Einserkeeper Robert Almer, Zlatko Junuzovic, Martin Harnik, Marc Janko und nach 15 Sekunden Sebastian Prödl fielen für Österreich beim Jahresabschluss-Länderspiel gegen die Schweiz aus. So konnte man die Negativ-Serie gegen die Eidgenossen nicht beenden. Teamchef Marcel Koller veranlassten die Ausfälle, um ein wenig zu experimentieren. Zehner Junuzovic, Stürmer Janko und Flügel Harnik wurden durch die Stürmer Marcel Sabitzer und Rubin Okotie sowie Flügel Jakob Jantscher ersetzt.
In einer zerfahrenen Partie mit vielen Zufallsaktionen ging die Schweiz früh durch eine Fehlerkette in der ÖFB-Defensive in Führung. Özcan setzte einen Abstoß auf den Ball-fordernden Florian Klein etwas kurz an. Der Stuttgarter konnte so nicht den Raum vor sich nutzen, sondern musste zurück auf David Alaba legen und dessen blinde Verlängerung zurück in die vermeintliche Innenverteidigung bediente stattdessen Seferovic. Die Innenverteidiger hatten sich vor dem Abstoß an den Seitenlinien angeboten und waren noch nicht zurück im Zentrum. Und Özcan machte Seferovic den Heber zu leicht. Er kam zu spät aus seinem Tor, um ihn zu verhindern und doch zu früh, um Hinteregger und Dragovic in den Zweikampf kommen zu lassen.
Nicht viel weniger zufällig entstand der umgehende Ausgleich durch Alaba. Der ungefährliche Angriff schien nach einem hektischen Abschluss des spielerisch allgemein schlecht in die Mannschaft integrierten Marcel Sabitzer vorbei, doch ein ungeahndetes Handspiel der Schweizer Innenverteidigung legte Alaba den Ball perfekt zum Abschluss vor die Füße.
Die Spielanlagen waren klar verteilt. Österreich wollte das Spiel machen, die im 4-4-2 abwartenden Schweiz nicht. Und damit hatte Österreich ein gewisses Problem. Im Zentrum blieb Julian Baumgartlinger meist solo zurück, weil David Alaba einen radikalen Freigeist gab. Seine Ausflüge wurden in Abwesenheit von Junuzovic (dem vielleicht unersetzbarsten aller ÖFB-Kicker) aber nicht immer verlässlich abgesichert, da sich Sabitzer an diesem gewohnten, zentralen Dreier-Karussell naturgemäß als Stürmer nicht beteiligte. Im Zentrum entstanden so durch Alabas weite Reisen größere Räume. In diesem alternativen Hybriden aus 4-4-2 und 4-1-3-2 hatte man bei Ballverlust und insbesondere nach der ersten Pressingphase sichtbare Probleme die Kompaktheit zu halten.
Zu spüren war das bei der von Özcan vereitelten Großchance durch Shaqiri (23.). Alaba blieb im Angriff hängen, den Konter hätte (der auch zu riskant vorgerückte) Baumgartlinger allein gegen sechs Gegenspieler im Zentrum absichern müssen. Und da auch die Innenverteidigung zuerst nicht hoch genug herausgerückt war und sich Hinteregger dann aber in Unterzahl in den Zweikampf verwickelte statt sich zurückfallen zu lassen, kombinierten sich die Schweizer zu einem Abschluss, der eigentlich ein Tor hätte sein müssen.
Österreich konnte kaum Chancen herausspielen. Okotie erzielte nach einem Standard in der 36. Minute zwar das reguläre 2:1, die Schiedsrichter verweigerten ihm aber die Anerkennung. Nur wenige Sekunden später kam ein weiter Ball der Schweiz über das Mittelfeld, wieder ließ sich Hinteregger in einen Zweikampf verwickeln und trabte dann nur langsam wieder nach hinten. Zwar wurde seine Position von Fuchs nachbesetzt, aber genau im Moment von dessen Übergabe des Gegenspielers zurück an Hinteregger flankte Mehmedi unbedrängte von Klein in genau diese Zone und der freie Seferovic überhob Özcan zum am Ende entscheidenden 1:2.
Mit der Hereinnahme von Ilsanker statt Sabitzer zur Pause übernahm Alaba offiziell die Zehnerrolle. Österreich kehrte in ein 4-2-3-1 zurück. Das Spiel funktionierte besser, zu Chancen kam es aber erst nach einer Spielstunde. Österreich drückte im letzten Drittel des Spiels vor allem auf Betreiben von Arnautovic, der selbst zwei Chancen vorfand. Der Stoke-Spieler rückte im Verlauf der zweiten Hälfte zunehmend ins Zentrum und am Ende in den Sturm. Der dann verweiste linke Flügel wurde spät im Spiel vom eingewechselten Debütanten Florian Kainz besetzt (gegenüber hatte schon davor Onisiwo statt Jantscher seine Chance bekommen), Baumgartlinger aus dem Spiel genommen.
Österreich nahm mehr Risiko, die Schweiz blieb mit ein oder zwei Ausnahmen aber sowohl harm- als auch ambitionslos. Das ÖFB-Team wirkte in dieser offensiven Variante sogar besser abgesichert. Hinteregger und Dragovic können fast all ihre Gegner im direkten Duell sehr verlässlich abmontieren, solange die nicht wie in den wenigen positiven Gäste-Aktionen des Spiels in Überzahl kommen – und dafür stand die Schweiz nun zu tief. Der Ausgleich wäre verdient und möglich gewesen, er gelang Österreich aber nicht mehr.
Der Dämpfer kommt zu einem „perfekten“ Zeitpunkt. Er stört niemanden wirklich, muss auch nicht beunruhigen und erinnert doch sanft daran, dass das Team natürlich nicht unverwundbar ist. Österreich verlor zum zweiten Mal in Folge erst im November sein erstes Match. Gelänge das noch ein drittes Mal, wäre der kommende Sommer eine riesige Party im Land.