Angefangen hat es fürcherlich – aber die Bullen ließen sich von einem 0:2-Rückstand nach sechs Minuten nicht schocken, spielten munter nach vorne und erzitterten sich letztlich den notwendigen 3:2-Sieg. Auf großartigem Niveau war das Spiel aber nicht.
Der Plan von Slovan Bratislava war ebenso einfach wie effektiv: Vorne mit dem schnellen Lacný statt dem bulligen Seba voll auf Pasanen pressen, den Finnen verunsichern und in 1-gegen-1-Duelle schicken. Das klappte schon nach drei Minuten, als der Finne bei einem Pass von Zofcak auf Lacny viel zu weit von Letzterem entfernt war (bzw. nicht schnell genug herausrückte nach der Attacke an Hierländer) und drei Minuten später, als sich Pasanen von einem 50-Meter-Mondball aus der Slovan-Innenverteidigung heraus überrumpeln ließ. Sechs Minuten waren gespielt, Slovan führte schon 2:0. Ein Albtraumstart für die Bullen.
Slovan lehnt sich zurück und wird bestraft
Allerdings ließ sich der slowakische Meister danach merklich zurückfallen. Lacny und Sebo tauschten vorne die Plätze und nahmen ihre erwartete Positionen ein, der Druck auf Pasanen ließ nach und Slovan vermittelte so den Eindruck: Zwei Tore vorne passt schon, mal schauen was Salzburg so anbietet.
Die ließen sich von dem Doppelschock erstaunlicherweise nicht wirklich aus der Ruhe bringen und versuchten, die nun etwas mehr am Ball gewährte Zeit auszunützen. Vor allem den in dieser Partie mal ganz gut aufgelegten Leonardo bekam Slovan dabei nicht so recht in den Griff, Jantscher war auf der rechten Seite sehr aktiv. Der Lohn für die Bemühungen: Erst das Anschlusstor aus einem Hand-Elfmeter, dann erzielte Leonardo den Ausgleich aus einer Einzelaktion, nachdem ihm Kolcak den Ball in die Beine gespielt hatte.
Loch vor der Abwehr, aber vorne ganz okay
Auffällig bei den Bullen war aber, dass die Abwehrreihe insgesamt recht weit hinten blieb, auch Ulmer und Hierländer auf den Außen hielten sich eher zurück, was wohl dem Respekt vor den Flügelspielern der Slowaken geschuldet war. Das Problem bei der Sache war nur, dass sich der Rest der Mannschaft recht weit nach vorne orientierte und damit ein großes Loch zwischen Abwehr und Mittelfeld entstand, in dem sich das Offensiv-Quartett von Slovan genüsslich ausbreiten konnte.
So funktionierte das Spiel von Salzburg zwar recht ordentlich, wenn man sich mal in der gegnerischen Hälfte festgesetzt hatte, die Eröffnung von hinten heraus aber klappte überhaupt nicht. Es gab haufenweise haarsträubende Fehlpässe und Ballverluste, die durch das flotte Umschalten bei den Slowaken immer wieder enorme Gefahr verbreiteten und auch in der Balance zwischen Verzögern und Angehen bei Kontern aus der Tiefe wirkten Pasanen und Hinteregger so, als ob sie noch nie miteinander trainiert hätten – Abstimmung war in keinster Weise zu erkennen.
Die beiden Achter: Guédé und Svento
Bei den Slowaken startete vor allem Juraj Halenar sehr aggressiv und laufstark. Er gab zuweilen beinahe eine zweite Spitze und versuchte vor allem in den ersten 15 Minuten, großen Druck aufzubauen. Der zentrale Mann war aber Karim Guédé, der zeigte, warum er slowakischer Teamspieler ist. Er war überall am Platz zu finden: Guédé war der Organisator im defensiven Mittelfeld, versuchte nach Möglichkeit auch nach vorne zu gehen und fungierte als die Umschaltstation.
Etwas anders legte Dusan Svento seine Achter-Rolle bei den Bullen an, aber auch er war vor allem im Spiel nach vorne wichtig. Vor allem, weil er derjenige war, der am ehesten auf Spieler von Slovan presste und so nicht nur Ballverluste der in der Spieleröffnung ebenfalls nicht gerade berauschenden Mannschaft provozierte, sondern auch für Leonardo – wiewohl der immer mal wieder abtauchte – quasi den Weg freimachte. Seine offensive Rolle trug aber auch dazu bei, dass Lindgren mangels Spielpraxis ein Unsicherheitsfaktor war.
Loch geschlossen, den Preis zahlt die Offensive
Nach dem Seitenwechsel schloss Salzburg das offensichtliche Loch zwischen Abwehr und dem Rest der Mannschaft, was sehr zur Sicherheit vor dem eigenen Tor beitrug. Fehlpässe in der Spieleröffnung fielen nun nicht mehr so ins Gewicht, weil der Raum enger war. Dazu waren die Salzburger schneller am Mann und das Risiko generell vermindert, weil die Passentfernung geringer wurde.
Den gegenteiligen Effekt hatte diese Maßnahme auf der anderen Seite des Platzes, wo die Salzburger nun mit weniger Leuten vor Ort waren. Vor allem Maierhofer, wenn doch mal ein Ball zu ihm kam, konnte diesen nicht halten, bis genug Teamkollegen nachgerückt waren. So verlagerte sich das Spiel zwar tendenziell eher in die Hälfter der Salzburger, große Torgefahr vermochte Slovan aber nicht auszustrahlen.
Had trifft, Salzburg macht zu
Zumindest nicht vor dem Tor der Bullen – das eigene nahm Innenverteidiger Marian Had nämlich sehr wohl in Beschuss. Er lenkte eine an sich harmlose Flanke von Jantscher ins eigene Tor ab. Der 29-Jährige hat somit einen Assist und ein Tor für die Bullen erzielt.
In der Folge zogen sich die Salzburger immer weiter zurück, was angesichts der Wechsel von Ricardo Moniz ganz offensichtlich so gewollt war: Er brachte mit Ibrahim Sekagya (statt Lindgren) und Schiemer (statt Ulmer) zwei weitere gelernte Innenverteidiger. Grundsätzlich mit Erfolg, denn große Gefahr konnten die Slowaken, denen man den unbedingten Willen zum Sieg nicht gerade in jeder Situation nachsagen konnte, nur einmal erzeugen. Da hatte Salzburg Glück, dass der Referee nicht auf den Punkt zeigte, als Lindgren einen Ball von Sebo aus einem Meter an die Hand geschossen bekam. Eine vertretbare Entscheidung, keine Frage – aber es gibt auch Schiedsrichter, die da Elfmeter geben.
Andererseits ergaben sich dadurch natürlich Räume im Rücken der slowakischen Abwehr – die Königs-Chance auf das 4:2, einer schneller Konter über Leonardo und Maierhofer, vernebelte aber Jantscher. Vor allem Maierhofer musste seinem eigenen intensiven Spiel gegen Ende Tribut zollen – er war nach spätestens 75 Minuten komplett leer. Moniz wechselte ihn aber erst ganz kurz vor Schluss aus. Dass ein frischer Mann, in diesem Fall Wallner, schon zuvor für deutlich mehr Entlastung hätte sorgen können, wurde in der kurzen Zeit, die er auf dem Feld war, schnell offenkundig.
Fazit: Sieg des Willens, nicht der Taktik
Die Salzburger sind, was schon beim 3:0-Sieg im Hinspiel deutlich wurde, die klar besser besetzte Mannschaft. So war es in einem Spiel auf äußerst mäßigem Niveau auch keine taktische Meisterleistung, die den Bullen den 3:2-Sieg und damit den Aufstieg in die Runde der letzten 32 bescherte, sondern eher eine, die auf Wille und individueller Klasse basiert. Positiv ist zu bemerken, dass nach dem Horror-Start die Körpersprache sehr positiv war, keiner den Kopf hängen ließ und jener Kampfgeist an den Tag gelegt wurde, der ansonsten allzu oft vermisst wurde.
Zudem wurden Fehler, die von den Slowaken angeboten wurden, auch genützt – wie beim 1:2 (Handspiel) und dem 2:2 (schrecklicher Fehlpass in der Spieleröffnung). Der Mut, der mit dem Spiel nach vorne in der ersten Halbzeit gezeigt wurde, wich spätestens nach der 3:2-Führung aber immer mehr dem Sicherheitsgedanken – Moniz sandte da mit der Einwechslung von zwei gelernten Innenverteidigern (für einen Sechser und einen AV) auch kein Signal der Angriffslust aus. Verständlich ist es aber schon, weil Lindgren weit von einer soliden Leistung entfernt war und Slovan vor allem in der ersten Halbzeit immer wieder viel Platz in der Hälfte der Salzburger bekommen hatte.
(phe)