12 Siege und 5 Remis in den 17 Spielen gegen die Teams außerhalb der Top-3: Mattersburg lässt in der Ersten Liga gegen die „Kleinen“ kaum etwas liegen und steht damit auf Platz 1 – obwohl alle vier Spiele gegen den LASK und Liefering verloren wurden. Bis zum diesem mehr als überzeugenden und auch in der Höhe vollauf verdienten 3:0 gegen die Linzer. In dem Mattersburg zeigte, dass man einen (wenn auch simplen) Plan hat, der funktioniert.
Bei der Austria ist Ivica Vastic schlimm gescheitert, sein erstes halbes Jahr in Mattersburg war kaum besser. Nun aber hat er den Turnaround geschafft und befindet sich auf einem guten Weg zum Aufstieg. Dabei hat er an seiner grundsätzlichen Spielphilosophie – nämlich das unbedingte Tragen des Offensivspiels auf die Flügel und das vorgegebene Vermeiden eines Spielaufbaus über das Zentrum – festgehalten.
Drei Unterschiede gibt es allerdings, und die machen viel aus.
System angepasst und Verschieben in Ballnähe
Bei der Austria (sowohl bei den Amateuren als auch bei der Bundesliga-Mannschaft) ließ Vastic ein 4-4-2 spielen, mit Tendenzen zu einem 4-2-3-1. Dieses wurde sehr starr interpretiert, die Abstände zwischen den einzelnen Spielern waren also oft sehr groß, was es Gegnern leicht machte, die Austria in Schach zu halten.
Nun, bei Mattersburg, lässt Vastic in einem 4-1-4-1 spielen, das seiner Ab-auf-die-Flügel-Mentalität deutlich besser entspricht. Darin orientiert sich der jeweilige Achter nämlich aus dem Zentrum heraus in Richtung Flügel, wodurch mit dem Außverteidiger und dem Flügelstürmer eine 3-gegen-2-Überzahl gegen die gegnerischen Außenbahnspieler entsteht.
Oder eine 3-gegen-1-Überzahl, wie in diesem Spiel auf der rechten Angriffsseite. Dort hatten Farkas, Prietl und Röcher (bzw. nach etwa einer halben Stunde Onisiwo) besonders großen Spaß gegen Harun Erbek (und später Takougnadi), weil Christopher Drazan keine allzu großen Anstalten machte, defensiv groß zu helfen. Aber auch auf der anderen Seite hatte der LASK dem konsequenten Überzahl-Schaffen der Burgenländer wenig entgegen zu setzen.
Der intelligenteste Spieler auf die Sechs
Dadurch, dass beide Achter auf die Flügel schieben, entsteht im Zentrum nicht selten ein relativ großer freier Raum. Da braucht es einen extrem spielintelligenten und verantwortungsbewussten Spieler, der seine Mitspieler lenkt und das Spiel lesen kann. Genau das fehlte bei der Austria, so einen hat Mattersburg aber mit Jano.
Der Spanier kippt zwischen die Innenverteidiger ab, damit die aufrückenden Außenverteidiger abgesichert sind. Er rückt auf, wenn es nötig ist, verschiebt auch seitwärts. Kurz: Er gibt Prietl und vor allem Perlak die Sicherheit, damit diese beiden sich keine Sorgen machen müssen, dass etwas anbrennt wenn sie nach vorne marschieren.
LASK macht wenig richtig
Was dem LASK seit der Rückkehr von Karl Daxbacher 2012 eigen ist, ist eine seltsame Hölzernheit. Das wurde in der verlorenen Relegation gegen die um mehrere Klassen bessere Mannschaft des FC Liefering klar, das ist auch nun in der Ersten Liga nicht anders. Das war in der Regionalliga kein Problem und auch in der Ersten Liga kommt der LASK so gegen die meisten Teams durch – irgendwann macht Vujanovic schon sein Tor, irgendwann kommt eine Flanke von Drazan durch, dazu gibt’s mit Hinum im Zentrum und Hieblinger in der Abwehr Routiniers, die wenig anbrennen lassen.
Nur: Ein Team, das inhaltlich auf der Höhe der Zeit agiert, ist der LASK immer noch nicht. Hinzu kommt noch, dass Daxbacher sein in der Vorbereitung ausgiebig getestetes 4-1-4-1 vor Kurzem erst doch wieder eingemottet hat. Mit dem 4-4-1-1, das nun gespielt wird, öffnete Daxbacher den Mattersburgern genau jene Halbräume, die Perlak und Prietl weidlich aunützten. Dass Debütant Luckeneder statt des verletzten Hieblinger hinten spielen musste, war bei den Gegentoren ersichtlich. War aber nicht der entscheidende Grund, warum der LASK überhaupt kein Bein auf den Boden brachte.
Mattersburg aggressiv gegen den Ball
Das lag neben den permanenten Überzahl-Situationen, die Mattersburg auf den Flügeln herstellte, auch am aggressiven Spiel der Burgenländer gegen den Ball. Die Mittelfeld-Kette und Stürmer Pink ließen den Linzern oft wenig Zeit am Ball und so auch nicht die Gelegenheit zu einer kontrollierten Spieleröffnung. Die Außenbahnen hatte Mattersburg sowieso nach Belieben unter Kontrolle und Pässe auf Hinum und Michorl kamen zu selten an.
Und wenn, waren sofort Prietl und Perlak da, um die beiden schnell in Zweikämpfe zu verwickeln. Der LASK hatte im ganzen Spiel kaum mehr als zwei, drei ernsthafte Tormöglichkeiten. Erstaunlich war nicht, dass Mattersburg zwei Tore in der Nachspielzeit der ersten Hälfte erzielte. Erstaunlich war nur, dass es so lange gedauert hat. Mit dem 3:0 durch einem Elfer kurz nach Wiederanpfiff war das Spiel entschieden.
Mattersburg ließ etwas locker, Vastic brachte Verteidigier Höller für Röcher (danach spielte Höller LV und Farkas LM). Der LASK stand nicht mehr ganz so viel unter Druck, aber die Niederlage war natürlich längst besiegelt.
Fazit: So ist Mattersburg Aufstiegs-Favorit
Konsequentes Überzahl-Schaffen auf den Außenbahnen und ein spielintelligenter Mann im Zentrum – das ist natürlich keine allzu ausgeklügelte Taktik, aber Mattersburg setzt sie gut um, dazu kommt das Selbstvertrauen von nun fünf Siegen in Serie: Die Burgenländer sind auf bestem Weg, nach zwei Jahren in die Bundesliga zurück zu kehren.
Zumal der LASK der einzige Konkurrent ist, den es hinter sich zu lassen gilt. Und die Linzer machen trotz des individuell deutlich besser besetzten Kaders nicht den Eindruck, diesen Mattersburgern viel entgegen setzen zu können. Schon die ersten beiden Spiele wurden mit extrem viel Glück 1:0 gewonnen, dazu lässt der LASK gegen die sieben Nachzügler einfach viel zu viele Punkte liegen.
Der LASK ist auf Geistesblitze der einzelnen Spieler angewiesen, Mattersburg agiert als kompaktes und gut aufeinander eingespieltes Kollektiv. Ivica Vastic dürfte aus seinem spektakulären Scheitern bei der Austria gelernt haben.