Wieder versuchte es José Mourinho in diesem Hinspiel des Cups, dem FC Barcelona drei defensive Mittelfelspieler entgegen zu stellen. Weil diese zu Beginn auch recht gut pressten, lagen die Königlichen auch voran. Aber mit dem Ausgleich und dem Rückstand konnte Real auch diesmal nicht umgehen.
Zehn verschiedene Aufstellungsvarianten präsentierte die Marca, das Haus-und-Hof-Blatt von Real Madrid, in ihrer Montag-Ausgabe. Keine davon war richtig: Mourinho verzichtete zunächst auf Özil und Kaká, und ohne den gesperrten Arbeloa gab er Hamit Altintop die Chance als Rechtsverteidiger aufzulaufen. Dazu gab Ricardo Carvalho in der Innenverteidigung sein Comeback nach langer Verletzungspause.
Das übliche Opfer in Spielen gegen Barcelona bleibt aber Mesut Özil: Der Deutsche wurde auch diesmal für einen dritten defensiven Mittelfeld-Spieler geopfert. So ließ Mourinho Pepe (mal wieder gegen Messi, hauptsächlich) im Mittelfeld spielen, flankiert von Xabi Alonso und Lass Diarra. Außerdem spielte Higuaín, nominell Sturmspitze, sehr tief und versuchte die Kreise von Busquets einzuengen. Es galt also, das Mittelfeld so gut es ging mit Spielern anzuräumen.
Dani Alves alleine gegen Ronaldo und Coentrão
Das Schlüsselduell fand aber auf der Flanke statt. Und zwar auf der linken Offensivseite von Real, wo Cristiano Ronaldo und Fabio Coentrão zuzuweit auf den mal wieder ungemein hoch postierten Dani Alves spielten. Im Optimalfall konnte der Vorwärtsdrang des Brasilianers natürlich bedeuten, dass er beide zurückdrängen kann, aber Real erkannte die mögliche Schwäche und so war es kein Wunder, dass das frühe 1:0 für die Königlichen just über diese Seite fiel: Benzema schickte Ronaldo steil, dieser hatte im Rücken von Alves viel Platz und Piqué konnte nicht mehr entscheidend eingreifen.
Es blieb auch weiterhin dabei, dass die beiden Portugiesen im Trikot von Real die meiste, weil einzige Gefahr ausstrahlten: Hamit Altintop hatte gegen den extrem hoch und konsequent außen bleibenden Iniesta alle Hände voll zu tun, außerdem hatte hier Barcelona (theoretisch) auch den personellen Vorteil, weil Benzema sehr weit innen agierte um dort die Offensiv-Option zu sein, die Higuaín nicht war. Abidal hielt sich aber eher zurück, verglichen mit Alves.
Pressing von Real
Das Rezept von Real im Mittelfeld war es vor allem, Barcelona durch dichte Deckung und gutes Pressing die Zeit am Ball und den Platz zu nehmen. Das verlangte durchaus aggressives Spiel von seiten der drei im defensiven Mittelfeld und man kann es durchaus als Erfolg für dieses Trio werten, dass es in der ersten Hälfte doch verhältnismäßig ruhig blieb und es kaum versteckte Nicklichkeiten oder gar böse Fouls gab. So lange die Madrilenen in Führung lagen, hatten sie ihre Nerven im Zaum und konnten sich auch immer wieder mal in der gegnerischen Hälfte festsetzen.
Die einzige echte Gefahr für Barcelona blieb aber dennoch Cristiano Ronaldo, der sich zuweilen sehr weit zurückzog, nicht nur um defensiv auszuhelfen, sondern auch, um mit Tempo auf Dani Alves zugehen zu ihn so überlaufen zu können. Barcelona kam zwar durchaus zu einigen Chancen und hatte das Spiel, wie es ihre Art ist, mit viel Ballbesitz (bei 70%) im Griff, bis zur Pause gelang es aber nicht, Casillas zu überwinden.
Fàbregas unterstreicht seine Wichtigkeit
Das wurde nach der Pause nachgeholt, als Puyol – völlig untypsch für Barça – einen Eckball per Kopf zum Ausgleich ins Netz wuchtete. Barcelona behielt die Kontrolle im Mittelfeld nicht nur, weil das Pressing von Real merklich nachließ, sondern auch wegen der Rolle von Cesc Fàbregas. Wie wertvoll seine unglaubliche Flexibilität für die Mannschaft ist, wird immer mehr deutlich. Spielte im Saisonverlauf mitunter einen Stürmer im 3-3-4, das die Katalanen immer wieder zeigen, war seine Rolle in diesem Spiel sehr viel tiefer angelegt.
Er spielte quasi einen Counterpart von Xavi auf der halblinken Seite, machte das recht tief und hatte fast immer zumindest drei Spieler noch vor sich. Noch wichtiger aber war, dass er damit Xabi Alonso dazu zwang, weiter aufzurücken, als der Defensivorganisation von Real mit der dreifachen Absicherung vor der bei Carvalhos Rückkehr nicht optimal aufeinander abgestimmte Viererkette gut tat.
Weil das hieß, dass entweder Carvalho aufrücken musste – was in seinem Rücken Platz für Sánchez und Messi zum Teil auch für Iniesta bedeutete, und Ramos mehr Raum abzudecken hatte als er realistischerweise konnte. Oder, wenn Carvalho hinten blieb, stachen Messi und Co. in den Raum zwischen Carvalho und Xabi Alonso. Dass sich Pepe schon recht früh eine gelbe Karte abholte und zunehmend heiß lief, hat Real auch nicht geholfen.
Umstellung von Mourinho fruchtet nicht
Wie überhaupt die Königlichen sich immer mehr in Nicklichkeiten und versteckten Schweinereien verloren, wie Pepes Tritt auf Messis Hand. Gleichzeitig fruchtete auch die Umstellung, die José Mourinho nach etwa einer Stunde vornahm, nicht: Statt Diarra und Higuaín kam mit Özil ein neuer Flügelspieler und mit Callejón ein neuer Zehner, Real stellte sich nun in einem recht klaren 4-2-3-1 auf.
In dem Cristiano Ronaldo auf die rechte Seite flüchtete. Dani Alves zog sich weiter zurück und hielt Ronaldo so gut im Griff, während sich Sánchez und auch Xavi um Coentrão kümmerten und Ronaldo damit so ein wenig abschnitten. Er kam nur gegen den defensiv sehr umsichtigen Abidal auch nicht besser zur Geltung, Özil verpuffte völlig und Callejón war mit der Aufgabe im Zentrum gegen dieses Team doch etwas überfordert.
So kam, was angesichts des klaren Chancenplus und durch die fehlende Entlastung seitens Reals beinahe kommen musste: Ein Pass auf den aufgerückten Abidal hebelte die Abeitsfalle aus, und der Franzose schoss eines seiner seltenen Tore zum 2:1-Endstand.
Fazit: Real konnte die Initiative nicht mehr zurückgewinnen
Kaum hatte Barcelona nach der Pause den zuvor defensiv anfällige rechte Abwehrseite gekittet und den Ausgleich erziehlt, fehlte es Real eklatant an Ideen, wie man das Heft des Handelns wieder in die Hand nehmen könnte. Zudem verloren bei den Königlichen die üblichen Verdächtigen – also allen voran wieder einmal Messis Kettenhund Pepe – die Nerven. Dass es keinen Ausschluss gab, war nur Mourinhos Schutz-Wechsel zu verdanken.
Die nächsten zwei Spiele werden für die Madrilenen nun zur Nagelprobe, denn erst geht es am Sonntag gegen das ungemein formstarke Team von Athletic Bilbao – die Basken haben nur eins der letzten 13 Liga-Spiele verloren, seit über 600 Minuten kein Tor kassiert und hatten auch Barcelona schon am Rande der Niederlage. Und dann natürlich nächsten Mittwoch das Rückspiel im Camp Nou.
Da wird sich Mou schon was ganz besonderes ausdenken müssen.
(phe)