Hicke sagt „Auf Wiedersehen“

„Ich danke euch für den netten Besuch!“ – so grüßte der nunmehrige Ex-Teamchef bei seiner Abschieds-PK in Wien. Er bedankte sich bei Fans („unerwartet viel Sympathie und Unterstützung“) und Medien („gute Arbeit, was die Begeisterung im Land angeht“). Es gab vor der EM Zweifel am Leistungspotential des Nationalteams, aber es gab nach den Spielen auch positive Rückmeldungen von ausländischen Beobachtern wie Gerard Houllier und Arsene Wenger. Auch bei seinem Trainerteam bedankte er sich, und beim ÖFB: „Sie hatten es nicht immer leicht mit mir!“

„Es ist der richtige Zeitpunkt“, fuhr Hickersberger fort: „Man muss erkennen, wenn eine Aufgabe zu Ende ist.“ Seine Aufgabe, die Mannschaft zu verjüngen, habe er „mit viel Engagement betrieben. Aber die Zeit ist gekommen, die Mannschaft einem neuen Mann zu übergeben, der neue Ideen hat. Mein Nachfolger wird mehr Unterstützung und Kredit brauchen, als ich sie hatte.“ Er stellte aber auch klar, dass die im Semptember startende WM-Qualifikation nach den braven Leistungen bei der EURO kein Selbstläufer wird. Vor allem vor den Franzosen warnt er: „Niemand soll sich die Vorstellung machen, dass die Franzosen – nur, weil sie auch nicht das Viertelfinale erreicht haben – nicht gut genug wären. Die Alten werden durch junge, hungrige Spieler wie Benzema und Nasri ersetzt!“

Es habe während der EM schon Gespräche mit dem ÖFB gegeben. Mit dem Standpunkt, „dass der ÖFB aussteigt, wenn wir chancenlos sind.“ Dann wäre der Vertrag bis Jahresende eben ausbezahlt worden. „Wenn wir eine gute EM spielen, dann war ich bereit, den Vertrag zu verlängern. Aber die Erwartungen, die ich in die Mannschaft gesetzt habe, sind nicht erfüllt worden. In der letzten Phase gegen Kroatien und in der ersten Phase gegen Polen war das sehr gut, aber wir sind nicht ins Viertelfinale gekommen. Wir haben den Traum nicht erfüllen können. Das tut mir persönlich leid und ich bin bereit, dafür die Konsequenzen zu tragen und von einem weiteren Engagement Abstand zu nehmen.“ Unmittelbar nach den Spielen, im Teamhotel von Stegersbach, gab es einige emotionale Momente, aber „nach reiflicher Überlegung hat der Verstand über das Herz gesiegt. Ich habe immer das Wohl der Nationalmannschaft im Auge gehabt, daher ist ein Beenden der Teamcheflaufbahn keine Frage.“

Dann kommt Hicke in Fahrt. „Ich habe schon geahnt, weil ich schon lange genug dabei bin, wer sich nach der EM aller zu Wort melden wird. Das sind Leute, die dem österreichischen Fußball mehr genommen haben, ich dem österreichischen Fußball mit einem Titel hätte geben können.“ Und Hickersberger nennt auch Namen: „Was erlauben Svetits!? Es steht Bundesliga-Managern nicht zu, zu fordern, ob der Hiasl oder der Hansl spielt – so erfolgreich waren sie nicht. In den letzten acht Jahren war ein österreichischer Trainer in der Champions League, und das war nun mal der Josef Hickersberger. Ich bin immer noch der einzige, der für Österreich bei Weltmeisterschaften als Spieler UND als Trainer ein Spiel gewonnen hat. Wenn ich die Qualifikation dazu nicht habe, dann müssen wir in Österreich schon lange suchen. Und so groß ist das Interesse von Klasse-Trainern nicht, in Österreich zu arbeiten!“ Auch andere bekommen ihren Seitenhieb. „Nicht nur Manager, sondern auch ehemalige Teamchefs haben sich in einer Art und Weise zu Wort gemeldet, die nicht in Ordnung ist. Und so viele Ex-Teamchefs leben ja nicht mehr.“ Also auch Herbert Prohaska? „Nein, den Schneckerl nehme ich davon ausdrücklich aus!“

Aufgeregt haben den Ex-Teamchefs nicht nur die Wortmeldungen von Krankl und Baric, sondern von manchem Journalist. Hicke: „Der Artikel im Kurier hat mich sehr aufgeregt, wo Rainer Fleckl Svetits Raum für seine Äußerungen gab. Auch wenn Rainer Fleckl Journalist des Jahres ist, aber was ihm da eingefallen ist, muss ich mit ihm persönlich besprechen.“ Auch in Grund, warum er den Vertrag nicht nur nicht verlängert, sondern sofort den Weg freimacht. „Es wäre nicht im Sinne des ÖFB, noch ein halbes Jahr weiter zu machen, und dann im Dezember aufzuhören. Bei einer Niederlage gegen Frankreich wäre das Theater wieder von vorne losgegangen, warum man sich vom Hickersberger nicht schon nach der EM getrennt hat. Das ist es mir nicht wert.“ An seinem Weg rüttelt er nicht: „Ich würde nichts anders machen und bin felsenfest überzeugt, dass die Vorbereitung ganz nach meinen Vorstellungen verlaufen ist.“

Und wer wird nun sein Nachfolger als Teamchef? „Für mich ist Andi Herzog wichtiger für den österreichischen Fußball, als Jürgen Klinsmann vor der WM 2006 für den deutschen Fußball war. Dass er noch keine Mannschaft trainiert hat, mag mancher als Manko sehen. Aber für mich hat er die Qualitäten, um ein sehr guter Nachfolger von mir zu sein.“ Gibt es schon konkrete Angebote für Hickersberger, speziell aus dem arabischen Raum? „Nein, etwas konkretes gibt es nicht.“

Was macht er also in Zukunft? „Ich bin für meine Enkerl jetzt wieder der Tauchlehrer Pepi!“

PS: Dazu passend vielleicht die Titelseite der Salzburger Nachrichten vom Dienstag, dem 24. Juni…

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.