Ein Remis hätte Angola gereicht, und die Ivorer hätten – so wie sie gespielt haben – auch nichts dagegen gehabt. Doch die Angolaner bringen sich gegen souverän stehende Ivorer mit zwei schrecklichen Schnitzern selbst auf die Verliererstraße. Und weil der Sudan zwei ebenso schreckliche Schnitzer bei Burkina Faso ausnützte, rutschte der Außenseiter sogar noch ins Viertelfinale.
Côte d’Ivoire – Angola 2-0 (1-0). 1-0 Eboué 33′ / 2-0 Bony 65′
Gleich neun Spieler tauschte der ivorische Teamchef François Zahoui aus, ließ die Reservisten ran. Ein deutliches Anzeichen dafür, dass man dieses Match als Pflicht erachtete, die man halt möglichst unbeschadet überstehen musste. Und nicht genug damit, dass nur die zwei Innenverteidiger im Team verblieben, warf Zahoui auch sein gewohntes 4-3-3 über den Haufen und stellte seine Mannschaft ein einem sehr konservativen, flachen 4-4-2 auf. Die Devise wurde schnell klar: Defensiv mit zwei Viererketten sicher stehen, über die Flügel nach vorne kommen und in der Mitte sollte der gelernte Stürmer Didier Ya-Konan für zusätliche Optionen sorgen.
Besonderes Bedürfnis, das Tempo hochzuhalten und mit aller Macht auf den Sieg zu gehen, hatten aber auch die Angolaner nicht. Ihnen fehlten zwei gesperrte Spieler, und das Fehlen beider sollte sich letztlich negativ bemerkbar machen: Zum einen musste Wilson den exzentrischen Torhüter Carlos ersetzen. Das machte er grundsätzlich nicht so schlecht, aber ein Abstimmungsfehler zu viel unterlief ihm dann doch. Und Flávio, die hängende Spitze im 4-4-1-1. Das Fehlen seiner Laufarbeit und seiner Fähigkeit, Bälle zu halten, war eines der größten Hindernisse im Spiel nach vorne.
Erster Fehler, erstes Gegentor
Aber das war zunächst kein Problem, weil den Angolanern das Remis ja auch reichte, um die Gruppe vor dem Sudan zu beenden und ins Viertelfinale zu kommen. So ähnelte die Partie eine halbe Stunde lang frappant jener zwischen Äquatorialguinea und Sambia: Keine bemühte sich wirklich, etwas für das Spiel zu tun und es plätscherte ereignisarm vor sich hin.
Und das wäre wohl auch so geblieben, hätte nicht der angolanische Verteitiger Miguel bei einer ivorischen Flanke von der linken Seite den Ball nur unzureichend getroffen. Anstatt in hohem Bogen Richtung Mittelkreis zu dreschen, legte er dem hinter ihm lauernden Eboué die Kugel direkt vor die Füße, dieser hatte keine Mühe – das 1:0.
Ivorer mit kontrollierter Leistung
Die Ivorer machten genauso weiter wie davor – also hinten sicher stehen und bei eigenen Angriffen in den Rücken der angolanischen Flügelstürmer stoßen – aber das Team aus Angola war nun unter dem Druck, den Ausgleich erzielen zu müssen. Und genau dabei fehlte einer wie Flávio: Das Mittelfeld der Ivorer hielt den unzulänglichen Versuchen, durch die Mitte zum Erfolg zu kommen, mit großer Ruhe und wenig Problemen stand.
Das änderte sich auch nicht, als Angola nach dem Seitenwechsel an der Temposchraube zu drehen versuchte. Die Ivorer verloren hinten praktisch nie die Übersicht, gewannen die entscheidenden Zweikämpfe und als sich nach einer Stunde die Angolaner das 2:0 selbst schossen, war zumindest über den Sieger des Spiels die Entscheidung gefallen. Innenverteidiger Massunguna wollte einen harmlosen 50-Meter-Ball des für Eboué eingewechselten Kader Keita zu Torhüter Wilson zurückköpfen, dieser war aber aus seinem Tor herausgestürmt. Wilfried Bony brachte noch seine Fußspitze dran, aber es war zu 95% ein Eigentor.
Alles nach vorne
Angola musste nun danach trachten, zumindest noch ein Tor aufzuholen und hoffen, dass Sudan im Parallelspiel keines mehr schießt (bzw. noch eines bekommt). Teamchef Lito Vidigal warf alles an Stürmern hinein, was er zur Verfügung hatte, gab dafür die Ordnung auf. Manucho (vorne), Nando Rafael (links), Vunguidica (rechts) und Cabulunga (auf der Zehn) warteten vorne auf die langen Bälle aus der eigenen Hälfte, aber außer aus zwei Standards wurde Angola nicht mehr gefährlich. Weil die Ivorer nie die Ruhe und die Abgeklärtheit verließen.
Fazit: Angola fehlte der Plan nach vorne, Ivorer extrem souverän
Im Endeffekt ist Angola verdient und an sich selbst gescheitert. Der Auftaktsieg gegen Burkina Faso war schon glücklich, das Remis gegen den Sudan keine Offenbarung und gegen die Ivorer schafften sie es nicht, selbst den nur mit Halbgas spielenden Gegner ins Wanken zu bringen. Die Ivorer wären problemlos mit einem 0:0 zufrieden gewesen, aber zwei solche Einladungen auf Tore mussten sie einfach annehmen.
Die Ivorer bestätigen ihre Favoritenrolle auf den Turniersieg immer mehr, denn vorne nützen sie die wenigen sich bietenden Chancen und hinten sind sie praktisch unüberwindbar. In drei Spielen gab es kein einziges Gegentor und zumindest aus dem Spiel heraus machte die Defensive keinen Wackler. Das ist bislang die mit viel Abstand stabilste Mannschaft des Turniers, und viele Kräfte hat sich auch noch nicht gelassen.
Nur, wie sich das komplette Rausrotieren der Mannschaft auf den Rhythmus auswirkt, ist eine offene Frage.
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Sudan – Burkina Faso 2-1 (1-0). 1-0 Mudathir 33′ / 2-0 Mudathir 80′ / 2-1 Ouedraogo 90′
Der harmlosen Vorstellung gegen die abgeklärten Ivorer folgte eine beherzte gegen Angola – so hatte der Sudan noch die Chance, sich mit einem eigenen Sieg und einer Niederlage von Angola, eines davon musste mir mehr als einem Tor Differenz ausgehen, sensationell für das Viertelfinale zu qualifizieren.
Bedenkt man das, war die Spielweise der Sudanesen gegen die bereits fix eliminierte Mannschaft aus Burkina Faso seltsam gehemmt. Die Sudaner, an körperlicher Robustheit den eher filigranen Burkinern deutlich überlegen, kamen zunächst überhaupt nicht in die Partie. Das Team von Paulo Duarte, der auf den angeschlagenen Alain Traoré verzichten musste und dafür Pitroipa auf die Zehn seines 4-2-3-1 stellte, führte die technische deutlich feinere Klinge, dominierte den Ballbesitz und zeigte sich durchaus gewillt, das Spiel zu machen.
Vor allem Charles Kaboré von Olympique Marseille versuchte sich als Achter mit einigem Erfolg daran, dem Angriffsspiel seiner Mannschaft Struktur zu verleihen. Dennoch konnte man die anfängliche Verwirrung in der sudanesischen Abwehr – Innenverteidiger Nagm Eldin musste schon nach wenigen Minuten nach einem unglücklichen Zusammenprall mit Pitroipa ausgewechselt werden – nicht in Tor ummünzen.
Sudan gegen den Spielverlauf 1:0
Nachdem der Anfangsschwung verflogen war, verflachte das Spielniveau zusehens. Die Sudanesen kamen aus dem Spiel heruas überhaupt nicht sinnvoll vor das Tor des Gegners: Versuchte man, sich nach vorne zu spielen, wurden die Aktionen schnell zu umständlich, direkte Bälle nach vorne fanden ihr Ziel nur äußerst selten. Da auch bei den Burkinern die Präzision sank und sank, wurde aus einer flotten Partie immer mehr ein unansehnliches Fehlpass-Festival.
Was sich auch nicht änderte, nachdem Mudathir einen fürchterlichen Stellungsfehler von Innenverteidiger Mamadou Tall komplett entgegen des Spielverlaufs zum 1:0 für den Sudan nützte. Die Roten fanden weiterhin nicht zu einem flüssigen Kombinationsspiel, bei den Burkinern wirkte vorübergehend der letzte Wille gebrochen. Nach dem Motto: Bei diesem Turnier will es nun mal nicht klappen, für uns.
Sudan gegen den Spielverlauf 2:0
In der zweiten Hälfte brachte Duarte nach einer Stunde den Admiraner Issiaka Ouedraogo, damit einen zweiten nominellen Stürmer. Das hieß aber nicht, dass er groß an seinem 4-2-3-1 rüttelte: Ouedraogo musste auf die zentrale Mittelfeldposition gehen. Diese interpretierte er zwar relativ offensiv und nicht annähernd so fahrig wie vor allem Bancé im ersten Spiel gegen Angola, aber es ist schon erstaunlich, dass Duarte trotz Rückstand in einer Partie, deren Ausgang für sein Team völlig gleichgültig war, nicht die Doppelsechs aufzulösen (die ob der harmlosen Sudanesen ohnehin überflüssig war), sondern stattdessen einen Flügelstürmer vom Platz zu nehmen.
Dennoch schien ein Ausgleichstreffer der Burkiner, die sich in dieser Phase wieder fingen und das Spiel wieder deutlich in die eigene Hand nahmen, wenn schon nicht eine Frage der Zeit, dann doch zumindest deutlich naheliegender als ein 2:0 für den Sudan. Aber wie es oft so ist: Weiter Abschlag vom sudanesischen Keeper Akram Richtung Mudather, Burkina Fasos sonst starker Goalie Diakité zögert, und Mudather schiebt zum 2:0 ein.
Eigentlich völlig unverdient, aber angesichts des Zwischenstandes und des Spielverlaufs im Parallelspiel war das de facto der Viertelfinal-Einzug. Daran änderte auch das späte Anschlusstor von Ouedraogo, der tief in der Nachspielzeit quasi mit dem Schlusspfiff den Ball am wild herausstürmenden Akram vorbei ins Tor köpfelte, nichts mehr.
Fazit: Unverdienter Sieg, nicht unverdienter Viertelfinal-Einzug
Keine Frage, es war alles andere als eine Meisterleistung, die der Sudan da ablieferte und dass man gegen die deutlich aktivere und technisch wesentlich bessere Mannschaft aus Burkina Faso zu einem Sieg gekommen ist, entspricht den Spielverlauf überhaupt nicht. Man muss dem Team von Mohamad Abdalla aber zu Gute halten, dass man hinten weitgehend dicht gehalten hat – was allerdings sicher auch zu einem großen Teil an der in unfassbarem Ausmaß fehlenden Präzision der Burkiner lag – und vorne die zwei horrenden Fehler, die die Burkiner machten, eiskalt ausgenutzt haben.
Und letztlich muss man auch sagen, dass das Team aus dem Sudan deutlich mehr aus den vorhandenen Möglichkeiten gemacht hat als sie mit deutlich mehr Erwartungen ins Turnier gestarteten Burkiner und vor allem Angolaner. So gesehen ist der Viertelfinal-Einzug nicht ganz ungerechtfertigt.
(phe)