Mit einem erfreulichen 3:0 gegen Slowenien beginnt das Länderspieljahr für Österreich. Im ersten Match von Franco Foda als Vollzeit-Teamchef war eine klare taktische Marschrichtung zu erkennen, die gegen die nicht besonders guten Slowenen zumindest in der ersten Hälfte sehr gut funktionierte.
Die Grundformation von Österreich war ein 3-4-3, wie man es auch im Herbst bei Sturm Graz unter Foda oft gesehen hat. Baumgartlinger und Schöpf sollten das Spiel aus dem Zentrum heraus lenken, Lainer (rechts) und Alaba (links) sorgten als Wing-Backs für die Breite. Hinten spielten Ilsanker und Hinteregger auf den Außenpositionen der Dreierkette die Eröffner, Prödl verlagerte je nach Bedarf.
Bei den Gästen gab Tomaz Kavcic seinen Einstand als neuer Trainer, sein Team spielte aus einem 4-4-2 heraus überwiegend passiv. In den beiden Viererketten wurde kein Druck auf den ballführenden Österreicher ausgeübt; nur vorne versuchte Ilicic, die ÖFB-Dreierkette anzupressen. Der Ex-Sturm- und -Rapid-Spieler Robert Beric stand meist nur sinnlos daneben, hatte praktisch null Ballkontakte und wurde zur Halbzeit ausgewechselt.
Österreichischer Druck
Die Offensiv-Reihe von Österreich mit Lazaro (rechts), Arnautovic (links) und Burgstaller hatte die Aufgabe, die slowenische Vierer-Abwehr anzupressen, wenn diese den Ball hatte. Vor allem Lazaro machte in dieser Rolle eine sehr gute Figur. Auch das Nachrücken funktionierte gut: Im Mannschaftsverbund stand Österreich in diesen Situationen sehr hoch.
Vor allem Baumgartlinger, der ja sonst eigentlich immer den Anker am Mittelkreis gibt, war immer wieder am slowenischen Strafraum zu finden, auch die Abwehrkette machte die Räume zwischen den Mannschaftsteilen eng. So hatten die slowenischen Abwehrspieler keine Chance, diese vorderste Pressingwelle zu umspielen.
Andererseits war es den Österreichern fast immer ein Leichtes, sich zu Befreien, wenn Slowenien vorne draufging (eben zumeist in Person von Ilicic). Ein simpler Rückpass reichte oft aus, um den Druck entweichen zu lassen, und selbst wenn nicht, gab es dann noch immer genug Anspieloptionen.
Österreichischer Aufbau
Die Wege im Aufbau von hinten heraus waren bei Österreich recht klar definiert. Hinteregger und Ilsanker rückten zwar immer wieder auf und versuchten, mit Vertikalpässen die Außenstürmer einzusetzen, aber mit Fortdauer des Spiels wurde vermehrt kurz auf Baumgartlinger oder Schöpf abgegeben.
Diese verlagerten dann das Spiel auf die Außenbahn, wo sich die beiden Duos (Alaba/Arnautovic bzw. Lainer/Lazaro) von der Seite in den Strafraum spielen sollten. Oder, wie es Lainer einmal sehr geschickt machte, in den Zwischenlinienraum flanken. Angesichts des fehlenden Engagements der Slowenen und zuweilen ordentlich schleißiger Defensiv-Arbeit (wie vor allem beim 0:2 aus slowenischer Sicht) hatte Österreich das Spiel praktisch immer unter Kontrolle.
Der Pausenstand von 2:0 (ein Alaba-Freistoß und ein Arnautovic-Tor nach Vorarbeit von rechts) war vollauf verdient.
Slowenische Umstellung
Für die zweite Hälfte stellte Kavcic ein wenig um. Der wirkungslose Beric wurde durch Bezjak ersetzt, Birsa (für Kurtic) kam für die Zentrale und Ilicic ging vom Sturm auf die rechte Seite.
Diese Umstellung hatte mehrere Effekte. Alaba war in der ersten Hälfte (gegen Kurtic, der bei Atalanta im offensiven Mittelfeldzentrum spielt) nicht so gut zur Geltung gekommen wie Lainer auf der anderen Seite. Ilicic – der auch bei Atalanta im Sturmzentrum spielt – hatte schon vor der Pause kaum Defensiv-Arbeit verrichtet, das änderte sich auch auf seiner neuen Position nicht. Alaba hatte plötzlich sehr viel Platz, den er zu einigen guten Vorstößen nützte; die Partnerschaft mit Arnautovic war in der Phase zwischen 46. und 60. Minute am Besten.
Andererseits aber erarbeitete sich Slowenien durch Birsa mehr Kontrolle im Zentrum. Birsa (der bei Chievo Verona üblicherweise auf der Zehn spielt) positionierte sich deutlich tiefer als zuvor Ilicic in der Pause, das System war nun tatsächlich ein 4-2-3-1 (wie vor dem Spiel die Startformation angegeben war). Zuweilen ließ sich Birsa sogar hinter die Sechser Kampl und Krhin zurückfallen. Mit der Überzahl in der Spielfeldmitte kamen die Gäste besser ins Spiel und sie erarbeiteten sich auch zwei, drei recht gute Torchancen. Aber Lindner war auf dem Posten.
Arnautovic rückt ein
Eine explizite Reaktion darauf in Form von entsprechenden Wechseln gab es bei Franco Foda nicht – alle sechs Auswechslungen geschahen positionsgetreu – aber Marko Arnautovic rückte in der zweiten Halbzeit vermehrt von Linksaußen in den Zehnerraum ein. Inwieweit das Vorgabe von Foda oder Instikthandlung von Arnautovic war, ist von außen unmöglich zu beurteilen.
Arnautovic jedenfalls warf sich in das Spiel, als ob es um alles ginge. Er führte defensive Zweikämpfe, ging verlorenen Bällen nach, versuchte Fouls zu ziehen bzw. Bälle zu halten, erzielte zwei Tore und es wären sogar noch ein, zwei mehr möglich gewesen.
Die größte Druckphase der Slowenen war zwischen der 60. und der 75. Minute zu verzeichnen. Danach wurde Ilicic vom Feld genommen (der Gefahr lief, ausgeschlossen zu werden). Bei Österreich kam zeitgleich Grillitsch für Schöpf, was die etwas sicherere personelle Variante ist – Grillitsch zeigte gleich in seinen ersten Szenen sein unglaubliches Gespür für freie Räume, was dem ÖFB-Team in einer etwas wackeligen Phase Sicherheit verlieh.
Und außerdem steckten die Gäste dann auch auf.
Fazit: Mögliche Richtung ist erkennbar
Das war so in etwa das Spiel, das man auch schon im November gegen Uruguay hätte erwarten können – vom System her ebenso wie von der Spielidee. Jedenfalls war in diesem Spiel gegen Slowenien schon ein möglicher guter Weg erkennbar, den Franco Foda möglicherweise beschreiten will.
Es gab Angriffspressing, das Wirkung zeigt. Es gab gutes Aufrücken. Es gab – zumindest in der ersten Halbzeit – den klaren Willen, selbst das Heft in die Hand zu nehmen. Der Aufbau von hinten war zwar etwas eindimensional, aber gegen über weite Strecken schwache Slowenen fiel das nicht so ins Gewicht. Der Sieg ist zwar vielleicht um ein Tor zur hoch, aber er ist fraglos verdient.
Dass es keine wirklichen Umstellungen seitens des Teamchefs gab, sondern nur direkte Wechsel (wiewohl bei Schöpf-Grillitsch sehr wohl ein Unterschied im Spielertyp gegeben ist, den man auch sieht), wird vermerkt – allerdings weder positiv noch negativ. Es spricht nichts dagegen, in einem Testspiel auch mal das System durchzuziehen. Auch daraus kann man dann ja Erkenntnisse ziehen.
Man sollte das erfreuliche Resultat aber auch nicht überbewerten.