Stärker als der Unterbau, nicht gut genug für die Spitze: Im zweiten Teil unseres Round-Ups über die dem europäischen Verband angehörenden Nationalteams widmen wir uns dem Mittelbau. Wie haben sie gespielt, mit welchen Spielern, wie kann man die aktuelle Lage einschätzen?
Hier die Plätze 17 bis 32, gereiht wie bei uns üblich nach Elo-Rating.
Platz 32 (gleich wie 2023): Israel

Das wilde 4:5 gegen Italien ist eines der Spiele, an das man sich noch länger erinnern wird. Ansonsten produzierte Israel in diesem Jahr nichts, was irgendwie bemerkenswert wäre. Es gab die Pflichtsiege gegen Estland und Moldawien, aber vier Niederlagen gegen Norwegen und Italien. Im Jahr davor gab man in der A-Gruppe der Nations League eine vernünftige Figur ab und schreckte Belgien, stieg letztlich aber ab. Es ist wie meistens: Man ist zu gut für Blamagen, aber für eine Endrunden-Teilnahme fehlt es spürbar an der Substanz.
Platz 31 (-5): Rumänien

Die Chance auf eine direkte Qualifikation hat Rumänien im Grunde schon mit dem 0:1 zum Start daheim gegen Bosnien eingebüßt, das 2:2 gegen Zypern ließ vermeintlich auch die Chance auf Platz zwei verlustig gehen. Mit dem Last-Minute-1:0 gegen Österreich sprangen die Rumänen zwar noch kurzzeitig zurück ins Rennen, aber nicht lange – das letzte Projekt von Trainer-Altmeister Mircea Lucescu endete in der völligen Anonymität der Mittelklasse. Man war, wie so viele Teams, defensiv halbwegs vernünftig aufgestellt, nach vorne fehlte aber die Idee und der Punch. Über die Hintertür Nations League geht es dennoch ins Playoff.
Platz 30 (-1): Georgien

Gegenüber Albanien (in der Gruppe) bzw. Bulgarien (im Playoff) die B-Gruppe der Nations League gehalten und auch in der WM-Quali vor Bulgarien geblieben – auch nach der starken EM-Premiere bleibt Georgien im Rahmen der Möglichkeiten gut dabei. Gegen Spanien und die Türkei machten Kvaratskhelia und Co. zwar keine Meter, dennoch stehen die Vorzeichen ob des relativ jungen Kaders gut, dass auch die kommende EM-Endrunde womöglich mit dem Sturm-Spielmacher Otar Kiteishvili stattfinden kann.
Platz 29: (-4): Schweden

Schon Rang 25 vor zwei Jahren war ein historischer Tiefstwert für Schweden, und dank einer in wirklich jeder Hinsicht blamablen WM-Quali rasselte man sogar noch weiter runter. Und das, obwohl Schweden mit Viktor Gyökeres und Alexander Isak ein 200-Millionen-Euro-Sturmduo zur Verfügung hat. Wie kann das sein, dass beide Spiele gegen den Kosovo verloren und keines gegen Slowenien gewonnen werden? Den Betriebsunfall des Abstiegs in die Nations-League-Drittklassigkeit hat Schweden unter dem zweifachen Malmö-Meistertrainer Jon Dahl Tomasson souverän ausgebügelt (weswegen man jetzt ins Playoff darf) – aber von einer Blamage zur nächsten torkelnd, ist er nun natürlich seinen Job los. Graham Potter soll die gesunkene Wasa wieder flottmachen. Dort, in Schweden nämlich, wo seine Trainerkarriere begann.
Platz 28 (+2): Albanien

Albanien ist einer der klassischen Underdogs, die sich nun schon einige Jahre auf einem guten Niveau stabilisiert haben. Nun ist sogar der Prestige-Erfolg gelungen, die Gruppe vor Serbien abzuschließen und damit ins WM-Playoff zu gehen, ganz chancenlos wird mach sich in Tirana dort auch nicht wähnen. Warum sollte man auch nicht an seine Chance glauben? Die starken Italien-Legionäre, die das Rückgrat der Mannschaft darstellen, bringen Erfahrung auf gutem Niveau mit, die anderen große taktische Disziplin.
Platz 27 (=): Slowakei

Nach dem überraschenden 2:0-Sieg zum Auftakt gegen Deutschland war die Slowakei in der Gruppe auf dem Fahrersitz – eine Position, die man mit der Niederlage in Belfast eingebüßt hat und am Ende gab es statt einer zweiten Sensation gegen die Deutschen im entscheidenden letzten Spiel eine krachende 0:6-Ohrfeige. Soll man sich nun über den sicheren zweiten Platz und das Playoff freuen oder sich doch ärgern, die gute Ausgangslage nicht genützt zu haben? Schließlich hat man letztes Jahr in der Nations League gegen Schweden auf ähnliche Weise den Gruppensieg verpasst.
Platz 26 (+5): Irland

Troy Parrott heißt der irische Held in diesem November: Erst durch die Verletzung von Evan Ferguson in die Startformation gerutscht, schnürte er beim 2:0 gegen Portugal einen Doppelpack und beim dramatischen 3:2 in Ungarn erzielte er alle drei Treffer. Damit konnte Irland praktisch mit der letzten Aktion der Qualifikation noch an Ungarn vorbei auf den zweiten Platz hüpfen und spielt damit nun Playoff. In den anderthalb Jahren davor hat man zwar nicht allzu viel Bemerkenswertes geschafft, was angesichts des in Summe eher zweitklassigen Personals auch logisch erscheint. Aber ein Lebenszeichen war es allemal.
Platz 25 (-3): Slowenien

Hoppala, Matjaž Kek kann auch was anderes spielen lassen als das immer gleiche 4-4-2? In der Tat, in diesem Herbst kam Slowenien auf einmal mit einer Fünferkette daher. Furchtbar viel gebracht hat es nicht: In den sechs WM-Quali-Spielen blieben die Slowenen, die vor anderthalb Jahren noch fast ins EM-Viertelfinale gekommen waren, ohne einen einzigen Sieg und zwischendurch auch 426 Minuten ohne Torerfolg – obwohl man mit Benjamin Šeško einen eigentlich sehr fähigen Stürmer hat. Der Neuzugang von Manchester United traf kein einziges Mal.
Platz 24 (-12): Ungarn

Den größten Absturz aller UEFA-Teams legte in den letzten zwei Jahren Ungarn hin. Bei der EM auf geradezu vorsintflutliche Weise in der Vorrunde gescheitert, dann in der Nations League in derbe Niederlagen in Deutschland (0:5) und Holland (0:4) gelaufen und danach mit einem deutlichen Gesamtscore von 1:6 im Playoff gegen die Türkei abgestiegen, und nun auch noch in letzter Minute mit dem 2:3 gegen Irland das Playoff-Ticket verspielt. Kommt nun das Glück, das man neben allem Können und taktischer Disziplin in den Jahren zuvor hatte, doppelt und dreifach zurück? Die Zukunft des langjährigen Erfolgscoaches Marco Rossi ist jedenfalls ungewiss.
Platz 23 (+13): Kosovo

Ein großer Gewinner im letzten Zwei-Jahres-Zyklus war das kosovarische Team unter Ex-ÖFB-Teamchef Franco Foda. Der grundsätzlich defensiv angelegte Spielstil passt zum Kader und nach dem gegen Island geschafften Nations-League-Aufstieg (in die B-Gruppe) düpierte der Kosovo nun in der WM-Quali Schweden gleich zweimal, siegte auch in Slowenien und trotzte am Ende sogar der Schweiz einen Zähler ab. So gut stand der Kosovo in seiner jungen Fußball-Geschichte noch nie da, auch dank der Kicker aus der Diaspora: Von den 19 in der Grafik angeführten Spielern sind sieben in der Schweiz aufgewachsen, vier in Deutschland und je einer in Belgien und Kroatien.
Platz 22 (+2): Wales

Wie sieht das walisische Fußball-Leben nach Gareth Bale aus? Sehr solide, wenn man die letzten zwei Jahre hernimmt. In der Nations League setzte sich die vom einstigen Stürmer-Bad-Boy Craig Bellamy trainierte Mannschaft ungeschlagen vor der Türkei durch und in der WM-Quali war man bis zum Ende voll im Rennen um Platz zwei hinter Belgien und sicherte sich diesen im direkten Duell mit einem beeindruckenden 7:1-Heimsieg gegen Nordmazedonien. Um die bekannten Premier-League-Namen Johnson, Davies und Williams herum haben die Waliser eine eher namenlose und zuweilen unkonstante, aber sehr willige Truppe am Start.
Platz 21 (-3): Tschechien

Angst und Schrecken verbreiten die Tschechen ja nicht gerade. Zwanzig Jahre nach der großen, unvollendeten Mannschaft um Pavel Nedvěd ist man heute ziemlich anonym unterwegs. Daheim erfüllte man unspektakulär die Pflicht, auswärts gab es derbe (1:5 in Kroatien) und peinliche (1:2 auf den Färöern) Niederlagen. Das reicht für Platz zwei, aber es reichte auch, um sich nach der Blamage in Tórshavn auf Trainersuche begeben zu müssen. Seit 20 Jahren war Tschechien bei keiner WM mehr dabei. Die Chancen stehen trotz Playoff-Teilnahme gut, dass man noch mindestens vier Jahre warten wird müssen.
Platz 20 (+3): Polen

Den Machtkampf mit Ex-Teamchef Michał Probierz hat Robert Lewandowski gewonnen und dass man in der Gruppe hinter den Niederlanden relativ problemlos den zweiten Platz erreichen würde, darauf durfte man hoffen – nach der Niederlage in Finnland wackelte dieser zwischendurch aber bedenklich. Die Konkurrenz nahm sich letztlich selbst aus dem Rennen, die Polen selbst blieben gegen die Niederlande ungeschlagen (zweimal 1:1) und dürfen nun ins Playoff.
Platz 19 (+2): Griechenland

In der Nations League ist der Europameister von 2004 wieder in die A-Gruppe aufgestiegen – nachdem man punktgleich mit England Zweiter geworden war und sich gegen die Schotten in der Relegation durchgesetzt hat. Ganz anknüpfen konnten die Griechen daran in der WM-Quali nicht, die Niederlagen daheim gegen Dänemark (0:3) sowie in Schottland (1:3) und in Dänemark (1:3) raubten den Hellenen alle Chancen. Ivan Jovanović, Trainer mit den auffällig schlohweißen Haaren, hat aber erfolgreich eine relativ junge Truppe gebaut. Die EM-Teilnahme in zweieinhalb Jahren muss ein realistisches Ziel sein.
Platz 18 (-4): Serbien

Bei den Serben hat es sich ein wenig abgezeichnet – die Entwicklung geht schon seit einigen Jahren in die falsche Richtung. Man spielt seit Jahren wie eine Ansammlung von Einzelkämpfern ein wenig unkoordiniert nebeneinander her, eine stringente Spielidee sucht man vergeblich. Die gegen Österreich gewonnene Nations-League-Relegation konnte man noch als Achtungserfolg verkaufen, das 0:0 in Albanien nicht mehr und 0:5 daheim gegen England schon gar nicht. Mit der 0:1-Heimpleite gegen Albanien mit einer besonders ideenlosen Darbietung war dann auch die Amtszeit von Trainer Dragan Stojković zu Ende. Endlich?
Platz 17 (+2): Russland

Die weiterhin kriegsbedingt suspendierten Russen halten sich mit Testspielen fit, die nicht alle große Aussagekraft haben. Was ist ein 1:1 gegen Nigeria wert, so völlig am Semmerl, wie die Nigerianer sind? Was ein 4:1 gegen die Kataris, die nur in der Hoffnungsrunde und dort mit hingeschobenem Heimvorteil das WM-Ticket lösen konnten? Was ein 0:2 gegen Chile, Stockletzter in der Südamerika-Quali? Von Siegen gegen die Karibik-Insel Grenada (5:0) und den Verbündeten Weißrussland (4:1) ganz zu schweigen. Die wahre Stärke der Sbornaja lässt sich einfach nicht genau bestimmen, zumal Teamchef Valeri Karpin weiterhin fröhlich alles einsetzt, was einen russischen Pass hat und geradeaus laufen kann. 2025 waren es 48 Spieler in zehn Partien.