Der Vergleich macht sicher: An einem Europacup-Abend flog Sturm Graz (gegen Rubin Kasan) aus dem internationalen Geschäft und eliminierte Altach (gegen Guimaraes) ein auf dem Papier deutlich stärkeres Team und ist weiter dabei. Die Gründe dafür sind einfach: Altach-Coach Canadi stellte sich punktgenau auf den Gegner ein, Foda blieb bei seinem (schon im Hinspiel nicht funktionierenden) Einheits-Plan.
Canadi adaptiert seinen Plan
Statt des sonst zumeist benützten 4-4-2 setzte Damir Canadi nun auf ein 4-1-4-1. Die Absicht dahinter wurde rasch klar: Jäger, der den Sechser zwischen den Reihen gab, spielte sehr mannorientiert gegen den Zehne r von Guimarães (bzw. wer sonst gerade in seiner Nähe war), während die beiden Achter (Prokopic und Netzer) oft recht hoch agierten, um beim Gegner einen Spielaufbau über das Zentrum zusätzlich zu verhindern.
Der Plan funktionierte gut: Die Passwege in Richtung offensives Zentrum von Vitória waren von Altach gut zugestellt, und kam doch mal ein Ball durch, stand Jäger sofort dem portugiesischen Zehner (zumeist Tozé) auf den Füßen. So war Vitória gezwungen (ähnlich wie Ajax gegen Rapid), den Aufbau über die Außen zu gestalten. Dort allerdings arbeiteten Mahop und Luxbacher sehr gut mit nach hinten, wodurch Vitória zwar viel Ballbesitz hatte, aber kaum in die gefährliche Zone kam – durch das Zurückrücken der Mittelfeld-Außen kam Guimaraes auch nicht so gut in die Schnittstellen wie noch im Hinspiel.
Das 1:0 für Altach, wie im Hinspiel nach einem Eckball, schockte Vitória zusätzlich. Immer mehr wurde offensichtlich, dass es sich um ein noch nicht eingespieltes Team mitten in der Vorbereitung handelt: Die Fehlpässe häuften sich, die Laufwege passten oft nicht, das Zusammenspiel hakte.
Nach einer Stunde wollte Vitória-Coach Armando Evangelista mehr Risiko gehen, nahm Rechtsverteidiger Luís Rocha raus und brachte Stürmer Tomané. Die Folge war, dass die rechte Seite (die nun von Alex nominell übernommen wurde, dieser aber extrem hoch stand) völlig blank war, was Mahop zu Tempo-Gegenstößen in den freien Raum in Alex‘ Rücken nützte und diese Aktionen kurz hintereinander zum 2:0 und zum 3:0 führten.
Die Entscheidung war gefallen, daran änderte auch das 1:3 kurz danach nichts mehr, zumal Rechtsverteidiger Paulo Correia für ein böses Foul auch noch die rote Karte sah. In der Nachspielzeit leitete Prokopic dann noch einen Querpass zwischen Abwehr und Mittelfeld-Reihe der Portugiesen zum eingewechselten Aigner weiter, dessen Ablage verwertete Lienhart zum 4:1-Endstand.
Foda lässt wie immer spielen
Altach konnte sich nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel auf Kontrolle verlegen, Sturm musste nach dem 2:3 letzte Woche gegen Rubin Kasan kommen. Foda blieb beim üblichen 4-2-3-1 und er blieb auch dabei, dass zwar die Offensive aggressiv auf den Kasan-Abwehr draufgeht (diesmal auch noch mit Offenbacher, der viel vertikal lief), aber die Abwehrreihe an der Mittellinie stoppte – spätestens.
So war es das gleiche Spiel wie in Graz: Vorne stellt Sturm die Russen durchaus vor Probleme, aber es fehlte völlig der Nachdruck. Mit einem 30- bis 40-Meter-Loch hinter der Offensive konnten praktisch keine zweiten Bälle erobert werden und wenn Rubin in diesem Bereich in Ballbesitz kam, konnten die Russen minimum bis zur Mittellinie marschieren, ohne von einem Grazer behelligt zu werden.
Zudem massierte Rubin die Viererkette eng, sodass die meisten Grazer Abschlüsse von außerhalb des Strafraums kamen. Dass das 1:0 aus einer Standardsituation fiel, war fast logisch. Denn optisch sah das Spiel von Sturm ganz gefällig aus, aber es gab keine taktischen Maßnahmen, die die Russen wirklich im Glauben ließen, Sturm würde mit allerletztem Willen das Hinspiel umdrehen wollen – dazu waren einfach zu wenige Grazer in der gegnerischen Hälfte.
So verfiel Rubin auch nie in Panik und als kurz vor Schluss das 1:1 fiel, war die Sache endgültig durch.
Fazit: Auf den Gegner einstellen wird belohnt
Altach stellte sich perfekt auf den Gegner ein und wurde mit einem klaren Sieg belohnt (wiewohl man auch sagen muss, dass Vitória zumindest zwei Strafstöße zugesprochen hätten werden müssen), Sturm riss wie immer das Mittelfeld auf und wurde dafür nicht belohnt – gegen ein Team, dass um nichts besser war als Vitória, eher sogar deutlich schwächer.