Vorbei ist es. Das wahrscheinlich größte Fußballereignis, das Österreich in absehbarer Zeit erleben wird, hat diesen Abend sein Ende und seinen Sieger gefunden. In einer durchwegs sehenswerten Partie, die gut aus der Reihe vielfach langweiliger Finalspiele fällt, bezwang die „Seleccion“ aus Spanien ihre deutschen Kontrahenten mit 1-0. Es war die 33. Minute, in der Fernando Torres gleichsam Philipp Lahm und Jens Lehmann bezwang, und den Ball über letzteren in die lange Ecke lupfte.
Spanien jubelt, Wien ist so rot wie schon lange nicht mehr. Die heimischen Fans dürften mehrheitlich auf Seiten der Iberer gestanden haben.
Dabei sah es eine gute Viertelstunde nach einem gegenteiligen Ergebnis aus. Gehemmt wirkende Spanier brachten kaum einen präzisen Pass im Mittelfeld zustande, die Kicker in weiß-schwarz hingegen waren drauf und dran die Führung zu erzielen. Bis Lehmann plötzlich einen von Metzelder gemein abgefälschten Ball parieren muss. In dem Moment scheint der deutschen Equipe der Faden gerissen zu sein. Kurz darauf schmeckt das runde Leder Metall, als Torres (glaube ich) den Final-Europass an die Stange köpft.
Es folgen größere und kleinere Chancen für die Rocha, auf der anderen Seite läuft sich Podolski zweimal fest. Das Kräfteverhältnis wechselte klar zugunsten des Teams aus dem Südwesten des Kontinents und sollte sich bis zum Schluss nicht mehr ändern. Der Fehler des zur Pause verletzungsbedingt ausgewechselten Lahm, die erneute Glanzlosigkeit von Kapitän Ballack, und auch die fehlenden Impulse der Wechselspieler Kuranyi und Gomes waren ausschlaggebend, dass Schwarz-Rot-Gold nicht zulegen konnte, sich keine zwingenden Chance erarbeitete. Ebenso mitverantwortlich für den rotgelben Finaltriumph: Icker Casillas, der die wenigen Prüfungen dieser Partie souverän meisterte.
Obwohl sie in der zweiten Hälfte deutlich defensiver auftraten, waren die Spanier nervlich nicht ganz sattelfest. Es war Minute 66, da hätte Da Silva dank eines Kopfstoßes eigentlich vom Platz gehen müssen. Damit bleibt eine der berühmten „Was-wäre-wenn?“ Fragen stehen – ob die Spieler von Aragones mit einem Mann weniger und nur einem Tor Vorsprung überlebt hätte, wir wissen es nicht. Ungeachtet dessen bot Roberto Rosetti, der mit seinem ersten Auftritt die EM eröffnete und sie mit seinem vierten beschloss, eine solide Leistung. Sowohl in diesen 90 Minuten, als auch in den anderen drei Partien, war er der Unparteiische, den man sich etwa bei Österreich – Deutschland gewünscht hätte.
Nun reckten Fernando Torres und seine Mannschaft den Pokal in den Nachthimmel über Wien. Ein schönes Spiel, ein verdienter Sieger, ein letztlich auch verdienter Vize-Europameister. In Österreich wird es nun Zeit, ein bisschen was von der Euphorie und vom Gelernten in den bald beginnenden Liga-Alltag mitzunehmen. Bis mit dem nächsten Confederations Cup und der WM 2010 wieder internationale Großereignisse folgen, wird er nebst den europäischen Pokalbewerben ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit rutschen.
Obwohl, nicht ganz: In Peking wird ein Fußball-Olympiasieger gekürt werden. 2004 waren dies die Argentinier. 2008 qualifizierten sich Holland, Belgien, Serbien und Italien über die U21-EM 2007 für unseren Kontinent. Formell die größten Chancen als Titelträger haben die Oranjes, doch die Konkurrenz aus dem Rest der Welt wird da ein Wörtchen mitzureden haben.
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