Das große Problem von Salzburg in den letzten Wochen waren zum einen das totale Fehlen von jeglicher Ahnung von Flügelspiel und, dass man nicht so recht dazu kam, das Pressing aufzuziehen, das das personell ja praktisch selbe Team in der letzten Saison so stark gemacht hat. Ein großer Schritt nach vorne war das 2:2 gegen Celtic dabei aber auch nicht.
Andreas Ulmer war nach seiner Verletzung wieder zurück und das merkte man auch: Auf seiner linken Seite agierte er recht aktiv und versuchte, viel nach vorne zu machen – genauso wie Schwegler ging er aber fast nie bis an die Grundlinie durch oder versuchte, hinter die Abwehrkette der Schotten zu kommen. Diese stand recht dicht und verschob extrem weit mit sehr kleinem Abstand von einem Spieler zum nächsten. So entstand viel Platz auf der ballentfernten Seite, den die Salzburger aber praktisch nie mit schnellen Seitenwechseln nützten.
Je näher es in Richtung Celtic-Tor ging, desto enger wurde das Salzburger Spiel einmal mehr. Den Schotten, die gegen den Ball mit zwei Viererketten verteidigten, fiel es nicht allzu schwer, den österreichischen Meister aus dem Strafraum fernzuhalten. So kam dieser nur aus Fernschüssen zu Abschluss. Das heißt: Im Aufbau versuchte Salzburg sehr wohl, etwas breiter zu werden, in letzter Konsequenz wurde aber doch wieder viel zu viel das Zentrum gesucht.
Sogar bei Standardsituationen: Immer wieder wurden Eckbälle flach in den Rückraum gespielt, wo sich dann Salzburg einem engen Wall von neun Schotten gegenüber sah, durch den es noch weniger Durchkommen gab als aus dem Spiel heraus. Die Ärmlichkeit an Plan, Gefahr zu erzeugen, war erschreckend. Beim ersten Salzburger Tor kam für einmal so ein Pass durch’s Zentrum durch, aber das passierte nicht oft.
Celtic mit simplem Konzept
Natürlich, ein Ausbund an Spielwitz und Kreativität war Celtic auch nicht. Trainer Ronny Deila gab seinem Team aber sehr wohl ein Konzept mit, das auch nach vorne funktionierte. Nach Ballgewinn im Mittelfeld – Brown und Johansen agierten dabei ebenso robust wie konsequent – wurde schnell umgeschaltet und die Bälle auf Wakaso oder Commons weitergeleitet.
Diese beiden verlagerten in diesen Szenen ihr Spiel in den Rücken der oft hoch aufgerückten Salzburg-Außenverteidiger, zwangen damit die Innenverteidiger zum Herausrücken und kreierten so Platz im Strafraum. Ein watscheneinfaches Konzept, aber Salzburg tat wenig, um dem Einhalt zu gebieten. Durch die Riesen-Abstände zwischen den Verteidigern und der Tatsache, dass Celtic mit den schnellen Pässen auf die Außenbahnen das Salzburger Zentrum raushielten, sahen Hinteregger und Ramalho auch oft ziemlich wackelig aus.
Es gelang zudem praktisch nie, in eine funktionierende Pressing-Formation zu kommen, wiewohl Celtic solche Situationen auch gut umspielte und damit auch kaum einmal die Gelegenheit dazu bot. Dazu kam eine relativ hohe Quote an Ungenauigkeiten und Fehlern im Mittelfeld-Zentrum der Salzburger. Es ist jedenfalls kein Zufall, dass das Ausgleichstor zum 2:2 aus einem Freistoß fiel und nicht herausgespielt war.
Fazit: Kein echter Schritt nach vorne
Wieder war Salzburg zu eng, wieder kam man praktisch nie ins Pressing-Spiel, wieder hat ein Gegner (wie schon Malmö und der WAC mit totaler Verdichtung des Zentrums) ein total einfaches Rezept gefunden, wie man den Bullen beikommt und wieder gab es keinerlei Antworten darauf, weder offensiv noch defensiv; weder von den Spielern am Feld, noch von Trainer Hütter von draußen. Keine Umstellungen, keine Adaptierungen, einfach 90 Minuten Kopf-durch-die-Wand-Fußball durch die Spielfeldmitte.
Das großartige, wilde, allesverschlingende und hochattraktive Spiel der Salzburger, mit der man unter Roger Schmidt noch so tolle Erfolge feierte, ist nach drei Monaten Hütter nicht mal mehr im Ansatz zu erkennen. Was erstaunlich ist, denn sowohl bei Altach als auch in Grödig war Hütter für einen progressiven, modernen und auch mutigen Ansatz bekannt.