Wenn man es plakativ sagen will: Israel stellte sich gegen die ÖFB-Frauen mit einer Vierer-Abwehrkette im Mittelfeld auf, mit fünf Liberos dahinter. Österreich tat sich furchtbar schwer, gegen die gut gedrillten Mannorientierungen im Mittelfeld in gefährliche Zonen zu kommen. Am Ende eines zähen Spiels steht ein 1:0-Sieg. Immerhin.
Das Ausmaß der Niederlage gering halten – und wenn dabei ein 0:0 herausschaut, ist das Ziel erreicht: Sich so ultra-defensiv wie Israel zu präsentieren geht nur, wenn man wirklich einen perfekt eingeübten Plan hat, wie man den Gegner aus gefährlichen Zonen weg hält. Den hat Israel: So kam man vor ein paar Tagen zu einem 0:0 gegen Kasachstan, so bezwang man letztes Jahr sogar Dänemark. Per „Hit and Run“, sozusagen.
Gut gedrillte Defensiv-Arbeit im Mittelfeld
Jedenfalls igelte sich Israel sofort hinten ein, mit einer tief stehenden Abwehr, einer tief stehenden Mittelfeldkette davor, dazwischen eine zusätzliche Abräumerin. Die einzige Stürmerin, Arava Shahaf, agierte in der Regel kaum mehr als fünf Meter vor dem Mittelfeld. Österreich sammelte so an die 90 Prozent Ballbesitz.
Der Clou im israelischen Spiel waren die Mannorientierungen der Mittelfeld-Kette. Da wurde mit einiger Übersicht immer jede Österreicherin eng in Deckung genommen, die eine mögliche Passempfängerin ist. Sobald der Pass gespielt wurde, ließen die Israelinnen von der nicht angespielten Gegnerin ab und positionierten sich beim nächsten potenziellen Passempfänger.
Durch diese extrem gut gedrillte Spielweise gelang es, Österreich immer wieder hintenrum zu zwingen. Die Innenverteidigerinnen Wenninger und Schnaderbeck, die sich die Spieleröffnung an der Mittellinie aufteilten, sammelten sicher jede 100 Ballkontakte aufwärts.
Kein echtes Durchkommen
Ein Durchkommen durch den geparkten israelischen Bus gab’s aber kaum. Die Außenverteidigerinnen (links kehrte die von einer Schambeinentzündung genesene Verena Aschauer wieder zurück) wurden schnell isoliert, ihre angedachten Pässe zurück ins Mittelfeldzentrum waren zugestellt, so ging wenig weiter.
Sehr selten kam Österreich mal wirklich zwischen die Linien, dieser Raum war nicht nur gut bewacht, sondern auch sehr eng. Und auch die Standards brachten nicht immer die gewünschte Gefahr. Zwei-, dreimal kam Österreich in der ersten Hälfte vor das israelische Tor, aber Zählbares kam gegen Goalie Mairav Shamir (einer von zwei Legionären, sie spielt in der holländischen Liga) nicht zu Stande.
Österreich führt, Israel ändert nichts
Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte war Nici Billa aus der rochierenden Dreier-Offensivreihe ins Zentrum nach vorne zu Sturmspitze Burger gegangen, wohl auch um sich der direkten Deckung von Sechser Diana Redman (der anderen Legionärin, die in den USA geborene und aufgewachsene 31-Jährige spielt der spanischen Liga) zu entziehen. In einer Aktion in der 48. Minute schoben beide in Richtung rechter Seite, von dort segelte eine Flanke ins Zentrum – und dort passte niemand so recht auf Nadine Prohaska auf.
Die einzige Startelf-Spielerin, die in Österreich spielt, verwertete per Kopf zum 1:0. Das Spiel von Israel veränderte sich in der Folge aber genau überhaupt nicht: Weiterhin wurde Österreich kaum unter Druck gesetzt, aber der eigene Strafraum bewacht wie Fort Knox. Der letzte Beweis, dass es Israel nur darum ging, der Score möglichst knapp zu halten.
Erst in der Nachspielzeit (wegen einer längeren Verletzungspause fünf Minuten) machten die Gastgeber ein bisschen auf, bis dahin hatte Israel einigermaßen souverän den Rückstand verwaltet. Es blieb beim österreichischen 1:0-Sieg.
Fazit: Hauptsache gewonnen
Die Reaktion der Österreicherinnen nach dem Schlusspfiff verriet einiges über das Spiel. Da gab es keine nach oben gestreckten Hände, sondern ein kühles Registrieren des Pfiffes, keine Umarmungen sondern vereinzeltes Abklatschen. Es wirkte alles so ein wenig wie „Hm, najo, passt scho. Zach war’s. Hauptsache, gewonnen.“
Es war in der Tat eine unglaublich zähe Angelegenheit. Wenn man nicht gerade mit weit überlegener individueller Klasse daherkommen (wie Frankreich und Deutschland) oder Israel mit einer von einem halben Dutzend frei wählbarer Systeme verwirren kann (wie England), macht es einem die geschickte Defensivarbeit des israelischen Teams elendsschwer.
Da kann man als Favorit nicht glänzen, sondern sich eigentlich nur blamieren, wenn man nicht doch mal einen reinnudelt, wenn Israel nicht aufpasst, oder einen Standard versenkt oder einen Elfmeter schindet. Wales wird froh sein müssen, dort zu gewinnen (im Dezember dann), und ob Norwegen ein Schützenfest feiert (im April), ist auch nicht in Stein gemeißelt.
Die Lage in der Gruppe
Alle acht Gruppensieger sowie die sechs besten Zweiten sind für die EM 2017 in Holland qualifiziert, die restlichen beiden Zweiten spielen im Play-off einen weiteren Platz aus. Österreich hat nun die drei Pflichtaufgaben im Herbst (2:0 in Kasachstan, 3:0 gegen Wales, 1:0 in Israel) gelöst – ohne zu glänzen, aber eben auch ohne auszurutschen. In der Frankreich-Gruppe hat sich da etwa das Topf-2-Team Ukraine schon ein 2:2 daheim gegen Rumänien geleistet. Für die Fix-Quali vermutlich schon ein Ausrutscher zu viel.
Österreich hat jetzt bis 6. und 10. April Quali-Pause (da warten die Heimspiele gegen Kasachstan und Norwegen) und will dazwischen, im März, wieder bei einem der drei Test-Turniere mitmachen (idealerweise Algarve Cup oder Cyprus Cup, ansonsten halt wie heuer wieder Istrien-Cup).
Wales, der programmierte Dritte und möglicher Österreich-Konkurrent um Gruppenplatz zwei, hat die Auswärtsspiele bei den Gruppenfavoriten beide verloren (0:3 in St. Pölten und zuletzt 0:4 in Aalesund) und spielt noch im Herbst gegen Israel und Kasachstan. Sollten Jess Fishlock und Co. da Punkte hergeben, ist der eh schon so gut wie abgesicherte zweite Platz für Österreich wohl endgültig in Sack und Tüten.