Mit Luxus-Kader schnurgerade Richtung Abstieg: Was bei QPR alles falsch läuft

Null Siege in elf Spielen, nur drei Tore in fünf Heimspielen – und das bei diesem Kader: Die Queens Park Rangers sind bisher die Enttäuschung der Premier-League-Saison. Was die Gründe dafür betrifft, war das 1:3 im Keller-Duell gegen den Vorletzten Southampton äußerst aufschlussreich. Das Urteil für Trainer Mark Hughes kann nur vernichtend ausfallen.

QPR – Southampton 1:3 (0:2)

Júlio César im Tor, Bosingwa auf der Rechtsverteidiger-Position, mit Nelsen und Anton Ferdinand zwei routinierte Innenverteidiger. Dazu kam von Real Madrid im Sommer Spielgestalter Estebán Granero. Ein Park Ji-Sung, der von Manchester United zu QPR gekommen ist, dazu Stéphane Mbia von Marseille. . Kurz: Ein Kader, mit dem man in der Premier League locker unter die Top-10 kommen sollte. Aber das Team von Mark Hughes ist Letzter. Sieglos.

Null Abstimmung in der Defensive

Was daran liegt, dass das Team auch Mitte November noch wirkt, wie man eine Mannschaft bei einem Sommer-Testspiel erwarten könnte – es passt gar nichts zusammen.

Das beginnt schon hinten. Die Abstimmung zwischen Nelsen und Ferdinand ist schlicht nicht vorhanden. Bei Standards passt die Zuordnung vor dem Tor überhaupt nicht. Und letztlich fehlte es gerade dort auch an der Spielintelligenz, wie vor allem beim dritten Gegentor zu sehen war: Eine (nicht mal besonders komplizierte) Variante einer kurzen Ecke von Southampton, die wenige Minuten zuvor noch kläglich gescheitert war, wurde exakt wiederholt. Niemand rückte raus, um die Flanke zu verhindern, und Anton Ferdinand lenkte den Ball ins eigene Netz – ohne, dass ein Southampton-Spieler auch nur in der Nähe war.

Mittelfeld an den Stärken vorbei aufgestellt

Auch im Mittelfeld stimmt wenig. Hughes lässt ein Mittelding aus 4-1-4-1 und 4-4-2 spielen, in dem Junior Hoilett als hängende Spitze agiert. Das größte Problem findet sich dort auf den Flügeln. Zum einen natürlich an der Tatsache, dass Flügelspieler Adel Taarabt als Achter im Zentrum spielen muss, der gelernte Achter/Zehner Estebán Granero aber auf dem rechten Flügel. Von dort rückte der Spanier – ebenso wie Diakité auf der anderen Seite – recht früh ein. Ohne allerdings, dass die Außenverteidiger aufrücken und für Breite sorgen. Vor allem von einem Bosingwa muss man da mehr erwarten.

Das hatte zur Folge, dass es an der Breite fehlte und Granero seine Stärken überhaupt nicht ausspielen konnte. Im Zentrum hingegen fehlte es an jeglicher Phantasie in Spielaufbau und -gestaltung. Immer wieder zog Taarabt zum kerzengeraden Dribbling an, wie man es an der Flanke gut brauchen kann, im Zentrum aber gar nicht. So kam es auch zu wenig zu anspielen auf den quirligen Hoilett und schon gar nicht zu einem sinnvollen Einsetzen von Djibrill Cissé.

Wechsel verpufft, Anschlusstreffer kein Boost

QPR war hochverdient 0:2 hinten, als Hughes zur Pause umstellte: Er nahm Sechser Faurlin raus und brachte Mackie für den rechten Flügel, Granero ging dafür ins Zentrum. Mackie brachte auch sofort etwas Schwung ins QPR-Spiel, Zug zum Tor und auch Flanken. Prompt gab’s durch Hoilett auch den Anschlusstreffer.

Der Effekt verpuffte allerdings schnell wieder und die Spieler von QPR spielten alsbald wieder ebenso konsequent aneinander vorbei wie vor der Pause. Es machte nie den Eindruck, als wüssten die Spieler, wo mögliche Passempfänger ihre Laufwege hatten, es war praktisch alles auf Zufall und Improvisation aufgebaut. Und auch hier fehlte es eklatant an der Spielintelligenz: Southamptons argentinischer Torhüter Paolo Gazzaniga war in höchstem Maße unsicher und zeigte genau gar keine Strafraumbeherrschung. Hohe Bälle vor den Fünfmeter-Raum, um das zu nützen, gab es aber praktisch keine. Und damit auch keine Torgefahr – und die verdiente 1:3-Niederlage.

Fazit: Erstaunlich, dass Hughes nicht schon längst entlassen worden ist

Southampton ist wirklich keine Über-Mannschaft – es fehlt letztlich wohl an der nötigen Substanz für den Klassenerhalt. Aber im Gegensatz zum mit großen Namen aufgepimpten Team von QPR ist beim Team von Nigel Adkins eine klare Organisation zu erkennen, ein funktionierendes Mannschaftsgefüge, und der im Abstiegskampf nötige Einsatzwille.

Wenn es ein Kader von so hoher individueller Qualität, wie ihn QPR hat, selbst im Spätherbst noch überhaupt nicht schafft, auch nur irgend eine Form von Organisation, Abstimmung und Verständnis der Laufwege zu zeigen, muss man sich schon fragen, was Mark Hughes denn den lieben langen Tag macht. Angesichts dieser Vorstellung und dem Saisonverlauf ist es schon sehr verwunderlich, dass der Waliser nicht schon lange entlassen worden ist.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.