2:0 – Ivorer lösen ohne Anstrengung das Viertelfinal-Ticket

Zweite Spiel, zweite kräfteschonende Leistung – zweiter Zu-Null-Sieg: Mit geradezu italienischer Nüchternheit kommen die Ivorer zum 2:0-Sieg über Burkina Faso und lösen damit das Viertelfinal-Ticket. Was sie wirklich drauf haben, lässt sich aber noch nicht sagen. Und das wird wohl auch nach dem letzten Spiel gegen jene Angolaner so bleiben, die sich beim 2:2 gegen den Sudan selbst eingeschläfert haben.

Côte d'Ivoire - Burkina Faso 2:0

Côte d’Ivoire – Burkina Faso 2-0 (1-0). 1-0 Kalou 16′ / 2-0 B. Koné 82′ (Eigentor)

Didier Zokora war nach abgelaufener Sperre wieder zurück – dafür baute François Zahoui seine Defensive um: Gosso ging statt Igor Lolo, der diesmal nicht dabei war, auf die Position des Rechtsverteidigers, Zokora übernahm die halbrechte Position im Mittelfeld des 4-3-3, Cheikh Tioté von Newcastle ging von dort auf halblinks. Die gewonnene Stabilität war ebenso ersichtlich wie die gewonnene Unterstützung für den Linksaußen vorne – das war in den Anfangsminuten Kalou, bald wechselte er mit Gervinho aber die Seiten.

Die Ivorer gingen nach einer Viertelstunde eher billig in Führung – Kalou nützte nach einer Flanke von der rechten Seite den Freiraum, der entstanden war, weil Bakary Koné nach einem Zusammenprall mit Drogba behandelt wurde – und spätestens ab da erinnerte ihr Spiel wieder frappant an jedes beim 1:0 gegen den Sudan: Sich zurückziehen, sicher stehen, warten, dass die Zeit vergeht.

Burkiner über die Flügel harmlos und im Zentrum gestört

Wirklich nützen konnte die ivorische Passivität aber auch das Team aus Burkina Faso nicht. Das lag vor allem daran, dass über die Flügel recht wenig zu sehen war: Nakoulma, der über rechts kommen sollte, zeigte überhaupt nichts und Jonathan Pitroipa auf der linken Seite war ziemlich auf sich alleine gestellt. Hatte er beim ersten Spiel gegen Angola noch mit Paul Koulibaly einen äußerst aktiven Linksverteidiger hinter sich, zeigte Saidou Panedeteguiri kaum etwas. Zu sehr war er damit beschäftigt, möglichst Gervinho nicht zur Geltung kommen zu lassen.

Dass auch durch das Zentrum kaum etwas vorne ankam, lag in erster Linie an Yaya Touré. Er war so ein wenig der unbesungene Held in dieser Mannschaft: Was er macht, ist unauffällig und auch unspektakulär, aber durch seine geschickten Laufwege und seine Fähigkeit, ein Spiel lesen zu können, erstickte er mit gezieltem Pressing viele Angriffe der Burkiner schon, bevor sie entstanden.

Ivorer spielen Sieg trocken über die Zeit

In der zweiten Hälfte bequemten sich die Ivorer dann doch wieder etwas weiter nach vorne. Das machte ihnen aber kaum Mühe: Die Burkiner machten schon zu diesem Zeitpunkt einen recht zermürbten Eindruck und so fiel es dem Favoriten leicht, Ball und Gegner zu kontrollieren. Viele konkrete Chancen erarbeiteten sie sich zwar nicht, aber sie gaben sich damit zufrieden, dass nach hinten bestenfalls ein paar Weitschüsse den Weg Richtung Tor fanden. Der sichere Boubacar Barry im ivorischen Tor parierte all diese aber sicher.

Paulo Duarte, Teamchef von Burkina Faso, versuchte es mit grundsätzlich logischen Wechseln – Rouamba im Zentrum für den komplett wirkungslosen Kere, dann auch Bancé für den ebenso seit Anpfiff untergetauchten Nakoulma – aber all das verpuffte ohne Wirkung. Und als dann auch noch Bakary Koné einen harmlosen Ball, der von Artur Boka (hatte Tiéné links hinten ersetzt) ins eigene Tor verlängerte, war die Partie endgültig gelaufen.

Fazit: Wieder ein sehr kontrollierter Sieg

Einmal mehr brannten die Ivorer kein Feuerwerk ab, aber wieder kamen sie zu einem Sieg ohne sich dabei wirklich angestrengt zu haben. Das Mittelfeld, vor allem Yaya Touré, dominierte das Spielfeld und ließ das Team aus Burkina Faso zu keinem Zeitpunkt wirklich gefährlich werden. Das wahre Leistungsvermögen dieser Mannschaft lässt sich auch nach dem damit fixierten Viertelfinal-Einzug nicht seriös einschätzen, vor allem die Abwehr selbst wurde wegen der dominanten Performance des Mittelfeldes noch nicht geprüft.

Für Burkina Faso ist das Turnier dafür vorbei: Nach dem für sie bereits bedeutungslosen letzten Spiel gegen den Sudan steht die Heimreise an. Waren die Burkiner gegen Angola noch mindestens gleichwertig und hatten sie dieses Spiel noch eher unglücklich verloren, wurden die die Unzulänglichkeiten brutal aufgezeigt: Es fehlt ein torgefährlicher Stürmer – Dagano ist das nicht mehr. Es fehlt an Struktur im Spiel aus der defensiven Zentrale – hier kamen keinerlei Impulse. Und es fehlt letztlich auch an der Qualität was die Außenverteidiger betrifft. Auf sich alleine gestellt konnten Pitroipa und Traoré nichts ausrichten.

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Angola – Sudan 2-2 (1-1). 1-0 Manucho 5′ / 1-1 M. Ahmed 33′ / 2-1 Manucho 48′ (p) / 2-2 M. Ahmed 74′

Angola - Sudan 2:2

Für die Angolaner fing das Spiel gleich gut an: Nagm Eldin vertändelte den Ball gegen Manucho, dieser nützte die Unpässlichkeit schon nach fünf Minuten zum 1:0 für den Favoriten. Der den frühen Treffer zum Anlass nahm, sich sofort ein wenig zurück zu ziehen.

Die Sudanesen, die sich gegen gelangweilte Ivorer zwar redlich mühten, aber kaum etwas zustande brachten, waren nun gefordert: Die Angolaner überließen ihnen den Ball und sahen sich an, was das Team aus dem Sudan zu anbot. Und das war auch diesmal nicht allzu viel – vor allem drängte sich alles durch die Mitte.

Im 4-4-1-1, das Teamchef Mohamad Abdalla auch diesmal in leicht veränderter Besetzung, aber unveränderter Form aufbot, spielten die beiden nominellen Außen Tahir (der einzige Neue in der Aufstellung, von Goalie Akram abgesehen) und Mohamed Ahmed in relativ zentralen Rollen, wobei die Breite im Spiel an sich von den Außenverteidigern Ballah und Moiawa kommen hätte sollen.

Fast alles durch die Mitte

Wohlgemerkt: Hällte sollen. Denn breit gemacht wurde von den Sudanesen gar nichts: In äußerst überschaubarem Tempo sollte es durch die Mitte gehen, wie die angolanischen Sechser Gilberto und Macanga, immer wieder ünterstützt auch durch den gerne aus der Viererkette aufrückenden Zuela, dicht machte. Kein Wunder, dass der Ausgleich nach einer halben Stunde über die einzige konsequent über den Flügel vorgetragenen Angriff fiel: Flanke auf den nach innen gerückten Mohamed Ahmed, und der traf zum 1:1.

Angolas Teamchef brachte für die zweite Hälfte mit Deutschland-Legionär Nando Rafael einen neuen Offensiv-Mann für den wirklungslosen Flavio und auch diesmal gelang kurz nach dem Start ein Tor: Manucho verwandelte einen Elfmeter zum 2:1. Womit das Spielchen im Grunde von vorne begann: Angola drehte an der Zeit, der Sudan schaffte es kaum aus dem Zentrum heraus.

Einladung zum Ausgleich

Den „Schwarzen Gazellen“ half es natürlich auch nicht, dass sich Nando Rafael bei einer seiner ersten Aktionen an der Schulter verletzte und bis zu seinem Austausch eine Viertelstunde vor Schluss ähnlich wirkungslos war wie Flavio vor ihm. Das eigentliche Problem war aber eher, dass sich die Angolaner mit ihrer Spielweise mehr oder weniger selbst eingeschläfert haben.

Was gegen das ausnehmend harmlose Team aus dem Sudan noch nicht so schlimm gewesen wäre, hätte die Defensive nicht in der 73. Minute den Gefallen aus der 5. Minute zurückgegeben: Ein völlig ungefährlicher 70-Meter-Mondball von Nagm Eldin in den Strafraum der Angolaner klärten gleich drei Abwehrspieler nicht – stattdessen legten sie den Ball dem einschussbereiten Mohamed Ahmed vor die Füße. Das 2:2 aus dem Nichts.

Mit diesem Nackenschlag kam Angola merklich ins Wanken: Ähnlich wie im ersten Spiel gegen Burkina Faso galt es ab sofort nur noch, die Schulssphase unbeschadet zu überstehen, zudem hatte sich Torhüter Carlos schon vor dem Ausgleich eine gelbe Karte wegen Zeitschindens abgeholt. Genau wie im ersten Spiel – weswegen er gegen Die Ivorer im entscheidenden Spiel nun fehlt.

Fazit: Angola bestraft sich selbst für Un-Leistung

Ein einschläferndes Match – Angola verabsäumte es nach beiden Toren komplett, nachzusetzen und gegen die harmlosen Sudanesen schon frühzeitig den Sack zuzumachen. Eine Spielweise, für die sich die Mannschaft von Lito Vidigal selbst bestrafte und die nun dafür sorgt, statt einem sorgenfreien letzten Gruppenspiel nun noch zittern zu müssen. Und das gegen den klar stärksten Vorrunden-Gegner – wiewohl wahrscheinlich selbst eine Niederlage nichts mehr ausmachen würde.

Weil der Sudan, der die Burkiner schlagen müsste um noch eine Chance zu haben, nur stumpfe Waffen zur Verfügung hat: Kaum nennenswertes Flügelspiel, sehr begrenztes Tempo. So hätten sie die pomadigen Angolaner wohl nicht bestrafen können, wenn sich diese das zweite Tor nicht praktisch selbst geschossen hätten. Bei allem Bemühen ist das doch eher ein geschenkter Punkt, und wird gegen Burkina Faso nicht deutlich an der Temposchraube gedreht, wird er auch der einzige bleiben.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.