oberen Tabellenhälfte finishen.

Prognose: 6-8

Southampton

Im Vorjahr überraschte die Koeman-Truppe alle. Trotz massivem Personalumbau spielte man lange sogar um die Champions League-Qualifikation mit. Am Ende ging den Saints dann doch die Luft auf. Diesmal gibt es mit der Europa League von Beginn weg eine Doppelbelastung zu stemmen. Die Qualität dafür haben die Südengländer, aber ein Schritt nach vorne scheint in der Liga damit wirklich schwierig. Der Kader wurde ungefähr auf dem Niveau der Vorsaison gehalten. Für den verletzten Keeper Fraser Forster hat man sich Maarten Stekelenburg geliehen, Cedric Soarez (Rechtsverteidiger, Sporting) und Jordy Clasie (Defensives Mittelfeld, Feyenoord) sollen die schmerzhaften Abgänge von Morgan Schneiderlin (DM, ManUnited) und Nathaniel Clyne (RV, Liverpool) kompensieren, Juanmi (Malaga) die Angriffsreihe verstärken. Bitter ist das Leih-Ende von Innenverteidiger Toby Alderweireld, eher nicht so hart treffen die Abgänge der Leihgaben Eljero Elia (Werder) und Filip Djuricic (Benfica). Southampton scheint ähnlich gut dazustehen wie in der abgelaufenen Saison.

Prognose: 6-8

Liverpool

Nicht nur am Stadion, sondern auch beim Kader wird In Liverpool eigentlich für die Zukunft gebaut. Das Team hat eine vielversprechende aber enorm junge Basis. Träume von der Meisterschaft sind noch zu hoch gegriffen. Selbst der vierte Platz wäre schon ein sehr gutes Ergebnis und bestenfalls unwesentlich einfacher zu erreichen, als der Europa-League-Titel. Liverpool wird das Team sein, das auf Patzer der Top 4 der Vorsaison lauert, um sich dort einen Platz zu verschaffen. Wäre da nicht der immense, finanzielle Druck einer Champions-League-Qualifikation, müsste das oberste Ziel am Mersey einfach eine sichtbare Weiterentwicklung sein. Trainer Brendan Rodgers kann mit einem arbeitslosen Jürgen Klopp im kollektiven Hinterkopf der Fans nur hoffen, dass die Geduld an der Anfield Road dafür ausreicht. Es ist auch für ihn persönlich eine wichtige Saison, nachdem 2014/15 vieles meist unglücklich gegen ihn gelaufen ist.

Gerade der Verlust von Top-Talent Raheem Sterling prägte natürlich den Sommer (in dem interessanterweise anders als bei der Konkurrenz nur gegen unbedeutende Teams getestet wurde – what’s that about?). Mit Philippe Coutinho, Jordan Ibe und Emre Can stehen aber weiterhin riesige Talente im Kader. Roberto Firmino, Divock Origi und Christian Benteke kamen zusätzlich in der Offensive. Nathaniel Clyne stärkt die defensiven Außenbahnen, wo mit Glen Johnson ein weiterer Routinier ausgemustert wurde. James Milner soll im Zentrum Erfahrung einbringen und die Problemstelle Innenverteidigung anscheinend mit Thiago Ilori (22, zuletzt an G. Bordeaux verliehen) gelöst werden. Gerade ob das gelingt, wird ziemlich wichtig für die Mannschaft sein, da man dann den vielseitigen Can endlich weiter vorne einsetzen könnte.

Prognose: 4-6

Tottenham

Vorab: Kevin Wimmer hat sich im Jahr vor der Euro keine leichte Aufgabe vorgenommen. Bei Tottenham hat er im Kampf um ein Leiberl in der Innenverteidigung durchaus patente Konkurrenz. Mit Toby Alderweireld und Jan Verthongen sind zudem zwei davon belgische Landsleute (die vor Jahren schon bei Ajax gut zusammen funktioniert haben) und Eric Dier hat den Bonus als englisches Toptalent zu gelten  Die Konkurrenz in der Defensive wird dem Team von Mauricio Pochettino aber sicher gut tun. Der argentinische Trainer ist ein vernünftiger Mann, der auch ein Auge auf die hauseigene Jugend hat, sein Team bekam in der Vorsaison aber einfach viel zu viele Tore. Doch selbst, wenn sich das abstellen lässt: Den fünften Platz zu wiederholen würde bedeuten, dass die Londoner abermals eine gute Saison gespielt haben.

Bei den Hotspur werden wieder viel vernünftigere Kaderplanungs-Töne angestimmt, seit die Bale-Millionen verprasst sind. Zumindest am Saisonstart scheint der vorderste Angriff aber noch dünn besetzt. Roberto Soldado und Emanuel Adebayor dürften noch gehen, womit er 22-jährige Shootingstar Harry Kane alleiniger Mittelstürmer im Kader ist. Alles in allem kann man natürlich nicht Meister werden (und auch Erzrivalen Arsenal wieder mal nicht gefährlich werden), aber einen gesunden Verein in der vordersten zweiten Reihe langsam wachsen lassen. 2018 will man dann ja auch in ein neues Stadion, das mit 61.000 das größte Klub-Stadion in London sein wird.

Prognose: 5-6

Manchester United

Louis van Gaal hat sein Team wieder kräftig umgekrempelt. Angel di Maria, Robin van Persie und Radamel Falcao sind die prominentesten Abgänge unter 17 Kader-Exits. Van Gaal hat sie nicht zum Funktionieren gebracht. Unfreiwillig könnte auch Toptorhüter David de Gea dazu kommen – dass United nicht lauter „Finger weg!“ schreit, sondern seinen Abgang im Raum stehen lässt, ist geradezu seltsam. Wayne Rooney soll wohl wieder Stürmer werden, viel Backup gibt es im Kader aber abseits vom zurückgekehrten Chicharito noch nicht für ihn. Flankiert würde er wohl von Memphis Depay und möglicherweise auch Pedro, was für eine Art 4-3-3 im zweiten LvG-Jahr sprechen würde, wobei mit Adnan Januzaj und Juan Mata durchaus Optionen für ein 4-2-3-1 bestehen. Mit Sebastian Schweinsteiger (31) und Morgan Schneiderlin von Southampton haben die Red Devils das Mittelfeld verstärkt, Sergio Romero wäre an sich ein Edel-Backup für De Gea gewesen. Thomas Müller und Sergio Ramos wollte man auch. Von Louis van Gaals oftmals gezeigter Freude an klubeigener Jugend war in diesem Gewühl nicht viel zu spüren. Der Niederländer will bei seinem letzten Job wohl keine Kompromisse mehr eingehen, sondern den gesäten Erfolg auch ernten. Er selbst sagt, seine Mannschaft sei nicht kreativ genug, die Zugänge aber sind vielversprechend.

Prognose: 2-3

Arsenal

Für Arsenal spricht nicht der Transfersommer (gerade einmal Petr Cech ist gekommen, um den nicht allzu problematischen Wojciech Szczesny zu ersetzen), sondern der Lauf den man in diesen hinein genommen hat. Die Gunners hatten ein hervorragendes Saisonfinale, weil die von Arsene Wenger über Jahre aufgebaute Mannschaft endlich zusammenfand. Und über den Sommer blieb sie das diesmal auch. Es gab keine bedeutenden Abgänge in Islington. Die Herausforderung wird sein, in der Doppelbelastung mit der Champions League nicht wieder schon früh zurück zu fallen und vor allem die Leistungsträger diesmal fit zu halten. Einen Knippser würde man noch gut brauchen können, um den Kader abzurunden. Olivier Giroud hatte in der Vergangenheit Hänger, Theo Walcott und Danny Welbeck eine gewisse Verletzungsanfälligkeit. Aber selbst mit gut gefüllten Vereinskassen sind Topleute derzeit am Markt schwer zu bekommen, so konnte man etwa Karim Benzema bislang nicht aus Madrid loseisen. Und so fehlt dem Kader zwar noch die Vollendung, zuzutrauen ist ihm aber trotzdem vieles.

Prognose: 1-3

Manchester City

Manchester City hat trotz einer in vielerlei Hinsicht bescheidenen Saison Manuel Pellegrini als Trainer behalten. Dieser braucht bestimmt einen guten Saisonstart, um nicht schnell wieder unter Druck zu geraten. Der Verbleib des Chilenen ist aber nicht die einzige Form von Kontinuität bei den Citizens: Der lange eingespielte Kader ist sogar schon an der Kippe zum Überaltern.  Nur zwei nach 1988 geborene Spieler kommen für die Stammformation in Frage: Ellaiquim Mangala (24) und Raheem Sterling (20), der gleichzeitig auch der einzige englische Stamm-Feldspieler werden dürfte. Das erklärt, warum ManCity ihn dermaßen dringend haben wollte.

Vielleicht kann Sinan Bytyqi sich in diesem Umfeld ja mittelfristig aufdrängen. Nach seinem verheiltem Kreuzbandriss kann das ÖFB-Toptalent mittlerweile wieder Lauftraining machen und soll in der zweiten Mannschaft unter Coach Patrick Viera erstmal einfach wieder fit werden. Trotz der Altersfrage und dem Potential für eine Trainerkrise: Wenn es läuft hat City immer noch ein titeltaugliches Einserteam. Ob die Skyblues allerdings gleichzeitig in der Champions League aufzeigen können, das ist ein weiteres Fragezeichen – und vielleicht eines zu viel für den Titel.

Prognose: 2-5

Chelsea

Seit 2009 konnte kein englischer Meister seinen Titel verteidigen, diesmal stehen die Chancen dafür nicht schlecht. Mit Radamel Falcao als Option im Sturm als Ersatz für den erneut verabschiedeten Didier Drogba ist der Doublesieger von 2015 mit Sicherheit nicht schwächer geworden. Ansonsten hat sich im Kader der Blues wenig Wesentliches getan. Petr Cech wurde als Ersatzkeeper von Asmir Begovic ersetzt, Augsburgs Baba Rahman soll Cesar Azpilicueta Dampf auf der Linksverteidigerposition machen (der auch rechts statt Branislav Ivanovic rankann), ein paar Perspektivenspieler werden verliehen (Marco van Ginkel) oder dürfen wieder in die zweite Reihe im Verein zurück (Oriol Romeu), in der Abwehr ist die Personaldecke vielleicht etwas dünn. Aber alles in allem: Jose Mourinho sieht wenig Handlungsbedarf und hat ein Team, mit dem sich seine Vorstellungen umsetzen lassen. Sobald der Portugiese einen solchen Zustand erreicht hat, muss man im Normalfall mit allen Erfolgen rechnen, die man sich ausmalen kann. Chelsea ist aufgrund seiner Komplettheit wieder erster Titelkandidat.

Auch in absehbarer Zukunft wird an der Stamford Bridge kein Stress ausbrechen, die Altersmischung passt. Was – aus englischer Sicht – fehlt, sind Engländer. John Terry (34), Garry Cahil (29) und die zwei Talente Ruben Loftus-Cheek (19) und Nathaniel Chalobah (20) sind die einzigen für die Three Lions spielberechtigten Namen im Einserkader.

Prognose: 1-2

Die Prognose

Ballverliebt.eu: Premier League-Prognose 2015/16
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