Brauchbar, aber nicht überragend: Österreich siegt mit neuem System

Eine ordentliche Vorstellung, viele ungenützte Torchancen und eine Dreierkette in der Abwehr: Das bot das ÖFB-Team beim 2:0-Pflichtsieg über Moldwien. Die Gäste agierten überwiegend harmlos, die Österreicher linkslastig. Alaba – diesmal auf der Außenbahn aufgestellt – bestimmte mit Hinteregger und Arnautovic die ÖFB-Offensive klar. Der Sieg hält Österreich in der WM-Quali am Leben, mehr aber auch nicht.

Österreich – Moldawien 2:0 (0:0)

Im neuen System – angegeben als 3-4-3, in der Realität aber fast eher ein 3-1-3-3 – spielten hinten Prödl zentral, Dragovic rechts und Hinteregger links. Vor ihnen war Ilsanker der klare Sechser, der sehr viel tiefer agierte als Junuzovic vor ihm.

Vielbenützte linke Seite

Auffallend war von Beginn an die Linkslastigkeit im österreichischen Spiel. Hinteregger war zuweilien ein echter Linksverteidiger und Arnautovic vor ihm der Linksaußen, während Alaba immer wieder ins links Halbfeld hinein zog. Durch diese flexible Auslegung ihrer Positionen bildeten Hinteregger, Alaba und Arnautovic ein sehr effektives Dreieck, das Moldawien nur schwer in den Griff bekam.

Beziehungsweise, eigentlich nicht in den Griff bekam. Denn durch ihre individuelle Klasse und ihren klaren technischen Vorsprung gegenüber Dedov und Golovatenco – und ihrer permanenten Überzahl – konnte das linke Österreich-Trio auch durch überraschende Aktionen, Richtungswechsel und den gelegentlichen Fersler Räume öffnen. Wann immer es gefährlich wurde (und das war gar nicht so selten der Fall) ging der Aufbau über diese Seite.

Kaum benützte rechte Seite

Dieser Effekte verstärkte sich noch, weil so gut wie jeder Ball, der im Zentrum gewonnen wurde, augenblicklich auf die linke Seite in Richtung Arnautovic gespielt wurde. Die sehr vertikal agierende linke Seite wurde aber deutlich konterkariert durch die kaum konstruktiv ins Geschehen eingreifende rechte Seite.

Dragovic agierte, wie schon die ganze Saison, merklich verunsichert und wurde von den Moldawiern auch am ehesten angegangen. Valentino Lazaro bekam nie den Zug nach vorne hin, den Alaba hatte und der Salzburger vermied auch Risiko-Pässe. Viel eher folgte, wenn er nicht schnell und leicht Sabitzer fand, der Querpass zu Ilsanker oder gar der Rückpass zu Dragovic. Entsprechend in der Luft hing dann auch Sabitzer.

Die Vermutung liegt nahe, dass Koller das in der Pause angesprochen hat, denn in der zweiten Hälfte suchte Lazaro deutlich öfter den Weg nach vorne, zumeist mit dem Ball am Fuß. Das passierte jedoch ohne großen Effekt – so fiel es Koller wohl leicht, ihn nach 70 Minuten für Janko zu opfern.

Kontrolle über den Gegner

Einen eigenen Aufbau oder auch allzu gefärhlich-rasantes Umschaltspiel brachte Moldawien nicht auf den Rasen. Im Gegenteil, wirklich „gefährlich“ (wenn man das überhaupt so bezeichnen kann) wurden die Gäste nur aus Standardsituationen – von denen es gegen Ende der ersten Hälfte aber schon beunruhigend viele gab.

Defensiv hatte Österreich den Gegner aus dem Spiel heraus an der kurzen Leine. Die Formationen im Gegenpressing funktionierten gut. Die Zeit, die moldawische Spieler ohne Druck am Ball hatten, war kurz. Und wenn man doch mal über die Mittellinie kam, wurde der Gegenspieler recht flott isoliert. Das ist auch ein Verdienst der Dreierkette.

Starkes Zentrum trotz flügellastigem Spiel

Junuzovic gab eher den Balance-Spieler im offensiven Zentrum, ein beliebtes Anspiel-Ziel von Ilsanker im Aufbau war er nicht – wie in alten Rieder 3-3-3-1-Zeiten unter Paul Gludovatz verliefen auch im nicht gänzlich artfremden 3-1-3-3 von Marcel Koller die dicken Aufbau-Pfeile auf den Außenbahnen.

Was nicht heißt, dass Junuzovic von geringerer Bedeutung gewesen wäre. Er war immer anspielbar, lief viel und letztlich bereitete er auch das 2:0 vor (wiewohl das natürlich nie entstanden wäre, wäre Epureanu nicht ausgerutscht, aber sei’s drum). Ilsanker hinter ihm verteilte die Bälle – nicht selten mit langen Pässen, weil sich vor ihm das schon gewohnte Loch zu den Offensivspielern auftat – und er sorgte zudem mit seiner Übersicht dafür, dass Moldawien nicht viel zustande brachte.

Nicht ohne Schwächen

Mit zwei Ausnahmen jedoch, woran man sieht, wie fragil dennoch das ganze Gebäude war. Denn beide Male – einmal nach einem ungeschickten Zweikampf im Halbfeld, vor allem aber nach seiner genau vors Tor geköpfelten Rettungsaktion – wurde es relativ bis sehr gefährlich.

Österreich bearbeitete Moldawien und erarbeitete sich immer wieder gute Tormöglichkeiten. In der 75. Minute war es aber eine bestenfalls mittelgute Chance, die zum verdienten 1:0 führte (Arnautovic-Flanke natürlich von links, Kopfball Sabitzer). Diese Führung führte aber nicht zu größerer Sicherheit, sondern im Gegenteil kam in der Schlussphase der Gegner zu längeren Phasen in der Offensive und zu einer großen Chance, die erschütternd kläglich von Cebotaru vergeben wurde.

Dieser Rückfall kann viele Ursachen haben. Zum einen die körperliche Müdigkeit nach 75 Minuten. Zum anderen ein Gefühl des Sackenlassens nach der endlich erzielten Führung. Oder aber, dass mit dem Wechsel Janko für Lazaro ein wenig Unwucht ins Team kam. Die ohnehin kaum Wirkung entfaltende rechte Seite wurde aufgegeben, Sabitzer war da eher alleine unterwegs – aber vorne zwei Stürmer. In der Theorie wäre wohl geplant gewesen, dass Burgstaller eher die Flügelposition vor Sabitzer übernimmt. Als Harnik für die letzten zehn Minuten kam, stimmte die Aufteilung wieder.

Und in der Nachspielzeit kam dann noch das 2:0, die Entscheidung, der Endstand.

Standardsituationen

Ein oft geäußerter Kritikpunkt am ÖFB-Team ist die Schwäche bei Standardsituationen. In diesem Spiel war nicht alles furchtbar, aber einiges sehr wohl einfallslos.

Es gab zwei Freistöße aus einigermaßen aussichtsreicher Position. Der erste davon (33.) wurde in den Lauf des richtig startenden Arnautovic gespielt, es entstand eine Torchance – gut so. Der zweite, in der Schlussphase, wurde ohne erkennbares Ziel in den Strafraum gehoben.

Erstaunlich ist aber die Art und Weise, wie die 13 Eckbälle gespielt wurden – vor allem die Unterschiede, was die Seite betrifft.

Mit einer Ausnahme sahen alle sieben von Zlatko Junuzovic getretenen Eckstöße von der rechten Seite gleich aus: Einfach mal vor das Tor. Da war die Abwechslung bei Alabas Ecken von der linken Seite deutlich höher, und zweimal wurde es auch tatsächlich wirklich gefährlich. Es waren jene beiden, die auffällig hoch, fast bogenlampen-artig, an das lange Fünfer-Eck getreten wurden.

Fazit: Brauchbar, aber nicht optimal

Keine Frage, es war im ganzen eine überwiegend brauchbare Vorstellung des ÖFB-Teams. Die Dreierkette hinten könnte zwar einen weniger verunsicherten rechten Mann vertragen, aber zumeist sah das recht sicher aus. Auch Ilsanker als Ballverteiler auf der Sechs war (mit wenigen Ausnahmen) recht gut. Allerdings: Der Gegner hat auch kaum wirkliche Prüfungen gestellt.

Der frappante Unterschied zwischen der gut funktionierenden linken und der klar abfallenden rechten Außenbahn ist nicht gesund, mit dem aktuellen Personal und ohne den gesperrten Schöpf aber auch nur mit Notlösungen besetzbar. Und die Chancenverwertung muss ganz klar besser sein: Wenn von den drei guten Tormöglichkeiten alleine in den ersten zehn Minuten schon eine sitzt, wird der Abend deutlich weniger mühsam.

Dass Ilsanker in Irland gesperrt ist, schmerzt; ist aber dank des zurück kehrenden Baumgartlinger auffangbar. Die Gelbsperre von Marko Arnautovic aber, der in Hochform agiert und auch gegen Moldawien eine ausgezeichnete Leistung bot, wiegt schwer.

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.