Schluss. Aus. Vorbei. Seit gestern Nachmittag ist die Saison 2007/08 der T-Mobile Bundesliga abgeschlossen. Während im Mai noch das eine oder andere Testspiele der verschiedenen Klubs ansteht und alle der EURO 2008 entgegenfiebernsehen (Nein, Christl, das Wort kriegst du nicht. Nicht für dieses schreckliche Lied.) steht bei vielen Vereinen große Veränderung bevor. Was war, was ist, was wird vielleicht sein? Hier ein kleiner Rückblick (einen noch kompakteren gibt es bei den Kollegen von kick08.net), ein Resümee der letzten 36 Spieltage – das Wort zum Saisonende.
SK Rapid Wien: Zum Jahreswechsel maximal mit Aussenseiterchancen bedacht, hatten sich die Hütteldorfer durch eine starke Rückrunde eine Partie vor Schluss bereits den Meisterteller gesichert. Verdanken war das nicht zuletzt dem plötzlichen Aufblühen der Jungen bzw. Neuen im Kader der Grün-Weißen. U20-WM-Held Erwin Hoffer legte vor allem im Finish drastisch zu, und auch der von Greuther Fürth entliehene Ex-Bayer Stefan Maierhofer zeigte, dass er durchaus in der Lage ist, sein technisches Defizit nicht nur durch eine Körpergröße von 2,02 Meter auszugleichen. Neben dem „Hühnen vom Hanappi“ ( (c) ich) schaffte es auch Offensivwirbler Ümit Korkmaz als einer der Lichtblicke noch in Hicke’s erweiterten EM Kader. Hoffer hat für 2 weitere Jährchen in Hütteldorf unterschrieben, Maierhofer hingegen zeigt sich wankelmütig – worauf Sportdirektor Hörtnagl zuletzt etwas allergisch reagierte. Vorsicht ist zudem geboten: Auch andere Leistungsträger scheinen ins Visier diverser Klubs gerutscht zu sein. Von der Klassifizierung ausgenommen, aber auch ein möglicher Abwanderer: Martin Hiden. Der könnte bei Kärnten landen.
Red Bull Salzburg: Die in Sportbloggerkreisen erstaunlich unbeliebten Dosenkicker mussten sich im Endspurt den aufstrebenden Wienern (also, denen in Grün) geschlagen geben. Mitunter auch mit einer spektakulär-peinlichen 0:7 Heimschlappe. Ob Dose leer oder voll ist wird in Zukunft nicht mehr von Giovanni „Trap“ Trappatoni analysiert. Der widmet sich in Zukunft dem Land der grünen Hügel und des köstlichen Schwarzbiers (für alle Kulturketzer: Irland). Das Ziel ist freilich die Teilnahme an der WM 2010 in Südafrika. Das Zepter in der Mozartstadt schwingt nach ihm der Holländer Jacobson „Co“ Adriaanse, der bereits angekündigt hatte mit weniger Legionären spielen zu wollen. Den Gerüchten zufolge dürfte die Kaderfluktuation bei den Salzburgern im Sommer eine sehr hohe werden.
FK Austria Wien: Die noch nicht ganz entstronachisierte Austria entsorgte wenige Runden vor Meisterschaftsende ihren amtsmüden Trainer Zellhofer, für den Didi Constantini in üblicher Feuerwehrmanns-Manier einsprang. Der rettete im letzten Spiel mit Hängen und Würgen gegen Fixabsteiger Innsbruck drei Punkte, und damit den zweiten UEFA Cup Platz. Der Retter mochte jedoch nicht langfristig das Traineramt übernehmen, also musste nach einem neuen Kandidaten für die kommende Saison gesucht werden. Der heisst Karl Daxbacher, galt vor wenigen Wochen noch als fixer Bestandteil des LASK-Teams und hat nun ein Tauziehen zwischen Oberösterreich und Wien ausgelöst. Ausgang: Ungewiss, mit Tendenz zu einem Wechsel in die Bundeshauptstadt.
SK Sturm Graz: Der Trend für den mittlerweile wohl finanziell stabilisierten Grazer Klub zeigt nach oben. Zwar konnte das großteils recht junge Team aus der Steiermark ihren Herbstmeistertitel nicht über die Zeit retten, und mussten sich im Kampf um die UEFA-Cup Plätze denkbar knapp (1 Tor!) der Wiener Austria geschlagen geben, sie zeigen aber an besseren Tagen den mitunter schönsten Fußball der Liga, der Hoffnung macht. Mit dem ersten wirklich fixen Trainer nach dem Abgang von Ivica Osim kurz vor der budgetären Beinahe-Implosion, wird nun auch die Leistung solider und konstanter. Das hat sich herumgesprochen, und darum geht die größte Gefahr für die spielerische Zukunft der Blackies von den Spielerwechseln aus. Abwehrgoldjunge Sebastian „Basti“ Prödl wird zukünftig gemeinsam mit Nationalteamkollegen Martin Harnik für Bremen in der deutschen Bundesliga Bälle treten. Jürgen Säumel wird es eventuell nach Mönchengladbach verschlagen. Klaus Salmutter wird ein Schwarzweißer bleiben, zukünftig aber seine Heimspiele nicht mehr in der UPC Arena, sondern in der Linzer Gugl bestreiten. Offen ist die zukunft von Prettenthaler und Krammer.
SV Mattersburg: Die rauhen Burschen aus dem östlichsten Bundesland verlieren ihren Kapitän. Routinerüpel Didi Kühbauer macht Schluss mit dem Treten von Bällen und Schienbeinen. Seine Drohung, die Seiten zu wechseln und Schiedsrichter zu werden, wird er wahrscheinlich doch nicht wahr machen. Dafür steckt er mitten in einer Fußballtrainer-Ausbildung. Ob die wohl vom Rugbyverband anerkannt wird? Für Zunder sorgte zum Ausklang Coach Lederer, der seinen Spieler Ilco Naumoski im letzten Spiel ein- und auswechselte, was gemeinhin unter Kickern als Frontaldemütigung aufgefasst wird. Transfertechnisch tut sich rund ums Pappelstadion derzeit wenig. Ein Wechsel von Christian Fuchs zu Bochum ist in Aussicht, dafür könnte Hattenberger von den Innsbruckern zum Team stoßen.
Linzer ASK: Das hat man sich in der oberösterreichischen Landeshauptstadt freilich anders vorgestellt. Weil am Schluss doch ein wenig die Luft raus war, wurde es statt einem internationalen Startplatz nur der eher enttäuschende sechste Rang. Dann ist der eigene Erfolgstrainer auch noch Drauf und Dran am Sprung nach Wien (siehe Absatz zur Austria), und wie lange Nationalteam-Kader-Rückkehrer Ivo Vastic und sein nur unwesentlich jüngerer Stürmerkollege Christian Mayrleb konstant gut weiterspielen, ist ungewiss. Ob vieler auslaufender Verträge dürfte man sich in Linz gerade im Verhandlungsmarathon üben, da von Zugängen mit Ausnahme von Sturm’s Salmutter noch wenig bekannt ist.
SV Ried: Auch beim zweiten Klub aus Oberösterreich dürften einige Kontrakte erneuert werden. Gleich 8 Mannen, darunter auch der eine oder andere Schlüsselspieler, stehen sonst ohne Arbeit da, oder bald im Kader eines neuen Klubs. Auf dem Rasen verlief die Saison 07/08 ziemlich durchwachsen für die Wikinger, womit sie allerdings im Schnitt liegen. Mit Ausnahme von 2005/06 und 1998/99 (via Cupsieg) erreichte man ohnehin nie einen internationalen Rang. Dafür scheute man aber auch die Abstiegsplätze konsequent, mit Ausnahme des Jahres 2003, wo man just im letzten Saisonmatch auf einen solchen Abrutschte um ein zweijähriges Gastspiel in der zweiten Spielklasse zu geben.
SCR Altach: Es hat nicht sein sollen. Trotz intensiver Bemühungen wurde dem scheidenden Oldie Roland Kirchler sein hunderstes Bundesligator nicht gegönnt. Die Transferbilanz dürfte nicht allzu umfangreich ausfallen, Verstärkung gibt es eventuell in Form von Benjamin Sulimani aus Parndorf. Sportlich muss man den Vorarlbergen durchaus Respekt zollen, wurden sie doch von vielen als Fixabsteiger gehandelt. Die Gefahr war zwar bis kurz vor Schluss noch allgegenwärtig, letztlich ließ man aber nichts mehr anbrennen.
SK Austria Kärnten: Knapp den Klassenerhalt gerettet hat Austria Kärnten im ersten Jahr des offiziellen Vereinsbestehens. Als Konglomerat des ehemaligen FC Pasching (inklusive dessen Lizenz und ein paar Spielern) und dem besseren Rest des in Bälde wahrscheinlich drittklassigen FC Kärnten ist der neue Klub aus dem Haider’schen Freistaat (angeführt von einem ehemaligen BZÖ-Vizebürgermeister) so etwas wie der Frankenstein der Bundesliga. Als solcher lag er ziemlich lange im Koma und erwachte erst recht mühsam gegen Saisonschluss. Einen wesentlichen Anteil daran hat der nach Walter Schachner und dem übergangsweise verantwortlichen Klaus Schmidt der Niederländer Frenkie Schinkels. der davor bei Vöcklabruck und noch etwas früher unter anderem bei Austria Wien seine Brötchen verdiente. Auch hier sind noch ein paar Personalfragen offen, unter anderem stellt sich die Frage, was denn nun mit dem von Rapid ausgeliehenen und zum Kapitän beförderten Schrecken aller Nationalteamfans, Martin Hiden, geschehen soll.
FC Wacker Innsbruck: Mit einer in der ersten Halbzeit bemühten und in der zweiten Halbzeit komplett desolaten Leistung gegen Mattersburg besiegelte das Team rund um Coach Helmut Kraft das vorlufige Ende des Bundesligadaseins. Das ist insofern schade, als das man nach als Quasi-Nachfolger des bankrotten FC Tirol seit 2002 durch Fusion und Eigenleistung einen kometenhaften Wideraufstieg hingelegt hatte. Andererseits hatte es sich abgezeichnet, war doch die sportliche Bilanz der vergangenen Jahre alles andere als rosig (einmal unter anderem nur dank GAK-Punkteabzug nicht abgestiegen). Mit dem Kellergang ergaben sich natürlich viele offene Fragen. Unklar ist, welche Spieler bleiben und welche gehen werden. Unklar ist auch, ob Kraft seinem Team in die Zweitklassigkeit folgt. Und – als wäre das nicht genug – wird auch ein neuer Präsident gesucht. Obmann Stocker warf – gleichzeitig über mangelhafte Beiratsarbeit und fehlenden Schulterschluss klagend – kürzlich das Handtuch, betonte aber, einen schuldenfreien Verein hinterlassen zu haben. Das bleibt den Tirolern mit dem Gang in die weniger lukrative Red Zac Liga auch nur zu wünschen, nachdem es bereits diese Saison die Lizenz erst in zweiter Instanz gab.
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