Am Freitagabend gingen mit dem 1. FC Kaiserslautern und dem VfR Aalen zwei Klubs mit Österreichbezug in die Winterpause der 2. Deutschen Bundesliga. Lautern wird vom ehemaligen Sturm-Meistertrainer Franco Foda geführt. Aufsteiger Aalen hat mit Ralph Hasenhüttl einen ausgewiesenen Österreicher auf der Trainerbank sitzen (und einen ebenfalls mit Sturm-Vergangenheit ausgestatteten Sportdirektor namens Markus Schupp). Hasenhüttl feierte mit seinem Underdog in der 19. Runde einen überraschenden Auswärtssieg am Betzenberg.
Seine Elf ist laut Eigendefinition Schupps „Spieltag für Spieltag krasser Außenseiter“. Der Aufsteiger konnte unter der Woche nicht einmal ordnungsgemäß trainieren, weil ihm im Winter Trainingsmöglichkeiten in der Heimat fehlen. Lautern erlaubte den Gästen, die in ihrer ersten Saison überhaupt in der zweiten Spielklasse stehen, früher anzureisen und auf deren Trainingsplätzen zu üben. Selbst hatte der FCK zum ersten Mal in dieser Saison eine kleine Schwächeperiode zu verzeichnen, nachdem man zuvor als letztes deutsches Profiteam ungeschlagen war.
Schönheitspreis unerwünscht
Hasenhüttl lässt sein Team im 4-2-3-1 spielen, wobei man auf absolute Effizienz ausgerichtet ist. Mit der konservativen Doppelsechs macht man vor allem in der Mitte dicht, steht dabei tief in der eigenen Hälfte und attackiert frühestens aber der Mittellinie. Im Spiel nach vorne geht man keinerlei Risiko ein. Nur drei bis vier Spieler schalten sich in die Angriffe ein, die von Spielmacher Haller dirigiert werden. Zumindest gegen Kaiserslautern fanden die Attacken immer wieder über die Außenbahnen und mit langen Bällen eingeleitet werden. Kommt man hinten im Ballbesitz unter Druck, wird der Ball einfach mal nach vorne gejagt, aber jedenfalls nicht leichtfertig hergeschenkt.
Ansehnlich ist etwas anderes, aber die taktische Disziplin der Mannschaft ist beeindruckend. Selbst nach Cornern dauerte es bei Ballverlust oft nicht mehr als 10 bis 15 Sekunden, bis die Mannschaft wieder in ihre Grundformation (defensiv ein 4-4-1-1) zurückkehrte. Das Ergebnis der bisherigen Saison: Nur 16 Gegentore, der zweitbeste Wert der Liga (bei 20 eigenen Treffern, was für sich genommen eher Abstiegskampf-verdächtig wäre). Mit dem Sieg in Kaiserslautern hat man sich sogar bis auf vier Punkte an den Relegationsplatz herangeschoben.
Der Aufstieg wäre natürlich mehr als eine Sensation. Aber dreizehn Punkte beträgt der Polster immerhin schon auf die Abstiegsplätze, allzu viele dürfte man bis zum anvisierten Klassenerhalt gar nicht mehr benötigen. Das wird Hasenhüttl im Frühjahr vielleicht die Möglichkeit geben, die Mannschaft in spielerischer Hinsicht weiterzuentwickeln. Denn der erkennt, das die Aalener Masche langsam aber sicher von den Gegnern durchschaut wird.
In Lautern hat es gereicht, weil die Mannschaft einen Konter extrem sehenswert ausgespielt hat. In der 45. Minute jagte man den Gastgebern etwa 25 Meter vor dem eigenen Tor den Ball ab. Von den folgenden sieben Stationen, darunter mehrfach Haller, berührten sechs den Ball nur einmal, ehe Valentini aus knapp 30 Metern einen Strich ins Kreuzeck zog. Das Ganze dauerte vom Ballgewinn zum Einschlag 14 Sekunden. Auf die Risikominimierung wurde nicht vergessen: In den Angriff hatten sich auch da nur vier Spieler eingeschaltet.
Kaiserslautern nicht in Form
Franco Fodas Team ist hingegen zum Ende des Herbstes hin die Luft ausgegangen. Drei Niederlagen in Folge haben Kaiserslautern den Anschluss an die absolute Spitze verlieren lassen. Man liegt aber immer noch auf Relegationskurs. Der ehemalige Sturm-Trainer lässt ebenfalls ein 4-2-3-1 spielen, legt das aber wesentlich spielstärker an. Insbesondere am Freitag war mit De Wit im Zentrum ein umtriebiger Achter zu finden. Selbst die erst zur Pause eingewechselten Mannen im roten Trikot hatten mehr Ballkontakte, als alle Aalener Spieler über die gesamte Spielzeit.
Fodas Elf lief sich allerdings allzu oft im Aalener Zentrum fest und zeigte allgemein zu wenig vertikale Bewegung. Oft rückten die Angreifer zu früh auf, sodass man nur noch stehend und gedeckt ohne Dynamik anspielbar waren. Selbst wenn man Aalen mal am falschen Fuß erwischte, war nicht nur das Hasenhüttl-Team schnell wieder formiert, sondern Lautern auch selbst nicht schnell genug. Konter dauerten eher Richtung 20 Sekunden und fanden selten einen Abschluss.
Das Spiel über die Flügel wurde nach dem Seitenwechsel besser, als Foda sofort nach dem Gegentor auf ein 4-4-2 umstellte und zwei Spieler austauschte. Einer der größten Aktivposten war Linksverteidiger Jessen, der immer wieder die Seitenlinie entlangsprintete. Lautern stürmte in der zweiten Hälfte wütend an und hätte das Spiel eigentlich gewinnen, zumindest ausgleichen müssen, vergab aber zu viele Chancen und war in einigen Situationen auch schlicht glücklos. Mehrere Tore wurden der Mannschaft auch wegen Regelverstößen aberkannt, richtig Pech hatte man bei einer Aktion im gegnerischen Strafraum, der auch zu einem Elfer führen hätte können. (tsc)