Mit quälender Einfallslosigkeit verliert Rapid 1:2 gegen biedere Norweger

Zug zum Tor, Tempo, viele Ideen – das alles zeigte Rapid im Geisterspiel gegen Rosenborg in keiner Phase. Die Norweger zeigten sich zwar als biedere und ziemlich un-aufregende Mannschaft: Aber Rapid fehlte es eklatant an jenem Schwung, der gegen PAOK noch zum klaren Sieg geführt hatte. Womit der Start in die Europa-League-Gruppenphase mächtig in die Hose ging.

Rapid Wien – Rosenborg BK 1:2 (0:1)

Dass sie nicht gekommen waren, um glitzernden Kombinations-Fußball zu zeigen, machten die Norweger recht schnell klar. Mit ihrem recht klaren 4-4-1-1 erwarteten sie Rapid und achteten vor allem darauf, das Zentrum zuzumachen. Die Art und Weise, wie Rapid vor allem auf der linken Seite spielte, wäre eigentlich dafür prädestiniert gewesen, genau das auszunützen und das Spielfeld breit zu machen.

Die Außenverteidiger von Rapid, vor allem Markus Katzer, gingen bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach vorne, während die nominellen Flügelspieler im Mittelfeld – Burgstaller und Alar – einrückten, bzw. von Haus aus recht zentral standen. Dadurch entstand im Idealfall eine offensive Fünfer-Kette hinter Boyd. Allerdings spielte Rapid genau diesen Vorteil viel zu unkonsequent aus. Dass Rosenborg zuweilen Schwächen im schnellen Verschieben der Viererketten zeigte, wurde überhaupt nicht ausgespielt. Schnelle Flankenwechsel? Gab’s nicht.

Fehlender Zug zum Tor

Ganz offensichtlich war die Anweisung, nicht hoch in den Strafraum zu flanken. Nachvollziehbar, schließlich verfügt Rosenborg dort mit Reginiussen und Rønning über ein kantiges Innenverteidiger-Duo, gegen das im Luftkampf kaum etwas zu holen sein dürfte. Es schafften allerdings weder Katzer noch Trimmel, flache Flanken in den Rücken der norwegischen Abwehrkette zu schlagen – das eine mal, als eine solche von der rechten Seite kam, wurde es sofort gefährlich.

Generell fehlte es Rapid am Zug zum Tor. Momo Ildiz stand oft extrem tief (auch, weil er wie Heikkinen auf der anderen Seite hinter den aufrückenden Außenverteidigern absicherte), es gelang aber weder ihm noch Steffen Hofmann, Tempo ins eigene Angriffsspiel zu bringen. Anstatt schnelle Weiterleitungen in die Spitze zu versuchen, um die eher statischen Viererketten der Norweger zu testen, wurde zu oft abgedreht, verschleppt, ein Quer- oder gar Rückpass gespielt. So erzeugte Rapid natürlich keinerlei Torgefahr.

Rosenborg? Überhaupt nichts besonderes

Das Spiel nach vorne war bei Rosenborg extrem simpel gestrickt. Das Vierer-Mittelfeld war in erster Linie nur für die Arbeit gegen den Ball auf dem Feld; wenn es anch vorne ging, segelte der Ball meist in hohem Bogen über sie hinweg. Das Hauptmittel zur Spieleröffnung waren lange Bälle von den Außenverteidigern, und hier vor allem von Christian Gamboa auf der rechten Seite. Sonnleitner und Gersen blieben zwar hinten und passen auf Prica auf, aber die hängende Spitze Elyounoussi war immer wieder da, um zweite Bälle zu erkämpfen und den Angriff am Leben zu erhalten.

Alles extrem leicht zu durchschauen, und doch gelang Rosenborg nach 20 Minuten der Führungstreffer. Dem nicht nur ein 60-m-Mondball von Gamboa vorausgegangen war, sondern auch ziemlich schleißiges Verteidigen von Seiten Rapids. Es konnte der Eindruck entstehen, Rapid hätte sich von den Norwegern einlullen lassen.

Der deutlich aktivste Spieler im Mittelfeld der Norweger war Mikkel Diskerud. Wenn seine Mannschaft im Ballbesitz war, blieb er als Sechser hinten, war erste Anspielstation für die Innenverteidiger. Grandiose Kreativität konnte aber auch der Wahl-Amerikaner dem biederen Spiel seiner Mannschaft nicht verleihen. Ganz selten gab es zwischen den vielen langen Bällen klassische Konter – nach einer Stunde entstand aus genau so einem das 2:0 für Rosenborg. Dorsin und Fredheim-Holm kombinierten sich durch, und Dorsin verwertete auch den Eckball.

Rapid fällt bis zum Schluss nichts ein

Die Einfallslosigkeit von Rapid wurde gerade in dieser Phase immer quälender, dem schnellen Anschlusstreffer (Kopfball Katzer, natürlich aus einer Standardsituation – anders konnte es gar nicht gehen) zum Trotz. Es ging viel zu wenig über die Seiten, es war überhaupt kein Tempo im Spiel, und anstatt mal einen Pass in die Spitze zu riskieren, wurde nun immer mehr eher die sichere Variante nach hinten gewählt.

Was natürlich auch daran lag, dass sich Burgstaller, Alar und Boyd in der Mitte zu wenig darum bemühten, anspielbar zu sein. So wurde es den Norwegern leicht gemacht. Selbst, als die Mittelfeldreihe nach dem 1:2 tendenziell weiter aufrückte, konnte der entstehende Platz zu wenig genützt werden – ebensowenig wie der Elfmeter, den Alar verschoss.

Schöttel brachte für die Schlussphase Prager statt Ildiz. Letzterer wirkte gegen die humorlose Strategie von Rosenborg zunehmend ratlos und Prager brachte durchaus Schwung ins verknöcherte Rapid-Spiel. Seine Einzelaktion über die linke Seite war wohl die beste Möglichkeit, die Rapid aus dem Spiel heraus hatte. Denn es blieb bis zum Schluss dabei: Flache Flanken im Rücken der Viererkette gab’s viel zu wenig, es fehlte bis zum Schluss das Tempo, die Passgenauigkeit.

Und, man muss es erwähnen: Extrem viele technische Fehler bei der Ballannahme erschwerten noch zusätzlich, dass Rapid dem Gegner mehr zusetzen hätte können.

Fazit: Enttäuschende und unverständliche Niederlage

Natürlich hatte Rapid ein extremes Übergewicht, was den Ballbesitz angeht. Aber es fiel niemandem ein Rezept ein, wie man die nicht mal besonders ausgeklügelt verteidigenden Norweger aushebeln hätte können. Gegen die auffallend geringe Spielgeschwindigkeit und das eklatante Fehlen von Kreativität hatte Rosenborg keine Probleme. Die allfälligen Schwächen im schnellen Verschieben und die Tatsache, dass man Rapid die Flügel mehr oder weniger kampflos überließ, wurden überhaupt nicht angebohrt – so hätte sich Rapid auch nicht mehr als ein Remis verdient.

Dass Deni Alar den Elfmeter in der 70. Minute verschießt, passte da noch zusätzlich ins Bild. Eine Niederlage, die nicht nur enttäuschend ist, weil Rosenborg sich tatsächlich als die biedere Durchschnitts-Truppe präsentiert hat, wie das zu erwarten war – sondern vor allem unverständlich. Weil Rapid ja vor allem im Rückspiel gegen PAOK gezeigt hat, dass man durchaus in der Lage ist, auch gegen einen defensiv ausgerichteten Gegner eine gute Figur abzugeben.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.