Das ÖFB-Team gewinnt auch das dritte Spiel unter Franco Foda, in Luxemburg gab es einen klaren 4:0-Erfolg. Die Leistung war aber lange nicht so gut, wie es das Ergebnis vermuten ließe. Und auch Rückschlüsse können angesichts des eingesetzten (Back-up)-Personals nur begrenzt gezogen werden. Eines wurde aber klar: Xaver Schlager ist echt gut.
Es war eine Verlegenheits-Aufstellung ohne große Teile des potenziellen Stammpersonals (kein Alaba, Hinteregger, Sabitzer, Lindner, Lainer, Ilsanker; Schöpf und Burgstaller wurden eingewechselt), die es so nie wieder geben wird. Es war außerdem ein Testspiel gegen einen unguten Gegner bei Mistwetter vor einer Nullkulisse.
Wenn schon, dann war es eher ein Charaktertest: Wer überwindet sich, die widrigen Verhältnisse, oder das Gefühl einen schlechten Tag erwischt zu haben? Sollte dem so gewesen sein, hat es bei einigen Spielern nicht funktioniert, sich von diesen Widrigkeiten freizumachen.
Das Spiel, grundsätzlich
Österreich agierte aus einem 4-4-2 heraus. Mit Baumgartlinger und Grillitsch gab es zwei Spielverlagerer und Räumefinder in der Zentrale, für die Vertikalpässe in die Spitze waren eher die Innenverteidiger zuständig (wie bei Prödls Chip auf Arnautovic zum 1:0 gleich zu Beginn). Wenn es spielerisch nach vorne ging, dann eher über die Außenbahnen. Hier aber blieb viel an der hohen Felpassquote vor allem von Ulmer hängen, bei Bauer sah es nicht viel besser aus. Auch Grillitsch wirkte zuweilen etwas off, seine Pässe hatten gerade in der ersten halben Stunde oft nicht die von ihm gewohnte Präzision.
Arnautovic war mal wieder überall unterwegs, bot sich kurz an, bot sich steil an, warf sich in Zweikämpfe und war nicht selten auch erster defensiver Umschalter nach Ballverlusten.
Das Umschalten nach Ballgewinn war die dritte Variante, mit der das ÖFB-Team zu Chancen kommen wollte: Blitzschnell rückte das Mittelfeld in diesen Situationen auf und sorgte für Schwitzen in der luxemburgischen Defensive. Das war nicht nur beim Tor zum 3:0 zu sehen (bei Gregoritsch‘ Abschluss stand Grillitsch schon auf Höhe des Elfmeterpunktes), sondern war generell jenes Mittel, das Luxemburg vor die größten Probleme stellte.
Frecher Außenseiter
Aber Moment mal, Umschaltspiel? Gegen Luxemburg? Tatsächlich: Der Außenseiter – der letzten Herbst Frankreich in der WM-Quali auswärts ein 0:0 abgetrotzt hatte – stellte sich keineswegs nur hinten hinein und harrte der Dinge. Luxemburg war aktiv und traute sich mit Fortdauer des Spiels immer mehr, Druck auf den ballführenden Österreicher auszuüben.
Luxemburgs Spieler sind teilweise bei Klubs in der ersten belgischen, polnischen und schwedischen Liga aktiv, Thill spielt bei Metz in der französischen Ligue 1 und einige weitere in der Heimat bei Düdelingen – ein Klub, der etwa das Niveau eines durchschnittlichen deutschen Zweitligisten haben dürfte. Also natürlich ist das nicht internationale Klasse, aber völlig niveaulos ist das auch nicht.
Viele Wechsel, einer sticht heraus
Insgesamt elf Wechsel (fünf bei Luxemburg – zwischendurch auch mit einem 5-4-1, mit Philipps im Abwehrzehntrum – und sechs bei Österreich) erlaubten dem Spielfluss nach der Pause nicht, sich entfalten zu können. Eine Personalie aber stach massiv heraus – jene von Xaver Schlager. Der Salzburger, der zuletzt gegen Slowenien schon einen Mini-Kurzeinsatz hatte, durfte nun schon eine halbe Stunde ran und er hatte großen Einfluss.
Er brachte eine andere Note ins Spiel als Baumgartlinger, für den er gekommen war. Schlager positionierte sich höher, erkämpfte in der Vorwärtsbewegung Bälle, war ein giftiger Gegenspieler. Grillitsch agierte bis zu seiner eigenen Auswechslung als Absicherung. Dies war eine Aufteilung, die sehr gut funktionierte und so bekam Österreich fast augenblicklich volle Kontrolle über das Mittelfeld-Zentrum. Luxemburg kam nur noch durch zwei Unachtsamkeiten in der Abwehr vor das Tor von Siebenhandl.
Fazit: Die einzige echte Erkenntnis heißt Schlager
Große inhaltliche Aha-Erlebnisse gab es angesichts der Personalsituation natürlich nicht. Das Umschalten funktioniert gut, das wusste man; der Aufbau über die Außen weniger, was angesichts des aufstellten Back-up-Personals ärgerlich ist, aber kein Anlass, Grundsätzliches in Frage zu stellen. So bleibt als einzige echte Erkenntnis, dass Xaver Schlager richtig gut ist. Er ist in Salzburg unter einem großartigen Trainerteam, mit einer klaren Philosophie und mit Europacup-Spielen en masse schon als 20-Jähriger ein herausragender Spieler.
Der Ex-Sturm-Trainer Franco Foda ließ im Großherzogtum zudem das Sturm-Trio Jörg Siebenhandl, Peter Zulj und Stefan Hierländer debütieren. Ein Zugeständnis an seine eigene Arbeit (wie auch immer man das deuten will); Siebenhandl hatte wenig zu tun, Hierländer war ganz brav, Zulj bereitete das 4:0 vor. Der Depth Chart hat auf manchen Positionen nun also eine vierte Zeile erhalten (Grillitsch -> Ilsanker -> Schlager -> Zulj, oder so. Oder eine fünfte, wenn man Alaba noch mitnimmt).
Sonst? Das Ergebnis ist sehr in Ordnung und auch eine Folge von Luxemburgs Willen, selber auch was beizutragen. Wenn man beim ÖFB eigentlich üben wollte, wie man einen tief und passiv stehenden Gegner knackt, war es aber womöglich der falsche Gegner.