Von den 22 Spielerinnen, die bei den beiden Playoff-Spielen zur Frauen-EM zwischen Polen und Österreich in den Startformationen gestanden sind, spielte keine einzige ihren Liga-Fußball in Polen und nur eine in Österreich. Dafür zwei in Italien, je drei in Spanien, Frankreich und England – und acht in Deutschland.
Und zwei sind sogar in Deutschland aufgewachsen: Polens Sechser Tanja Pawollek, die aus dem Frankfurter Umland kommt – und die polnische Innenverteidigerin Oliwia Woś. Sie ist in Olesno in Oberschlesien geboren, aber in Witten aufgewachsen, dort wo auch Alexandra Popp herkommt, zwischen Essen und Dortmund. Ein Ruhrpott-Kind.
Dank ihr ist Witten auch nach dem Ende der Nationalteam-Karriere von Popp bei der kommenden EM vertreten. Ballverliebt hat sich nach der überraschend geschafften Qualifikation gegen Österreich mit der 1,82 Meter großen und 25 Jahre alten Woś – die nach ihrem Studium der Liberal Arts & Sciences an der University of Indiana 2022 zum FC Zürich gegangen ist, nun beim FC Basel unter Trainerin Kim Kulig spielt – unterhalten.
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Aus der Kabine hört’s man ja lautstark, bei euch ist Party angesagt. Was bedeutet die erstmalige EM-Teilnahme für den Frauenfußball in Polen?
Für uns ist das enorm. Wir konnten nur träumen, aber wir haben so doll geträumt, dass es irgendwann wahr wurde. Das ist einfach krass.
Du bist nach dem Spiel im Kabinengang gestanden, hast Marie Höbinger und Viktoria Pinther getröstet…
Wir haben alle zusammen Fußball gespielt in Zürich, ich, Viki und Marie. Als klar wurde, dass wir gegeneinander spielen und dass das ein All-In-Spiel ist, haben wir uns direkt gesagt: „So das ist eigentlich voll Scheiße, dass es entweder oder wird“, und wir nicht alle zur EM können. Aber ja, am Ende isses Fußball und, keine Ahnung… ich liebe die beiden über alles. Wir haben unseren Special Bond und der wird auch nicht weggehen und ich glaube, am Ende des Tages, ist das halt Fußball.
Nach dem 1:3 gegen Österreich im Frühjahr 2024 hat eure Trainerin Nina Patalon gesagt: Wir können über Phasen mithalten, zahlen aber den Preis dafür, dass Österreich auf diesem Niveau routinierter ist. Davon war jetzt nichts mehr zu sehen. Wie ging das?
Ich weiß nicht, was passiert ist. Vielleicht hat es die Situation des K.o.-Spiels ausgemacht. Bei uns hat man schon gespürt, dass wir auf jeden Fall bei der EM dabei sein können. Wir haben unsere Zeit gebraucht und wir haben alle so sehr gehofft dass es wir sind und… ja, jetzt sind es einfach wir. Und ich glaub wir waren einfach… zu positiv!
Zu positiv? Das muss ich mir merken.
Ja, zu positiv ist einfach das geilste was es gibt… ich bin einfach happy.
Das Spiel hier in Wien hat sich phasenweise angefühlt wie ein polnisches Heimspiel, oder?
Für mich ja. Unsere Fans, das ist wirklich unglaublich. Auch in Gdańsk beim Hinspiel, wie sie da 7.000 zusammen bekommen haben und einfach gesungen haben und mitgefiebert. Das zeigt schon auch diese Breite, die jetzt auch langsam in Polen kommt.
Und ihr seid jetzt dann auch sichtbar in Polen, bei der EM, das kann ja auch einen Schub geben, das die Mädels sehen: Das ist nicht nur Deutschland und USA, Frauenfußball geht in Polen auch.
Wir sind – wenn es um die Liga geht – nicht da wo andere Ligen sind, da sind wir schon hinten. Aber der Weg von uns Spielerinnen beim Nationalteam, die wir in Deutschland oder in Frankreich oder Spanien spielen zeigt doch, dass wir es können. Wir haben Ewa Pajor in Barcelona, eine unglaubliche Spielerin einfach. Wir haben eine super Keeperin, Kinga Szimek, generell einen super Kader. Und auch die jungen Spielerinnen, die gehen jetzt immer mehr ins Ausland und das ist einfach geil. Und das macht uns auch happy, dass wir nicht nur mit einer starken Elf spielen können, sondern auch elf dahinter, wir können auch wechseln.
Und das ist ja oft der Unterschied – wie bei Slowenien, die mit Österreich jeweils eine Stunde mithalten haben können, aber von der Bank nicht mehr die Qualität nachkommen konnte.
Stimmt, wir haben Konkurrenzkampf bis zum Ende auf jeder Position und das ist krass zu sehen. Und das ist geil, de dadurch werde auch ich ja besser, weißt du? Ich hab ’ne Paulina Dudek noch in der Verteidigung, eine der geilsten Spielerinnen die es gibt!
Und du spielst Innenverteidigung mit einer 17-Jährigen vom FC Barcelona, Emilia Szymczak.
Ja genau! Was gibt es besseres? Deswegen freu ich mich enorm auf dieses Kapitel mit Polen.
Wiedeń zdobyty!
📸 @Cyfrasport pic.twitter.com/PJ61Ib8cC4
— Łączy nas piłka kobieca (@laczynaskobieca) December 3, 2024