Fünf Tage an der Weser – und schon durfte Zlatko Junuzovic erstmals von Beginn an ran! Der Ex-Austrianer wirkt im grünen Trikot noch etwas ungewohnt, aber seine Leistung beim 2:2 von Bremen in Freiburg war absolut herzeigbar. Ein Tor aufgelegt, defensiv kaum was anbrennen lassen: So kann’s weitergehen!
Philipp Bargfrede gesperrt – die Chance für Zlatko Junuzovic, sein Debüt für Werder Bremen gleich in der Startformation zu feiern. Doch auch, wenn die Position rechts in der Bremer Raute für ihn aus vielerlei Hinsicht eine äußerst ungewohnte ist, er wird sich daran gewöhnen müssen. Denn Außenstürmer gibt es bei Thomas Schaaf grundsätzlich nicht, und auf der Zehn hat er mit Mehmet Ekici und Marco Marin gleich zwei Mann vor sich.
Junuzovic im Bremer System
Wenn Bremen das Spiel nicht selbst gestaltet, wie beim gegen den Abstieg kämpfenden SC Freiburg, sind die Positionen links und rechts in der Raute grundsätzlich defensiv. Die Formation entspricht eigentlich mehr einem italienischen 4-3-1-2. Die Breite im Spiel nach vorne kommt vornehmlich über die Außenverteidiger, während vor allem in defensiv angelegten Spielen mehr oder weniger drei Sechser vor der Abwehrkette stehen.
Nun ist Junuzovic weder ein geborener Defensiv-Spieler, noch fühlte er sich in der Vergangenheit auf der rechten Seite wohl. Daher verwundert es nicht, dass er bei seinem allerersten Auftritt in der deutschen Bundesliga zumeist eher zurückhaltend agierte und erst einmal versuchte, Fehler zu minimieren.
Das gelang ihm gut: Er versuchte sich nicht an Risiko-Pässen mit ungewissem Ausgang, sondern war – passend zum Spiel, in dem Bremen zumeist durchaus unter Druck stand – bedacht, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und nur dann Bälle nach vorne zu probieren, wenn diese möglichst sicher einen Abnehmer fanden.
Seine Position auf der halbrechten Seite verließ Junuzovic nur selten. Einmal jedoch machte er das mit Erfolg: Er zog quer auf die linke Seite, legte in den Rücken der zum Tor laufenden Innenverteidiger auf Pizarro quer, und der Peruaner verwertete zum 1:0.
Doch auch, wenn er seine Position hielt, war Junuzovic dennoch von allen Spielern auf dem Feld derjenige mit den meisten absolvierten Kilometern: 13,2. Lediglich sein Pendant auf der halblinken Seite, Tom Trybull, rannte ähnlich viel wie der Österreicher – dieser wurde aber eine Viertelstunde vor Schluss ausgewechselt, Junuzovic spielte durch.
Solide nach hinten
Die Zweikampf-Werte des Ex-Austrianers sind nicht berühmt. Er hat nur ein Drittel davon gewonnen. Aber er machte diese (für einen in eine defensive Rolle geschobenen Offensiv-Spieler nicht verwunderliche) Schwäche mit enormer Laufarbeit wett. Er war, wenn Rosenthal und Lumb über seine Seite das Spiel nach vorne tragen wollen, in Zusammenarbeit mit Clemens Fritz hinter ihm zur Stelle, setzte den Ballführenden unter Druck und zwang die Freiburger somit immer wieder zu Rückpässen.
So hatte Freiburg zwar mehr Ballbesitz, aber die Hintermannschaft der Bremen stand, was ja schon seit längerem nicht selbstverständlich ist, recht sicher und kam aus dem Spiel heraus so gut wie gar nicht unter Bedrängnis. Was allerdings auffällig war: Während Junuzovic nie zu Fouls greifen musste und seine Seite dennoch stark im Griff hatte, konnte man nicht dasselbe über Tom Trybull sagen, seinem Pendant auf der halblinken Seite der extrem jungen Raute (im Schnitt nur 20 Jahre alt).
Auf dessen Seite mussten immer wieder Ekici und auch Pizarro helfend eingreifen, beide holten sich dabei gelbe Karten ab. Ekici wurde trotz einer soliden Leistung nach einer Stunde durch Marco Marin ersetzt, weil die Gefahr einer Gelb-Roten Karte immer größer geworden war. Es hat zwar nicht ursächlich mit Trybull zu tun hat, aber beide Freiburger Tore (das erste aus einem Eckball, das zweite nach einem vom ansonsten braven Hartherz verlorenen Laufduell) fiele über Bremens linke Abwehrseite.
Der Neuzugang von der Wiener Austria bereitete hingegen nicht nur das erste Tor direkt vor. Auch die Aktion, aus der das zweite Bremer Tor entstand, leitete er durch einen geschickt platzierten Kopfball-Pass ein.
Das Spiel an sich
Keine Frage: Die Freiburger, die im Abstiegskampf jeden Punkt brauchen wie einen Bissen Brot, haben sich das 2:2 mehr als verdient. Wenn das Resultat einem Team schmeichelt, dann eher Werder: Die im Ballbesitz schnell nach vorne rückende Freiburger Mittelfeld-Reihe und der sehr mobile Anton Putsila konnten das Spiel gut lenken und die Abwehr kam nur selten ins Schwitzen. Zwar kam man selbst auch nicht wirklich zu Torchancen, aber man hatte deutlich mehr Ballbesitz und war auch in Eins-gegen-Eins-Situationen bissiger.
Bremen ging nach einer halben Stunde gegen den Spielverlauf in Führung, schlief im Gegenzug aber bei einem Eckball. Selbes Spielchen nach dem Seitenwechsel: Pizarro erzielt die Führung, aber der Freiburger Druck sorgte für den verdienten Ausgleich. Der sollte bis zum Ende Bestand haben, obwohl das Heimteam die letzten paar Minuten mit zehn Mann spielen musste. Innenverteidiger Krmas konnte verletzt nicht mehr weiter machen und Trainer Christian Streich hatte schon dreimal gewechselt.
Fazit: Sehr ordentliches Debüt
Ein Lob muss an die dafür Verantwortlichen bei der Wiener Austria gehen: Zlatko Junuzovic ist absolut topfit! Nicht nur, dass er nach nur fünf Tagen bei Werder sofort durchspielte, nein, er war auch noch der laufstärkste Spieler auf dem Feld. Und dabei machte er auch noch eine sehr ordentliche Figur: Zwar etwas zurückhaltend im Spiel nach vorne, aber mit einem sehr guten Stellungsspiel und einem guten Auge was die Defensivarbeit angeht. Wenige Fehlpässe (bei auch wenigen Risiko-Pässen), ein Tor vorbereitet, ein zweites eingeleitet – keine Frage, mit diesem Debüt kann sowohl Junuzovic als auch Trainer Thomas Schaaf absolut zufrieden sein.
Eine interessante Frage wird sein, inwieweit ihm diese Rolle bei Bremen – wie erwähnt, eine andere wird er auch in absehbarer Zukunft nicht bekommen – auf seine Qualitäten in der Nationalmannschaft auswirken. Ohne Zweifel wird er tempohärter und wird auch in der Defensivarbeit einiges dazulernen, aber eine Achter-Position ist im Team von sehr fähigen Leuten besetzt – Alaba, Baumgartlinger, auch Scharner – und eine offensive Rolle am Flügel, wie er sie bei der Austria und bisher auch im Team inne hatte, gibt es bei Bremen einfach nicht.
(phe)
Alle Grafiken von dfl.de