0:2 gegen Griechenland – weil neben Kreativität auch Einsatz fehlte

Ein Spiel, das die Zuschauer vom Hocker reißt, war das ja nun nicht. Österreichs 0:2 gegen Griechenland zeigte einmal mehr altbekannte Schwächen auf (eigene Spielgestaltung) und wurde auch deshalb verloren, weil das rot-weiß-rote Team zuweilen einen eher desinteressierten Eindruck machte. Griechenland spielte soliden Defensiv-Fußball – Räume eng machen, doppeln, schnell umschalten – und kam so zu einem durchaus verdienten Sieg.

Österreich - Griechenland 0:2 (0:1)
Österreich – Griechenland 0:2 (0:1)

Nichts bahnbrechend Neues: Wenn Österreich vom Gegner gezwungen wird, das Heft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen, gibt’s Probleme. Genau das tat Griechenland – und entsprechend mühselig gestaltete sich dann auch das Spiel des ÖFB-Teams.

Geschickte Griechen

Auch im EM-Viertelfinale gegen Deutschland ließ Santos ein defensiven 4-1-4-1 spielen.
Auch im EM-Viertelfinale gegen Deutschland ließ Santos ein defensives 4-1-4-1 spielen.

Griechenlands-Teamchef Fernando Santos vertraut üblicherweise einem 4-3-3, wenn er speziell defensiv spielen will, zieht er dabei die Außenstürmer nach hinten und lässt in einem 4-1-4-1 spielen. So machte er das etwa im EM-Viertelfinale gegen Deutschland, und diese Formation testete er auch in diesem Spiel in Salzburg.

Griechenland überließ den Österreichern bereitwillig den Ball und achtete darauf, dem Gegner erstens durch aktives Angehen der Spieleröffner und zweitens durch geschicktes Engmachen der Räume bei möglichen Passempfängern die Möglichkeiten nach vorne zu nehmen.

Mit der Absicherung von Oldie Katsouranis preschten die beiden Achter, Maniatis und Tachtsidis, immer wieder nach vorne und störten so Alaba und Baumgartlinger. Diese hatten zwischen sich und dem Offensiv-Quartett damit oft drei Spieler, von denen zwei auf sie zuliefen.

Auf den Flügeln versuchten Christodoulopoulos links und vor allem Kone rechts ebenso, möglichst aktiv die österreichischen Außenverteidiger zu beschäftigen. Kone zog immer wieder zu Mitroglou in den Strafraum und zwang so einen Österreicher, zusätzlich in die Abwehrzentrale zu gehen. Oft ging auch keiner mit, dann kam Kone ungehindert zum Abschluss.

Zu wenig Bewegung

Die Griechen kappten also gut die Verbindungen zwischen österreichischer Spieleröffnung und der rot-weiß-roten Offensive – dabei half es auch nicht, dass die beiden Flügelspieler Harnik und Arnutovic nur sehr selten wirklich gewinnbringend einbringen konnten. Denn erstens waren sie beim robusten Torosidis (gegen Arnautovic) und dem giftigen, quirligen Holebas (gegen Harnik) in guten Händen und zweitens bewegten sie sich auch zu wenig und boten sich zu wenig an. Lediglich Zlatko Junuzovic ließ sich mitunter etwas fallen, um sich die Bälle von etwas weiter hinten zu holen.

Somit hatte Österreich zwar an die 60 Prozent Ballbesitz, gegen die geschickten Griechen gelang es aber nicht, echten Druck zu entwickeln, den Gegner dauerhaft in Bedrängnis zu bringen oder sich tatsächlich zwingende Tormöglichkeiten heraus zu arbeiten. Und wenn man es doch einmal schaffte, in aussichtsreiche Position zu kommen, wurde oft zu überhastet der Abschluss gesucht (Arnautovic zuweilen, vor allem aber von Weimann).

Keine echte Bedrohung

Immerhin: Vom Aufrücken Kones abgesehen, machte die österreichische Defensive einen recht guten Eindruck. Die Griechen kamen zwar selten mit mehr als zwei, drei Mann in die Gefahrenzone, aber man hatte dennoch nie den Eindruck, der Abwehrkette würden die Felle davonschwimmen. Letztlich war auch das 0:1 kurz vor der Pause eher ein Resultat eines zu offenen Mittelfelds, durch das ein schneller Steilpass in den Lauf von Mitroglou gespielt werden konnte, als ein echter Fehler in der Innenverteidigung – zumal sich Mitroglou einfach auch sehr geschickt gegen Pogatetz durchsetzte.

Außerdem merkt man es Torhüter Robert Almer bereits an, dass er nun endlich auch im Ligabetrieb auf regelmäßiger Basis seine Einsätze bekommt und er dank guter Leistungen bei Cottbus auch mehr Selbstvertrauen ausstrahlen kann als das in der Vergangenheit der Fall war. Natürlich: Er ist nicht mehr der allerjüngste und er wird auch nicht mehr der großartigster Goalie der ÖFB-Geschichte werden – aber mit regelmäßiger Spielpraxis in der durchaus gutklassigen zweiten deutschen Liga kann er zweifellos dafür sorgen, dass man sich um die Position zwischen den Pfosten, die in jüngerer Vergangenheit ja mit das meiste Bauchweh verursacht hat, keine echten Sorgen mehr machen muss.

Der Versuch des 4-1-3-2

Schlussphase
Schlussphase

Nach dem 0:2 – bei dem Mitroglou nach einer feinen Vorarbeit des guten Holebas an der Strafraumgrenze zu frei zum Schuss kam – stellte Koller um. Mit Hosiner (statt Alaba) kam eine zweite Spitze, womit in der letzten Viertelstunde ein 4-1-3-2 auf dem Feld stand. Leitgeb gab darin den Sechser, Jantscher klebte an der rechten Außenlinie, Junuzovic und Ivanschitz agierten aus dem Zentrum bzw. dem Halbfeld.

Da es nach dem 0:2 aber völlig an der Spannkraft fehlte und auch die Besetzung, die auf dem Feld war, so vermutlich nie wieder zusammen spielen wird, sind die Erkenntnisse aus diesem Versuch aber sehr begrenzt. Was aber auffiel: Es wurden deutlich mehr Flanken in den Strafraum geschlagen, weil dort nun zwei potentielle Abnehmer standen.

Nur: Die griechische Verteidigung ließ nicht allzu viel und und vor allem Weimann zeigte weiterhin eine Mischung aus Übermotivation (weil er natürlich die Chance, zu spielen, unbedingt nutzen wollte) und  Frust (weil wenig gelang).

Fazit: Wenig Relevanz, wenig Einsatz

Es ist anzuehmen, dass vor allem Irland beim WM-Quali-Spiel in Wien eine ähnliche Spielanlage haben wird und ähnlich körperlich robust zu Werke gehen wird wie die Griechen in diesem Test. Österreich fehlte es zum Teil an der Fähigkeit, gegen dieses Spiel anzukommen, in diesem Spiel aber vor allem am Schwung und am letzten Einsatz.

So können aus diesem Test kaum relevante Erkenntnisse gezogen werden, und schon gar keine neuen. Es wirkte so ein wenig wie eine Pflichtübung, von der jeder wusste, dass sie weder echte Relevanz noch echte Auswirkungen hat. Man konnte schlechte Testspielleistungen (wie gegen die Ivorer und in Wales) in jüngerer Vergangenheit schon einmal abschütteln, wenn es wirklich um etwas ging.

Ein echter Boost für’s Selbstvertrauen war es aber sicher nicht.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.