Peter Stöger und Ralph Hasenhüttl – erstmals seit 13 Jahren sind in der neuen Saison wieder zwei österreichische Trainer in der deutschen Bundesliga dabei. Hier ein Rückblick auf ihre Vorgänger: Von prägenden Figuren wie Max Merkel und Ernst Happel zu Eintags-Fliegen wie die WM-Trainer Helmut Senekowitsch und Josef Hickersberger.
Als Max Merkel die Liga prägte
Als die Bundesliga in der Saison 1963/64 ins Leben gerufen wurde, war Max Merkel (45) Trainer von 1860 München. In der ersten Saison kamen die Löwen unter ihm als Siebenter ins Ziel und gewannen den DFB-Pokal, qualifizierten sich also für den Euroapcup. 1964/65 erreichte er in der Bundesliga Platz vier.
Und es ging ins Europacup-Finale der Pokalsieger, nachdem auf dem Weg dorthin US Luxemburg, der FC Porto, Legia Warschau und der AC Turin eliminiert wurden – die Italiener erst im Entscheidungsspiel. Im Finale im Wembley wartete West Ham United mit dem Grundstock jenes Teams, das ein Jahr später Weltmeister werden würde: Bobby Moore, Martin Peters, Geoff Hurst. Durch einen Doppelschlag des 19-jährigen Linksaußen John Sissons halb durch die zweite Hälfte gewann West Ham mit 2:0.
Ein Jahr danach wurde 1860 mit Merkel Meister. Seine Bundesliga-Bilanz bis dahin: 45 Siege und 23 Niederlagen bei 26 Punkteteilungen. Im Herbst 1966 ging es aber ein wenig bergab, was vor allem an atmosphärischen Störungen lag. Der Peitschenknaller Merkel hatte es sich sowohl mit dem Vorstand als auch mit den Spielern verscherzt. Kapitän und Kult-Goalie Petar „Radi“ Radenkovic ließ sich sogar zu Aussage „Entweder, Merkel geht – oder ich“ hinreißen. Nach dem 2:1-Sieg gegen Bremen am 10. Dezember 1966 gab es eine Abstimmung unter den Spielern, die 14:3 gegen Merkel ausging.
Der 48-Jährige, der noch Vertrag bis Saisonende hatte, trat auf Platz acht liegend zurück. Anstatt aber ÖFB-Teamchef zu werden – es wurde gerade ein Nachfolger für Edi Frühwirth im Hinblick auf den Nationen-Europacup 1967/68 (also der EM) gesucht – unterschrieb Merkel zwei Wochen nach seinem Ende bei 1860, am 29. Dezember 1966 für den deutschen Rekordmeister 1. FC Nürnberg.
Der „Club“ stand zur Saisonhalbzeit 1966/67 auf einem enttäuschenden 14. Tabellenplatz, nach 7 Siegen, 4 Remis und 6 Niederlagen unter Merkel stand am Ende ein 10. Rang zu Buche. Im Sommer kam Gustl Starek von Rapid und Rechtsaußen Zvezdan Cebinac aus Eindhoven, und Nürnberg startete durch. Nach einem 2:0 am vorletzten Spieltag bei den Bayern stand der Club als Meister 1968 fest.
Ehe in der folgenden Saison das passierte, was bei Merkel oft passierte: Er vergriff sich zunehmend öfter im Ton, behandelte Spieler und Funktionäre respektlos, verlor das Vertrauen der Spieler – und all das wurde durch eine haarsträubende sportliche Bilanz nicht besser. Bis Weihnachten verlor Nürnberg die Hälfte der Matches, nach 27 der 34 Spiele war man Vorletzter. Merkel trat am 24. März 1969 zurück, offiziell aus „gesundheitlichen Gründen“. Die Wahrheit ist wohl eher, dass er seine Vita nicht mit einem Abstieg beschmutzen wollte.
Merkels Assistent Robert Körner (44) sprang interimistisch ein, verlor zwei Spiele und ging danach wieder nach Österreich, wo er bei Rapid unterkam. Nürnberg stieg als Meister ab.
Kurzzeit-Engagements
Auch bei 1860 München ging es Ende der Sechziger-Jahre bergab, der FC Bayern lief dem Stadtrivalen zunehmend den Rang ab. Besonders schlimm war der Start in die Saison 1969/70, als zehn der ersten 13 Spiele verloren gingen und man damit natürlich Letzter war. Als Nachfolger für den entlassenen Fritz Langner waren auch Salzburgs Karl Schlechta und Sturm-Coach Gerd Springer im Gespräch, am 26. November 1969 bekam aber Franz „Bimbo“ Binder (57) den Zuschlag.
Er konnte in den verbleibenden 21 Spielen eine sehr ordentliche Bilanz von sieben Siegen, sechs Remis und acht Niederlagen aufweisen, der Rückstand war aber schon zu groß – als Vorletzter stieg 1860 erstmals aus der Bundesliga ab, per Saisonende am 4. Mai 1970 endete Binders Engagement. Es sollte sieben Jahre dauern, darunter eines unter Merkel, ehe die Löwen wieder zurück kamen.
Während der Rapidler Binder mit 1860 abstieg, wurde Ernst Ocwirk (44) mit seiner Austria zum zweiten Mal hintereinander Meister. weshalb er für die neue Saison vom 1. FC Köln verpflichtet wurde und am 1. Juli 1970 seinen Dienst antrat. Nach einigen enttäuschenden Saisonen wollte der Meister von 1964 wieder auf die Erfolgsspur, aber mehr als ein äußerst mittelmäßiger 11. Platz schaute auch 70/71 nicht heraus. Immerhin erreichte Ocwirk das Pokal-Finale, das gegen die Bayern 1:2 nach Verlängerung verloren wurde. Nach diesem Spiel am 19. Juni 1971 war die Ära Ocwirk bei Köln nach genau einer Saison wieder vorbei.
Nach den unrühmlichen Abschieden von 1860 und Nürnberg hatte er bei Sevilla und Atlético Madrid (und kurzzeitig eben auch wieder bei den Löwen) angeheuert, am 1. Juli 1975 trat Max Merkel (57) beim FC Schalke 04 die Nachfolge von Ivica Horvat an, unter dem sich der Klub nach gutem Start 1971 immer weiter von der Spitze entfernt hatte. Das sollte auch unter Merkel nicht anders werden. Nach 23 Spielen (8 Siege, 8 Remis, 7 Niederlagen) bekam Merkel den Stuhl am 9. März 1976 auf Platz acht vor die Tür gesetzt. „Ohne mit mit zu reden“, beschwerte er sich danach, „Ein gut geführter Klub hätte andere Art der Verabschiedung gewählt.“
Die Happel-Jahre
Während sich Merkels Karriere im Sinkflug befang, war jene von Ernst Happel (55) in lichten Höhen, als er am 1. Juli 1981 seine Tätigkeit bei Vizemeister Hamburger SV begann. Happel hatte mit Feyenoord den Meistercup gewonnen, hatte Holland ins WM-Finale geführt und Club Brügge zweimal ins Europapokal-Endspiel.
Der 15. Spieltag dieser Saison – der HSV lag auf Rang zwei – sollte der erste in der Bundesliga-Geschichte werden, an dem zwei Klubs von Österreichern trainiert wurden. Weil nämlich Max Merkel (62) ab dem 27. November 1981 beim Karlsruher SC Coach war. Die eigenen Fans bereiteten Merkel beim 1:4 gegen Köln einen frostigen Empfang, „Merkel Go Home“ stand etwa auf einem Transparent. Das lag zum einen am extremen Negativ-Image, das Merkel längst anlastete, und am Unverständnis der Anhänger über den überraschenden Rauswurf von Merkels populärem Vorgänger Manfred Krafft.
Zwei Wochen später hätte es zum ersten Duell zweier österreichischen Coaches in der deutschen Bundesliga kommen sollen, der Wintereinbruch vertagte dieses dann aber auf den 9. März 1982, kurz nachdem der HSV Happel keinen Ausflug zur WM als ÖFB-Teamchef gestattet hatte.
Mehr als eine Randnotiz in Österreich war dieses Spiel – in dem Karlsruhe früh durch Groß in Führung ging, der HSV durch Tore von Harwig und Von Heesen nach 31 bzw. 69 Minuten das 1:1 und das 2:1 erzielte, ehe Schüler den 2:2-Endstand markierte – allerdings nicht. Hierzulande konzentrierten sich die Augen vier Monate vor der WM in Spanien auf Frankfurts Bruno Pezzey und Nürnbergs Reinhold Hintermaier, die beide eine großartige Saison auf der Libero-Position spielten und zeitgleich zum Trainerduell aufeinander trafen. Hintermaier gewann das Spiel (5:3), bei der WM spielten beide (im Mittelfeld, weil Obermayr den Libero gab).
Bei Karlsruhe besserte sich die Bilanz unter Merkel gegenüber jener unter Krafft nicht wesentlich, der KSC beendete die Saison auf Platz 14 und für Merkel am 29. Mai 1982 seine Zeit in Karlsruhe – und ein Jahr später seine Trainerkarriere. Bis zu seinem Tod 2006 war er bei der Bild-Zeitung Senf-Dazugeber auf unterstem Stammtisch-Niveau.
Sein letztes Spiel in Karlsruhe war gleichzeitig das zweite Saisonduell mit Ernst Happels Hamburgern. Diese standen de facto als Meister fest und verabschiedeten Franz Beckenbauer in die Fußball-Pension. Da es für keinen der beiden Teams noch um etwas ging, wurde wenig bis gar nicht verteidigt, kaum ein Zweikampfverhalten an den Tag gelegt und in erster Linie das schöne Wetter genossen. Nach einer halben Stunde führte der HSV durch Tore von Hrubesch, Kaltz und Hartwig 3:0, dann durfte sich in Minute 40 Beckenbauer seinen Abgangsapplaus abholen.
Karlsruhe merkte dann, dass eigentlich auch der HSV nicht verteidigen wollte, und kam durch Treffer von Günther, Groß und Bold noch zum 3:3. Nach dem Abpfiff stieg die große Meister-Party im Volksparkstadion. Schon in seiner ersten Saison in Hamburg ließ Happel Köln und die Bayern hinter sich und qualifizierte sich so auch für den Europacup der Meister.
Merkel war im Sommer 1982 weg, dafür holte Eintracht Frankfurt als neuen Trainer Helmut Senekowitsch (49); Österreichs WM-Teamchef von vier Jahre davor sollte ab 1. Juli 1982 dafür sorgen, dass die in den Jahren davor zur Mittelklasse-Mannschaft abgerutschte Eintracht wieder vorne mitspielen kann. Ehe es zu einem Duell mit Happels HSV kommen konnte, war Senekowitsch aber am 17. September 1982 seinen Job schon wieder los: Nach vier Pleiten in fünf Spielen wurde er am Tag vorm Spiel bei den Bayern entlassen. Frankfurt wollte Senekowitsch so dringend loswerden, dass man ihm sogar eine Million Schilling Abfindung zahlte und lieber den Alkoholiker Branko Zebec auf die Bank setzte. Der schaffte trotz des miesen Starts mühelos einen sicheren Mittelfeldplatz.
Der HSV nahm in der Folge eine Hürde nach der anderen im Meistercup. Dort wurde DDR-Meister BFC Dynamo bezwungen, dann Olympiakos aus Griechenland, UdSSR-Champion Dynamo Kiew und im Halbfinale Real Sociedad, sodass man in Athen im Endspiel gegen Juventus Turin antreten durfte.
Parallel dazu war Hamburg im Herbst 1982 auch in der Liga nicht zu besiegen, die erste Niederlage in der Bundesliga gab’s am 29. Jänner ’83 in Bremen. Werder sollte auch bis zum letzten Spieltag der große Gegner bleiben, im Endeffekt verteidigte Hamburg aber den Titel, punktgleich mit Werder, mit der besseren Tordifferenz.
Im Endspiel von Athen trickste Happel sein Gegenüber, Juve-Coach Trapattoni, aus. Anstatt Hrubesch, wie gewöhnlich, auf der halblinken Seite spielen zu lassen, ließ er das Kopfball-Ungeheuer mit Sturmpartner Bastrup die Seiten tauschen. Weil Trap aber weiterhin seinen Top-Verteidiger Gentile auf Hrubesch spielen lassen wollte, zog er mit – so entstand ein recht gigantisches Loch zwischen dem weniger starken Manndecker Brio und Mittefeld-Motor Tardelli, in das Magath und der aufrückende Wehmeyer nach Belieben stoßen konnten.
So kam Juventus auch nach dem frühen 1:0 für Hamburg durch einen Magath-Weitschuss nie so wirklich ins Spiel, Platini und Boniek kamen durch die erzeugte Unordnung und die fehlende Reaktion darauf nie wirklich ins Spiel, Bettega irrlichterte in seinem Abschiedsspiel (er ging nach Amerika) ziellos über den Platz und Paolo Rossi vorne hing völlig in der Luft. So blieb Happel gegen italienische Teams unbesiegt und er wurde der erste Trainer überhaupt, der mit zwei Klubs den Meistercup gewann, nach seinem Triumph 1970 mit Feyenoord Rotterdam.
Auch in der Saison 1983/84 war der Happel-HSV, nach zwei Titeln erneut Meisterschafts-Favorit, trotz des Abgangs von Stürmerstar Horst Hrubesch und trotz des frühen Europacup-Aus gegen Dinamo Bukarest. Bis zum Schluss war man im Rennen um die Schale. Es war ein Fünfkampf mit Vizemeister Bremen, mit den Bayern, mit Mönchengladbach und Überraschungsteam VfB Stuttgart. Dieser hatte am Ende sensationell die Nase vorne, mit einem 0:2 am vorletzten Spieltag daheim gegen Abstiegskandidat Frankfurt verspielte der HSV die letzte Chance. Es wurde 1984 der zweite Platz für Kaltz, Magath, Jakobs und Co.
Das Fußball-Jahr 1984/85 begann für Happel und seine Hamburger mit einer fürchterlichen Blamage, gegen den schwäbischen Drittligisten aus Geislingen flog man in der 1. Runde aus dem DFB-Pokal. Auch in der Liga lief es nicht rund, vor allem weil das Offensiv-Werk nicht rund lief. Statt an die 80 Tore, wie in den Jahren davor, waren es nun nur noch knapp 60, auch weil der aus Schottland geholte Stürmer McGhee enttäuschte. Man rettete mit Mühe den fünften Platz und damit gerade noch das Ticket für den UEFA-Cup.
Besser wurde es aber auch 1985/86 nicht, im Gegenteil. Die Stützen des Meister-Teams waren über ihrem Zenit (Kaltz 32 Jahre, Magath 32, Jakobs 32, Wehmeyer 33), gegangen (Hrubesch, Bastrup, Groh) oder hatten aufgehört (Hieronymus); die Neuen waren nicht gut genug – die Stürmer Gründel und Balis etwa, oder die Mittelfeld-Leute Lux und Kroth. Im UEFA-Cup und im DFB-Pokal ging es wieder jeweils in Runde eins raus, in der Liga blieb ein enttäuschender siebenter Platz.
So wurde der Etat von Felix Magath, der vom Spieler zum Manager wurde, von 10 Millionen Mark auf acht Millionen zurückgefahren, es gab einen kleinen Umbruch im Kader – und einen Glücksgriff: Der polnische Linksaußen Miroslaw Okonski schlug sofort ein und der HSV wurde etwas überraschend Herbstmeister. Dennoch war die Liebe zwischen Klub und Trainer langsam abgekühlt, Happel kokketierte mit diversen Angeboten anderer Klubs wie Juventus oder Valencia. Im Jänner 1987 kam man überein, den im Sommer auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern. „Sechs Jahre bei einem Verein sind genug“, so Happel. Sportlich konnte man der überragenden Rückrunde der Münchener Bayern nichts entgegensetzen. Als Vizemeister endete am 20. Juni 1987 die erfolgreiche Ära Happel – sein letztes Spiel war der 3:1-Sieg im Pokalfinale gegen die Stuttgarter Kickers; bis heute der letzte Titel, den der HSV gewann. Nachfolger Josip Skoblar wurde nach nur 15 Spielen schon wieder eliminiert.
Im Windschatten
Happel landete 1987 beim FC Tirol, sein Vorgänger Felix Latzke (45) bekam den Job bei Waldhof Mannheim. Dort nahm Langzeit-Trainer Klaus Schlappner seinen Pepita-Hut, nachdem er den Klub mit den äußerst begrenzten finanziellen Mitteln in die Bundesliga geführt und dort etabliert hatte. Die Empfehlung von Latzke, der Österreich 1982 bei der WM betreut hatte: Das UEFA-Cup-Semifinale 1987 mit den Tirolern. Am 1. Juli 1987 begann sein Vertrag. Vorgabe, wie immer in Mannheim: Die Klasse halten.
Ein schwieriges Unterfangen, den mit Top-Stürmer Walter, Spielgestalter Gaudino und Abwehr-Riesentalent Kohler hatten den Verein zu größeren und finanzstärkeren Klubs verlassen. Wie erwartet wurde es für Waldhof der Kampf gegen den Abstieg, die Saison beendete Mannheim auf Platz 16 – damit ging’s in die Relegation gegen Darmstadt, ausgerechnet dem neuen Team von Schlappner. Latzkes Team verlor auswärts 2:3 und gewann daheim 2:1, so musste ein drittes Spiel herhalten. Dieses endete 0:0, Waldhof entschied das Elferschießen für sich.
Die Substanz des Teams wurde aber nicht größer. In die Saison 1988/89 startete Mannheim mit nur einem Sieg in 14 Spielen. Das bedeutete zwar dennoch Platz 14, gleichzeitig lag man aber nur einen Punkt vor dem Schlusslicht. Am 16. November 1989, nach knapp anderthalb Jahren, musste Latzke seinen Stuhl räumen. „Ohne Groll“, wie er aber beteuerte. Nachfolger Günter Sebert schaffte den Klassenerhalt.
Knapp ein Jahr später verlor das ÖFB-Team 0:1 gegen die Färöer-Inseln, was Teamchef Josef Hickersberger (42) den Job kostete. Er war aber nur drei Monate arbeitslos, ehe sich die Chance auftat, Fortuna Düsseldorf zu betreuen. Dort war in der Winterpause 1990/91 Aleksandar Ristic von Schalke 04 abgeworben worden. Am 18. Dezember 1990 war fix, dass Hickersberger Trainer wird – zwölf Jahre, nachdem er dort Spieler war.
Aufsteiger Düsseldorf war zur Winterpause mit 27 Punkten Neunter, unter Hicke kamen im Frühjar noch 21 dazu, als Zwölfter wurde locker die Klasse gehalten. Im Sommer kamen aus dem aufgelösten DDR-Fußball Dresden und Rostock in die Liga dazu, bei Düsseldorf aber Stürmer Jörn Andersen weg. Die ersten sechs Spiele der neuen Saison wurden allesamt verloren, nach dem 1:3 beim Vorletzten Mönchengladbach wurde Hickersberger am 28. August 1991 gemeinsam mit Manager Thiele entlassen. Düsseldorf verschliss in dieser Saison noch drei weitere Trainer und stieg krachend aus der Bundesliga ab.
Doppelschlag
Zehn Jahre lang waren fortan die Bundesliga-Trainerbänke eine österreichfreie Zone, ehe der Hamburger SV nach der Entlassung von Frank Pagelsdorf einen neuen Mann suchte – 5 Punkte aus 6 Spielen waren nicht genug. Man wurde bei jenem Klub fündig, an den man den letzten rot-weiß-roten Trainer verloren hatte: Beim FC Tirol. Dort war Kurt Jara (51) gerade zweimal in Folge Meister geworden und hatte im Grunde schon im Oktober den nächsten Titel in der Tasche. Am 3. Oktober 2001 wurde der Wechsel vom Inn an die Elbe fixiert.
Keine drei Wochen später, am 19. Oktober 2001, wurde bei 1860 München Langzeit-Trainer Werner Lorant entlassen. Sein Co-Trainer war Peter Pacult (41), der zum Chefcoach aufstieg. Er übernahm die Löwen auf Platz zehn.
Am 2. Februar kam es dann zum ersten österreichischen Trainerduell nach 20 Jahren. Der HSV krebste immer noch im unteren Mittelfeld der Tabelle umher, während die Sechzger den Anschluss an die Europacup-Plätze hergestellt hatten. Im gerade neu gebauten Stadion von Hamburg startet fingen die Löwen – etwa mit Thomas Häßler, Davor Suker, Harald Cerny und Vidar Riseth – flotter an, setzten aber nicht nach.
So fanden die Hanseaten ins Spiel und gingen nach einer Stunde durch Roy Präger in Führung. Es folgte das erste HSV-Tor von Bernardo Romeo zum 2:0, der Deckel schien drauf, aber Markus Weissenberger (für Borimiov eingewechselt) verkürzte und Marcus Pürk (für Votava gekommen) hatte sogar noch den Ausgleich auf dem Fuß, es blieb aber beim für Jara enorm wichtigen 2:1-Sieg.
Am Ende der Saison standen beide Teams in etwa dort, wo sie waren, als sie ihre österreichischen Trainer installierten. Im grauen Mittelfeld nämlich. Die Löwen wurden Neunter, der HSV beendete das Jahr 2000/01 auf dem elften Rang.
2001/02 ließ sich für die Münchner dann durchaus schwungvoll an. Man spielte von Beginn an um die europäischen Plätze mit, während Jara bei HSV im Sommer zwar shoppen gehen durfte (es kamen etwa Spielmacher Ledesma, Stürmer Takahara) und Jaras FC-Tirol-Libero Michael Baur), die Systemumstellung auf 4-3-3 brauchte aber, um zu greifen. Zu Hause war der HSV bärenstark, auswärts oft ein Desaster. Als es am 12. Spieltag zum nächsten Spiel gegeneinander kam, war 1860 Vierter, der HSV auf Platz 13.
Gegen die Löwen zeigte der HSV dann wieder sein Heimspielgesicht, war die inhaltlich klar überlegene Mannschaft und spielte sich viele Chancen heraus. Es brauchte aber einen Cardoso-Freistoß und einen Romeo-Kopfball, um den verdienten 1:0-Sieg einzufahren.
Pacult hatte vier astreine Innenverteidiger-Klötze in seine Viererkette und Davor Suker statt des angeschlagenen Weissenberger auf die Acht gestellt, dennoch gab es zumindest vor der Pause einige Torszenen. Nach dem Rückstand aber hatte man kein Mittel mehr, die sich zurückziehenden Hamburger zu gefährden. Diese spielten mühelos den knappen Sieg über die Zeit.
Für Jara war dieses Spiel durchaus ein Turning Point in der Saison. Es ging immer weiter und weiter aufwärts, in den restlichen 22 Spielen gab es 10 Siege und 10 Remis, aber nur noch zwei Niederlagen (ein 0:2 am Betzenberg und ein 0:2 am Bökelberg). Es stand ein hervorragender vierter Platz zu Buche und damit die Qualifikation für den UEFA-Cup.
Für Pacult jedoch wurde es in der Folge immer schwieriger, nach der Winterpause kassierte er zwei Ohrfeigen zu viel. Erst schlitterten die Löwen da in ein 0:5-Debakel im Derby gegen die Bayern, kurz darauf gar in ein 0:6 bei Hertha BSC. Zu viel für Klub-Boss Karl-Heinz Wildmoser – er entließ Pacult am 12. März 2003 auf Platz acht liegend. Nachfolger Falko Götz beendete die Saison als Zehnter, ein Jahr später stiegen die Löwen ab.
Die Saison 2003/04 ließ sich für HSV-Trainer Jara aber auch nicht besonders schön an. Frühes Aus im UEFA-Cup gegen Dnipropetrovsk, in der Liga trotz nochmals aufmagaziniertem Kader (Beinlich, Jarolim, Reinhardt) nur zwei Siege aus den ersten neun Spielen. Sportchef Beiersdorfer verhandelte schon mit Klaus Toppmöller, während er öffentlich Jara eine Job-Garantie gab. Drei Tage nach dem 0:4 in Kaiserslautern, am 22. Oktober 2003, flog Jara nach fast genau zwei Jahren im Amt aber dennoch. Unter Toppmöller wurde es bei HSV wesentlich besser (12-5-8), es wurde Platz acht.
Etwa mehr als drei Monate später wurde beim 1. FC Kaiserslautern die Trennung von Eric Gerets vollzogen. FCK-Geschäftsführer René C. Jäggi erinnerte sich in seiner Abstiegsnot an Jara, dieser übernahm den zu diesem Zeitpunkt Drittletzten der Tabelle am 3. Februar 2004. In den verbleibenden 16 Partien holte Jara 21 Zähler (verglichen mit den 18 Punkten in 18 Spielen unter Gerets), mit einem 1:1 am letzten Spieltag boxte man Dortmund aus dem UEFA-Cup und sicherte sich selbst den einen, theoretisch nötigen Punkt, um sicher die Klasse zu halten. Lautern wurde Fünfzehnter und blieb drin.
Frisch gerettet, sprach Publikumsliebling Ciriaco Sforza sofort vom Erreichen des Europacups, die Realität war aber weiterhin eher die untere Tabellenhälfte. Immer mehr kam es zum Bruch zwischen Fans und Sforza auf der einen und Jara und Teilen der Mannschaft auf der anderen Seite. Im Spätherbst setzte der FCK zu einer starken Serie mit Siegen über Dortmund, Freiburg und Mainz an, die ersten zwei Rückrunden-Spiele wurden ebenso gewonnen, der Klassenerhalt war damit fixiert. Ruhe kehrte aber nicht ein.
Am 6. April 2005 teilte Jara dem Verein mit, den zu Saisonende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern; Präsident Jäggi beendete die Zusammenarbeit daraufhin sofort. Was zunächst nach Frust über mangelde Wertschätzung des Erreichten und einem verlorenen Machtkampf mit Sforza aussah, bekam schon einen Tag danach eine ganz andere Note. Da wurde Jara nämlich als erster Trainer der im Sommer 2005 startenden Red-Bull-Ära von Salzburg präsentiert.
Wieder langes Warten
In der Folge waren Trainer aus Österreich für die Bundesliga unvermittelbar. Zu sehr hatten die inhaltlichen Anforderungen angezogen, um den mehrheitlich teils um Jahre rückständigen heimischen Fußball-Lehrern eine realistische Chance auf einen Job zu bieten.
Erst der Meistertitel mit der Austria 2013 war für den 1. FC Köln, traditioneller Chaos-Klub, ein guter Grund, 43 Jahre nach Ernst Ocwirk wieder einem österreichischen Trainer zu vertrauen – Peter Stöger (47). Er führte Köln mit einer demonstrativen Ruhe souverän zum Meistertitel in der zweiten Liga. Damit wurde er der erste österreichische Coach, der einen Klub zum Aufstieg in die Bundesliga führte.
Sein Debüt in der Bundesliga gab Stöger dann am 23. August 2014 mit einem 0:0 gegen Hamburg. Erst im fünften Spiel gab es das erste Gegentor, womit auch schnell erzählt ist, mit welcher Art Fußball Stöger in Köln operierten ließ: Safety first, wie er er schon bei Wr. Neustadt praktizierte. Mit Erfolg: In Neustadt 11/12 waren es 15 Remis, davon zehn 0:0; nun in Köln sind es neun 0:0-Spiele gewesen. Bundesliga-Rekord, mit dem der Klassenerhalt nie gefährdet war.
Und nun, nun hat es auch Ralph Hasenhüttl (47) geschafft, sich nach oben zu dienen. Anders als die anderen elf Österreicher wurde er aber als Trainer komplett in Deutschland sozialisiert. In Unterhaching sammelte er erste Erfahrungen als Trainer, mit Aalen stieg er in die 2. Liga auf, nun mit dem FC Ingolstadt 04 in die Bundesliga.
Und wenn keiner der beiden bis dahin seinen Job verliert – und damit ist angesichts der ruhigen Art und Weise, wie beide Klubs derzeit geführt werden, nicht zu rechnen – wird es im Herbst zum fünften Österreicher-Trainer-Duell in der Bundesliga kommen.
Dem ersten übrigens ohne HSV-Beteiligung.